Sperberauge
Die Freiheit, die wir zu haben glauben
Anschliessend an den Biden/Putin-Gipfel in Genf gab es zwei Pressekonferenzen, zuerst eine von Wladimir Putin, danach eine von Joe Biden. Dabei wenig überraschend: Zur Pressekonferenz von Putin hatten alle Journalisten und Journalistinnen Zutritt, zur Pressekonferenz von Biden aber nur US-amerikanische Journalisten und nur solche, die Biden schon bekannt und genehm waren. Andreas Zumach hat auf Infosperber darüber informiert.
Doch warum war das nur wenig überraschend? Die US-amerikanische Journalistin Caitlin Johnstone hat schon kurz vor dem Genfer Gipfel einen Vergleich zwischen «totalitären Regimen» und «freien Demokratien» angestellt. Einige der von ihr registrierten und formulierten Unterschiede zwischen den USA und totalitären Regimen seien hier übersetzt und zitiert:
– In totalitären Regimen kommt es zu «Massakern und Kriegen». In freien Demokratien gibt es «humanitäre Interventionen».
– In totalitären Regimen wird «gefoltert». In freien Demokratien kommen «erweiterte Verhörmethoden» zum Einsatz.
– In totalitären Regimen bestimmen die Mächtigen, was geschieht, ohne Rücksicht auf Wünsche des Volkes. In freien Demokratien bestimmen die Mächtigen, was auf Wunsch des Volkes geschehen soll.
– In totalitären Regimen hält eine einzige Partei den Status quo aufrecht und setzt ihn durch. In freien Demokratien halten zwei Parteien den Status quo aufrecht und setzen ihn durch.
– In totalitären Regimen werden Sie gezwungen, zu gehorchen. In freien Demokratien werden Sie dazu erzogen, zu denken, Ihr Gehorsam sei Ihre eigene Freiheit.
– In totalitären Regimen werden politische Reden von der Regierung stark reguliert. Auch in freien Demokratien werden politische Reden von der Regierung stark reguliert – aber auf dem Weg über das Silicon Valley.
… und etliche weitere Vergleiche, die sich auf die «freie Demokratie» der USA beziehen. Caitlin Johnstones Schlussfolgerung: «In totalitarian regimes you are not free, and you know it. In free democracies you are not free, and you don’t know it.» Oder in Deutsch: «In totalitären Regimen sind Sie nicht frei – und Sie wissen es. In freien Demokratien sind Sie nicht frei, aber Sie wissen es nicht.»
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
In totalitären Regimes herrscht staatliche Zensur, in freien Demokratien herrscht Selbstzensur und wird behauptet wir hätten Meinungsfreiheit.
Diese Kernaussage mache ich seit Jahren und stosse damit auf Unverständnis.
Schiller würde jetzt eine neue, an unsere Zeit angepasste, Geschichte schreiben.
Wir sollten handeln:-)
Genau SO ist es !
Wir haben zwar «die Freiheit» –
aber man be-schützte uns –
«in Zusammenhang mit unserem eigenen Interesse »
von Klein auf davor,
«auf unbequeme bis provozierende Art»
die Weisheiten derer, die Gas, Bremse, Lenkrad und Türen bedienen,
zu selbstständig denkend in Frage zu stellen.
DAS mit dem «Schützen»
tut «man» derart perfekt und vorsorglich,
dass gar unser Wissen-Schaftler davor zurückschrecken,
sich selbst «un-bequeme» Fragen zu stellen.
«Der Zauberer von Oz»-
und dessen Vor-kommenden und Nach-kommenden
lenken uns mittlerweile fast perfekt –
wie auch jederzeit so gut -wie staunenswert- zu sehen ist,
beispielsweise «im Zusammenhang mit Corona» .
Ein paar «Leugner» gab es schon immer –
sind alle nur selber schuld !
Die Zauberer mit ihren -künstlichen- Intelligenzen-
werden DAS schon in Griff bekommen.
Wie einstmals bei all denen,
die verbannt, gefoltert ,verbrannt und gekreuzigt wurden.
Heute sind wir natürlich viel humaner – beim Lenken- !
Die paar wenigen Kollateral-Schäden aus zu grosser Ferne
zwischen Lenkern und Leugnern sind zwar bedauerlich-
aber bei so vielen Milliarden Empfängern
geht halt auch mal eine «Sendung» daneben.
Also loben und danken wir –
all Denen, die erleuchtet sind und werden
dank deren -künstlicher- Intelligenzen.
Anstatt.
Alles war und ist gut gemeint !
Amen!
Wer nach-fragt hat zu wenig Intelligenz.
Künstliche.
Wolf Gerlach, Ingenieur
uns Menschen in den «freien Demokratien».
