Migros Trick Pizza Backen

«So kann man den eigenen Ofen überlisten» -- die Migros gibt Tipps zur Energieverschwendung. © Marco Diener

Backen bei offener Ofentür

Marco Diener /  Die Migros hält nichts vom Energiesparen. Sie empfiehlt ihren Kunden, Pizza bei offener Ofentür zu backen.

«Alle lieben Pizza, aber kaum jemand macht sie selbst», behauptet die Migros auf der Startseite von migros.ch. Und ermutigt ihre Kunden: «Dabei ginge das ziemlich einfach – mit Backofen-Tuning-Kenntnissen und Zutaten aus der Migros.»

Die Zutaten

Zuerst listet die Migros die Zutaten auf. Natürlich alles Migros-Produkte. Dann zählt die Migros ein paar Fehler auf, die es auf dem Weg zur perfekten Pizza zu vermeiden gilt.

Der Pizzastein

Dazu ist eine kleine Investition nötig. Denn «auf einem Backblech kann man» laut Migros «keine vernünftige Pizza backen». Deshalb muss ein Pizzastein her. Am besten von der Migros-Tochter Do it + Garden – für 30 bis 120 Franken.

Der Pizzaschieber

Und wenn die Migros schon dabei ist, ihre Tochterfirmen zu empfehlen. Bei Galaxus gibt es Pizzaschieber für 15 bis 212 Franken. Damit lasse sich die Pizza einfacher in den Ofen schieben.

Die Temperatur

Wenn der Pöstler Pizzastein und Pizzaschieber gebracht hat, geht’s ans Backen. «Die grösste Herausforderung ist die Temperatur», schreibt die Migros. Denn ein Pizzaofen im Restaurant lasse sich auf 500 Grad heizen. Der Backofen zuhause schafft gut die Hälfte. «Einfach länger backen?», fragt die Migros und antwortet gleich: «Kann man machen, aber dann trocknet die Pizza aus.»

Das Tuning

Deshalb verrät uns die Migros ihren Trick. Ohne diesen sei es «unmöglich, zu Hause eine vernünftige Pizza zu machen». Die Migros empfiehlt, den Ofen auf die maximale Temperatur vorzuheizen. Das Problem: Wenn eine Temperatur von gut 250 Grad erreicht ist, schaltet der Thermostat die Heizelemente aus. Aber die Migros weiss Rat: Einfach «einen Holzlöffel zwischen die Ofentür klemmen, damit sie einen Spalt offen bleibt. Damit sinkt die Temperatur wieder. Die Heizelemente beginnen erneut zu glühen und sorgen für grosse Hitze ganz oben im Ofen — dort wo die Pizza liegt. So kann man den eigenen Ofen überlisten und auf über 300 Grad tunen. Keine 500 Grad, aber entschieden besser als 250.»

Das Versprechen

Mit anderen Worten: Die Migros rät ihren Kunden und Kundinnen, die Pizza bei offener Ofentür zu backen. Das ist ein bisschen seltsam, wenn man an den Strommangel und an all die Sparappelle der letzten Wochen denkt. Und es ist auch seltsam, wenn die Migros auf ihrer eigenen Website verspricht: «Unsere Schwerpunkte liegen auf umweltfreundlichen und sozialverträglichen Produkten für einen nachhaltigen Konsum sowie einem breiten Engagement im Bereich Klima.»

Die Ausrede

Infosperber wollte von der Migros wissen,

  • ob sie es klug finde, den Thermostaten zu überlisten,
  • ob ihr der Tipp mit der offenen Ofentür in Zeiten von Sparappellen und Strommangel ernst gemeint sei
  • und wie sich die offene Ofentür mit dem «breiten Engagement im Bereich Klima» vereinbaren lasse.

Die Migros räumte zwar gegenüber Infosperber ein: «Ihr Fragen sind berechtigt.» Beantwortet hat sie diese dann doch nicht, sondern lieferte eine Ausrede: «Wir reden von einer sehr kurzen Backzeit unter dieser Methode, nämlich zwei bis drei Minuten. Wir denken, das dies vertretbar ist, zumal man ja eine Pizza auf diese Art selten backt.»

