Verhütungspillen

Die Verhütungspille erhalten junge Frauen in Frankreich gratis, junge Männer auch Kondome. © meix

Gratis Verhütung für Jüngere: «Auch das noch!»

Barbara Marti /  In Frankreich sind ab Neujahr Verhütungsmittel für Jugendliche kostenfrei – Für Tamedia-Zeitungen eine unpolitische Lappalie.

Mit «Auch das noch!» überschrieb kürzlich der Schweizer «Tages-Anzeiger» einen kleinen Artikel auf der «Panorama»-Seite, die mit unpolitischen Meldungen gefüllt ist. Mit dieser Platzierung und der lockeren Schlagzeile macht sich die Zeitung über ein wichtiges frauenpolitisches Anliegen lustig. Es geht um Verhütungsmittel, die in Frankreich ab dem kommenden Jahr für unter 25-jährige Frauen und Männer kostenlos sind. Bereits seit Anfang dieses Jahres erhalten junge Frauen die Verhütungspille und andere Verhütungsmittel gratis. Ab dem kommenden Jahr sind für unter 25-Jährige auch Kondome kostenlos. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen. Zuvor war in Frankreich die Verhütungspille nur für minderjährige Mädchen gratis.

«Verhütungsrevolution»
«Das ist eine kleine Verhütungsrevolution», sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Regierungssprecher Olivier Véran erklärte im TV-Sender France 2, dass immer mehr junge Frauen aus finanziellen Gründen auf Verhütung verzichten müssen. Mit 25 Jahren hätten die meisten dann genug Einkommen, um Verhütungsmittel selber zu zahlen. Die französische Regierung schätzt die Kosten auf jährlich 21 Millionen Euro (21 Millionen Franken).

Vorstoss in der Schweiz
In Deutschland ist die Verhütungspille für Minderjährige kostenlos. Vom 18. bis zum 23. Geburtstag fällt eine Rezeptgebühr an. Danach müssen die Frauen den vollen Betrag zahlen. In der Schweiz und in Österreich wird kein Verhütungsmittel von der Krankenkasse bezahlt oder mitfinanziert. Auch in der Schweiz gebe es Menschen, die aus Kostengründen nicht verhüten können, sagt SP-Nationalrätin Samira Marti. Sie hat im letzten Frühjahr eine Motion im Parlament eingereicht. Darin fordert sie die Regierung auf, eine gesetzliche Grundlage zu schaffen, um unter 25-jährigen Frauen und Männern niederschwelligen Zugang zu kostenlosen Verhütungsmitteln zu ermöglichen. Die Regierung antwortete, dass dies nicht in die Zuständigkeit der Krankenkassen falle. Eine andere Finanzierung sei Sache der Kantone. Das Parlament hat bisher noch nicht über die Motion beraten. Einen früheren Vorstoss von Marti hatte es vor anderthalb Jahren abgelehnt. 

Hunderte Franken für Verhütungsmittel
Frauen, die nicht schwanger werden wollen, zahlen pro Monat 15 bis 25 Franken für die Verhütungspille. Eine Hormonspirale kostet 500 bis 700 Franken. Für junge Frauen in Ausbildung oder mit geringem Einkommen sei dies viel Geld, sagte Marti gegenüber «20 Minuten». Anderer Meinung ist Nationalrätin Therese Schläpfer von der konservativen SVP. Sie sagte gegenüber «20 Minuten», dass die Kosten der Verhütungsmittel für Jugendliche tragbar seien. «Für Zigaretten, Alkohol und Ausgang haben sie auch Geld.» Falls nicht, sollten sie an einem freien Nachmittag Geld dafür verdienen. 


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine. Die Autorin ist Herausgeberin und Redaktorin der Online-Zeitschrift FrauenSicht.
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Bildschirmfoto20130713um10_03_04

Für die Gesundheit vorsorgen

Meistens wird die Prävention nur finanziell gefördert, wenn jemand daran verdienen kann.

Bildschirmfoto20140731um13_49_59

Neue Verhütungspillen

Die Pille kann die Lust schmälern und belastet Abwässer. Ein Thrombose-Risiko gibt es bei neusten Pillen.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.