Caitlin Johnston hat das Gipfeltreffen in Genf erfrischend offen und frech kommentiert. Frances Stonor Saunders hat untersucht, wie weit der Einfluss von US-Regierung und CIA auf Intellektuelle in Westeuropa seit den 1940er Jahren geht. Wie erfolgreich das geschieht, wird auch hier deutlich: https://seniora.org/politik-wirtschaft/deutschland/menschenrecht-nach-tagesschau-mass Der DDR-Schriftsteller Jurek Becker sagte 1983 in einem Vortrag: „Der Staat, jeder Staat, ist ein verdächtiges Gebilde…Plötzlich stehen Bürgerrechte diesem Staatsinteresse entgegen und müssen deshalb beschnitten werden.“ Als in der BRD die mächtigen Demonstrationen gegen die Aufstellung von Pershing II und Cruise Missiles begannen, versicherten Minister und Kanzler: „Solche Entscheidungen werden bei uns nicht auf der Straße getroffen.“ Becker findet es bemerkenswert, dass hier die BRD auf ihrer Autorität besteht, „vor der Macht aber, die die Raketen stationieren will, auf jede Autorität verzichtet und sich amerikanischen Wünschen auf eine Weise fügt, die man wohl unterwürfig nennen kann.“ Die US-Regierung, die einen bewaffneten Konflikt zwischen Ost und West für denkbar hält, will diesen in Europa stattfinden lassen. Das Verhalten der Bundesregierung lässt sich jedoch für Becker nicht mit „Bündnistreue“, erklären, hier werden „imperiale US-Interessen“ für ein „Oberstes Gebot“ gehalten. Viele Intellektuelle finden sich heute leider nicht mehr, die solch lebenswichtige Wahrheiten offen aussprechen.
Und dann noch die alte Weisheit:
in totalitären Systemen haben die das Geld, die regieren,
in demokratischen Systemen regieren die die das Geld haben.
In diesem Universum gibt es keine vollständige Freiheit. Wir können im besten Fall wählen, wie wir unsere Bedürfnisse erfüllen. Auch können wir ein gewisses Ausmaß an unerfüllten Bedürfnissen überleben und wählen ob wir anständig damit umgehen. Aber wir können nicht wählen, ob wir Bedürfnisse erfüllen wollen, es sei denn, wir wären bereit zu sterben. Wers nicht glaubt, soll mal den Atem anhalten. Nichts Essen, usw. Wir sind im mindesten immer die Gefangenen unserer Bedürfnisse, im besten Falle muss ein Minimum davon erfüllt werden, sonst leiden und sterben wir. Wir werden also nie ganz frei sein. Aber wir haben die Freiheit gemeinsam und gerecht damit um zu gehen.
Fehlt nur noch der Hinweis auf die Praxis. Flüchtende Schwimmer aus der Unfreiheit lernen die Freiheit kennen, wenn sie etwa in Gibraltar ankommen.
Für Schweizer: Dia Frage ist nicht, welche Freiheit wir zu haben glauben, sondern auf welchem Weg wir zu diesem Glauben gekommen sind und auf welchem Weg wir diesen Glauben allenfalls verlieren werden.
Und wie ist es in der Schweiz mit der sog. direkten Demokratie? Ich denke 1:0 für die Schweiz! Einmal mehr. Halten wir Sorge dazu!
Unglaublich diese Verharmlosung totalitärer Regimes (hier und im Originalartikel). Das ist ja eindeutig nur vorgeblich satirisch gemeint.
Warum kann man nicht die tatsächlich vorhandenen, schändlichen Zustände und Tendenzen in den USA und in anderen angeblich demokratischen Staaten (auch in Europa) laut und deutlich anprangern, ohne gleichzeitig die zweifelsohne um Kategorien schlimmeren Zustände in totalitären Regimes pauschal und völlig unangemessen zu relativieren?
Da werden – um es ähnlich zu überspitzen – allen Ernstes mangelnde Reichweite in sozialen Medien (durch angeblich regierungsgesteuerte Algorithmen) mit Tod, Folter und Gefängnis gleichgesetzt. Spielt da nicht eher eine Journalistin beleidigte Leberwurst, weil ihre teilweise abstrusen (Verschwörungs-) Theorien (siehe ihre anderen Artikel) nicht so oft geteilt werden, wie sie sich das gerne wünscht?
Es ist jedenfalls die Reinform von Whataboutism.
https://de.wikipedia.org/wiki/Whataboutism
Nicht zum ersten man werden diese US-Missstände hier so dargestellt, als seien sie das zwingende Ergebnis einer jeden «freien Demokratie» bzw. jede «freien Demokratie» sei eh nur eine Illusion. Dabei handelt sich um eine punktuelle Perversion, ein Krebsgeschwür an der «freien Demokratie», die es mit aller Kraft zu bekämpfen gilt. Der Vergleich mit totalitären Regimes ist durchaus zulässig, aber nur um aufzuzeigen, wie schlimm es schon ist und wo das hinführt, wenn wir nicht dauern wachsam sind und Gegensteuer geben.
