Sperberauge

«Eine nachhaltige Säure» in «strahlende Farben gekleidet»

Kurt Marti © Christian Schnur

Kurt Marti /  Eine Medienmitteilung des Kantons Wallis über die schlechte Weinernte 2021 ging am Schluss in einen bacchantischen Lobgesang über.

Am 13. Januar 2022 verschickte die Walliser Staatskanzlei eine zuerst staubtrockene Medienmitteilung der Dienststelle für Landwirtschaft mit dem Titel: «Bilanz der Walliser Weinernte 2021». Darin wehklagte die Staatskanzlei über den Frost und den Falschen Mehltau, die den Walliser Winzern die «schlechteste» Weinernte seit 1966 beschert habe.

Wider jede simple LeserInnen-Erwartung mutierte die anfänglich so traurige Wehklage im letzten Abschnitt in einen wundervollen, bacchantischen Lobgesang, der die Missernte mit einem Schlag vergessen liess und die Vermutung nährte, der Verfasser oder die Verfasserin habe sich zum Schreiben der Medienmitteilung selbst dem Weingenuss hingegeben.

Es ist ein wahres Füllhorn von überschwenglichen Metaphern – von der «nachhaltigen Säure», die den Weinen «eine joviale Frische» verleiht, und den Weissweinen, die «eine intensive Fruchtigkeit» zeigen, in der sich «Eleganz und Lebendigkeit» vereinen, über die Rotweine, «die in einer strahlenden, intensiven Farbe gekleidet sind» und «charmante aromatische Ausdrucksformen von Früchten und Gewürzen und grosszügige Konzentrationen» enthüllen bis hin zu den Weinen «voller Kühnheit, die viel Genuss versprechen».

Das weinliterarische Stück im Original:


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Zum Infosperber-Dossier:

Kuh

Landwirtschaft

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Eine Meinung zu

  • am 6.02.2022 um 13:42 Uhr
    Permalink

    Nun ja, die Weinernte war schlecht in quantitaver Hinsicht. Das schliesst nicht aus, dass das verbleibende Traubengut qualitativ hochstehende Weine ergab. Aber ja: Das Lobhudeln mit denselben PR-Begriffen quer über alle Rebsorten und Lagen hinweg, das nervt und wirkt wenig glaubwürdig. Zumindest ist solch durchsichtiger Werbesprech nicht Aufgabe einer staatlichen Stelle.

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