Oberflächlicher Pluralismus im Köppel-Magazin
In der Weltwoche, dem rechten Flügel- und Flegelblatt der Schweiz, gibt’s manchmal Pluralismus. Zum Beispiel beim Urteil über Stellenwechsel in der Medienbranche: Jonas Projer, den Fernsehgucker als Dompteur der SRF-Talksendung «Arena» kennen, wird seinen aktuellen Posten als Chef von Blick-TV räumen und «spätestens ab September» Chefredaktor der NZZ am Sonntag (NZZaS). Das teilte der Vorsitzende des NZZ-Verwaltungsrates, Etienne Jornod, am 14. März der Leserschaft der NZZaS mit.
Für die neuste Weltwoche (WW) vom 18. März ist das ein Thema, das gleich zwei Autoren umtreibt.
«Der schlechteste Teamplayer», aber «bürgerlich-liberal»
Auf Seite 11 unter dem Titel «Lieber Jonas Projer» gratuliert und freut sich der Journalist und WW-Kolumnist Peter Rothenbühler (ehemals Büro Cortesi in Biel) über den Wechsel: «Dass Sie eine gute Wahl sind, zeigt die Reaktion der Konkurrenten.» So erfahre man aus dem Umfeld von Blick-TV, es sei «zuweilen zu Konflikten gekommen, unter anderem wegen Ihres ‘harschen Umgangstons’», berichtet Rothenbühler in seinem offenen Brief an den Ex von SRF und Blick. Das sei «eigentlich ein Kompliment für Sie», wenn man bedenke, dass die «Einschätzung aus dem Tages-Anzeiger kommt, wo die Meute der linken Journalisten ihre Chefs vor sich hertreibt». Offensichtlich hofft Rothenbühler, dass der neue Chef der NZZaS selber zum Treiber wird und freut sich: «Wir erwarten mehr Pfupf im analogen Inhalt. Legen Sie los!»
Etwas weniger euphorisch beurteilt auf Seite 29 WW-Kolumnist Kurt W. Zimmermann den Sesselwechsel: «Bei der NZZ am Sonntag ist es darum etwa so, wie wenn man nun einen Mann ins Cockpit eines Flugzeugs setzt, der vorher als Buschauffeur gearbeitet hat», schreibt er und verkennt dabei, dass gegenwärtig eher Leute vom Flugzeug-Cockpit in den Führerstand von Bussen oder Lokomotiven umsteigen. Immerhin scheint Zimmermann etwas genauer informiert zu sein über Projer als Person, nämlich: Er sei «eine egozentrische Drama-Queen» und «der schlechteste Teamplayer», den sie im Hause Ringier, wo Zimmermann selbst mal wirkte, je erlebt hätten.
Nach dem Schmäh erkennt Zimmermann, und damit nähert er sich Rothenbühler wieder an, bei Projer auch «unbestrittene Qualitäten»: «Er ist ein unermüdlicher Antreiber und Motivator (…) Und er ist politisch zuverlässig. Seine Ausrichtung sei ‘bürgerlich-liberal’ versicherte er der NZZ-Spitze, die das mit Behagen hörte».
Der unterhaltsame Smalltalk und der oberflächliche Pluralismus (hier verstanden als unterschiedliche Einschätzung und Sympathie) zur Person endet aber in Einigkeit über dessen Funktion: Der künftige Chef der NZZ am Sonntag muss autoritär sein und autoritär führen. Jonas Projer soll die Redaktion, die sich laut Zimmermann unter dem bisherigen «führungsschwachen» Chefredaktor Luzi Bernet «ideologisch austoben» und diese Zeitung «in ein bunt-rot-grünes Jekami» verwandeln konnte, wieder auf stramm «bürgerlich-liberalen» Kurs trimmen.
Wenn Chefredaktoren ausrasten
Der hier Schreibende schätzt Pluralismus in den Medien; darum arbeitet er für Infosperber. Dass der Pluralismus in der NZZ am Sonntag angeblich zum «rot-grünen Jekami» ausartete, ist ihm nicht aufgefallen. Vielmehr fürchtet er die Wirkung von autoritären Chefs, die Gefahr laufen, die Kontrolle über sich selber zu verlieren. Zum Beispiel Chefredaktor Roger Köppel, der in der gleichen Weltwoche-Ausgabe im Editorial «Hurra, wir leben noch» die Politik des Bundesrats in der Corona-Krise kritisierte. Dabei, und hier endet der lustige Smalltalk und das Thema wird ernst, schrieb Köppel: «Für mich ist die Corona-Politik ein Verbrechen, der gefährlichste Verhältnisblödsinn in der Geschichte der Menschheit.»