Wie recht sie hat!
Lieber Christian
Das ist richtig, was Du da schreibst. Ist wohl als eine indirekte Replik auf meinen Beitrag betr. Freiheit zu verstehen.
Um ganz frei zu sein müsste man auf eine kleine unbewohnte Insel ziehen, die keinem Staat gehört und dann wäre es noch nicht ganz klar ob man dort ganz frei sein könnte, denn bald kämen Neider, die das Inselchen für sich beanspruchen möchten.
Aus diesem Grund hat jeder Staat eine Polizei und eine Justiz, die für Recht und Ordnung sorgen sollte. Ich sage klar «sollte», tut sie aber nicht immer. Habe es persönlich erlebt, war aber noch zur Zeit des Eisernen Vorhanges.
Du musst zugeben, dass Du heute als Journalist eine recht grosse Narrenfreiheit geniesst. Das war nicht immer so, ich denke dabei an Peter Surava, Deckname von Hans Werner Hirsch, der von den Behörden verfolgt und eingekerkert wurde.
Solche Zustände existieren in der Schweiz zum Glück nicht mehr (jedenfalls hoffe ich das).
Herzliche Grüsse Jean-Claude
Eine Frage: ist ein Medium wie der Infosperber in Russland denkbar? Wäre er nötig?
@ Hanspeter Spörri: Selbstverständlich hat in Russland so eine Plattform Platz. Auch harte Kritik am Kreml ist ganz normal erlaubt. Hören Sie zum Beispiel «Echo Moskau». Mit freundlichem Gruss, Christian Müller
Solange wir uns im Entweder-Oder-Denken gefangen nehmen lassen, können wir nicht frei werden. Für die ganze Wahrheit braucht es 100 Prozent: im Ganzen den Frieden finden!
Ich glaube, da gibt es nichts zusätzlich dazu zu erklären (ist selbstredend):
Bitte
https://de.wikipedia.org/wiki/Pressefreiheit_in_Russland#:~:text=Die%20Pressefreiheit%20in%20Russland%20ist,Pressefreiheit%20von%20Reporter%20ohne%20Grenzen. lesen.
Dann ist alles klar
Ich hoffe die Empörung im Kommentar von Herr Markus Kühni ist vorgespielt, wenn er von einer «verharmlosung autoritärer Regime» schreibt. Das grausamste and der westlichen Doppelmoral ist aus meiner Sicht, wie perfide die Menschenrechte so formuliert wurden vom Westen, dass sie Tote aus illegal angefangenen Kriegen (Irak, Afghanistan, Libyen) oder illegalen (also nicht von der UNO beschlossenen) offensiven Sanktionen (Nordkorea, Kuba, Venezuela, Iran) nicht den Aggressoren als Menschenrechtsverletzungen anrechnen, sondern wenn überhaupt den Opferländern, welche zudem als «autoritäre Regime» beschrieben werden.
Ein weiteres Problem ist der Begriff autoritäres Regime an sich, weil er zusammenwirft was nicht zusammen gehört. Eine saudische Monarchie ist ein extrem unterdrückerisches, archaisches Politsystem aus Zeiten des Feudalismus (und enger Verbündeter des Westens), während Nordkorea eine stalinistische Diktatur mit Tendenz zur Monarchie ist, Iran wiederum eine Theokratie mit demokratischen Elementen, und ein komplett anderes System China, welches trotz Millionen ausreisender Touristen und hunderttausenden im Ausland studierenden auch immer wieder als «autoritär» bezeichnet wird, obwohl über 70% der Chinesen selber angeben, in einem demokratischen Land zu leben.
Zweiparteiensystem der USA färbt sich auf die Denktiefe des Westens ab. Das demokratische Kontintentaleuropa sollte sich da endlich emanzipieren.
Wenn ich wieder einmal in diese Blase eindringen darf, wo man sich bestätigt, was man schon immer wusste (UND GESAGT HAT): Es gibt wirklich gewichtige Unterschiede zwischen totalitären und freiheitlichen Systemen. Am deutlichsten sieht man das bei Entscheidungswegen, bei Prozeduren, wenn es um die Nachfolge von Machtinhabern (im Totalitarismus ausschliesslich Männer, selten Töchter/Witwen von solchen) und bei der Kritikkultur. Freiheitliche Systeme sind p l u r a l i s t i s c h. Man kann kritisieren, dass nicht jeder Entscheid in der freien Welt auf basisdemokratischen Entscheidungen basiert, doch immerhin verantworten dies demokratisch gewählte Regierungen. Man kann kritisieren, dass Menschenrechte verletzt werden – weil es ans Licht kommt, am Licht bleibt und Kritik offenbar möglich ist.
