Börse Händler

Die Verwaltung der 1540 Billionen Dollar an globalen Finanzguthaben verschlingt enorme Ressourcen. Diese Trader könnten auch produktiv arbeiten und echte Bedürfnisse befriedigen. © poznyakov / Depositphotos

Der tiefere Grund aller Finanzkrisen

Werner Vontobel /  Die chronische Ungleichheit macht, dass wir immer mehr Ressourcen im Kampf um – letztlich fiktive – Finanzvermögen verschleudern.

Das ganze Realkapital der Schweiz – Häuser, Fabriken, Strassen, Maschinen – hat einen Wert von rund 1800 Milliarden Franken. Soviel würde es kosten, alles zu Marktpreisen neu herzustellen. Wäre dieser Kapitalstock mit Aktien und Obligationen, mit Bankkrediten, Anleihen und Aktien finanziert worden, hätten wir entsprechende Finanzvermögen von ebenfalls 1800 Milliarden. 

In Wirklichkeit sind aber allein die Vermögen der Schweizer Haushalte mit 5400 Milliarden etwa dreimal so gross oder rund das Siebenfache des jährlichen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Und diese Diskrepanz wird immer grösser: In den letzten zehn Jahren ist das BIP um jährlich rund neun Milliarden gewachsen, die Finanzvermögen um 170 Milliarden Franken – pro Jahr.

Das weltweite Finanzvermögen hat sich in rund 20 Jahren verdreifacht

Weltweit bietet sich ein ähnliches Bild: Laut der Management Consulting Firma «McKinsey» hat sich das globale Finanzvermögen seit 2000 verdreifacht und beläuft sich aktuell auf 1540 Billionen Dollar – rund das 14-fache des globalen BIP von 112 Billionen.

Anders als «McKinsey» sagt, bedeutet das aber nicht, dass die Schweiz oder die Welt immer reicher – «wealthier» – wird. Im Gegenteil: Das heisst, dass wir einen immer grösseren Teil unserer Produktionskraft darauf verschwenden, diese 1’540’000 Milliarden zu verwalten, damit zu spekulieren und sie umzuschichten. Sinnbild dafür sind die riesigen «Trading-Floors», in denen Hunderte von Händlern damit beschäftigt sind, Wertschriften weltweit zu verschieben. Für sie gäbe es nützlichere Beschäftigungen. 

Die doppelte Last der Vermögensakkumulation

In der Schweiz belaufen sich die Aufwendungen des Finanzsektors auf 15,5 Prozent des BIP. Die dort tätigen Leute verdienen im Schnitt rund doppelt so viel wie alle anderen. Vor allem aber kassieren die Topmanager dieser Branchen und ihre Aktionäre den Löwenanteil der Finanzgewinne von – im Falle der Schweiz – 170 Milliarden Franken jährlich. 

Mit ihrem Luxuskonsum, mit ihren Villen, Yachten, Privatjets und Megaparties beanspruchen diese Leute einen weiteren beträchtlichen Teil unserer kollektiven Produktivkraft. Sie «schaffen damit Jobs», heisst die offizielle Sprachregelung. Stimmt. Aber wäre es nicht im allgemeinen Interesse, wenn diese Arbeitskräfte stattdessen für den Normalkonsum der Normalbürger arbeiten könnten?

Die über 20’000 Kryptowährungen brauchen gewaltige Mengen an Strom

Wir leben in einer Welt, in der wenige Leute mit Finanzspekulationen sehr viel mehr Geld verdienen können als die grosse Masse, die mit «echter» Arbeit echte Bedürfnisse befriedigt. Das führt zu falschen Anreizen. 

So sind inzwischen etwa 23’500 verschiedene Kryptowährungen «kreiert» worden. Sie werden an 617 verschiedenen Börsen gehandelt und haben einen Marktwert von 1120 Milliarden Euro, wovon fast die Hälfte auf den Bitcoin entfällt. Die «Werthaltigkeit» dieser «Guthaben» beruht unter anderem darauf, dass das «Schürfen» dieser Gelder sehr viel Strom kostet. Die entsprechenden jährlichen Transaktionen verschlingen je nach Schätzung zwischen 108 und 130 Terawattstunden und somit gut das Doppelte des jährlichen Stromverbrauchs der Schweiz. Welch eine Verschwendung!

