Auf der Jagd nach Falschinformationen
Die digitale Umweltverschmutzung weitet sich aus. Die Desinformation zersetzt die Kommunikationswelt. Das lässt sich nicht übersehen, auch wenn man die Segnungen des Internets zu schätzen weiss. So wächst die Zahl der Länder, welche die sozialen Netzwerke nutzen, um propagandistische Botschaften zu verbreiten. Eine dieser Tage erschienene Analyse des Oxford Internet Institute stellt fest, dass inzwischen 81 Staaten ihre politischen Ziele mit computergestützten Desinformationen verfolgen. Die Wissenschafter identifizierten insbesondere Russland und Iran, die auf Facebook und Twitter intensive aussenpolitische Beeinflussungsversuche unternehmen.
Da Manipulatoren das Licht scheuen, sind ihre Operationen nicht leicht zu erkennen. Die Studie zählt 65 private Unternehmen, die seit 2018 für staatliche Organisationen propagandistische Aktionen durchführten. Seit 2009 wurden für solche Dienstleistungen 60 Millionen Dollar ausgegeben – wobei diese Zahl wohl nur einen Teil der digitalen Wühlarbeiten reflektiert. Die Propaganda sei professionalisiert worden, heisst es in der Analyse.
Facebook und Co. in der Kritik
Gleichzeitig wächst die Kritik an den Betreibern der grossen sozialen Netzwerke, die der Verbreitung gezielter Falschinformationen nicht Herr werden – obwohl sie ein wachsendes Heer von Kontrolleuren beschäftigen, mit journalistischen Faktenprüfern kooperieren und auch computertechnische Abwehrmittel einsetzen. Sie löschen Tausende von unzulässigen Beiträgen, doch die gigantische Masse an neuen Mitteilungen, die pausenlos in den Netzen landen, überfordert die bisherigen Kontrollmassnahmen. Entsprechend zufällig und willkürlich wirken die Eingriffe der Plattformbetreiber, was ihnen wiederum eine schlechte Presse beschert und die Eingriffslust der Politiker stimuliert.
Eine bisher kaum beachtete Initiative sieht jedoch Möglichkeiten, wesentlich mehr Licht in den Informationsdschungel zu tragen. Zwei noch junge Organisationen stehen dahinter: «NewsGuard» und «Blackbird.AI». Sie haben sich dem Ziel verschrieben, Falschinformationen zu identifizieren und zurückzudrängen. Blackbird.AI setzt dazu künstliche Intelligenz ein, während NewsGuard mit menschlichem Knowhow arbeitet. Zusammen entwickelten sie ein Konzept, gemäss dem sie selbst die sich sekundenschnell verbreitenden Falschinformationen zu erkennen und mit Fakten zu widerlegen vermögen.
Hilfe im Eiltempo
Diese Eingriffe sollen «nahezu in Echtzeit» erfolgen, wie es in einer Medienmitteilung heisst. Die Fake-News-Jäger verwenden dabei eine Datenbank von NewsGuard. Sie enthält detaillierte Beschreibungen von Falschinformationen, zugehörige Suchbegriffe, Schlagwörter und Hashtags, die ein Rechercheteam ermittelt. Diese von Maschinen lesbaren Daten – die Initianten sprechend von Fingerabdrücken – sollen es erlauben, auch Varianten derselben Falschinformation schnell zu identifizieren. Die betreffenden Behauptungen werden dann mit einem Faktencheck und mit Links zu glaubwürdigen Quellen versehen. Auf diese Weise will man Desinformation bekämpfen, bevor ein Flächenbrand entsteht.
Die beiden Organisationen spielten ihr Konzept in einem Experiment durch, welches sie in einem Bericht ausführlich erklären. Dies am Beispiel von zwei falschen Behauptungen über das Corona-Virus und die Schädlichkeit von Schutzmasken. Dabei wurde manifest, dass die genannten Desinformationen weitherum im Netz kursierten, ohne dass sie die Plattformbetreiber mit Faktenchecks oder Warnungen versehen hätten. So war auf einem Twitter-Account mit 97000 Followern zu lesen, dass die Grippeimpfung das Ansteckungsrisiko von Covid-19 erhöhe. Der Beitrag verzeichnete 800 Retweets und 821 Likes.
