Wissenschaftler warnen vor «hochgradig verzerrten» Studien
Seit «Corona» werden in den Medien täglich Studien zitiert: Wirkung der Masken, Schutzwirkung der Impfung, Schulschliessungen, Massentests – alles wird untersucht. Wie leicht man dabei in die Irre gehen kann, zeigt eine Studie auf einem ganz anderen Gebiet, der Mammografie.
Bisher gilt, dass das Brustkrebs-Screening mit Mammografie zwar helfen kann, Tumore frühzeitig zu entdecken. Die Sterblichkeit an Brustkrebs sinkt dadurch aber nur sehr wenig. Wegen des geringen Nutzens sprach sich das Swiss Medical Board 2013 gegen die Einführung neuer Mammografie-Screening-Programme aus.
Dann aber schien eine Studie doch einen grossen Nutzen nahezulegen. Forscher verfolgten rund 15 Jahre lang, wie es den Frauen erging, die in Dänemark regelmässig am Mammografie-Screening zur Brustkrebs-Früherkennung teilnahmen.
Auf den ersten Blick war das Resultat vielversprechend: Das Risiko, an Brustkrebs zu sterben, war bei denjenigen, die zum Screening gingen, nur etwa halb so hoch wie bei den Frauen, die auf das Screening verzichteten. Das hätte eine schöne Schlagzeile geben können.
Wer zum Zahnarzt ging, starb seltener an Brustkrebs
Doch anstatt die Studie hier abzuschliessen, machten die Wissenschaftler noch Gegenproben: Sie untersuchten zum Beispiel die Anzahl der tödlichen Unfälle, Suizide oder Tötungsdelikte in beiden Gruppen. Resultat: Wer zum Brustkrebs-Screening ging, hatte ein über 50 Prozent kleineres Risiko, durch Unfall, Suizid oder Tötung zu sterben – obwohl das eine mit dem anderen nichts zu tun hat.
Auch über alle Todesursachen hinweg war das Sterberisiko bei den Frauen, die am Mammografie-Screening teilnahmen, in diesen 15 Jahren nur etwa halb so gross, verglichen mit denjenigen, die sich ums Brustkrebs-Screening foutierten.
Zuletzt werteten die Forscher noch die Zahnarztbesuche aus. Findige Zahnärzte hätten daraus eine Schlagzeile machen können. Denn das Ergebnis lautete: Frauen, die zur Zahnpflege gingen, starben später eher seltener an Brustkrebs.
Entscheidend war ein Faktor, der nicht berücksichtigt wurde
Das Fazit der Forscher: Am Mammografie-Screening nehmen gesündere Frauen teil. Ihre Studie sagt also nichts über den Nutzen dieses Screenings aus – obwohl sie genau das untersucht haben. Hätten die Wissenschaftler aber die Gegenproben nicht gemacht, wäre das medienwirksame Fazit wohl gewesen: «Mammografie halbiert das Sterberisiko an Brustkebs.»
Die Gefahr solcher Irrungen wird erheblich reduziert, wenn die Studien randomisiert sind: Per Los werden die Studien-Teilnehmenden dabei beispielsweise zwei Gruppen zugeteilt. Die eine Gruppe nimmt am Mammografie-Screening teil, die andere nicht. Die durch das Los bestimmten Gruppen sollten dann vergleichbar sein. Solche randomisierten Studien gelten in der Medizin als deutlich aussagekräftiger als etwa reine Beobachtungsstudien.
«Letztlich braucht man bessere, nämlich randomisiert kontrollierte Studien, um die sehr kleinen Effekte des Mammografie-Screenings sicher herausarbeiten zu können», schreibt Professor Stefan Sauerland vom deutschen Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen im KVH Journal.
Politik drängt auf Studien, die leicht in die Irre führen
«In letzter Zeit werden wir aber von der Politik dazu gedrängt, den nicht randomisierten, schwächeren Studien immer mehr Beachtung zu schenken. Auch im Bereich der Arzneimittel gibt es diesen riskanten Trend in Deutschland», sagt Sauerland. Gegenwärtig sehe man – auch jetzt in der Pandemie – «die Tendenz, über sogenannte «real world»-Daten die nicht-randomisierten Studien «hoffähig» zu machen.» Ein Beispiel dafür sind die Daten zu den Impfungen aus Israel.
In Deutschland schreibt die «Methodenbewertungsverfahrensverordnung» seit letztem Jahr sogar vor, dass nicht-randomisierte Studien mehr beachtet werden sollen, wenn es darum geht, was die Krankenkassen künftig bezahlen müssen oder nicht.
