Figuren schwarz weiss

Die Unterschiede bei der medizinischen Behandlung von US-Bürgern unterschiedlicher Hautfarbe sind eklatant. © Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de

USA: Kranke mit schwarzer Hautfarbe werden benachteiligt

Martina Frei /  Die Chance, eine Niere transplantiert zu bekommen, ist für schwarze US-Bürger um bis zu 80 Prozent kleiner als für weisse.

Alle Menschen sind gleich, aber manche sind gleicher. Das gilt in den USA auch beim Nierenversagen. Welche Behandlung die Kranken dann erhalten, hängt massgeblich mit der Hautfarbe zusammen, wie eine Studie im «American Journal of Kidney Diseases» nun zeigt. 

Neunzig Tage nach dem Beginn des Nierenversagens hatten von den 22- bis 44-jährigen Personen mit weisser Hautfarbe fast neun von 100 eine Niere transplantiert bekommen. Bei den Menschen mit schwarzer Hautfarbe waren es knapp zwei von 100 und bei den Hispanics vier von 100. Die Nierentransplantation ist die Behandlungsform, die den Kranken im Allgemeinen die beste Lebensqualität und die höchsten Überlebensraten bietet. Von 1’000 Betroffenen sterben pro Jahr durchschnittlich 29, wenn ihnen eine Niere transplantiert wurde, verglichen mit 166, die regelmässig zur Blutwäsche gehen.

Die Mediziner wählten den Zeitpunkt von 90 Tagen unter anderem deshalb, weil beim Nierenversagen anfangs die Sterblichkeit sehr hoch ist und weil die Behandlungsart nach drei Monaten eher beibehalten wird als zu Beginn. Für die Studie wurden die Daten aller 830’402 erwachsenen Patienten in den USA ausgewertet, die zwischen 2011 und 2018 erstmals ein Nierenversagen erlitten. Sie werden in einem nationalen Register erfasst. 52 Prozent der Betroffenen hatten weisse Haut.

Eine Frage der Krankenversicherung

US-Bürger mit schwarzer Hautfarbe oder mit lateinamerikanischer Abstammung sind bei Nierenerkrankungen doppelt benachteiligt: Bei ihnen versagen die Nieren deutlich öfter und durchschnittlich in jüngeren Jahren als bei Weissen. Dunkelhäutige US-Amerikaner machen etwa 13 Prozent der Bevölkerung aus. Bei den Personen mit Nierenversagen betrug ihr Anteil gemäss der Studie aber etwa 26 Prozent. Die Ursachen sind oft ungenügend behandelter Diabetes und Bluthochdruck.

Die von den Betroffenen im Allgemeinen am wenigsten favorisierte Behandlung, die regelmässige Blutwäsche an einem Zentrum anstatt zu Hause, wurde weit mehr schwarzen Patientinnen und Patienten zuteil, gefolgt von den Hispanics. 

In anderen Altersgruppen waren die Unterschiede teilweise weniger stark ausgeprägt, sie wiesen aber in eine ähnliche Richtung. Der vermutete Grund ist, dass schwarze US-Bürger und Hispanics oft nicht oder schlechter krankenversichert sind als weisse.

Eine 2011 vorgenommene Revision der staatlichen Medicare-Versicherung hätte die schon lange bestehende Benachteiligung dieser Bevölkerungsgruppen eigentlich vermindern sollen. Laut einem Bericht aus dem Jahr 2020 soll die Situation auch etwas besser geworden sein. Doch offensichtlich bestehen weiterhin grobe Unterschiede bei der Behandlung von Kranken mit unterschiedlicher Hautfarbe. Armut spielt dabei eine wichtige Rolle, aber sie ist nicht der einzige Faktor. Das jedenfalls legte eine andere Studie nahe, die Unterschiede bei der Blutwäsche untersucht hatte.

Mehr Nierentransplantationen angestrebt

Eine unter dem früheren US-Präsidenten Donald Trump lancierte Initiative will erreichen, dass in den USA bis zum Jahr 2025 mindestens 80 Prozent der Patienten und Patientinnen mit Nierenversagen entweder eine Niere transplantiert wird oder dass sie die Blutwäsche zu Hause durchführen können. Die Nierentransplantation kommt günstiger: Die staatliche Medicare-Versicherung gibt dafür pro Person jährlich rund 38’000 Dollar aus. Die Blutwäsche ist mit rund 91’000 Dollar Behandlungskosten pro Jahr mehr als doppelt so teuer.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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