Gerade an dieser Stelle wäre Pluralismus, verstanden als Chance, einen ausrastenden Chef zu relativieren, dringend nötig. Vielleicht nutzen Peter Rothenbühler oder Kurt W. Zimmermann ihre Freiheit und schreiben in der nächsten Ausgabe der Weltwoche: «Lieber Roger Köppel. Als ehemaliger Sportredaktor fehlt es Dir nicht nur an Fairness, sondern vor allem an historischer Erinnerung.»
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine.
Man wird beim Lesen der Infosperber Berichterstattung den Eindruck der Linkslastigkeit nicht los. Ausgewogenheit wäre zu begrüssen…
Lieber Hanspeter
Es ist natürlich absolut diskriminierend, dass du insinuierst, Sportredaktoren, oder jedenfalls ehemaligen, gebreche es quasi ex officio an historischer Erinnerung. Ich hoffe, du schreibst, im Sinne der von dir selber geforderten Fairness, die ehrenrettende Gegendarstellung gleich selber!
Herzlichst
Richard, ehemaliger Sportredaktor.
Jonas Projer soll die Redaktion, die sich laut Zimmermann unter dem bisherigen «führungsschwachen» Chefredaktor Luzi Bernet «ideologisch austoben» und diese Zeitung «in ein bunt-rot-grünes Jekami» verwandeln konnte, wieder auf stramm «bürgerlich-liberalen» Kurs trimmen. Man höre und staune, Es stimmt zwar, dass Luzi Bernet nie recht wusste, wo er stehen soll, aber das schuldete ihm die NZZ Medien AG. Bernet hat unter diesen Umständen einen guten Job gemacht. Nun brechen andere Zeiten an, die NZZ spürt offenbar schon den «Nebelspalter» im Rücken wie einst Brutus nach der Ermordung von Julius Cäsar….
Ja, man kann von Jonas Projer halten was man will, wenn er ‘bürgerlich-liberal’ sein soll, dann ist zumindest bestätigt, dass die ganze Journalisten-Clicke links tickt. Offenbar haben alle doch zumindest ein bisschen Angst vor Markus Somm….!
So sehr ich die polemische art von herrn köppel „dislike“- so bin ich doch einmal auch seiner meinung wenn er sagt: «Für mich ist die Corona-Politik ein Verbrechen, der gefährlichste Verhältnisblödsinn in der Geschichte der Menschheit.»…
Btw. schätze ich die arbeit des infosperber sehr!- vielen dank für ihren einsatz fakten über klicks&angst zu stellen??
Um hier argumentieren zu können, müsste vorher jemand echt definieren, was bürgerlich liberal rsp. linkslastig bedeutet. Früher war links mal klar und hiess kritisch und für die Arbeiterschaft einstehend. Das hat sich ganz verflogen, seit SP, Linke und Grüne – alle drei für den Profit der Wirtschaft sich stark reden. Nicht mal in der sog. marxistischen WOZ kann man regierungs-kritische Artikel finden. Alles schwört auf die Geldwirtschaft und den Lobbyismus, welcher vom Bundesrat gelebt / gefolgt wird. Ganz früher war bürgerlich liberal eher links, weil die Interessen der Bürger als kreative staatsbildende Kraft gegen zentralistische Führungen sich einsetzten. Danach wurden diese Bürger reich und setzten sich vor allem für gewinnorientierte Industriealisierung ein. Sie wurden zum Freisinn, was ungefähr meinte, der Kapitalist soll nicht mehr gebremst werden. Das Wort liberal blieb als Adjektiv für solche, die etwas kritischer die Entwicklung von rein profitmaximierenden Tendenzen beschrieben. Dies konnte so als minim links (weil kritisch) für sich beansprucht werden. Heute werden alle diese Vocabularien nur noch von den Politikern selbst verwendet, weil sie sinn-frei geworden sind – und kaum mehr echten Vertretungen von irgendwas dienen, ausser dem Geschwafel innerhalb der eigenen Gilde. Es sind Scheingefechte und das Volk erkennt nicht mehr, von wem es denn vertreten würde – falls es was zu vertreten gäbe! Könnte der sog. Populist noch auf seiner Seite stehen? NEIN !?