Das Maximum aus den Mietern herauspressen

Noch viel teurer wird es, wenn die überschiessenden Ersparnisse in Immobilien investiert werden und deren Preise hochtreiben. Das hat im konkreten Falle der Schweiz bewirkt, dass der Wert des Immobilienbesitzes der (reichen) Privathaushalte allein in den vergangenen zehn Jahren um 865 Milliarden Franken gestiegen ist, wovon aber nur maximal 50 Milliarden auf realen Bau-Investitionen beruhen. 

Der entsprechende Nettoprofit ist nicht nur ein Buchgewinn, sondern die Kalkulationsgrundlage, aufgrund derer die Immobilienbesitzer ihre marktübliche Nettorendite von drei Prozent berechnen. Der hohe Marktwert der Immobilien beruht darauf, dass man die Neu-Käufer und Mieter zur Kasse bitten kann. 

Das trifft vor allem die niedrigen Einkommen hart. Nach einer Studie des Immobilienberaters «Wüest Partner» muss das ärmste Einkommensquintil je nach Haushaltstyp zwischen gut 40 und über 80 Prozent des verfügbaren Einkommens für die Miete aufwenden. 

Haus spiegelt sich in Glasfront
Wenn überschiessende Ersparnisse in Immobilien investiert werden, treibt das die Miet- und Kaufpreise hoch. Mittlerweile gehören über 40 Prozent der Schweizer Mietwohnungen rendite-maximierenden Immobilienprofis.

Wer zuletzt kommt….

Im Vergleich zu diesem Raubzug auf die Mieter ist eine weitere Folge der Geldschwemme schon fast nebensächlich – sie löst aber immer wieder globale Finanzkrisen aus: Finanzielle Guthaben sind letztlich Ansprüche auf das Realkapital, beziehungsweise auf die daraus resultierenden Profite, die wiederum – grosso modo – etwa einen Drittel des BIP ausmachen. Wenn nun aber diese Guthaben ein Vielfaches des BIP ausmachen, werden sie zur Fiktion. 

Konkret: Ein einzelner Gläubiger kann seine Ansprüche nur solange anmelden, als nicht alle anderen Gläubiger oder Aktionäre ihre «Wertpapiere» auch verkaufen wollen. Die Geldgeber müssen also nicht bloss ihre Schuldner scharf beobachten, sondern ebenso alle anderen Gläubiger. Das kleinste Anzeichen eines Vertrauensverlustes ist ein guter Grund, noch genauer hinzuschauen. Und wenn ein Schuldner erst einmal die Aufmerksamkeit der Finanzmärkte auf sich gezogen hat, dann will niemand der letzte Verkäufer sein. Siehe CS. 

Die Zentralbanken stehen am Ende der Kette

Doch woher kommen all diese Billionen? Die konventionelle Antwort lautet: Es sind die Zentralbanken mit ihrer Geldschwemme! Doch das ist nur die letzte Stufe in einem Prozess, der viel früher beginnt, nämlich mit der zunehmenden Ungleichheit der Einkommensverteilung und den daraus resultierenden Überschüssen. 

Bis vor etwa 40 Jahren haben die Unternehmen gerade etwa so viel Gewinn erzielt, dass sie damit einen Teil ihrer Investitionen finanzieren konnten. Den Rest mussten sie sich bei den Privathaushalten besorgen, die damit Vorräte auf – und nach der Pensionierung wieder abbaute. Die Wirtschaft war im Gleichgewicht, die Finanzguthaben stiegen nicht viel schneller als der reale Kapitalstock.

Der Standortwettbewerb hat die Spielregeln geändert

«Schuld» daran war ein harter Preiswettbewerb, der die Unternehmen zwang, ihre Produktivitätsgewinne mit den Konsumenten und Arbeitnehmern zu teilen. Starke Gewerkschaften und staatliche Regulierungen spielten dabei eine wichtige Rolle. 

Doch unter dem Regime des Standortwettbewerbs haben sich die Spielregeln geändert: Die Unternehmen müssen nicht mehr um Konsumenten und Mitarbeiter kämpfen, sondern umgekehrt. Diese, beziehungsweise deren Standorte, müssen mit tiefen Löhnen und Steuern um die Gunst der Multis und der Kapitalmärkte buhlen. 