Ohne Technik geht’s nicht
Die beiden Initianten sind überzeugt, dass sie mit ihrer ständig aktualisierten Datenbank und mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz den Plattformbetreibern die Gelegenheit bieten, ihre Kontrollen deutlich zu verbessern und vor allem zu beschleunigen. Ob das Konzept über das Experiment hinaus auch für die dauernde Filterung von Unmengen an neuen Online-Beiträgen geeignet ist, wäre noch zu prüfen. Klar ist allerdings, dass nur intelligente technische Massnahmen in der Lage sind, das digitale Ökosystem zu verbessern. Andernfalls müssten die Plattformbetreiber den Verkehr drastisch einschränken, was die grossen sozialen Netzwerke in ihren Fundamenten erschüttern würde.
NewsGuard wurde im März 2018 gegründet mit dem Ziel, einen globalen Konsumentenschutz im Informationsbereich aufzubauen. Zwei bekannte US-Publizisten hatten die Idee dazu: Gordon Crovitz, ein ehemaliger Herausgeber des «Wall Street Journal», sowie Steven Brill, der unter anderem das Gerichtsfernsehen Court TV und in den frühen Internetzeiten die medienkritische Website «Brill’s Content» schuf. Im Beirat sitzen unter anderen der Wikipedia-Mitgründer Jimmy Wales, der einstige dänische Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen, der ehemalige BBC-Global-News-Direktor Richard Sambrook, aber auch der einstige CIA-Direktor Michael Heyden. Zu den Investoren zählen der Werbekonzern Publicis wie auch die John S. und James L. Knight Foundation, welche verschiedene Medienprojekte unterstützt.
Seit dem Start hat NewsGuard Tausende Medienanbieter und Blogs in den USA und Europa analysiert, bewertet und mit Gütesiegeln versehen. In der Schweiz haben sie bisher erst wenige Medien begutachtet. Das Analyseteam von NewsGuard prüft die Websites darauf hin, ob sie glaubwürdig und transparent informieren. Genauer gesagt: Geschaut wird vor allem, ob die journalistischen Handwerksregeln beachtet werden, ob es Informationen über die Besitzverhältnisse gibt und ob man Werbung als solche deklariert. Wer gut abschneidet, bekommt ein grünes Häkchen. Wer durchfällt, wird mit einem roten Ausrufzeichen versehen.
Ein neuer Machtfaktor
Diese Kennzeichen, die im Hintergrund ausführliche Analysen bereitstellen, werden sichtbar, wenn man die jeweiligen Medien über Suchmaschinen aufruft. Allerdings muss das NewsGuard-System auf den Browsern erst installiert werden. Die Nutzer des Microsoft-Browsers Edge können das gratis einrichten. 750 Bibliotheken mit sieben Millionen Kunden haben die Bewertungen ebenfalls übernommen, wie einem Rechenschaftsbericht von NewsGuard zu entnehmen ist.
Die Ratings helfen im Weiteren interessierten Werbetreibenden dabei, die kommerziellen Botschaften allein auf Websites zu platzieren, die eine gute Bewertung erhielten. Die Werbewirtschaft war in jüngster Zeit öfters dafür kritisiert worden, unseriöse Informationsvermittler zu unterstützen, indem sie bei diesen Werbeplätze nutzt. Teilweise geschah dies unbeabsichtigt, weil die Platzierung der Werbebotschaften automatisch durch Computer erfolgte.
Das Beispiel von NewsGuard zeigt, dass im Internet ein neuer Machtfaktor heranwachsen könnte: Konsumentenschützer, die das Image und die Sichtbarkeit von Informationsanbietern prägen und gleichzeitig den Strom der Werbegelder beeinflussen. Wenn das die Seriösen bevorteilt, könnte der Informationsdschungel menschenfreundlicher werden.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine.
Warum werden die Leitmedien nicht zur Rechenschaft gezogen, wenn sie Falschnachrichten bringen? Wer betreffend politischen Informationen noch immer Wikipedia, Technologiekonzernen und Geheimdiensten vertraut, ist von vorvorgestern. Es geht um Zensur und Meinungsmanagement, hübsch verpackt in propagandistischen Frames.