«Gefahr der Verfälschung»
Unparteiische Fachleute kritisierten diesen Entscheid heftig: Es bestehe die «Gefahr, dass der aktuelle Stand der medizinischen Erkenntnisse nicht mehr zutreffend ermittelt, sondern durch zum Beispiel Expertenmeinungen und hochgradig verzerrte Studienergebnisse verfälscht wird.»
In der Schweiz werden laut dem Schweizerischen Heilmittelinstitut Swissmedic «grundsätzlich alle ergänzenden Elemente zu klinischen Studiendaten, die im Rahmen eines Zulassungsgesuchs eingehen, begutachtet und gewürdigt». Wie solche Daten zu gewichten seien, werde auch international diskutiert, ein spezifischer Trend sei aber noch nicht erkennbar.
Ein «Klassiker» unter den Fehlinterpretationen war die Hormonersatztherapie bei Frauen nach der Menopause, die angeblich vor Herzinfarkten, Demenz und allerlei Altersbeschwerden schützen sollte. Einst aufgrund einer viel zitierten Beobachtungsstudie gefeiert, kam die Ernüchterung, als eine grosse randomisierte Studie die Ergebnisse widerlegte. Bis dahin hatten aber bereits Millionen von Frauen Hormone genommen und Abertausende waren zu Schaden gekommen. Das Beispiel ist längst nicht das einzige.
Erfolgsbilanz während Corona «eher enttäuschend»
Auch während der Corona-Pandemie «war die Erfolgsbilanz von nicht-randomisierten Studien eher enttäuschend», stellt Privatdozent Lars Hemkens vom Basler Institut für Klinische Epidemiologie und Biostatistik fest.
Hemkens verweist zum Beispiel auf das Malariamittel Hydroxychloroquin, das weltweit sehr viel gegen Covid-19 verordnet wurde. Etliche Beobachtungsstudien weckten grosse Erwartungen, dass das Medikament nützt – doch als Hemkens und seine Kollegen randomisierte Studien dazu analysierten, kamen sie zum gegenteiligen Schluss: Demnach erhöht Hydroxychloroquin die Sterblichkeit von Patienten mit Covid-19 sogar.
Einen wesentlichen Anteil an der Analyse hatte die randomisierte «RECOVERY»-Studie aus Grossbritannien mit mittlerweile über 40’000 Patienten. «Sie half, in kürzester Zeit die wirklich nützlichen Medikamente von den unwirksamen zu unterscheiden», sagt Hemkens. «Aus meiner Sicht wäre es ein völlig falscher Weg, sich von randomisierten Studien abzuwenden und sich nicht-randomisierten Untersuchungen oder lediglich Expertenmeinungen zuzuwenden. Wir brauchen viel mehr – und nicht weniger – zuverlässige Erkenntnisse aus grossen randomisierten Studien. Das geht auch unter Pandemiebedingungen in allerkürzester Zeit und zu geringen Kosten.»
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Die Erkenntnis, dass mit Studien alles belegt bzw. widerlegt werden kann, ist nicht neu. Bereits
2015 erschien zu diesem Thema im Riva-Verlag von Peter C. Götzsche: «Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität – Wie die Pharmaindustrie das Gesundheitswesen korrumpiert».
Dass Marktforschungen, bei denen die Auswahl der die Befragten nicht randomisiert (nach dem Zufallsprinzip) erfolgt, sinnlos sind, lernt jeder Werber am Anfang seiner Ausbildung.
Beispiel Telefoninterviews: Wer telefonische Umfragen macht, erreicht vor allem Senioren und Hausfrauen. Die mobile Jugend, Erwerbstätige und Leute ohne Festnetzanschluss werden nicht erreicht. Die Resultate sind demnach nicht auf die Gesamtbevölkerung übertragbar.
Anderes Beispiel: Zum COVID-Test geht nur, wer eine Ansteckung befürchtet oder sonst wie gezwungen wird. Die Anzahl der positiven/negativen Covid-Tests lässt keine Rückschlüsse auf die Verbreitung der Pandemie zu.
Natürlich wissen die Verantwortlichen bei den Gesundheitsbehörden das. Warum aber trotzdem mit solchen Zahlen kommuniziert wird, ist mir schleierhaft.