@Jean-Claude Weber, genau. Es ist für mich unverständlich, wie man so einseitig kritisieren und dabei die Berufskollegen und ihre scheussliche Situation in Russland derart verleugnen kann.
Insofern dies eine Art «ausgleichende Gerechtigkeit» für die teils auf dem anderen Auge blinden Mainstream-Presse sein soll, ist das für mich Regen und Traufe. Und weil die Situation in Russland ohne jeden Zweifel nach absoluten Massstäben schlimmer ist, ist mir der Regen immer noch viel, viel lieber. Ohne dass ich dabei leugnen muss, dass es eben nicht nur Sonnenschein ist.
(Hinweis an Infosperber: obwohl bereits eingeloggt, kann man nicht direkt auf Kommentare antworten, es kommt immer «Zum Antworten anmelden» – bitte diesen Teil löschen)
@Harald Buchmann
Nein, die Empörung ist nicht vorgespielt. Ich rede allerdings über die Begriffe «freie Demokratie» und «totalitäres Regime», das ist die Wortwahl der beiden Journalisten. Also nicht «autoritär», wie Sie schreiben, ist nicht dasselbe.
> wie perfide die Menschenrechte so formuliert wurden vom Westen
Sagen Sie mir, was genau sie «perfide» finden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Allgemeine_Erkl%C3%A4rung_der_Menschenrechte#Liste_der_Grundrechte
Soweit ich die von Ihnen genannten Beispiele kenne, liegen hier selbstverständlich Verletzungen dieser Menschenrechte vor und dies wird durchaus laut von innen und aussen kritisiert. Die USA stehen mit diesen Machenschaften zu Recht seit Jahrzehnten am Pranger. Die komplette Gleichmacherei mit «totalitären Regimes», die Relativierung «am Ende sind die doch alle gleich» lehne ich dennoch vehement ab.
Unzulässig ist es zudem, die USA gleichsam zum «Bestfall» einer freien Demokratie zu stempeln, mit ihr alle anderen «freien Demokratien» – oder gar das prinzipielle Streben danach – in einen Topf zu werfen und somit die Fehler der USA dem System als solchem anzukreiden.
Übrigens habe ich auch nie vom «Westen» gesprochen, sondern (eben) von «freien Demokratien». Diese definieren sich einzig und alleine durch die Einhaltung der entsprechenden Grundrechte. Weder Hautfarbe, Kapitalismus, Christentum, Hollywood-Filme noch Fast-Food oder was sonst noch mit «westlich» assoziiert wird, hat damit etwas zu tun.
Markus Kühni, Bern, am 21.06.2021 um 16:46 Uhr
«Dabei handelt sich um eine punktuelle Perversion, ein Krebsgeschwür an der «freien Demokratie», die es mit aller Kraft zu bekämpfen gilt. Der Vergleich mit totalitären Regimes ist durchaus zulässig, aber nur um aufzuzeigen, wie schlimm es schon ist und wo das hinführt, wenn wir nicht dauern wachsam sind und Gegensteuer geben.»
Diese punktuellen Perversionen sind sehr, sehr zielgerichtet, so dass es mehr als angemessen ist, von einer zielgerichteten Perversion zu sprechen. Der noch auf dem Papier existierende Parlamentarismus wird seit Jahrzehnten systematisch ausgehebelt. Wie Juncker sinngemäß sagte: Wir werden etwas in den Raum, wenn sich keiner wehrt, gehen wir den Weg weiter, bis wir das Ziel erreicht haben.
Gemeint war dabei keinesfalls das Wohl der Bürger…
Und es ist intzwischen eine mehr als berechtigte Frage, welche Staaten Sie unter dem Begriff «totalitär» zusammenfassen…
Gerade die letzten Jahre haben haben «den Westen» und insbesondere die Staaten der EU nachhaltigst zum Nachteil der Bürger verändert. Recht und Gesetz heute? Zu einem großen Teil inzwischen blanke Worthülsen, wenn es um tatsächliche Freiheitsrechte geht.
Und auch die Schweiz blieb davon nicht unberührt…
Hanspeter Spörri, Teufen, am 22.06.2021 um 11:31 Uhr
«Eine Frage: ist ein Medium wie der Infosperber in Russland denkbar?»
Aber sicher! Nehmen Sie die «Novaya gazeta», wenn Sie mögen auch «Meduza», um nur diese zu nennen. Und sollten Sie lieber fernsehen, probieren Sie es mit dem Fernsehsender «https://tvrain.ru» (den Sender gibt es nicht nur im Internet). Ein solcher TV-Kanal ist im Deutschland von heute z.B. undenkbar.
