Sperberauge

Duden merkt: Auch Frauen dürfen Mieter sein

Daniel Goldstein © Grietje Mesman

Daniel Goldstein /  Duden.de bleibt zwar bei der neuen Definition, z. B. ein Mieter sei eine «männliche Person», erwähnt nun aber Ausnahmen.

Viel Kritik erntete die Dudenredaktion für die Abschaffung des generischen Maskulinums in ihrem Online-Wörterbuch duden.de. Sie hatte Anfang 2021 damit begonnen, 12 000 Einträge wie etwa «Mieter» zu ändern: Aus «jemand …» wurde «männliche Person, die etwas gemietet hat». Nach ihren gewundenen Erklärungen für die neue Praxis ergänzte die Redaktion ab März die Einträge mit einem Kästchen:

  • In bestimmten Situationen wird die maskuline Form (z. B. Arzt, Mieter, Bäcker) gebraucht, um damit Per­sonen aller Geschlechter zu bezeichnen. Bei dieser Verwendung ist aber sprachlich nicht immer eindeutig, ob nur männliche Personen gemeint sind oder auch andere. Deswegen wird seit einiger Zeit über sprach­liche Alternativen diskutiert.

Wer den Link bei «dieser Verwendung» anklickt, findet eine differenzierte Betrachtung darüber – also über das generische Masku­linum und die Fälle, in denen es missverständlich sein kann. Der Grund, generell davon abzurücken, wäre demnach das Streben nach Klarheit. Nur ein Nebeneffekt wäre es also, Frauen sichtbar zu machen – wenn wir das der Dudenredak­tion glauben wollen.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Der Autor war Redaktor beim «Sprachspiegel» und zuvor beim Berner «Bund». Dort schreibt er die Kolumne «Sprachlupe», die auch auf Infosperber zu lesen ist. Er betreibt die Website Sprachlust.ch.

Zum Infosperber-Dossier:

Portrait_Daniel_Goldstein_2016

Sprachlupe: Alle Beiträge

Daniel Goldstein zeigt, wie Worte provozieren, irreführen, verharmlosen – oder unbedacht verwendet werden.

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4 Meinungen

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 29.03.2021 um 20:17 Uhr
    Permalink

    Zum Glück gibt es diese Probleme nur für Deutsch-sprechende. In Frankreich frägt man sich immer noch, ob Covid männlich oder weiblich sei. Die «Academie» hat zwar auf «la» Covid entschieden, in der Umgangssprache bleibt «le» Covid aber definitiv vorherrschend.
    Heureux ceux qui savent rêver et projetter leurs illusions…

  • am 30.03.2021 um 11:17 Uhr
    Permalink

    Das generische Maskulinum, aber auch die selteneren generischen Feminina wie Koryphäe bezeichnen immer Rollen, niemals Menschen. ‹Mieter› ist eine mietende Rolle, welche wahlweise von natürlichen und juristischen Personen eingenommen werden kann.

  • am 30.03.2021 um 21:47 Uhr
    Permalink

    Der Mieterinnen-, Mieter*-, Mieter+-, Mieter!- und Mieterverband ist immer noch maskulin.

    Als Folge der sexistischen Schreibweise will jede*+!r explizit in seinem/ihrem/ihres eigenen biologischen Geschlecht erwähnt werden. Wobei es nach deren Eigendefinition über 60 verschiedene Geschlechter geben soll, was zu entsprechenden Bandwurmsätzen führen soll.

    Ernsthaft:
    Aus meiner Sicht handelt es sich um ein Scheinproblem um von den ernsthaften Problemen unserer Welt abzulenken, auch bekannt als ‹Vogel-Straus-Politik›.

  • am 30.03.2021 um 22:09 Uhr
    Permalink

    Heisst die Höflichkeitsform von Duden Sieden – könnte man Kochen vor Verzweiflung? Lasse ich mich mit Sie anreden als Er?
    Ach, Leute, genügt es nicht, dass wir den Planet ruinieren, müssen wir es nun auch noch mit der Sprache tun?
    Den Hype uns Romanische und den Hype um die Gendersprache – soll der Wasserhahn Wasserhenne heissen, und Kommentar auf srf.ch: «Frau Funiciello hat gemeint (in der Sendung von Elsener), dass das Wort Mutter (Gegenstück zur Schraube) sexistisch und deshalb ein no go sei. Mehr muss man von dieser Dame eigentlich gar nicht wissen.» – finde ich relativ irrelevant (überbewertet) angesichts Artensterben, Klima, Feinstpartikel ubiquitär und Kriegsgefahr, sprich: Lebensgrundlagen.

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