Man kann der Weltwoche vorwerfen, sie veröffentliche immer wieder Artikel auf unterirdischem Niveau. Trifft zu! Ebenso kann man Herrn Köppel vorwerfen, er ticke immer wieder mal aus. Trifft auch zu.
Die Bereitschaft der Weltwoche, auch die andere Seite zu Wort kommen zu lassen, ist jedoch klar überdurchschnittlich. Cedric Wermuth, Reto Knutti und viele andere, die keinesfalls auf Weltwoche-Linie liegen, konnten ihre Argumente auf ganzen Seiten darlegen.
@Beda Düggelin: Sie schreiben: «Es stimmt zwar, dass Luzi Bernet nie recht wusste, wo er stehen soll, aber das schuldete ihm die NZZ Medien AG.» Könnten Sie bitte näher erklären, was genau Hr. Bernet der NZZ Medien AG ausgeliehen oder vorgestreckt hat, sodass diese in seiner Schuld stand? Könnte es sein, dass Sie «an etwas schuld sein» mit «Schulden haben» verwechseln?
Die NZZ war mal ein Intellektuellenblatt, Klientel: Studis und Gelehrte (und jeden, der sich dafür hielt).Ellenlange, ineinander verschachtelten Satzreile aber dennoch detailliert. Penibel.
Davon ist heute nichts mehr da.Sie gleicht heute eher einem Tagi von damals.Noch nicht so populistisch wie ein Blick, Watson, oder 20 min. aber von kühler Sachlichkeit auch weit weg. Das macht heute nur noch das Tagblatt, im amtlichen Teil.
Die NZZ wurde aber trotzdem Bürgerlicher.(Ist es aber schon eine ganze Weile) Der Finanzteil ist auch noch sachlich.
Ob Projer einen Unterschied machen wird, kann niemand sagen, bis es passiert.
Ich bin gespannt.und wünsche ihm Glück bei seinem neuen Job.
Ich lese sowieso lieber die online WoZ,
Ich habe nie verstanden, was einer meint, wenn er sagt, dass die Berichterstattung über Kultur, Sport, Wissenschaft, Wirtschaft oder Satire zu links sei und man die Redaktion auf «bürgerlich» trimmen müsse. Im Prinzip ist das nur ein Eingeständnis, dass diese Person keine Ahnung vom Journalismus hat. Wenn jeder Inhalt zuerst danach abgeklappert werden muss, welche politische Färbung er hat (und nicht einmal danach gefragt wird, ob er überhaupt eine hat), dann ist das ein sicheres Zeichen, dass es nicht mehr um den Journalismus geht, sondern um die richtige Ideologie. Genau damit erweisen sich Medien wie die Weltwoche, das NZZ-Feuilleton oder der Nebelspalter als unprofessionell und folglich für die Leserschaft als irrelevant.
Es ist unfassbar, wie klar links die redaktionelle Ausrichtung von Infosperber ist.
Infosperber ist Teil des Systems. Und Sie alle werden die Mitverantwortung für das, was aktuell hinter unser aller Rücken geschieht mittragen müssen.
Vielleicht bringen Sie ja irgendwann einmal Artikel, die wirklich relevant sind?
Ich bin enttäuscht von Ihnen. Und mein Eintrag, wie auch der letzte, werden wiederum Ihrer Zensur anheim fallen.
Wie soll es auch anders zu erwarten sein von der linken Diktatur?
NZZ ist heute – leider so unglaublich angepasst, dass die Paar Nicht-Angepassten unter Klein-Rubrik, schon gar nichts bedeuten. Das gleiche gilt bald für die Sontags Zeitung. Wenn Chefredaktoren ein Impf-Obligatorium fordern und zur Ausgrenzung von Nicht-Impfwilligen aufrufen, dann ist ein Herr Köppel sicherlich für mich die bessere Wahl! Zudem noch unterhaltsamer und vor allem journalistisch informativer!