Das Spiel: Von einer Burg, die keine ist
Drehen wir das Rad der Zeit ein wenig zurück. 2007 erschien ein Spiel auf dem Markt, das einen sehr schweizerischen Titel trug. «Burg Appenzell» war zudem äusserst erfolgreich und beliebt. Ein Familienspiel, das für Kinder interessant war und auch Erwachsene herausforderte. So erstaunte es nicht, dass es auf der Empfehlungsliste zum «Spiel des Jahres» erschien und die «Burg Appenzell» plötzlich im erweiterten Rampenlicht der Spielewelt stand.
Ende des Jahres 2022 veröffentlichte der Zoch Verlag eine Neuauflage des Spiels. Mit wenigen Handgriffen baut man aus der Spielschachtel eine Burg, setzt an den Ecken vier Türme und legt das Dach in mehreren Schichten dazwischen. Die Dachgiebel verdecken verschiedene Käsesorten, die mehrfach darunter liegen. Das lockt zahlreiche Mäuse an, die sich auf die Suche nach den Käsesorten machen.
Doch wo liegt die Burg Appenzell?
Wir müssen nun tapfer sein, denn eine echte «Burg Appenzell» gibt es überhaupt nicht. Ein wenig über dem Dorf Appenzell thront die Burgruine Clanx, oder eher das, was von ihr übrig blieb. Bei den Steinhaufen erhält man bei schönem Wetter einen wundervollen Rundumblick auf Appenzell, Säntis und Hoher Kasten. Im Ort selber gibt es ein sogenanntes Schloss, das ummauert und im Privatbesitz ist. Eine Ähnlichkeit zur spielerischen Umsetzung besteht nicht.
Trotzdem umgibt uns natürlich eine heimelige Atmosphäre, wenn die «Burg Appenzell» auf dem Tisch steht. Das Spiel nimmt Anleihen von bekannten Familienspielen. Wie bei «Das verrückte Labyrinth» verschieben wir Plättchen und verändern die Situation auf dem Dach der Burg. Und ähnlich wie bei «Lotti Karotti» purzeln hin und wieder unsere Spielmäuse in die Burg hinein.
Auf zur Käsesuche
Während eines Spielzuges stehen vier Aktionen zur Verfügung, die man in beliebiger Reihenfolge, auch mehrfach, einlösen darf. Ein Dach wegzuräumen, kostet eine Aktion. Unter einem Dachteil findet man den begehrten Käse oder Löcher, die zur Falle für die Spielfiguren werden können. Verschiebt man eine Maus um eine Position auf dem Dach, bezahlt man ebenfalls mit einer Aktion. Und einmal pro Spielzug darf man eine ganze Reihe an Käseplättchen unter den Dächern seitwärts verschieben. Damit verändert man die Position der Käsesorten und verschiebt gleichzeitig die Löcher im Dach.
Verschwindet beim Verschieben eine Maus in einem Loch, ist sie aus dem Spiel. Zum Glück besitzen alle Spielenden vier Mäuse, die sie einsetzen können. Um ein Stück Käse einzusammeln, müssen zwei eigene Mäuse irgendwo auf dem Dach auf der gleichen Käsesorte stehen. Das klingt einfach, aber ein Dachteil schliesst sich auch wieder, wenn sich keine Maus dort befindet. Man sollte sich die Positionen der Käsesorten gut merken. Wer sich zuerst vier unterschiedliche Käsesorten sichert, gewinnt das Spiel.
Nichts von seiner Klasse eingebüsst
Wenn sich ein Spiel seit 2007 auf dem Markt hält, kann man gut von einem Klassiker sprechen. Nur wenige Gesellschaftsspiele sind über längere Zeit gefragt und bleiben im Sortiment eines Verlages. Die Elemente von «Burg Appenzell» wirken auch heute noch frisch und unterhalten mit einer angenehmen Spieltiefe Gross und Klein. Da lässt es sich verschmerzen, dass der Titel des Spiels eine reine Erfindung ist. Zumindest im Kanton Appenzell wird man sich so oder so über die langjährige Erwähnung freuen, ist die Landschaft doch immer einen Ausflug wert.
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Burg Appenzell
Ein Brettspiel von Jens-Peter Schliemann und Bernhard Weber
Illustrationen: Victor Boden
Für 2 – 4 Personen | Ab 6 Jahren | 30 Minuten
Verlag: Zoch Verlag | ca. 35.- Fr. / 30 Euro
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Patrick Jerg betreibt seit 12 Jahren die Webseite brettspielblog.ch und veröffentlicht regelmässig Spielkritiken über Brett- und Kartenspiele.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.