Sperberauge
Eintönigkeit nervt Journalistinnen und Journalisten
Journalistinnen und Journalisten weltweit haben ein anstrengendes Jahr hinter sich. Besonders Onlinemedien waren im 2020 stark nachgefragt, die Arbeit wurde dabei nicht leichter. Neben sozialen Themen, Rassismus und den Wahlen in den USA beherrschte Covid-19 rund um die Uhr die Berichterstattung.
Bei Journalistinnen und Journalisten löst die Dominanz dieses Themas mittlerweile eine gewisse Genervtheit aus, fand der «Cision State of the Media Report 2021». Verbunden mit erschwerten Arbeitsbedingungen, einem hohen Fake-News-Aufkommen und anhaltend hohem Spardruck bot 2020 keine allzu einfachen Umstände. Cision ist ein globaler Anbieter von Media Management Software und führt einmal jährlich Umfragen bei mehreren tausend Journalistinnen und Journalisten weltweit durch.*
Genervt von Corona und Fake-News
37 Prozent von 2700 im Februar 2021 Befragten aus 15 Ländern gaben an, «Ermüdung über die Berichterstattung zur Covid-19-Pandemie» zu empfinden. Knapp die Hälfte (46 Prozent) beschäftigte sich in erster Linie damit, neue Perspektiven für die Corona-Berichterstattung zu finden. Durch die national unterschiedlichen Anti-Corona-Massnahmen fielen zudem viele andere Themenbereiche weg.
Dabei war 2020 keinesfalls ein eintöniges Jahr. Neben der pandemiebedingten Themenauswahl kämpften die Berichterstattenden 2020 mit emotional aufgeladenen und stark polarisierenden Themen wie Rassismus und Umweltkatastrophen. Redaktionen mussten vermehrt Fake-News-Anschuldigungen abwehren, während sich sowohl politisch wie auch im Gesundheitsbereich eine Fake-News-Schwemme ausbreitete.
Erschwerte Bedingungen für die Berichterstattung
Und das unter erschwerten Bedingungen. Sinkende Auflagen und wegfallende Werbeeinnahmen setzen Medien seit Jahren unter Druck, besonders galt das während der Pandemie. Journalistinnen und Journalisten standen vor der Herausforderung, selbst gesund zu bleiben und gleichzeitig das enorme Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit zu befriedigen.
Auch da gab es neue Hindernisse. Covid-19 erschwerte den Zugang zu Quellen, was als zweithäufigste Einschränkung im vergangenen Jahr genannt wurde. Die Berichterstattung vor Ort sowie die Überprüfung von Fakten wurde schwieriger, da journalistische Arbeit grösstenteils zuhause am Telefon und am PC stattfinden musste.
Sorge um die Medienfreiheit
Der öffentliche Druck, ausgewogen zu berichten, sowie Angriffe auf die Pressefreiheit nahmen zu. Zwei Fünftel der befragten Journalisten gaben an, dass sie in ihrem Land oder dem Land, über das sie berichten, eine Verschlechterung der Pressefreiheit wahrnehmen.
Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Befragten hat das Gefühl, dass die Öffentlichkeit im letzten Jahr das Vertrauen in die Medien verloren hat – ein Wert, der im Vergleich zu 2019 (63 Prozent) und 2020 (59 Prozent) gesunken ist. Speziell in den USA sind Medienschaffende optimistisch, dass sich durch den Regierungswechsel ein grösseres Vertrauen in die Medien einstellen wird.
