Greenwashing im UK-Fashion-Sektor wird untersucht
Mode ist eine vergängliche Sache und für Umwelt und Klima ist das ein zunehmendes Problem. Das wissen mittlerweile auch Konsumentinnen und Konsumenten, viele achten deshalb vermehrt auf Nachhaltigkeit bei dem, was sie anziehen.
Das haben auch die Hersteller gemerkt. Selbst Fast-Fashion-Ketten haben inzwischen nachhaltige Mode im Sortiment. Vieles allerdings hört sich zwar nachhaltig an, ist es aber nicht. Die britische Wettbewerbsbehörde CMA versteht da in Zukunft keinen Spass mehr.
Verbraucherschutz will gegen Greenwashing hart durchgreifen
Die «Competition and Markets Authority» will die Fashion-Industrie auf Greenwashing durchleuchten. «Es ist an der Zeit, dass die Modeindustrie einen neuen Blick darauf wirft, was sie ihren Kunden erzählt und alle notwendigen Änderungen vornimmt, um die gesetzlichen Bestimmungen einzuhalten», kündigte die Leiterin des CMA-Verbraucherschutzes an. «Unternehmen, die ihre Behauptungen nicht belegen können, riskieren eine Klage der CMA und eine langfristige Schädigung ihres Rufs», machte Cecilia Parker Aranha gegenüber dem «Guardian» deutlich.
Vier von zehn «nachhaltigen» Produkten werden online irreführend beworben
Bereits vor zwei Jahren hatten sich bei einer Umfrage Hinweise auf Verstösse gegen das Verbraucherschutzgesetz ergeben. Die CMA fand unverständliche Werbetexte, falsche Angaben zur Umweltfreundlichkeit von Produkten sowie irreführende Verpackungen und Logos. Die Behörde zeigte sich besorgt und kündigte weitere Untersuchungen an – eine deutliche Warnung an die Vermarkter.
Anfang 2021 stellte die internationale Organisation ICPEN (International Consumer Protection Enforcement Network) fest, dass rund 40 Prozent der als nachhaltig oder «öko-freundlich» beworbenen Produkte irreführende Marketing-Claims verwenden.
ICPEN führt jedes Jahr eine Prüfung 500 zufällig ausgewählter Websites durch. Sie fand Formulierungen wie «öko» oder «nachhaltig», die nicht erklärt oder belegt wurden, und Zertifikate, die von keiner bekannten Organisation oder vom Hersteller selbst ausgestellt waren. Relevante Informationen, die darauf schliessen liessen, dass das Produkt doch nicht so umweltfreundlich war, liessen die Hersteller oft weg.
Mogelei bei synthetischen Fasern
Ebenfalls im vergangenen Jahr deckte die Organisation «Changing Markets Foundation» bei einer Untersuchung über die Verwendung von Kunstfasern bei 46 grossen Marken auf, wie oft in der Werbung geschummelt wird. Sie stellte fest, dass 60 Prozent der Behauptungen britischer und kontinentaleuropäischer Modeunternehmen, darunter Asos, H&M und Zara, unbegründet waren und die Käufer in die Irre führten.
Die Conscious Collection von H&M beispielsweise wird beworben als ethisch, verantwortlich und umweltfreundlich. H&M wirbt damit, dass für die Kleider der Nachhaltigkeitslinie recycelte Fasern, gebrauchte Kleidungsstücke und nachhaltige Rohstoffe wie Hanffasern zum Einsatz kommen.
H&M: Mehr Erdöl in der Nachhaltigkeitslinie als in der Normalkollektion
Laut der «Changing Markets Foundation» enthält die H&M-Kollektion fürs gute Gewissen tatsächlich mehr synthetische Bestandteile als die Hauptkollektion des schwedischen Modehauses. Ein Fünftel der analysierten Produkte bestand dazu komplett aus Erdöl-basierten Materialien. H&M beruft sich auf «glaubwürdige Zertifizierungssysteme Dritter» und gibt zu, dass die Nutzung von rezyklierten Plastikflaschen keine langfristige Lösung sein könne.
Die CMA kann Unternehmen zwingen, ihre Werbung zu ändern, und Unternehmen verklagen, die mit ihren Umweltaussagen gegen das Verbraucherschutzrecht verstossen. Die Modebranche steht zuerst im Fokus, weil sie ein grosses Marktvolumen und hohe Aufmerksamkeit bei Konsumentinnen und Konsumenten geniesst. Für die Transportbranche, Lebensmittel und Beautyprodukte werden ebenfalls Prüfungen erwartet.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.