Sperberauge

«Menschenrechte nicht nur bei Feinden einfordern»

Urs P. Gasche © Peter Mosimann

Urs P. Gasche /  Wer nur Venezuela, China oder Iran kritisiert, habe mit Menschenrechten nichts am Hut, sagt der NYT-Kolumnist Nicholas Kristof.

Menschenrechtsverletzungen in Ägypten oder Saudi-Arabien würden die USA nicht gross anprangern, sondern selbstgefällig hinnehmen, kritisiert Nicholas Kristof in einem Leitartikel der New York Times. Unter dem Titel «Wir müssen uns alle gegen Diktatoren wehren», verurteilt Kristof vor allem die Trump-Administration. Diese habe dem Herrscher Saudi-Arabiens, Kronprinz Mohammed bin Salman, sogar hofiert und sich mit verantwortlich gemacht für die weltgrösste humanitäre Krise in Jemen.

Eine etwas andere Haltung könne durchaus Wirkung zeigen. Kaum habe der neue Präsident Joe Biden beispielsweise angekündigt, mit dem Kronprinzen auf etwas Distanz zu gehen, habe dieser die entführte und eingekerkerte Frauenrechtlerin Loujain al Hathloul freigelassen. Allerdings sei es ihr nicht erlaubt, frei zu reisen und über ihre Haftbedingungen öffentlich auszusagen.

Auch Ägyptens repressives Regime stehe im Gegensatz zu Venezuela, China oder Iran nicht am Pranger der USA. «Wer Menschenrechtsverletzungen nur in Ländern kritisiert, die man nicht gern hat, sorgt sich nicht wirklich um Menschenrechte», erklärt Kristof. Realpolitiker hielten Menschenrechte für unwichtig, wenn es um geopolitische Interessen der USA gehe. Doch seiner Ansicht nach sollten die USA «ihre Interessen und ihre Werte miteinander abwägen». In Irak oder Afghanistan habe die Durchsetzung der US-Interessen zu begrenzten Erfolgen geführt. In Libyen dagegen, wo US-Werte geltend gemacht worden seien, habe dies zu einem Chaos geführt.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

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3 Meinungen

  • am 2.03.2021 um 11:04 Uhr
    Permalink

    Kristof spricht hier sicher einen wichtigen Punkt an. Erwähnt er auch die Probleme im eigenen Land?

  • am 2.03.2021 um 11:48 Uhr
    Permalink

    Zuvorderst wären die Menschenrechtsverletzungen in diversen Kriegs- und Sanktionsländern sowie jene an Julian Assange zu nennen, die gemeinsam von den USA sowie Grossbritannien mit unerbittlicher Konsequenz fortgeführt werden.
    Während gleichzeitig ein Rassist und verurteilter Verbrecher wie Nawalny von der «westlichen Wertegemeinschaft» als nützlicher Idiot gegen Russland hofiert wird.
    Jenes Russland, das Edward Snowden seit Jahren politisches Asyl gewährt, da er sonst seit langem im Gefängnis oder überhaupt verschwunden wäre.

  • am 3.03.2021 um 00:52 Uhr
    Permalink

    Ich bin mir sicher, dass weit mehr als die Hälfte der Länder
    «im Zusammenhang mit schwer-wiegenderen nationalen Interessen»
    mindestens gelegentlich die MenschenRechte verletzt.

    Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch mein Heimatland.
    Mindest dahingehend, dass Menschenrechtsverletzungen «befreundeter» Länder
    toleriert bis unterstützt werden !

    Aber, ich wüsste beim besten Willen nicht,
    welches der Menscherechte «brechenden» Länder
    man deswegen besonders anprangern sollte-
    bei den mikro-minimalen Vergleichsmöglichkeiten,
    welche man als «Normalbürger» hat !

    Alles Gute – und freundliche Grüsse !
    Wolfgang Gerlach, Ingenieur

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