Coop lockt Kunden mit Auto
Woche für Woche führt Coop eine Unzahl von Aktionen durch. 25 Prozent Rabatt auf Bio-Trauben, 33 Prozent auf Frühlingsrollen, 50 Prozent auf Rauchlachs, 66 Prozent auf Batterien. Der Haken: Dutzende dieser Aktionen gelten ausschliesslich in den knapp 40 Coop-Megastores.
15 Minuten Fussmarsch
Die Coop-Megastores sind grosse Einkaufszentren, die häufig ziemlich abgelegen sind. Etwa in Rickenbach TG, in Netstal GL oder in Bachenbülach ZH. Viele dieser Einkaufszentren sind mit Bahn und Bus schlecht erreichbar. Etwa die Filiale in Matran FR. Von Freiburg aus dauert die Reise rund eine halbe Stunde – inklusive 15 Minuten Fussmarsch durch die Industriezone. Die Autofahrt dauert nicht einmal eine Viertelstunde. Das Einkaufszentrum verfügt über 500 Parkplätze. Bis zu zwei Stunden ist das Parkieren gratis.
«Nachhaltigkeits-Weltmeisterin»
Kein Wunder, dass die Kunden, die Coop mit den Megastore-Aktionen anlockt, vornehmlich mit dem Auto anreisen. Nur steht das ganz im Gegensatz zum Image, das sich Coop gerne gibt. Der Konzern bezeichnet sich gerne als «Nr. 1 in der Nachhaltigkeit» und als «Weltmeisterin der Nachhaltigkeit». Auf einer eigens dafür geschaffenen Website listet Coop über 400 gute Taten auf.
Angeblich zu wenig Platz
Warum also führt Coop jede Woche eine ganze Reihe von Aktionen durch, die weder in den Dorf- noch in den Quartier-Filialen gelten, wohl aber in den Einkaufszentren? Coop sagt dazu, in den kleinen Filialen habe es zu wenig Laden- und Lagerfläche. Deshalb wären Aktionsartikel «jeweils in Kürze ausverkauft».
Andere Gründe
Vermutlich ist das nur eine Ausrede. Denn unter den Produkten, die Coop ausschliesslich in den Megastores zum Aktionspreis verkauft, hat es viele, die kaum Laden- und Lagerfläche beanspruchen. Zum Beispiel 45 Gramm Carmol-Halspastillen im Karton-Schächtelchen. Vielmehr geht es wohl darum die Kunden in die grossen Filialen zu locken, weil dort der Umsatz pro Einkauf grösser ist.
Nicht sozial
Die Geschäftspolitik von Coop belastet nicht nur die Umwelt – sie ist auch nicht sonderlich sozial. Wer kein Auto besitzt und wer das Geld für Bahn und Bus nicht aufbringt, kann von einem grossen Teil der Aktionen nicht profitieren.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Alle diese Megastores sind leicht mit den Velo erreichbar.
Solche Aktionen dienen v.a. die Lager in die Familien zu verschieben und ergeben damit effektiv legitime Skalengewinne. Das ist aber nur sinnvoll, wo solche Lagertransfetrs effektiv möglich sind. Das betrifft klar nur Gross-Filialen.
Es gibt kommerzielle Wahrheiten, welche nicht zwingend der «greed»-Kategorie zuzuordnen sind.
Mir ist das einmal passiert: Die Coop stopften mir den Briefkasten voll mit wöchentlich immer neuer Reklame. Ich schaute mir die Aktionen an und wollte im Quariterladen Grapefruitsaft kaufen. Im Laden wollten sie nichts von der Aktion wissen und das sei wohl nur in der Meggiestore. Für solches Affentheater habe ich schlicht keine Zeit. Wenn ich verar4scht werden will, kann ich das selber. Da brauche ich die Hilfe vom Coop nicht.
Die Folge davon: Die Coop Reklame geht konsequent «Annahme verweigert» zürück an den Absender. Einkaufen tue ich konsequent nur noch Migros-Online.
Die Fachworte lauten glaube ich «Bauernfängerei» und «Neppen».
Wie schon die Alten Römer sagten: caveat emptor.
Warum ist es Coop’s Problem wenn Du dich verarschen lässt?$