Cochenille_z02

Der rote Lebensmittel- und Kosmetikfarbstoff Karmin wird aus Cochenilleschildläusen gewonnen - hier auf einem Kaktus in La Palma 2006. © cc-by-sa Zyance/Wikmedia Commons

Diese Coop-Produkte enthalten Insektenfarbstoff

Daniela Gschweng /  Erstaunlich viele Lebensmittel enthalten Farb- und Überzugsstoffe aus Insekten. Wer keine Tierprodukte essen will, muss aufpassen.

Ende Januar trat in der EU eine Verordnung in Kraft, die neue Insekten und Insektenbestandteile in Lebensmitteln erlaubte, was für hitzige Diskussionen sorgte. Die Schweiz übernahm die Neuregelung.

Das heisst, zu den in der Schweiz seit 2017 erlaubten Insekten-Lebensmitteln kamen noch einige neue Zubereitungen hinzu. Brot, Kuchenteig und Fertiggerichte dürfen Insektenmehl oder-paste enthalten.

Wie Schellack und Karmin hergestellt werden

«Infosperber» hat sich in den Artikeln «EU lässt Insektenmehl im Kuchenteig zu» und «Insekten in Lebensmitteln – mehr zur neuen EU-Verordnung» ausführlich mit den neuen Regeln beschäftigt und zahlreiche Fragen der Leserschaft beantwortet.

Insekten in Lebensmitteln dürften eher die Ausnahme als die Regel bleiben. Coop Schweiz beispielsweise hat kein einziges Eigenmarken-Produkt mit Insektenbestandteilen im Sortiment und plant auch nicht, solche Produkte einzuführen.

Allerdings enthalten zahlreiche Lebensmittel den Farbstoff Karmin oder einen Überzug aus Schellack. Karmin wird durch Auskochen von Scharlachschildläusen und Schellack aus dem Sekret der Lackschildlaus gewonnen. Bei der Schellackproduktion könnten auch lebende Läuse verarbeitet werden, sagt die Tierschutzorganisation Peta. Im Produkt finden sich keine lebenden oder toten Tiere.

Worin Schellack und Karmin enthalten sind

Lebensmittelhersteller nutzen Schellack oder E 904 für glänzende Beschichtungen, zum Beispiel auf Zitrusfrüchten, Pralinen oder Schokolinsen. Karmin oder E 120 ist ein roter Farbstoff, der zum Beispiel in Gebäck verwendet wird. Beide Zusatzstoffe sind etablierte Lebensmittel-Zusätze und gelten als sicher. Sie fallen deshalb auch nicht unter Gesetze, die sich auf neuartige Lebensmittel oder Novel Foods beziehen, wie die neue EU-Verordnung. Beide müssen auf der Verpackung bezeichnet werden.

Welche Coop-Produkte Schellack und Karmin enthalten

Welche Lebensmittel Schellack und Karmin enthalten, kann den Durchschnittskonsumenten aber schon überraschen. Eine aktuelle Liste von Coop enthält 209 Eigenprodukte mit Schellack oder Karmin. Darunter finden sich Backwaren wie Schwarzwälder Torte, aber auch gefärbte Eier, Pralinés, ein Tiefkühl-Gericht sowie Zitrusfrüchte, die mit Schellack überzogen sind.

Die Liste enthält insgesamt 55 Produkte mit dem Laussekret Schellack (E 904) und 180 Produkte mit dem Farbstoff Karmin (E 120), 27 Produkte enthalten beides. Bei einem Produkt (Coop Naturaplan Bio Osterkörbli 535g) konnten wir die Zuordnung nicht nachvollziehen. Die vollständige Liste in PDF-Form findet sich hier.

Schellack und Karmin sind nicht vegan

Wer keine tierischen Produkte essen will, muss beim Einkaufen aufpassen. Produkte, die Farbe aus Tieren enthalten oder mit Schellack überzogen sind, sind nicht vegan. Ein Grenzfall sind wohl Zitrusfrüchte, deren gewachste Schale man nicht mitisst, und gefärbte Eier. Geld ausgeben wollen Veganerinnen und Veganer dafür aber möglicherweise nicht. Coop verweist dazu auf die Kennzeichnung mit dem V-Label für geprüft vegetarische und vegane Produkte sowie die Suchfunktion auf der Coop-Website.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Weiterführende Informationen

Zum Infosperber-Dossier:

Tasche_Hintergrund

Konsumentenschutz

Einseitige Vertragsklauseln. Täuschungen. Umweltschädlich. Hungerlöhne. Erschwerte Klagemöglichkeiten.

Logos Migros etc

Migros, Coop, Aldi, Lidl & Co. in der Verantwortung

Die Detailhändler sprechen ständig von Nachhaltigkeit und Regionalität. Aber sie bewerben Lebensmittel vom anderen Ende der Welt.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

3 Meinungen

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...