Globaler Konsumentenschutz im Informationsbereich. Grossartig, dass intelligente Private uns die schwierige Entscheidung abnehmen, selbst zu überlegen, was wahr und was falsch sein könnte, wem wir trauen wollen. Die Covid-Diskussion zeigt allerdings deutlich auf, wer auf mehr und schnellere Zensur drängt und dazu mit Begriffen wie Ethik und Schutz vor Mobbying manipuliert: das sind mitnichten Russland und Iran. Betreffend der USA sind die Studienautoren wohl blind auf beiden Augen. Aber der Artikel weist ja selbst darauf hin: es geht um Werbung, Finanzen, Manipulation, die Interessen der Mächtigen.
Wie Newsguard wirklich funktioniert und wer dahintersteckt, läss sich an einem minutiös genauen Beispiel eins zu eins hier nachverfolgen: http://www.anti-spiegel.ru. Bei der Suche einfach ’newsguard› eingeben.
Ich hoffe, Herr Stadler hat seinen Artikel ironisch gemeint…..
«Der Irak hat Massenvernichtungswaffen. Das ist nichts, was wir nur glauben. Wir wissen es.» Das sagte Anders Fogh Rasmussen damals als dänischer Ministerpräsident im dänischen Parlament. Pech nur, dass es nicht stimmte. Was kein Hindernis für Rasmussen war, später Generalsekretär der NATO zu werden. Wo ein solcher Mann mitspielt, ist doppelte Vorsicht angebracht. Denn dann ist auch nicht überraschend, dass bei ersten Studien herausgefunden wird, dass vor allem Russland und Iran Unwahrheiten verbreiten. – Wir gehen ja wunderbaren Zeiten entgegen: Künstliche Intelligenz, programmiert von NATO-nahen Leuten, entscheidet darüber, was «wahr» ist. Prost!
Das ist ja ein Ding! Da versammelt sich eine Runde von Tatsachenwissern und weiss genau, was «die Wahrheit» und was «Propaganda» ist – selbstverständlich vor allem von Russland und Iran, was war denn anderes zu erwarten?. Und wenn das ganze noch von einem PR – Konzern finanziert wird und ein ehemaliger CIA-Direktor und ein ehemaliger dänischer Ministerpräsident (danach Nato- Generalsekretär und heute Berater von Goldmann – Sachs) im Beirat sitzten dann ist ja definitiv gesichert, dass hier kein falscher Satz durch die Maschen kommt. Und wie genau unterscheidet sich das dann genau von jenen privaten Unternehmen, die im Auftrag von staatlichen Organisationen propagandistische Aktionen durchführen?
Witzig übrigens, dass man so etwas jetzt «Konsumentenschutz» nennt, m.E. reicht «Zensur» dafür vollkommen aus. Oder sollten wir es nicht einfach wieder «Prawda» (Wahrheit) nennen?
Man soll bitte nicht glauben, dass Medienkompetenz durch solche «Wahrheitsministerien» ersetzt werden kann. Auch da ziehen inhärent, diverse dunkle Mächte an den Fäden. Man will sozusagen den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Medienkompetenz ist nur durch einen langwierigen Prozess zu erlangen, der über die schnelllebige Oberflächlichkeit unserer Medien hinausgeht und auch komplexere Zusammenhänge durchdringt. Schon die alten Griechen, sind zu ihrer Zeit auf ähnliche Probleme gestossen. Sie wagten sich noch ein geistiges Werkzeug zu entwickeln und anzuwenden, das man damals wie heute als «Skepsis» bezeichnet.
«sképsis bedeutet „Betrachtung, Untersuchung, Prüfung“; zugrunde liegt das Verb σκέπτεσθαι sképtesthai „schauen, spähen, betrachten, untersuchen“. Entsprechend waren antike Skeptiker solche, die eine Sache von allen Seiten untersuchten, um deren Beschaffenheit festzustellen. Sie wurden im Hinblick auf ihre Untersuchungen und Überlegungen „Kundige“, altgriech. σοφοί (sophoi) genannt, später auch als Sophisten (σοφισταί) bzw. Philosophen (φιλόσοφοι) bezeichnet.»
Dahin sollte unser Weg führen und nicht in eine fatale Abhängigkeit von Menschen und Institutionen, die uns vom «Selberdenken» befreien möchten. Denn da fragt sich doch jeder Skeptiker als Erstes: Warum wohl?
Keine Chance.
Aus erfahrung der Kinderzimmer Cyberpunk Homecomputer Generation, ist es so.
Sobald etwas Geschlossen oder Reguliert wird … freut sich der Nächste.
Und das ist Gut so !
Wenn man Ihnen genau zuhört und hinsieht, hört und sieht man Es.