Um Ihre Ausgangsfrage ein wenig abzuwandeln: Die Breite der russischen Medien ist – so muss man es im Vergleich mit dem im Westen Üblichen leider sagen – sehr groß. Mit Sicherheit größer als z.B. in Deutschland.
Jean-Claude Weber, Zinal, am 22.06.2021 um 22:02 Uhr
Wer bei politischen Fragen die deutsche Wikipedia als Referenz anführt, provoziert geradezu Widerspruch.
Hier einige Beispiele für die Pressefreiheit im Westen:
https://vimeo.com/565825609
Werden die Kernaussagen dieses Interviews in den großen deutschen Medien wertfrei diskutiert?
Warum wurde der YouTube-Kanal von Ken.FM – auch in der Schweiz sehr bekannt – von youtube gelöscht? Interessant ist auch die Diskussion der Tatsache, wann diese Löschung erfolgte…
Wieso geht die westliche Politik überhaupt nicht gegen diese sehr fadenscheinigen Löschungen vor. Und bitte, jetzt nicht das Argument, You-Tube und Co. sind private Firmen und folgen eigenen Agenden…
Erfolgt z.B. in D eine ausgewogene Berichterstattung über gesellschaftlich relvante Themen entsprechend den gesetzlichen Vorgaben des Rundfunkstaatsvertrages?
Keinesfalls, um das mal gleicht vorwegzunehmen.
Oder um bei der Schweiz zu bleiben:
https://www.rubikon.news/artikel/der-psychokrieg
Wie kann es sein, dass ein Bürger dermaßen öffentlich und im Namen eines politischen Narrativs derart von den öffentlichen Medien erniedrigt wird, ohne dass ein Aufschrei durch die Gesellschaft geht?
Und diese Beispiele kratzen nur gaaanz vorsichtig an der Oberfläche der westlichen Pressefreiheit…
Lieber Christian
Es stimmt mich traurig, dass Du nur Echo Moskwy als freies Medium in der RF nennen kannst.
Dabei vergleichst Du aber Äpfel mit Birnen, denn das ist ein Radiosender und keine Internetzeitung.
Der Russ. Präsident rühmt sich, dass es in der RF freie Medien gäbe, die von Staat teilfinanziert werden. Dazu sagt aber der Chefredakteur ehrlich: Wir zensurieren uns selbst, darum leben wir noch. Also nichts von harter Kritik am Kreml.
Nowaja Gezeta und Meduza wurde als «Ausl. Agenten» deklariert und mussten das Land verlassen.
Ich habe nicht wergessen, dass die Journalistin Politkowskaja, die für N. Gazeta arbeitete, mit 48 ermordet wurde. In der RF lebt ein Journalist gefährlich, wenn er Investivjournalismus betreibt. Da scheut man sich nicht auch an Freuen zu vergreifen.
Ich kann Dich aber beruhigen: Diese Gleichschaltung kommt nicht von heute, bereits die Zaren kontrollierten die Presse. Das hat also in Russland eine lange Tradition.
Auch in der Schweiz wird die Presse immer mehr gleichgeschaltet: «Der Bund» ist nicht mehr «Dr Bund» und die «BZ» ist nicht mehr die «BZ», da stecken aber wirtschaftliche und keine politischen Gründe dahinter.
@René-Burkhard Zittlau
Bin einverstanden, dass Tendenzen in die falsche Richtung gehen. Da gibt es massive Probleme zu lösen: Klimawandel (andere riesige Umweltprobleme), Exzesse der Globalisierung, Besteuerung internationaler Konzerne, demokratische Kontrolle über internationale Konzerne, Internetmonopole, Datenschutz, Digitalisierung, usw., das ist alles erdrückend und beängstigend.
Nun kriechen die «starken Männer» wieder aus ihren Löchern und versprechen die einfachen Lösungen:
1. Das Problem gibt es gar nicht (Klimawandel, Covid, etc.)
2. Die Ausländer, die Andersfarbigen, die Andersgläubigen, die Schwulen sind schuld.
3. Seht her, ich habe diesen [hier das Feindbild einsetzen] ins Straflager gesteckt, bei uns herrscht noch Ordnung.
4. Wenn ich könnte, würde ich auch [hier internationale Hassfigur einsetzen] ins Straflager stecken.
5. Wär’s nicht toll, wenn es bei euch auch so einen mit so dicken Eiern gäbe?
Leider sind allzu viele Leute bereit, an diese einfachen Lösungen zu glauben. Und auch bei uns gibt’s Politiker und Institutionen, die das gerne aufnehmen, teils auch schleichend.
