Das Spiel: Optimaler Teehandel im Kleinformat
Zeitlich begeben wir uns in die japanische Edo-Periode, einer Zeit also, in der der Teeanbau noch in den Kinderschuhen steckte und viele kleine Betriebe ihre Plantagen pflegten, um den Ertrag auf dem Markt zu verkaufen. So starten wir mit einem eigenen Betrieb, einer Bäuerin und ein paar Yen in das kleine Kartenspielabenteuer. Die Teeproduktion muss angekurbelt und vergrössert werden, denn auch dem Herrscher sind unsere Teesorten schon positiv aufgefallen. Er will sich die Sorten Sencha, Sakura und Schwarztee nicht entgehen lassen.
In der kleinen Spielschachtel finden wir allerlei unterschiedliche Karten: Plantagen, Arbeiter, Tempel und Teemärkte. Auf dem Tisch entfaltet sich dadurch bald ein kleines, japanisches Dorf, in dem wir uns mit spielerischen Aktionen in der nächsten halben Stunde bewegen. Hölzerne Teewürfel auf den Plantagen simulieren die Teesorten. Sie unterscheiden sich farblich.
Systematisch optimieren
«Sencha» ist ein Spiel für Optimierer. Was gut läuft, kann noch verbessert werden. Die Einnahmen investiert man sofort in den Ausbau des eigenen Betriebs. Mit nur fünf Aktionen sorgt man für den perfekten Entspannungstee am Spieltisch. Wir kaufen uns neue Häuser, platzieren sie auf den Plantagen, stellen neue Arbeiter ein, produzieren Tee, sammeln ihn ein und verkaufen ihn schliesslich auf dem Markt. Die Abläufe sind sehr logisch aufgebaut und die einzelnen Aktionen kurz, so dass kaum Wartezeiten entstehen.
Trotzdem findet man kleine Feinheiten im Spiel, die für logistische Herausforderungen sorgen. Die Arbeiter tragen eine vorgegebene Anzahl an Tee und nur die Bäuerin ist auf den teuren Sencha-Tee spezialisiert. Der Markt ist äusserst instabil und verändert sich, sobald eine Nachfrage einmal erfüllt ist. Auch die Preise sind stark schwankend und variieren mit jeder neuen Marktkarte im Spiel.
Geld oder Siegpunkte
Beim Verkauf seiner Teesorten entscheidet man sich zwischen dem öffentlichen Markt und Geld oder einer Abgabe an den Herrscher und damit verbundenen Siegpunkten. Man bewegt sich auf einer Gratwanderung zwischen Ausbau des eigenen Betriebs und dem Erreichen der Ziellinie mit genügend Siegpunkten. Dabei ist vor allem ein gutes Timing mit den passenden Aktionen gefragt. Nach dem Erfüllen aller Marktkarten oder dem Erreichen von 7 Siegpunkten endet die Partie. Nur den Verkauf anzukurbeln wäre allerdings ein Fehler, denn der Ausbau des eigenen Hofs bringt noch viele Punkte, die für den Sieg sorgen können.
Ich bin ein Fan von unscheinbaren, kleinen Spielen, die sich auf dem Tisch ganz unerwartet entfalten. «Sencha» ist so ein Spiel, nicht zu komplex in seiner Grundausstattung, aber doch mit einer angenehmen Spieltiefe, um nur mit einem Plan erfolgreich zu sein. Die Aktionen sorgen für genügend Entscheidungsspielraum und folgen einer unternehmerischen Logik. Trotz allen Optimierens lässt sich das kleine «Sencha» geniessen wie eine gute Tasse Tee.
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Sencha | Handelsspiel von Paco Yanez | Illustration: Francisco Arenas | Für 2 – 4 Personen | Ab 10 Jahren | 30 – 45 Minuten | Verlag: Taverna Ludica Games | 24.90 Fr. / 14 Euro
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Patrick Jerg betreibt seit über 10 Jahren die Webseite brettspielblog.ch und veröffentlicht regelmässig Spielkritiken über Brett- und Kartenspiele.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.