«Schweden führt Krieg gegen die Natur»
Am Dienstag erteilte der sozialdemokratische Wirtschaftsminister Karl-Petter Thorwaldsson der britischen Firma Beowulf Mining die Konzession zur Eröffnung einer Eisenerzmine in Kallak in der Nähe Jokkmokks. Der Ort liegt am Polarkreis und beherbergt das samische Parlament. Und die Eisenerzmine würde auf dem Land liegen, welches die Samen zur Rentierhaltung nutzen. Matti Blind Berg, Präsident der samischen Reichsverbands sagte gegenüber dem schwedischen Fernsehen: «Das ist schlimm für die Rentierhaltung, die samische Kultur, die Nachhaltigkeit und das Klima. Eisenerz braucht es ja nicht für die Umstellung auf grüne Energie.» Auch Vertreter von UNO und UNESCO kritisierten den Entscheid.
Arbeitsplätze und Steuereinnahmen gegen die Natur
Die Regierung begründete den Beschluss mit neuen Arbeitsplätzen, Steuereinkünften und einer Liste von Bedingungen an die Minenbetreiberin, welche beispielsweise die Siedlungen der Samen nicht beeinträchtigen darf und so wenig Land wie möglich in Anspruch nehmen soll. Die Bedingungen seien «ein Spiel für die Galerie», so Matti Blind Berg. Der Schaden sei unabhängig von den Bedinungen angerichtet und das Land fragmentiert. Dies könne nicht mehr so schnell rückgängig gemacht werden.
Offener Eisenerzabbau schadet der Umwelt direkt über Emissionen, giftigen Abfall und den Verlust von Biodiversität. Hinzu kommt der notwendige Bau von Zufahrtsstrassen für schwere Lasttransporte. Diese zerschneiden den Lebensraum von Tieren wie den Renen.
Grössere Proteste als 2013?
Der Regierungsbeschluss bedeutet noch nicht, dass effektiv abgebaut werden kann. Beowulf Mining muss auch noch ein Umweltgutachten einreichen, welches von der Regierung akzeptiert werden muss. VertreterInnen der Samen deuten den Entscheid aber als Absage an ihre Rechte als Ureinwohner und kündigen grossen Widerstand an. Sie dürften grosse Unterstützung erhalten. Klimaaktivistin Greta Thunberg sagte: «Schweden spielt sich als führend in Umweltschutz und Menschenrechten auf. Aber zuhause verletzt man die Rechte der Urbevölkerung und führt einen Krieg gegen die Natur.» Und Extinction Rebellion Schweden schrieb auf Twitter: «Wir werden diesen Scheiss stoppen.»
Bereits die Probesprengungen in Kallak vor zehn Jahren hatten grosse Proteste verursacht. Tor Lennart Tuorda, Anführer der Gruppe «Minenfreies Jokkmokk» hat die Aktionen damals miterlebt. Gegenüber SVT sagte er gestern: «Falls das Umweltgutachten akzeptiert wird, wovon ich nicht ausgehe, wird der Widerstand heftiger werden als damals. Damals waren wir als Bewegung erst erwacht. Diesmal werden wir nicht so autoritätsgäubig sein. Es wird keine Mine in Jokkmokk geben, unabhängig davon, was die Regierung sagt.»
Grosse Versprechen und Briefkastenfirma auf den Jungfraueninseln
Kurt Budge, CEO von Beowulf Mining bedankte sich bei Wirtschaftsminister Thorwaldsson und zeigte sich optimistisch: «Ich glaube es gibt Raum für uns alle, um ein Teil von Jokkmokks nachhaltiger, diversifizierter und blühender Zukunft zu sein. Beowulf Mining plant für diese Zukunft.» Die Firma weist auf die sinkende Bevölkerungszahl in Jokkmokk hin – seit 2000 hat diese um etwa 15 Prozent abgenommen. Und verspricht 550 Arbeitsplätze innert 25 Jahren. Beowulf Mining hat weitere Tochterfirmen in Finnland, Bulgarien oder dem Kosovo. Und im Rahmen der Pandora Papers-Recherchen wurde bekannt, dass die Firma auf den British Virgin Islands ein Briefkastenunternehmen unterhält.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Danke für diesen Beitrag.
Irgendwie passt alles in unsere Zeit.
Aus den abgebauten Erzen können dann Kanonen und Panzer gebaut werden, um Kriege zu führen.
Das ist wichtiger, als die Lebensgrundlagen einer sanften, ökologischen und im Einklang mit der Natur lebenden Kultur zu erhalten bzw. zu schützen.
Was muss noch alles unserer Gier geopfert werden? Welche Zerstörungen stehen noch an? Wann nimmt der Wahnsinn ein Ende?