Neue Kontroverse um Lohn für Hausarbeit
In der Schweiz verlangt das Bundesgericht neu von Müttern, nach der Scheidung finanziell für sich selber zu sorgen. Die unbezahlte Haus- und Betreuungsarbeit, die immer noch überwiegend Frauen leisten, hat also auch nach einer Scheidung keinen Wert. Viele halten die neue Rechtssprechung unter den heutigen Gegebenheiten für realitätsfern. Einige schlagen deshalb vor, Hausarbeit zu entlöhnen.
Kontroverse unter Feministinnen
Die unbezahlte Haus- und Betreuungsarbeit hat für Frauen bis ins Rentenalter negative finanzielle Folgen. Ein Hausfrauenlohn könne dies ändern, meinen einige. Dieser Vorschlag hat eine jahrzehntealte Kontroverse wiederbelebt. Im Zentrum der Diskussionen steht die Frage, ob ein solches Gehalt Frauen diskriminiert oder emanzipiert.
«Herdprämie»
Die Kritikerinnen sprechen von einer «Herdprämie», welche Hausarbeit als Frauenarbeit zementiere und Frauen vom Arbeitsmarkt verdränge. Zudem könnte ein Hausfrauenlohn ein Anlass für den Staat sein, familienexterne Kinderbetreuungsmöglichkeiten nicht mehr zu finanzieren.
Es sei zwar wichtig, über den Wert der unbezahlten Hausarbeit zu sprechen und darüber, wer sie leistet. Doch Ziel müsse es sein, bezahlte Erwerbs- und unbezahlte Hausarbeit partnerschaftlich aufzuteilen. Wer einen Hausfrauenlohn fordere, mache gemeinsame Sache mit Konservativen, die weltweit auf dem Vormarsch sind. Diese propagieren traditionelle Geschlechterrollen, weil sie bezahlte Arbeit und Macht nicht mit den Frauen teilen wollen.
«Befreiungsschlag»
Die Befürworterinnen dagegen argumentieren, ein Hausfrauenlohn sei ein emanzipatorischer Befreiungsschlag. Frauen müssten nicht mehr jeden bezahlten Job annehmen. Und sie wären in einer besseren Position, um mit ihren Partnern auszuhandeln, wie sie die Haus- und Betreuungsarbeit teilen. Heute seien zwar mehr Frauen erwerbstätig, aber trotzdem finanziell nicht unabhängig, weil sie Teilzeit beschäftigt sind und tiefere Löhne erhalten.
Ein Hausfrauenlohn werte Hausarbeit auf und mache diese sichtbar. Nur eine Bezahlung zeige, dass Hausarbeit einen Wert habe und nichts mit der Natur der Frau zu tun habe. Einen Hausfrauenlohn könnten nämlich auch Männer beziehen und damit ihre Erwerbsarbeitszeit reduzieren.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine. Die Autorin ist Redaktorin und Herausgeberin der Online-Zeitschrift FrauenSicht.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Kinder sind heute planbar geworden! Wenn man Kinder möchte so muss man halt Kompromisse eingehen! Ich bin alleinerziehender Vater und arbeite noch damit wir über die Runden komme! Warum soll der Staat immer nur Bezahlen? Ein Kollege hat auch 2 Kinder seine Frau ist verstorben! Er ist selbständig und kann durch den Tag leider nicht zu den Kindern schauen er musste sich auch sein Leben einrichten!
Muss man noch Arbeiten so geht das auch wenn man dies will! Da braucht es keinen Lohn für die Kindererziehung. Problematischer ist es natürlich im Kleinkindalter aber sobald die kleinen mal im Kindergarten sind so geht das einigermassen aneinander vorbei!
Wieso heisst es im Beitrag HausFRAUENlohn??? Es soll einfach anerkannt werden, dass die Arbeit daheim wichtig und wertvoll ist für die Gesellschaft, egal ob Mann oder Frau diese verrichtet. Noch besser wäre übrigens das BEDINGUNGSLOSE Grundeinkommen.
Kritiker des Lohns für Hausarbeit haben eine eigenartige Einstellung zur Arbeit an sich. Wenn Köche 8 Std am Herd stehen, Kindergärtnerinnen 8 Std fremde Kinder betreuen obwohl sie lieber für ihre eignen Kinder da wären, Pfleger den ganzen Tag nichts anderes machen als Pflegen – wo ist dann der Unterschied? Was macht die Arbeit FÜR jemand anderen besser als die Arbeit für sich und bei sich zu Hause. Hausarbeit ist vielfältig und man muss nicht den ganzen Tag in einer Restaurantküche stehen, man kann ganz autonom vor sich hin werkeln. Dass Frauen die in Wohnungen wohnen FÜR jemand arbeiten wollen kann ich nachvollziehen, denen ist langweilig. Aber am Land mit Haus u. Garten gibt es genug Abwechslungsreiches zu tun. Das Problem war eigentlich, dass Frauen früher auf Haushaltsgeld ihrer Männer angewiesen waren. Dieses Problem löst sich aber in dem Moment auf wo die wirklich wertvolle Hausarbeit mit Gehalt entlohnt wird. Wie wäre es wenn man den Frauen die Wahl lassen würde ob sie lieber zu Hause für sich u. die Familie arbeiten oder für einen Chef. Wenn man Arbeiten geht ist man nicht unabhängig – im Gegenteil man ist abhängiger als vorher und kann sich den Arbeitsplatz oft nicht aussuchen. Jene, die gegen einen unabhängigen Lohn sind, sind meistens ohnehin privilegiert und meinen noch dazu dass Hausarbeit minderwertiger wäre als bezahlte (weil «produktive») Arbeit. Wo der Unterschied zwischen produktiver u. unproduktiver Arbeit herkommt wäre separat zu diskutieren.