Das Spiel: Familienfreundliche Sätze formulieren
Im Jahr 2016 startete Angela Vögtli mit ihrem Team eine Kickstarter-Kampagne, um ihr eigenes Kartenspiel zu finanzieren. «Kampf gegen das Bünzlitum» sollte vor allem eines: Seichte Unterhaltung für den Stammtisch bieten, Schenkelklopfer-Humor inklusive. Das Spielprinzip orientierte sich am amerikanischen «Cards against Humanity», ein Spiel, das sich selber als taktlos bezeichnet, da es thematisch keine Grenzen kennt.
Dabei folgt das Spielprinzip ganz einfachen Regeln. Ein unvollendeter Satz wird von allen Spielenden mit einem möglichst originellen Einschub vollendet. Die originellste, beste, schönste, kreativste oder frechste Antwort gewinnt und das Spiel beginnt wieder von vorn. Das Kartenspiel startete in der Schweiz durch, die Bünzlis sollten in ihre Schranken verwiesen werden. Eine deutsche Variante unter dem Titel «Kampf gegen das Spiessertum» folgte – ebenfalls sehr erfolgreich.
Vom Spiel zum Verlag
Der Erfolg liess den Verlag «Kampfhummel Spiele» entstehen und weitere Kartenspiele folgten. Schwarzer Humor ist ein fester Bestandteil aller Produkte, der gute Geschmack bleibt meist auf der Strecke, aber in geeigneten Runden sorgen die Partyspiele für grosse Lacher. Nun haben die Kampfhummeln erneut überrascht. Mit der «Kampf gegen das Bünzlitum Familien-Edition» ist das erste familienfreundliche Spiel des Verlags erschienen. Nun können auch die Kleinsten ohne Hörschutz und Augenbinde am Spiel teilnehmen. Und sie tun das mit grösster Freude, in einem Spielprinzip, das ihnen total entspricht.
Über 600 Karten findet man in der schweren Spieleschachtel. Und sämtliche Antwortkarten haben eine kleine Illustration erhalten. So finden sich auch Kinder und Erstleser problemlos zurecht. Nach einer kurzen Erklärung startet man in die Partie. Der erste Satz: «Unsere Lehrerin ist heute krank. _______ springt für sie ein.» Alle wählen aus ihren Handkarten ihre beste Antwort aus und reichen sie verdeckt ein.
Die Qual der Wahl
«Nachbars Katze», «Ein Äffchen, das Windeln trägt», «Julius Cäsar» oder «Bart Simpson»? Die Auswahl der möglichen Stellvertreter ist gross, der Entscheid liegt im Ermessen des aktuellen Fragestellers. Wer hat die beste Antwort eingereicht? Nach der Wahl des Siegers, outet sich die Person, deren Antwort gewählt wurde. Sie erhält einen Punkt und liest gleich die nächste Frage vor, die erneut alle zu einer Antwort animiert.
So geht das Runde für Runde weiter. Die Antwortkarten sind witzig, geistreich, manchmal frech, aber nie unverschämt. Der kindliche Humor ist gut getroffen und lässt auch Erwachsene nicht kalt. Um zu punkten, benötigt man übrigens ein wenig Einfühlungsvermögen. Kennt man die Spielrunde, kann man einschätzen, welche Antworten besser oder schlechter ankommen. Hin und wieder muss man aber ganz einfach seine Karten wegspielen, um neue und bessere zu erhalten.
Eine neue Zielgruppe
So hat der junge Schweizer Verlag alles richtig gemacht. Mit der «Kampf gegen das Bünzlitum Familien-Edition» gelingt es, ein neues Zielpublikum anzusprechen. Und die Kinder lieben das Spiel mit den unvollendeten Sätzen, die man auch einmal gegen die Knigge-Regeln ergänzt. Ein grosser Fundus an Wörtern und Bildern erwartet die Spielenden, die man in beinahe unendlichen Kombinationen verbinden kann. Ob man viele Punkte sammelt oder nicht, ist in diesem Spiel nebensächlich. Viel mehr freut man sich auf den nächsten Satz und darauf, eine passende Antwort parat zu haben. Eine, die garantiert gewinnt!
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Kampf gegen das Bünzlitum Familien-Edition
Ein Satzbauspiel von Angela Vögtli
Illustrationen: Okrani
Für 3-10 Personen | Ab 10 Jahren | ab 20 Minuten
Verlag: Kampfhummel Spiele | ca. 43.- Fr. / 37 Euro
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Patrick Jerg betreibt seit 12 Jahren die Webseite brettspielblog.ch und veröffentlicht regelmässig Spielkritiken über Brett- und Kartenspiele.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.