Erst nach der Infosperber-Recherche schrieb die Migros auf ihrer Website: «Die Methode verbraucht auch etwas mehr Energie als eine übliche Blechpizza, deshalb sollte man darauf achten, dass der Backofen nur für die zwei bis drei Minuten Backzeit offen steht und der Spalt so klein wie möglich ist.»

Offenbar hat die Migros auch noch gemerkt, dass diese Methode brandgefährlich ist. Denn sie schreibt. «Da es oben im Ofen sehr heiss wird, ist auch auf jegliches Backpapier zu verzichten.»


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

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10 Meinungen

  • am 2.02.2023 um 14:16 Uhr
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    Grüezi Herr Gasche
    Heute scheint der Tag der unsinnigen Medienbeiträge zum Strom zu sein. Es ist mir nicht bekannt, dass Pizza backen, ob nach Methode Migros noch dach Sparmethode BfE relevant ist für die Stromersorgungssicherheit. Es ist vor allem ein ablenken von den möglichen Lösungen. Das Mittagsjournal von SRF hat heute noch getoppt. Gemäss einer wissenschaftlichen Studie der ETH zahlen die verschiedenen EWS sehr verschieden Rückvergütungspreise für Photovoltaik Anlagen. Welch eine Neuigkei. In Deutschland wurde dieses System EEG Umlage gerade abgeschafft. Viel wichtiger ist der ungehinderte Handel von Quartierstrom. Ebenfalls im Tagesgespräch dann der Chef von Economiesuisse. Der fasselt, dann von neuen Atomkraftwerken und dass Ecomomiesuisse die Wirtschaft vertrete. Zumindest die Industrieunternehmen, die wir in D und CH beraten, werden nicht von Ecomomiesuisse vertreten. Offensichtlich haben einige Leser gemerkt, dass dieser Beitrag im Infosperber keine Meisterleistung war.

    • Portrait Marco Diener.1 Kopie
      am 2.02.2023 um 15:57 Uhr
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      Kann man natürlich immer sagen, dass es nicht viel ausmache.

  • am 2.02.2023 um 14:47 Uhr
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    Bei diesem Artikel frage ich mich ob Infosperber nun in den links grünen staatlichen Umerziehungskurs einsteigt.

    Ein normaler mündiger Bürger weiß was Energie kostet.

    Wenn man als Bürger bereit ist ca. 20 cent mehr für seine Pizza auszugeben (1kWh x 0,5h x 50 cent/kWh) warum nicht.

    siehe https://www.hausjournal.net/backofen-leistung

    0,5 kWh sind killefiez aka Peanuts. Oberlehrerhaft Leuten schlechtes Gewissen für ein bisschen Genuß einzureden hat was von den Geißlerzügen des Mittelalters für mich.

    Vieles was derzeit gehypt wird verursacht mehr Energieverschwendung, z.B. E-Bikes und E-Roller die Fahrräder aber nicht Autos ersetzen. Dafür können Sie viel Pizza backen mit offener oder geschlossener Tür.

    Übrigens: Als Student habe ich ca. 500 Pizzen als Hilfskraft in den Ofen geschoben. Pizza die bei 500°C gebacken wird ist viel schneller fertig, darüber reduziert sich der Energieverbrauch wieder. Wer selbst bäckt anstelle TK Ware spart auch den Strom fürs einfrieren.

    • Portrait Marco Diener.1 Kopie
      am 2.02.2023 um 15:57 Uhr
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      siehe Kommentar zu Urs Anton Löpfe.

    • am 3.02.2023 um 17:34 Uhr
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      Es geht hier nicht um die monetären Stromkosten, sondern ob der Migros-Tip überhaupt sinnvoll ist, was ich eher bezweifle, aber man müsste es ausprobieren. Mein Backofen hat allerdings eine «Grill-Funktion» wo die Türe extra offen bleibt und die Knöpfe durch eine herziehbares Blech geschützt sind.
      Mit 0.5 kWh kommt man weit mit einem Elektrovelo, ich mit meinem mindestens 60 km. Das spart sogar Energie, denn ohne Motor muss man für die strengere Tretarbeit mehr essen und man braucht mindestens vier Mal so viel Energie (Wirkungsgrad Muskeln max. 25%). Ausserdem ist die Produktion von Nahrung wesentlich ineffizienter als die Produktion von Strom. Sie glauben das vielleicht nicht, aber es stimmt; ich bin hier Spezialist und habe es ausgerechnet.
      Für Fahrten Innerorts ersetzt ein Elektrovelo sehr wohl ein Auto und ist meistens sogar schneller, von Tür zu Tür. So spart man natürlich viel mehr Energie und kann manche Pizza «kompensieren».