Zum Begriff «totalitäre Regimes»: Es waren die Autoren, welche die «freien Demokratien» mit den «totalitären Regimes» gleichmachten. Dagegen habe ich mich gewehrt, das ist alles.
Einige Hinweise gibt’s hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Demokratiemessung
Falls es sowas wie «unverdächtige» Absender für Sie gibt, wär’s wohl der:
https://www.v-dem.net/en/ > Publications
Ich meine, es gibt immer mehr B ü r o – Kratie, als «Herr»schaft
der Bürokraten (sogar der Bürokraten-Lehrlinge) über «normale Bürger».
Zu viele öffentliche und staatliche «Diener»
«kratieren» jeden Bürger, der nicht «sehr gehoben»,
sich aber trotzdem -entsprechend Grundgesetz- etwas ZU frei fühlt,
Als «kleiner Selbstständiger» erlebte ich:
1.Beim Finanzamt lasse ich mich nicht verspotten –
und bekomme «Hausverbot». Was un-gültig.
Die Rache:
2. Ein paar Jahre lang kurz vor Weihnacht: riesige Steuer-Nachforderungen.
Angeblich Computer-Fehler.
3. Trotz rechtzeitiger Steuererklärung amtliche «Schätzung» riesiger Zahlbeträge:
ABER, die Amts-Schlawiner waren zu doof: alle Beträge meiner angeblich nicht vorhandenen Steuer-Erklärung hatte man so dumm wie faul genau mal 10 genommen.
4. Auf telefonische Drohung des Bauamts lege ich einen Fett-Abscheider still. Nächste Besichtigung: Bussgeld deswegen. Zum Glück gabs Zeugen der telefonischen Nötigung.
5. Man misst «meine» Luft-Schadstoffe. Bussgeld !»Fallen gelassen», weil manipulierte Messung.
6. Ein Richter hält mich für «sehr intelligent» – und daher «besonders verantwortlich».
Strafe ! – Fallengelassen.
und … und…
Schön, Grundrechte zu haben !
Gefährlich, diese -als «kleiner Mann»- zu wissen und gar zu beanspruchen!
Ich ahne, warum Polizisten, Rettungs-Sanitäter usw öfter angegriffen werden.-
Wegen Hass «Kleiner» auf deren Büro-K r a t e n-Kollegen ?!
??? Wiederholung von: «Wir sind das Volk in 1989» ???
Markus Kühni, Bern, am 26.06.2021 um 10:34 Uhr
Danke für Ihre Antwort, Herr Kühni.
Um mal «hinten» anzufangen: Nichts ist mir ferner als Ihr für mich ausgewählter «unverdächtiger» Absender, doch das wissen Sie sicher. Organsiationen, die solche «unabhängigen Founder» haben wie die Weltbank, Open Society, USAID und ähnliche mehr stehe ich mindestens sehr skeptisch gegenüber.
Auch Ihren Lösungsvorschlägen 1-4 kann ich wenig abgewinnen. Wenn das Ihre Denkschemata sind, nun dann soll es so sein. Meine sind es nicht.
Und zu Ihrem Totalitarismusbegriff, gegen den Sie sich glauben wehren zu müssen:
Die Autoren haben sich mit der im Westen üblichen Sprachakrobatik zum Thema auseinandergesetzt und sie von einem anderen Standpunkt aus beleuchtet. Somit gaben sie den Lesern die Möglichkeit, sich selbst eine Meinung zu bilden. Klar, dass damit auch die Scheinheiligkeit so mancher Argumentationslinien zum Vorschein kam.
Derartige Gegenüberstellungen waren vor Jahren in Blättern, die auf sich hielten und ihre Leser ernst nahmen, absolut üblich. Heute fühlen sich viele Zeitgenossen allein dadurch schon angegriffen.
Wir sind weit gekommen…
@René-Burkhard Zittlau
LOL, habe ich mir schon halb gedacht, dass ein paar wenige % Funding (nota bene einwandfrei transparent ausgewiesen) schon ausreichen, um komplett vom wissenschaftlichen Inhalt und vom Argument abzulenken. So viel zu den einfachen Rezepten.
@ Zittlau
An Deinen Äusserungen kann ich entnehmen, dass es Dir besser erging unter der DDR als heute in der BRD. Das ist irgendwie verständlich, denn da herrsche Zucht und Ordnung.
Ich verbrachte 2 Wochen in Berlin, in der Hauptstadt der DDR, denn ich wollte verstehen wie so ein System funktionieren konnte.
Dabei stellte ich fest, dass man nie wusste ob man mit einem Spitzel oder einem Menschen sprach, der ehrlich seine Meinung kundtat.
