Sperberauge
Duden merkt: Auch Frauen dürfen Mieter sein
Viel Kritik erntete die Dudenredaktion für die Abschaffung des generischen Maskulinums in ihrem Online-Wörterbuch duden.de. Sie hatte Anfang 2021 damit begonnen, 12 000 Einträge wie etwa «Mieter» zu ändern: Aus «jemand …» wurde «männliche Person, die etwas gemietet hat». Nach ihren gewundenen Erklärungen für die neue Praxis ergänzte die Redaktion ab März die Einträge mit einem Kästchen:
- In bestimmten Situationen wird die maskuline Form (z. B. Arzt, Mieter, Bäcker) gebraucht, um damit Personen aller Geschlechter zu bezeichnen. Bei dieser Verwendung ist aber sprachlich nicht immer eindeutig, ob nur männliche Personen gemeint sind oder auch andere. Deswegen wird seit einiger Zeit über sprachliche Alternativen diskutiert.
Wer den Link bei «dieser Verwendung» anklickt, findet eine differenzierte Betrachtung darüber – also über das generische Maskulinum und die Fälle, in denen es missverständlich sein kann. Der Grund, generell davon abzurücken, wäre demnach das Streben nach Klarheit. Nur ein Nebeneffekt wäre es also, Frauen sichtbar zu machen – wenn wir das der Dudenredaktion glauben wollen.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Der Autor war Redaktor beim «Sprachspiegel» und zuvor beim Berner «Bund». Dort schreibt er die Kolumne «Sprachlupe», die auch auf Infosperber zu lesen ist. Er betreibt die Website Sprachlust.ch.
Zum Glück gibt es diese Probleme nur für Deutsch-sprechende. In Frankreich frägt man sich immer noch, ob Covid männlich oder weiblich sei. Die «Academie» hat zwar auf «la» Covid entschieden, in der Umgangssprache bleibt «le» Covid aber definitiv vorherrschend.
Heureux ceux qui savent rêver et projetter leurs illusions…
Das generische Maskulinum, aber auch die selteneren generischen Feminina wie Koryphäe bezeichnen immer Rollen, niemals Menschen. ‹Mieter› ist eine mietende Rolle, welche wahlweise von natürlichen und juristischen Personen eingenommen werden kann.
Der Mieterinnen-, Mieter*-, Mieter+-, Mieter!- und Mieterverband ist immer noch maskulin.
Als Folge der sexistischen Schreibweise will jede*+!r explizit in seinem/ihrem/ihres eigenen biologischen Geschlecht erwähnt werden. Wobei es nach deren Eigendefinition über 60 verschiedene Geschlechter geben soll, was zu entsprechenden Bandwurmsätzen führen soll.
Ernsthaft:
Aus meiner Sicht handelt es sich um ein Scheinproblem um von den ernsthaften Problemen unserer Welt abzulenken, auch bekannt als ‹Vogel-Straus-Politik›.
Heisst die Höflichkeitsform von Duden Sieden – könnte man Kochen vor Verzweiflung? Lasse ich mich mit Sie anreden als Er?
Ach, Leute, genügt es nicht, dass wir den Planet ruinieren, müssen wir es nun auch noch mit der Sprache tun?
Den Hype uns Romanische und den Hype um die Gendersprache – soll der Wasserhahn Wasserhenne heissen, und Kommentar auf srf.ch: «Frau Funiciello hat gemeint (in der Sendung von Elsener), dass das Wort Mutter (Gegenstück zur Schraube) sexistisch und deshalb ein no go sei. Mehr muss man von dieser Dame eigentlich gar nicht wissen.» – finde ich relativ irrelevant (überbewertet) angesichts Artensterben, Klima, Feinstpartikel ubiquitär und Kriegsgefahr, sprich: Lebensgrundlagen.