Es war gerade wieder ein solcher sehr interessanter Informativer Bericht zu diesem Thema :
ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/Joe-Biden-und-sein-schweres-Erbe,biden152.html
Der ganze Bericht ist Hochinteressant und Ausgewogen.
Wenn man Ihnen genau zuhört und hinsieht, hört und sieht man Es.
Ab Minute 6:05
Die Politik will die Freiheit der Meinungen bestimmen.
Welche Stimmen und Meinungen Ihnen genehm sind.
Sehr Gefährlich für die Menschen die schon mal ein UFO gesehen haben
und Ihnen diese Erinnerung nun Untersagt wird.
Mark Twain sagte mal schön, dass Journalismus das sei, was andere nicht publiziert haben möchten. Er musste sich noch nicht mit Massenmedien auseinandersetzen, denn die Fähigkeit zur Manipulation wurde seinerzeit noch nicht voll genutzt. Das ist heute anders. Doch statt in die Bildung der Bevölkerung zu investieren, macht man sich diese lieber abhängig und lässt sie nur noch im kontrollierten Rahmen Sachen erfahren — nicht zu, aber möglichst viel an Unwichtigen. Georg Lind forschte zur Fähigkeit eine Demokratie leben zu können, vielleicht wären seine Schriften wieder mal eine Lektüre wert.
Solche Filterblasen-Apps dienen nur dem Mainstreaming / Meinungsmanagement, der Zuordnung der Medien zur Ingroup oder Outgroup (aka Klassenfeind).
Siehe auch:
Walter Lippmann – Die öffentliche Meinung
Gustav le Bon – Psychologie der Massen
Edward Bernays – Propaganda, die Kunst der Public Relations
Rainer Mausfeld – Warum schweigen die Lämmer
Wer die Bekämpfung von «Fake-News» finanziert – Infosperber / Telepolis
https://www.infosperber.ch/Artikel/Politik/Bekampfung-von-Fake-News-im-Interesse-der-Machtigen
https://www.heise.de/tp/features/Wer-die-Bekaempfung-von-Fake-News-finanziert-4768361.html
So durchschaut man politische Manipulationen – Infosperber
https://www.infosperber.ch/Artikel/Politik/Albrecht-Muller-Wir-man-Manipulationen-durchschaut
Die Anti-Journalisten von CORRECTIV und ihre sonderbaren Methoden des Faktenchecks – Norbert Häring
https://norberthaering.de/medienversagen/correctiv-anti-journalisten/
Die EU verspricht, Zensur und Meinungskontrolle zu intensivieren – Norbert Häring
https://norberthaering.de/medienversagen/eu-verspricht-mehr-zensur/
usw.
Gegen Datendiebstahl kann man sich schützen: nicht vernetzen. Gegen Falschinformation auch: nicht lesen und nicht hören, was sich nicht prüfen lässt.
Vielleicht sind auch die Falschmelder selbst ein Problem. Die alles was gewissen (reichen) Herren als Fake News oder Verschwörungstheorie abtun.
Eine bekannte Seite dürfte CORRECTIV.org sein, welche sich als unabhängige Plattform bezeichnet.
Finanziert wird sie aber von Stiftungen des Oligarch Georg Soros.
«Das gemeinnützige Recherchebüro Correctiv erhält von den Open Society Foundations des US-Investors und Milliardärs George Soros gut 100.000 Euro für das Richtigstellen von unwahren Berichten im Internet.»
https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/aufklaerung-ueber-fake-news-correctiv-erhaelt-geld-von-george-soros-a-1141799.html
Hat Herr Soros die Wahrheit für sich alleine gepachtet? Man könnte es meinen.
Correctiv wird von zahlreichen Geldgebern unterstützt. Die Stiftung von George Soros ist nicht der grösste Geldgeber. Sie hat zudem ihre Beiträge an Correctiv in den vergangenen Jahren reduziert. Das kann man im Jahresbericht von Correctiv nachlesen. George Soros herauszuheben, ist entsprechend einseitig.
Ein russischer Witz:
Ein Amerikaner besucht einen russischen Freund in Moskau. Fragt er seinen russischen Freund: «Sag mal, ist die ganze Propaganda hier nicht mühsam?» – «Ach weist du, dass ist schon ärgerlich. Aber hier wissen immerhin alle, dass es Propaganda ist.»