Das erlaubt es den Multis, die Löhne so tief zu halten, dass entlang der globalen Wert-ab-Schöpfungsketten immer mehr Arbeitnehmer ihre laufenden Ausgaben nicht mehr aus eigener Kraft decken können. Deshalb muss ihnen der Staat mit Sozialausgaben zu Hilfe eilen.

Weniger Löhne bedeuten höhere Gewinne

Unter dem Strich bedeutet dies, dass die Multis im Verhältnis zum Umsatz weniger Löhne und Steuern bezahlen müssen und dafür entsprechend höhere Gewinne erzielen. Das heisst auch, dass sie ihren Mehrwert nicht mehr so verteilen, dass die Löhne genügend Nachfrage schaffen. 

Um einen Nachfrageausfall und Arbeitslosigkeit zu verhindern, muss sich der Staat laufend bei den Unternehmen und ihren gut bezahlten Kadern verschulden. Was die Multis unter normalen (früheren) Umständen an Löhnen und Steuern bezahlt haben, pumpen sie in der globalisierten Wirtschaft in Form von Krediten in den Geldkreislauf zurück. Dabei bleiben laufend Guthaben und Schulden stehen. 

Die kleine Helferrolle der Zentralbanken

Was sich da so zusammenläppert, illustriert ein Blick auf die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der EU. Danach haben sich bei EU-Unternehmen allein den letzten zehn Jahren 2250 Milliarden Euro Guthaben angehäuft. Davon sind die Dividenden bereits abgezogen. 

Diese Dividenden und die hohen Topsaläre sind an die Privathaushalte (im Wesentlichen an das reichere Drittel) geflossen. Diese konnten derweil ihre Guthaben um etwa 3000 Milliarden Euro aufstocken. 

Verlierer sind auch die Staatshaushalte und die Demokratie 

Auf der Seite der Verlierer beziehungsweise Schuldner stehen die Staatshaushalte der EU-Staaten mit 3240 Milliarden und die (Schuldner-)Staaten ausserhalb der EU. 

Doch können diese Staaten überhaupt so viele Schulden aufnehmen, ohne ihre Glaubwürdigkeit am Kapitalmarkt zu verlieren oder ohne zu hohe Zinsen bezahlen zu müssen? Erst hier kommen die Zentralbanken in Spiel. Sie stabilisieren die Märkte, indem sie Staatsanleihen aufkaufen und mit Notenbankgeld ersetzen. Das bedeutet aber auch, dass die Regierungen von den Kapitalmärkten und den Notenbanken abhängig werden. Die Märkte können (aus ihrer Sicht) falsche Entscheide jederzeit bestrafen, die Wähler nur alle paar Jahre. Die Lawine der Guthaben verschüttet auch die Demokratie.

Auch die Schweiz produziert laufend neue Guthaben. Der chronische Schuldner ist bei uns das Ausland, mit jährlich rund 60 Milliarden Franken Leistungsbilanzdefizit. Die entsprechenden Guthaben fallen – wie in allen anderen Ländern – bei den Privathaushalten an. Diese haben gemäss der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung im Schnitt der letzten zehn Jahre jährlich gut 78 Milliarden Franken mehr eingenommen als ausgegeben. Ihr Finanzvermögen ist derweil jährlich um 170 Milliarden Franken gestiegen. (Siehe oben)

Entscheidend ist, was man Mietern und Käufern abverlangen kann

Wie dieses Beispiel zeigt, hängt der Wert der Finanzvermögen nur sehr beschränkt vom zugrunde liegenden Realkapital ab. Dasselbe Haus ist in Zürich oder München viel mehr wert als im Jura oder in der Eifel. Entscheidend ist, was man dem Mieter abverlangen kann. Dasselbe gilt für viele andere Güter und Dienstleistungen, insbesondere für medizinische Leistungen und für Luxusgüter. Je reicher die Kundschaft, desto höher in der Regel die Gewinnmarge.   

Allgemein gesagt: Der hohe Wert des Finanzkapitals ist zugleich Folge und Ursache der Marktmacht. Die Aussicht auf hohe Preise – etwa eines Krebsmittels – treibt die Kurse der Pharma-Firma hoch, was wiederum die Latte für das Management noch höher legt.

