Sperberauge

Opioid-Krise: Sackler-Familie gibt Kontrolle ab

Daniela Gschweng. © Alexander Preobrajenski

Daniela Gschweng /  Der neueste Insolvenzplan von Purdue Pharma sieht vor, dass Konzerngewinne für Suchtbekämpfung verwendet werden müssen.

Der Pharmakonzern Purdue hat am 16. März einen neuen Insolvenzplan vorgelegt. Das Unternehmen gilt als einer der Hauptschuldigen an der Opioidkrise, die die USA seit Ende der 1990er-Jahre heimsucht.

Das Unternehmen spielte die Gefahren des opioidhaltigen Schmerzmittels Oxycontin jahrelang herunter. Der Werbeslogan «A drug to start with and to stay with» wurde auf verhängnisvolle Weise wahr. Die Eigentümerfamilie Sackler verdiente Milliarden und machte viele Menschen abhängig, Hundertausende starben an Überdosen.

Gegen Purdue und die Sacklers laufen in den USA tausende Klagen von geschädigten Einzelpersonen, Städten und Staaten. 2019 hatte der Konzern deshalb Gläubigerschutz beantragt, 2020 schloss Purdue einen ersten Vergleich mit der US-Regierung über 8 Milliarden Dollar.

Gewinne nur noch zur Bekämpfung der Sucht

Der mehr als 300-seitige neue Plan, der beim New Yorker Insolvenzgericht eingereicht wurde, sieht eine Zahlung von weiteren 4,3 Milliarden aus dem Vermögen der Sacklers an betroffene Kläger vor. Das ist mehr als beim letzten Angebot, die Kläger sind damit noch nicht zufrieden.

Die wichtigste Änderung: Wird der Insolvenzplan angenommen, gibt die Familie Sackler die Kontrolle über den Konzern vollständig ab. Das neue Unternehmen, das weiterhin Oxycontin herstellen und vertreiben soll, soll von Managern geführt werden, die von den Klägern ausgewählt wurden.

Die neuen Eigentümer des Unternehmens müssen sicherstellen, dass die Gewinne ausschließlich in die Bekämpfung der Opioidkrise fliessen, berichtet unter anderem die «New York Times». Viele Staatsanwälte kritisieren den Plan als kompliziert. Sie argumentieren, dass er Regierungen und andere Gläubiger in die Verwaltung einer privaten Firma verstricken würde.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

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2 Meinungen

  • am 19.03.2021 um 15:03 Uhr
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    Wenn Menschen in Sucht flüchten, dann liegt dies oft mehr an den Lebensumständen als am Suchtmittel selber. Nimmt man ein Suchtmittel vom Markt, nimmt ein anderes seinen Platz ein. Die Schäden welche Alkohol in der Schweiz als Suchtmittel anrichtet, kosten 5x soviel wie alle anderen Suchtmittel-Schäden zusammen. Die Grenze zwischen Genuss und Sucht ist schmal. Medizinisch korrekt dosiert hinterlassen medizinische Opioide keine bleibenden Schäden an Patienten/innen. Menschen ohne Suchtveranlagung welche keine Schmerzpatienten/innen mehr sind, können Opioide gut betreut in der Regel problemlos ausschleichen. ( Siehe u.a.Portal Infoset für weitere Informationen)

  • am 22.03.2021 um 04:56 Uhr
    Permalink

    Lieber Beatus, so wie Menschen mit Alkohol Selbstmedikation wegen ihrer persönlichen Umständen betreiben, können sie es auch mit Medikamenten tun. Und da gibt es einige andere die auch abhängig machen können. Frage ist, wie kommen sie dazu. Solange abgebende Ärzte an Medikamenten verdienen dürfen und abgebende Ärzte ohne psychologische Beratung (bspw. Hausärzte) Psychopharmaka abgeben dürfen, so lange wird legal mit Krankenkassen Finanzierung « gedealt ». Die Patienten wissen in der Regel nicht, dass sie langsam aber sicher in eine Abhängigkeit geraten. Irgendwann geht es nicht mehr ohne.

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