Was mir am meisten gefiel, war als ich mich beim Amt anmeldete und der Beamte hinter einem Glas nicht aufhörte zu stempeln. Als er mir den roten Pass mit den DDR-Dokumenten zurückgab, fehlte das Abmeldedokument. Ich machte ihn darauf aufmerksam. Er erwiderte mir mit einem breiten Lächeln: Sie wollen sicherlich nicht bei uns bleiben, darum habe ich es bereits abgestempelt, so brauchen sie nicht mehr vorbeizukommen.
Ich war platt vor Staunen, denn das hätte ich nie von einem DDR-Staatsbeamten erwartet.
Ich sagte mir: Ein System kann noch so schlecht sein, es kommt immer auf den einzelnen Menschen an, was er daraus macht. Das war wohl die positivste Erfahrung, die ich in der DDR machte.
Das ist in der Russ. Föderation nicht anders. Auf den Einzelnen kommt es an. Diese pos. Erfahrungen lassen die Negativen verblassen.
Genau so verhalte ich mich in der BRD. Ich war dem Deutschen nicht gram als er mich mit «verdammter Kuhschweizer» betitelte, war geehrt, dass er wusste, dass es ausser Deutschen noch Schweizer gab, die perfektes Deutsch sprachen.
Jean-Claude Weber, Zinal, am 27.06.2021 um 22:11 Uhr
Kennen wir uns persönlich, dass Sie mich duzen?
Ich antwortete Ihnen auf Ihren Post hinsichtlich Pressefreiheit in Russland. Diesem stellte ich Beispiele aus dem Westen entgegen. Damit wollte ich nur darauf hinweisen, dass man schon etwas tiefer schauen muss, dass es nicht genügt, an der Oberfläche zu kratzen.
Sie schreiben an anderer Stelle (an Christian Müller):
«Nowaja Gezeta und Meduza wurde als «Ausl. Agenten» deklariert und mussten das Land verlassen.»
Auf «Meduza» trifft das zu, die Redaktion sitzt in Riga (wobei es sicher ein paar Worte mehr bedarf, um den Begriff «Ausländischer Agent» zu beleuchten, den sie hier gezielt einwerfen, gerade auch im Vergleich zu dem gleichnamigen Begriff aus den USA…)
Die «Nowaja Gazeta» sitzt nach vor in Moskau… , auch wenn sie Geld aus dem Westen erhält )…die Basis für die Einstufung als ausländischer Agent). Es ist nun mal fast ausnahmslos so, wenn es zum Schwur kommt: «Wes Brot ich ess, des Lied ich sing»…
Weiter schreiben Sie: «In der RF lebt ein Journalist gefährlich, wenn er Investivjournalismus betreibt.»
Assange arbeitete ebenfalls investigativ… An scheute sich bei ihm vor gar nichts…
Der Zustand der Presse ist kein Zufall, sondern das Resultat einer jahrzehntelangen Indoktrinierung:
https://swprs.org/die-propaganda-matrix/
Und gegen diese muss man sich wehren, egal wo auf der Welt.
@René-Burkhard Zittlau
Sehen Sie, hier sieht man jetzt den Unterschied: Meine Belege haben Sie abgelehnt, weil sie zu einigen Prozent durch Weltbank u.a. finanziert waren, was dort aktiv und offen deklariert wird. Die Wissenschafter und das Institut (schwedische Uni Göteborg) stehen offen hin.
Im krassen Gegensatz dazu, stammen Ihre Belege von einer allseits anerkannten Fake-News-Schleuder, wo weder die Autoren namentlich hin stehen, noch irgend eine Finanzierung offengelegt wird. Den Rest soll man sich denken?
Das Traurige daran: im Kern gibt es ja tatsächlich berechtigte Kritik an der Propaganda und Einflussnahme der USA bzw. der dahinterstehenden Geld-/Macht-Elite. Aber statt offen und differenziert zu diskutieren und dabei rationale/wissenschaftliche Argumente gelten zu lassen, kommt die komplette Verschwörungstheorie daher, gegen die man sich deutlich wehren muss. Der Beobachter eine komplette Marionette der USA? Ja sicher.
Das wäre ein Bärendienst an der Sache, ginge es ums Hochhalten des Prinzips, um den Schutz verletzter Menschenrechte. Aber darum geht’s nicht, im Gegenteil: Es wird allen Ernstes mit dem autokratischen, faschistoiden Regime in Russland als «Alternative» geliebäugelt. Es geht offensichtlich nur darum, berechtige Kritik an krassen Menschenrechtsverstössen, am internationalen (Social) Hacking durch Russland mit völlig falscher Gleichmacherei zu relativieren und damit zu rechtfertigen.