Wie Ungleichheit noch mehr davon schafft

Ein Teufelskreis: Die «Produktion» von Finanzvermögen ist die Folge der von den chronischen Überschüssen der Multis verursachten ungleichen Einkommensverteilung. Zugleich treibt das Finanzkapital die Ungleichheit weiter voran: Inzwischen sind über 40 Prozent der Schweizer Mietwohnungen im Besitz von renditemaximierenden Immobilienprofis. Anno 2000 waren es noch 29 Prozent

Multis kaufen sich mit Hilfe der Finanzmärkte gegenseitig auf und vergrössern so ihre Marktmacht. Die Pharma-Lobby nimmt Einfluss auf die Zulassungsbehörden – und setzt höhere Preise durch. Und so weiter. Das Ganze folgt einer kapitalistischen Logik: Die ständig steigenden Finanzguthaben können ihren Wert nur wahren, wenn sie von entsprechend steigenden Profiten gestützt werden. Sonst bricht das Kartenhaus zusammen.

So kommt es, dass die «Pflege» der mittlerweile weltweit wohl schon über 1600 Billionen Dollar Finanzvermögen und der Luxuskonsum ihrer Besitzer und Verwalter immer grössere Teile unserer wirtschaftlichen Ressourcen verschlingt. Über den Daumen gepeilt könnte der Normalkonsument ohne diese Last sein Realeinkommen um mindestens ein Viertel erhöhen und vor allem könnte er dieses viel entspannter geniessen. Ohne Angst vor der nächsten, profitgetriebenen Entlassungswelle. Und ohne Angst vor den Folgen der nächsten Finanzkrise.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Weiterführende Informationen

Zum Infosperber-Dossier:

Banken

Die Macht der Grossbanken

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Finanzcasino bedroht Weltwirtschaft

Mit unvorstellbaren Summen darf gewettet werden, dass grosse Unternehmen und Staaten pleite gehen.

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13 Meinungen

  • am 24.04.2023 um 11:33 Uhr
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    «Doch woher kommen all diese Billionen?» Die Geldschöpfung der Banken nicht vergessen: Ein Unternehmen erhält einen Kredit (z.B. 100’000) einer Bank für eine Investition. Der Kredit wird amortisiert, das heisst an die Bank zurückgeführt. Die Investition (eine Maschine) altert, wird abgeschrieben, ist allmählich nichts mehr wert. Das als Kredit geschöpfte Geld bleibt ewig jung. Wenn dauernd nur Finanzkapital geschaffen, aber (ausser durch Inflation und Steuern) nicht vernichtet wird, kommt es zwangsläufig zu den von Werner Vontobel treffend beschriebenen Ungleichgewichten.

    • am 25.04.2023 um 13:56 Uhr
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      «Das als Kredit geschöpfte Geld bleibt ewig jung. Wenn dauernd nur Finanzkapital geschaffen, aber (außer durch Inflation und Steuern) nicht vernichtet wird…..»

      Dazu eine Anmerkungen/Korrektur:

      Das bei Kreditvergabe geschöpfte Giralgeld wird doch mit Tilgung der Forderung wieder «vernichtet». Die zusätzliche Geldmenge existiert also nur für die Dauer des Kredits.

  • am 24.04.2023 um 11:39 Uhr
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    Eine weitere prominente Beschreibung der Rezeptur für den Untergang unserer Finanzsysteme und der Menschheit damit. Ihr Bild der aufgeregten Börsenhändler braucht es auch nicht mehr. Das kann «künstliche Intelligenz» mit Hochfrequenzhandel besser und erst noch ohne dass wir es merken.
    Sorry, aber ohne Sarkasmus ist unser Tun leider nicht zu beschreiben. Die Reichen fahren weiter auf der Titanic, die Musik spielt, die Armen arbeiten an den Rettungsboten, wenn sie noch nicht obdachlos oder verhungert sind.

  • am 24.04.2023 um 12:07 Uhr
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    Gewinne führen zu steigenden Geldvermögen und damit zu mehr Schulden als Gegenbuchung, denn die Summe ist NULL. Gewinne sind grundsätzlich aber als Störung des Wirtschaftskreislaufes zu betrachten, in einem Kreislauf sind sie nicht enthalten, s. https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/lexikon-der-wirtschaft/19145/einfacher-wirtschaftskreislauf/

    Berechnet mit einer Tabelle ergibt sich ein fatales Bild, geht man dagegen von Gewinnen und wachsender Verschuldung aus. Die Kurven laufen ins Unendliche. Dabei entsteht der systeminhärente Zwang, dass die Geldvermögen zwecks Absicherung in Sachanlagen getauscht werden. Irgendwann also wird die Welt dann einer Handvoll Geldbesitzer gehören – ein furchtbares Szenario. Die Entwicklung sieht man bei den Immobilien, aber auch bei Ackerland.