Wissenschaft ist für viele zu einem Ersatz für Religion geworden: sozusagen eine Glaubensfrage. Und für viele Wissenschaftler eine Karrierefrage und ein Geschäft. Wo vor allem zählt, was sich bezahlt macht. Höchstens die Hälfte der Studien, die publiziert werden, vermögen wirklich den Kriterien seriöser Arbeit zu entsprechen. So der kürzlich verstorbene Prof. Dr. Peter Meier, unter anderem Präsident der Schweiz. Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW). In einem Referat vor einem Jahr – zu den Grenzen der medizinischen Forschung – betraf eine seiner kritisch-optimistisch präsentierten Mahnungen den Zeitfaktor: Zeit zum Denken, auch zum Falsifizieren von nicht ausgereiften Erkenntnissen, lasse vielfach zu wünschen übrig angesichts von wachsendem Publikationsdruck und den bekannten Anforderungen von Politik und Gesellschaft. Eine Aussage, die mir insbesondere angesichts des Tempos, wie Impfungen gegen Covid19 realisiert werden, von spezieller Bedeutung scheint. Ich finde, dass es sich lohnt, den gut 30 Minuten langen, fachlich differenzierten und dennoch gut verständlichen Vortrag anzuhören: https://youtu.be/fmqNKSS2VY0.
Nach meiner Einschätzung gibt es doch Gemeinsamkeiten bei Frauen, die zur Mammografie gehen, weniger Unfälle haben, …, zur Zahnpflege gehen und auch weniger Brustkrebs haben.
Diese Frauen leben insgesamt vorsichtiger, u. bewusster, Gesundheits-bewusster, Risiko-bewusster.
Theorien falsifizien ist schon wichtig, aber auch bei Falsifikation sind zu falsifizieren.
In einer öffentlichen Vorlesung «KI im Gesundheitswesen» habe ich mal vorgeschlagen, in der es nur um die Erkennung von Krankheiten ging, habe ich vorgeschlagen, man sollt KI mal dafür einsetzen, wieso Menschen trotz aller Widrigkeiten und ohne Pharmaprodukte gesund bleiben ?
eigentlich ist es ja verdienstvoll, wenn IS raum gibt, «wissenschaftlichen studien» mit einer prise zurückhaltung zu begegnen. sicher ist das von der autorin angeführte beispiel klärend, wenn auch schon ohne erläuterungen für laien ein eher peinliches elaborat.
randomisieren in der klinik ist allerdings eine heikle sache, jedenfalls dann, wenn schon längere zeit deutliche indizien für die wirksamkeit eines präparats vorliegen und es vielleicht um leben und tod geht. kasseninteressen oder karriereaspirationen von «forschenden» sind keine hinreichenden gründe – schon gar nicht die oft noch geforderte verblindung.
nicht überraschend wird im beitrag die kurve zu covid 19 geschlagen und – als kronzeuge – ein «statistiker und klinischer epidemiologe» herangezogen, der bei einer META-studie (!) zu HYDROCHLOROQUIN mitgearbeitet hat. diese zeichnet sich durch eine sehr eigene auswahl der einbezogenen arbeiten aus. dabei soll (laut der autorin) die unsägliche RECOVERY-studie «einen wesentlich anteil an der analyse» gehabt haben. neben diversen himmelschreienden schwächen wurde dort das HCQ in einer überdosis eingesetzt, die von praktikern als gemeingefährlich und hochtoxisch klassiert wurde.
die riesensummen, die bei der covid-«impfung» im spiel sind, erklären auch – dies meine kurve – die vehemenz gegen den einsatz von IVERMECTIN – swissmedic und regierung in schöner eintracht.
Das Mammografiescreening allein in Deutschland hat im letzten Jahrzehnt Milliarden Euro in die Töpfe der Radiologen und Gynäkologen gespült und diese waren gleichzeitig die Fachleute, die das wissenschaftliche Fundament des Screenings publizistisch zu besichern hatten. Es ist klar, was dabei herauskommen musste.
Dabei war schon bei Einführung des Screenings in Deutschland klar, dass es allenfalls einen marginalen Nutzen haben konnte, weil die Sterblichkeit an Mammacarcinom umgerechnet auf die Bevölkerungszahl so gering ist, dass die Milliarden in der Grundversorgung weit effektiver hätten angelegt werden können.
Insider wissen, dass es nicht zufällig zum Screening kam, weil zuvor mehrere Gesundheitsministerinnen und Politikerinnen in Deutschland selbst ein Mammacarcinom entwickelt hatten und einige von ihnen daran zu Schaden gekommen sind. Es braucht nicht zu den Verschwörungstheorien gezählt zu werden, dass die zahlreicher vorkommenden Malignome gar nicht oder erst etliche Jahre später der Vorsorge unterstellt wurden (Bronchial-, Gastrointestinal-, Prostata-) und das konkrete Malignom der Ministerinnen vorzeitig auf Platz 1 kam.