Eben https://de.wikipedia.org/wiki/Whataboutism
Sehr erhellend, die verschiedenen Sichtweisen. Vielleicht wird dieser sehr eindrückliche Beitrag den ich hier verlinke, dem einen oder anderen etwas geben können, oder den Horizont erweitern. Der Beitrag ist nicht leicht verdaulich, doch wann waren schon Aspekte welche klar und deutlich die aktuelle Weltlage beschreiben, leicht verdaulich? Ich wünsche viel Erkenntnis bei diesem das Thema ergänzenden Beitrag von Radio München: https://youtu.be/qEu0qQL-AtI Nach diesem Essay wird wohl mancher hier, so wie ich selber auch, einiges etwas anders sehen. Meinen persönlichen Dank an Christian Müller, er hat wieder mal in das richtige Wespennest hinein gestochen. Bravo.
Beatus Gubler, Basel am 30.06.2021 um 02:01 Uhr
Vielen Dank, Herr Gubler, für den sehr hörenswerten Link!
Markus Kühni, Bern, am 29.06.2021 um 10:42 Uhr
«Es wird allen Ernstes mit dem autokratischen, faschistoiden Regime in Russland als «Alternative» geliebäugelt. Es geht offensichtlich nur darum, berechtige Kritik an krassen Menschenrechtsverstössen, am internationalen (Social) Hacking durch Russland mit völlig falscher Gleichmacherei zu relativieren und damit zu rechtfertigen.»
Herr Kühnli, ich gehe davon aus, dass ich von uns beiden derjenige bin, der in 2 völlig verschiedenen Gesellschaftssystemen lange Jahre gelebt und diese somit sehr bewusst erlebt habe. Für die Wahrnehmung von aktuellen politischen, gesellschaftlichen, sozialen, medialen und ja auch wirtschaftlichen Entwicklungen erweist sich das als sehr großer Vorteil. Denn das, was sich gegenwärtig im Westen in der ganzen Gesellschaft und ganz besonders in den großen deutschsprachigen Staaten abspielt, kommt mir sehr bekannt vor und beunruhigt mich zutiefst.
Und bevor wir als «der Westen» – und wieder vorneweg alles, was deutsch spricht (wobei ich hier die Schweiz in Teilen ausnehmen möchte) – uns über andere moralisch oder sonstwie erheben oder dies versuchen – wie es in Ihrem Post anklingt – halte ich es für sehr angebracht, vor der eigenen Tür zu kehren und auch in der guten Stube, bevor wir bei jenen anderen «faschistoide»s und «autokratisches» zu entdecken glauben.
In diesem Sinne bin ich dem Autor des Artikels, Christian Müller, sehr dankbar.
@René-Burkhard Zittlau
> Herr Kühnli, ich gehe davon aus, dass ich von uns beiden derjenige bin, der in 2 völlig verschiedenen Gesellschaftssystemen lange Jahre gelebt und diese somit sehr bewusst erlebt habe.
Sie haben mir diese Erfahrung voraus. Immerhin beschäftigt mich das System und seine Gegensätze immer wieder. Eine Geflüchtete war in unserer Klasse im Gymnasium. Dann habe ich die Wende mitverfolgt, diese Bilder, diese Menschenmassen sprechen doch eine deutliche Sprache. Dann aber auch die grässlichen Gewinnler, die das Tafelsilber holten, weltweit der Abbau des Sozialstaates, nachdem die ideologische «Konkurrenz» weg war. Ferienbekanntschaften, die differenzierten.
> … vor der eigenen Tür zu kehren und auch in der guten Stube, bevor wir …
Nein, so ist es ein Totschläger-Argument. Ich will ja «kehren», habe es schon weiter oben gesagt:
> Der Vergleich mit totalitären Regimes ist durchaus zulässig, aber nur um aufzuzeigen, wie schlimm es schon ist und wo das hinführt, wenn wir nicht dauern wachsam sind und Gegensteuer geben.
Wenn sie also auf ein Land zeigen und sagen «seht her, wir gehen mit Riesenschritten in die Richtung eines solchen, autoritären Systems, ich habe lange Jahre erlebt, was das bedeutet, da müssen wir etwas dagegen unternehmen!» … dann bin ich voll mit Ihnen einig und Sie haben meine Sympathie und Bewunderung, dass Sie ihre persönliche schlechte Erfahrung mit diesem System zugunsten der Förderung freier Demokratien nach aussen tragen!
Markus Kühni, Bern, am 1.07.2021 um 10:13 Uhr
Herr Kühnli,
vielen Dank für Ihren wohlwollenden, differenzierenden Kommentar. Ich denke, ein persönlicher Austausch wäre für uns beide fruchtbringend, auch wenn ich zu wissen glaube, dass wir dabei beide unsere Grenzen haben, was einer Diskussion wiederum sehr zugute kommt. ))
Wir werden uns hier sicher noch öfter über den Weg laufen.
Bis dahin….