    Und so ganz nebenbei wird das Dilemma und Paradoxon immer größer, dass die Produktionskraft für die Versorgung der (aller) Menschen mehr als ausreicht, aber diese mangels Geld die Produkte nicht kaufen können.

  • am 24.04.2023 um 13:58 Uhr
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    Ich habe den Verdacht, dass auf dieser Welt Tausende blödsinnig viel Geld verdienen, ohne zu verstehen, wie das eigentlich vor sich geht. Und dass ihre Plus-Saldi vielleicht mit irgendwelchen Minus-Saldi in Zusammenhang stehen könnten. Wenn es ihnen jemand sagt, werden sie es schulterzuckend entgegennehmen und einfach weitermachen. Auf jeden Fall Dank an Herrn Vontobel für diesen Überblick, auch wenn ich als Laie nicht beurteilen kann, ob seine Einschätzungen im Einzelnen zutreffen. Dass auf diesem Sektor aber etwas gewaltig schiefläuft, das hingegen ist leicht einzusehen.

  • am 24.04.2023 um 17:58 Uhr
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    Sehr geehrter Herr Vontobel. Mit vielem von Ihrem Artikel bin ich einverstanden. Mit einem jedoch nicht. Die BlockChain Industrie mit ihren Produkten (Bitcoin, Etherum, Ada, Polkadot und wie sie alle heissen) ist keine Luftnummer und birgt in sich eine wahre Revolution bezüglich Finanzen. Banken (und ihr Finanz Ponzi Dorf) könnten obsolet werden, Teilhabe grosser Weltbevölkerungsgruppen die bisher ausgeschlossen sind (ein Handy reicht), und und und… Sie sprechen den Strombedarf an. Wussten Sie dass bei den Kryptowährungen die Art des Minings entscheidend für den Stromverbrauch ist? Proof of stake verbraucht ca. 100x weniger Strom, als Proof of work. Aber dafür ist Proof of work meist dezentral und sehr sicher (nicht hackbar, zum Bsp Bitcoin), und Bitcoin Miner nutzen ca. zu 75 % erneuerbare Stromquellen. Die alte Finanzindustrie fürchtet Krypto und versucht alles sie madig zu machen. Schade sind Sie auch auf den Zug aufgesprungen.

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 24.04.2023 um 18:44 Uhr
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    Robert Aliber schrieb in seinem Buch «The International Money Game» [Macmillan 1973] ein Kapitel, das besonders gut zu diesem Thema passt : «They Invented Money So They Could Have Inflation».

    Richtig ist, dass die Zentralbanken mit ihrem «Monetary Easing» und der Abschied einer wirksamen Bankregulierung wie dem «Glass-Steagall Act» [Clinton, 1999] diese Pandora-Büchse weit geöffnet haben und ein Inflationspotential geschaffen haben, das in der Folge der westlichen Sanktionspolitiken [Deglobalisierung] seine destruktive Kraft auch in den westlichen «Demokratien» voll zum tragen bringen kann. Vielleicht werden in Zukunft auch «Central Bankers Balance-Sheets» lesen müssen und nicht nur «Election Returns», wie Prof. Aliber das damals formulierte.

  • am 24.04.2023 um 18:45 Uhr
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    Guter Artikel. Letzten endes ist die Vorstellung des unendlichen Wachstums das eigentliche Problem, denn den gibt es nicht, aber das wird konsequent ignoriert weil man das schnelle Geld sucht.