  • am 2.02.2023 um 17:54 Uhr
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    Das ist doch wohl ein schlechter Witz?
    Den Backofen über die Sicherheitsschaltung hinaus zu erhitzen und nicht nur einen nicht unerheblichen Schaden am Ofen zu riskieren sondern auch wesentlich mehr Energie zu verbraten um 50 Grad Kelvin mehr zu erhalten?
    Damit backt sich keine Pizza besser und auch in 2-3 Minuten ist keine Pizza fertig.
    Mathematik für die Stromberechnung her zu ziehen wie in einem Beitrag vorher, kann man machen, aber bitte, die Wärmeleistung erfolgt logarithmisch und ist deshalb erheblich teurer.
    Auf jeden Fall aber ist der Beitrag der Migro fahrlässig gefährlich und unsinnig. Von so einem Unternehmen hätre ich mehr Verstand und Sachverstand erwartet.

  • am 3.02.2023 um 04:42 Uhr
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    Jetzt im Winter, wo überall Heizungen herunterreguliert werden, dürfte wohl noch der eine oder die andere mit Küchengeräten oder anderen Elektroheizungen nachhelfen. Solange dies nicht bei offenem Fenster (oder in der warmen Jahreszeit) geschieht, ist es keine Energieverschwendung. Über die Grössenordnungen wurde oben schon alles nötige gesagt.

    Was ich mich eher frage, ist, ob der Ofen solche Temperaturen ohne Verkürzung seiner Lebensdauer aushält.

  • am 3.02.2023 um 09:27 Uhr
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    zum Kommentar von Herrn Jens Happel, Lübeck:

    Die zitierte Quelle hat Schwierigkeiten mit den Begriffen. Ein Backofen besitzt eine Heizleistung, gemessen i kW, wenn er eine Zeit lang an ist, hat er Energie verbraucht, gemessen in kWh!
    Der Fehler resultiert wohl aus der EU-Produktinformation 65-66/2014, die keine Leistungsangabe in kW für die Heizkörper, sondern eine Energieangabe in kWh pro Programm verlangt.
    Übliche Heizleistungen für Backöfen sind zwischen 2 kW und 3,4 kW angesiedelt (Quelle: hea.de/fachwissen/herde-backöfen).
    Korrektur der Rechnung: 2kW * 0,5h * 50 cent = 50 cent.
    Das Problem der Überhitzung einiger Bauteile im Backraum ist ebenfalls zu beachten. Das ist abhängig von der Temperaturverteilung, die nicht homogen ist und an einigen Stellen durchaus mehr als das Doppelte der Temperatur am Sensor betragen kann. Bei ca. 500°C wird z.B. die Glasur weich…
    Es hat schon einen Sinn, wenn es Grenzwerte für den Betrieb auch von Haushaltsgeräten gibt.

    • am 4.02.2023 um 04:12 Uhr
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      Danke für die Präsentation der korrekten Formel. Die Rechnung kann allerdings auch in die Irre gehen, wenn man falsche Werte einsetzt. Beim Strompreis dürfte in der Schweiz statt den von ihnen angenommenen 50 Cent bzw. Rappen eher eher die Hälfte davon realistisch sein. Falls man den Strom auf dem eigenen Balkon produziert, käme es nochmal deutlich günstiger. Ob der fragliche Grossverteiler auch entsprechende Solarmodule anbietet, ist mir unbekannt.

      Vorsichtig gerechnet könnte sich somit ergeben: 3,4 kW * 0,1h * 27 cent = 9,18 cent.

      Bezüglich Überhitzungsgefahr gebe ich ihnen recht.

  • am 3.02.2023 um 11:57 Uhr
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    Wenn sie wirklich viel Strom sparen wollen, dann sollte man DAB+ abschalten, das verschlingt unmengen an Strom ohne jeglichen Mehrwert, ein Grossteil (ca 80%) davon wird in Wärme umgesetzt, mit welcher man dan getrost die Pizza backen kann.

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