Globaler Luftverkehr

Globale horizontale räumliche Verteilung der Stickoxid-Emissionen aus dem weltweiten zivilen Luftverkehr © Dr. A. Schady, DLR

Gute Klima-Noten für Swiss Re und Zürich Versicherungen

Pascal Derungs /  Die meisten Gross-Unternehmen der Welt haben keine glaubwürdigen Pläne zur Minimierung ihrer Flugemissionen. Das zeigt ein Rating.

Swiss Re und Zurich Insurance Group gehören zu den weltweit führenden Unternehmen, wenn es darum geht, die Umweltemissionen ihrer Geschäftsreisen messbar und nachhaltig zu minimieren. Auch Roche geht noch als lobenswert durch. Doch 85 Prozent von insgesamt 322 analysierten globalen Unternehmen versäumen es, ehrgeizige Ziele zur Reduzierung der Emissionen von Geschäftsreisen anzupeilen. Dazu gehören auch ein gutes Dutzend Schweizer Multis. Eine der am schlechtesten bewerteten Firmen ist das Schweizer Unternehmen Glencore. Das zeigt die zweite Ausgabe eines Rankings zu Geschäftsreisen von The Travel Smart Campaign.

Die meisten Multis wollen ihre Fluggewohnheiten beibehalten

Gemäss Ranking hätten sich nur gerade 50 von 322 Unternehmen überhaupt Ziele gesetzt, um die Emissionen von Geschäftsreisen zu reduzieren. Von den 50 Unternehmen, die Ziele haben, erhalten im Ranking nur einige wenige den «Goldstandard», weil sie sich zu besonders signifikanten Einsparungen verpflichten: 50 Prozent oder mehr bis 2025 oder früher. Darunter befinden sich neben Swiss Re auch Novo Nordisk (Pharma, Dänemark), Fidelity International (Finanzen, Grossbritannien) und ABN Amro (Finanzen, Niederlande).

Beim Fliegen setzt nicht nur CO2 dem Klima zu

Die Travel Smart Campaign unterstreicht, dass sich das Geschäftsfliegen nicht nur wegen der CO2-Emissionen auf das Klima auswirkt. Neben Kohlendioxid emittieren Flugzeugtriebwerke auch Stickoxide, Schwefeldioxid und Feinstaub (Russ). Diese werden allgemein als Nicht-CO2-Emissionen bezeichnet. Es wird geschätzt, dass sie zwei Drittel der gesamten Klimaerwärmung durch das Fliegen ausmachen. Das Ranking stellt fest, dass nur 40 Unternehmen alle Treibhausgasemissionen ihrer Firmenflüge berücksichtigen und melden, also inklusive Nicht-CO2-Effekte.

Kaum Klimaschutz ohne Reduktion der Businessflüge

Denise Auclair, Corporate Travel Manager beim unabhängigen Umwelt-Dachverband Transport & Environment, sagt: «Unternehmen verschliessen die Augen vor den Schäden, die durch das Fliegen zur Arbeit entstehen. Die meisten Unternehmen ergreifen wenig bis gar keine Massnahmen gegen die Businessflüge, was andere ihrer Bemühungen um die Bekämpfung des Klimawandels bedeutungslos macht. Nur wenige Spitzenreiter melden auch ihre Nicht-CO2-Emissionen – der verborgene Teil des Eisbergs der vollen Klimaauswirkungen des Luftverkehrs.»

Gemäss Travel Smart Ranking sind VolkswagenKPMG und Johnson & Johnson die drei grössten Emittenten, die keinerlei Ziele zur Reduzierung ihrer Reiseemissionen formuliert haben. Dabei sei die Festlegung und Erreichung solcher Ziele möglich, wie Unternehmen ähnlicher Grösse und Branche aufzeigten, zum Beispiel McKinseyDeloitte und AstraZeneca.

Auch bei Businessflügen gilt: Weniger ist mehr

Der beste Weg, die Emissionen des Luftverkehrs zu reduzieren, bestehe darin, weniger zu fliegen. Das gelte besonders für das kritische Jahrzehnt bis 2030, da bis dahin kaum nachhaltige Treibstoffe und emissionsfreie Flugzeuge verfügbar seien. Die Praxis der CO2-Kompensation könne die Verringerung der Emissionen nicht ersetzen.

Denise Auclair fasst zusammen: «Die grössten Emittenten spielen eine überproportionale Rolle, wenn es um die Reduzierung der Flugemissionen geht. Die Mittel dafür sind zugänglicher denn je: Bahnreisen, wenn es die Entfernungen erlauben, und Videokonferenzen, um Langstreckenflüge zu vermeiden.»

Die «Travel Smart Campaign»

Transport & Environment, der grösste unabhängige Umwelt-Dachverband Europas, hat zusammen mit einer Koalition globaler Partner die Travel Smart Campaign im Jahr 2022 mit einer jährlichen Ausgabe eines Unternehmensrankings für nachhaltige Geschäftsreisepraktiken gestartet. 

Das Travel Smart Ranking bewertet 322 US-amerikanische, europäische und indische Unternehmen anhand von zehn Indikatoren, die sich auf Luftverkehrsemissionen, Reduktionsziele und Berichterstattung beziehen. Die Unternehmen erhalten die Klassifizierung A, B, C oder D. In der diesjährigen Ausgabe des Rankings qualifizieren sich 11 Unternehmen für eine A-Note, 38 für eine B-Note, während die überwiegende Mehrheit (212) ein C erhält und 61 Unternehmen eine D-Note neben ihrem Namen sehen. Die Studie ist repräsentativ, weil die Gesamtheit der Flüge aus den 17 Ländern mit der grössten Reisetätigkeit einen beträchtlichen Teil der Geschäftsreisen weltweit ausmachen.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

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