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*Cision ist ein globaler Anbieter von Media Management Software und führt unter anderem Medienbeobachtungen für Unternehmen durch. Das Unternehmen publiziert einmal jährlich einen «State of the Media Report» und führt dazu weltweit Umfragen durch. An der jüngsten Umfrage nahmen 2746 Medienschaffenden aus 15 Ländern teil (Brasilien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Kanada, Korea, Malaysia, Mexiko, Portugal, Schweden, Spanien, USA, Vietnam), davon 47 Prozent Journalistinnen und Journalisten von Printmedien, 23 Prozent von Onlinemedien, 20 Prozent Teilnehmende aus Rundfunk, Fernsehen, Podcast, 8 Prozent Freelancer und Blogger und 1,3 Prozent Social Media Influencer. Die Email-Umfrage, die zwischen dem 1. Februar und dem 1. März 2021 durchgeführt wurde, gibt einen groben Überblick über die Stimmung in den Redaktionen. Das Unternehmen fragte naturgemäss ausführlich zum Stand der Beziehung von Journalisten zu PR-Schaffenden, worauf wir nicht eingegangen sind.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Viele Medienhäuser sind leider nicht mehr das was sie mal waren oder sein sollten. Frei, ohne Interessenbindungen und der Wahrheit sowie einem Ethos verpflichtet. Infosperber ist eine angenehme Ausnahme. Die meisten Zeitungen gehören den großen Medienhäusern und sind dazu da, das bestehende System zu stützen, anstatt Schwächen zu hinterfragen. In einer Zeit wo der Elitärismus sehr dominant und zuweilen auch mit verbaler Gewalt und versteckter Propaganda in den grossen Medien sehr präsent ist, werden freie ungebundene gute Journalisten/innen immer wichtiger und haben es leider auch immer schwerer ihre Arbeit zu machen. Womöglich fehlt es an einer Ethikkomission und an der Verpflichtung, das Medien ihre «Inhaber» und «Interessengruppen» zuvorderst gross und deutlich offenbaren müssen. Das Kleingedruckte im Impressum lesen oder sehen ja die wenigsten.
Interessanter Artikel. Vielen Dank dafür!
Zitat: “Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Befragten hat das Gefühl, dass die Öffentlichkeit im letzten Jahr das Vertrauen in die Medien verloren hat”
Viele Medien (zumindest deutschsprachige) haben so einseitig und unausgewogen berichtet, diffamiert und Panik verbreitet, da brauchen sich die Medienschaffenden doch nicht zu wundern, dass das Vertrauen wegbleibt. Schade, dass dieser Vertrauensverlust aber wohl auch seriöse Journalisten trifft.
Der Jammergesang von Frau Gschweng ist sehr verständlich. Auch ich jammere, über Corona, Berset…. und das anhalten kalte Wetter….. und über die regierungsergebenen Schreiberlinge, usw. Nichts ist eindeutig bei Corona, ein Wenn oder Aber ist oft berechtigt. Mit dem müssen wir leben – bis wir Korona verstehen und damit zu leben gelernt haben. Wenn ich mir aber in Erinnerung rufe, dass die Presse mit 480 Mio. sogenannt indirekt subventioniert wird, staune ich über ein tief schürfendes Unbehagen bei engagierten, feinfühligen Journis nicht. Kurz: Bundesbern und die grossen Medienkonzerne haben ein System gezimmert, das langfristig nur scheitern kann. Auch in Corona-Zeiten. Scheitern werden die korrumpierenden Politiker, die Regierenden, Beamte, Lobbyisten und Medienkonzerne. Dieser Prozess ist weiter fortgeschritten als allgemein wahrgenommen wird. Sperber (10 Jahre), Gabor Steingart, WW Daily und Co. lassen grüssen. Klassische Tageszeitungen lese ich nur noch diagonal, um diese auf ihre Redlichkeit zu testen. Die Bilanz ist erschütternd. Erschütternd für die Konzerne und Bundesbern.
«Cision» (whoever this might be) nervt selber ganz ordentlich: Verlangt von mir jegliche Daten vom Vornamen bis zum «Job Title» und zur «Job Role» (wobei ich dann zwischen CEO und Finanzmanager wählen kann). Wo das Ding selber seinen Firmensitz hat, suche ich auf der Homepage hingegen umsonst. Aber in der Cision-Chefetage tummeln sich offenbar jede Menge Chief-Anything-Officers. Die machen dann auch noch einen auf Kumpel: «Hey there! What brougt you here today?» Könnten sie Französisch, würde ich ihnen knapp antworten: «T› occupe!» Und erst im Kleingdruckten vernehme ich, dass sie nur Medienschaffende aus 15 hadverlesenen (nach welchen Kriterien?), vorab nord-westlichen Ländern befragt haben. Das relativiert die ohnehin eher banalen Erkenntnisse erst recht. Mein Eindruck: Da wird aus enger nord-westlich zentrierter Optik mit viel globalisierter Arroganz von und für transnationale Eliten massiv PR gemacht. This ain› t impressin› me much! N.R.