  • am 24.04.2023 um 19:49 Uhr
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    Die Illusion des ‹immer reicher werden› in einer Umgebung, die physisch limitierte Ressourcen hat, ist eben, ja, eine Illusion.
    Man kann nun in Versuchung geraten, die Limitation der physischen Welt zu umgehen indem man auf eine virtuelle, digitalisierte ‹Metaverse›-Welt ausweicht, wo sich ‹Werte› beliebig vervielfachen lassen.
    Aber auch hier wird man irgendwann an physische Grenzen stoßen – eben z.B. beim Stromverbrauch.
    Kurz, das ganze Finanzsystem, ist heute eine Illusion, mit welchen die Menschen sich selbst betrügen und glauben, sie werden immer reicher, während in Wirklichkeit das Gegenteil passiert.
    Der Autor legt das sehr gut dar und hat dabei noch nicht mal die ‹Derivaten-Pyramide› erwähnen müssen, welche das ganze noch um Magnituden verschlimmert.
    Tatsache ist, dass sich ehrliches, hartes Arbeiten nicht mehr lohnt, aber das am Bildschirm virtuelle ‹Werte› zocken schon. Kurz, man sollte nicht Nestlé Joghurts kaufen, sondern deren Aktien.

    • am 25.04.2023 um 22:30 Uhr
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      Sehr geehrter Herr Fehr, meine Alternative zu Nestleyoghurts sind nicht Nestleaktien,sondern Yoghurt aus der Molkerei in Airolo.Dort kenne ich den Milchproduzenten persönlich und es existieren auch nicht tausende Derivate,wie auf die Nestleaktien.
      Nun sind ja die meisten Menschen Zwangssparer bei einer Pensionskasse und als solche Mitbesitzer von 4 bis 600 Milliarden in Aktien.
      Gut wäre die müssten Alle zwangsweise an die Generalversammlungen. Yasmin Staiblin und Suzanne Thoma hätten vermutlich keine Freude,wenn ihnen Stundenlang ihre Millionen unter die Nase gerieben würden.

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 25.04.2023 um 11:21 Uhr
    Permalink

    Der Vergleich zwischen Privatvermögen und BIP ist etwas schwierig nachzuvollziehen, da es sich um Stock vs Flowvariablen, bzw um nicht dimensionsgleiche Grössen handelt. Dies umsomehr, als die Schätzwerte zum Privatvermögen auch die Grundstücke beinhalten, deren Wert nicht realisierte bzw nicht realisierbare Grössen enthält, d.h. nicht reproduzierbare (virtuelle) Vermögenswerte darstellen.

    Für den Wanderer in der Wüste ist ein Glas Wasser wohl mehr wert als ein paar Diamanten. Solange die Transaktion aber nicht realisiert werden kann, sind das rein virtuelle Vergleichsgrössen ohne wirtschaftlich relevanten Gehalt.

  • am 25.04.2023 um 17:39 Uhr
    Permalink

    Ist es ein Zufall, dass seit etwa 2010 amerikanische «Think Tanks» zu spekulieren beginnen, wo diese entgegen marktwirtschaftlicher Regeln erzeugten Gelder noch investiert werden könnten? In Osteuropa waren sie willkommen, nur bei der Ukraine mussten die USA mit dem Euromaidan-Putsch nachhelfen. Seither werden dort vom Westen Soldaten ausgebildet, Waffen geliefert, Informationen zur Verfügung gestellt und im Krieg unermessliche Schäden aller Art angerichtet, wie auch von Russland. Ist das Töten und Zerstören in der Ukraine nicht eine Konsequenz dieser Geldschwemme und zugleich die scheinbare «Lösung» des Problems? Die Milliarden, die nicht für Waffen ausgegeben wurden, können nachher in den Wiederaufbau fliessen. Fragt sich nur, was die vom (Wirtschafts-)Krieg gebeutelte Bevölkerung Europas von dieser Art der Problemlösung hält. Beim Rest der Welt haben die sonderbaren Kapriolen westlicher Marktwirtschaft und Moral ohnehin jede Glaubwürdigkeit verloren.

    • am 26.04.2023 um 13:08 Uhr
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      Geld wird nicht «gegen marktwirtschaftlichen Regeln» erzeugt. Das Problem, das sie anzusprechen scheinen, ist eher, dass es manchmal schwierig wird, genug Profit auf dem Kapital zu erwirtschaften. Wenn die Alternative der Finanzsektor ist, gibt es in der Produktionswirtschaft weniger Lohn (weniger Stellen –> Arbeitslosigkeit) und weniger Kaufkraft. Der Krieg «schafft» zwar auch Stellen, aber viel mehr Probleme – und Leid.

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