Glosse

2:1 für die Pessimisten

Rainer Stadler © zvg

Rainer Stadler /  Der Sturm aufs Capitol muss jene bestätigen, welche immer vor Trump warnten. Man könnte daraus auch eine Mediensatire machen.

Das noch junge Jahr hat uns Bilder beschert, die in zwölf Monaten bestimmt in den Fotogalerien der Rückblicke auf 2021 auftauchen werden: Randalierer klettern an den Fassaden des amerikanischen Capitols hoch, sie zertrümmern Scheiben, um sich Zugang zum Herzen der Demokratie zu verschaffen. Einer fläzt sich auf dem Stuhl des Senatspräsidenten, ein anderer im Büro von Nancy Pelosi. Ein halbnackter, tätowierter Wilder mit Büffelkopf posiert in den heiligen Hallen der Bürgerlichkeit. Das Sicherheitspersonal zückt die Waffen. Schüsse fallen.

Hätte ein Hollywood-Drehbuchschreiber einen solchen Showdown inszeniert, gälte das als branchenübliche Fantasterei. Doch es ist real. Die Präsidentschaft von Donald Trump endet in einem Tumult, welcher die politischen Schwarzmaler bestätigen muss. Bereits vor Trumps Amtsantritt warnten sie vor einer krypto-faschistischen Figur, welche nur mit einem Bein auf dem Boden von Recht und Demokratie steht.

Beim Grossteil der Redaktionen stiess Trump von Beginn an auf Ablehnung, was sie nicht daran hinderte, den bizarren Mann als Klick-Generator zu nutzen. Dies wiederum bot Stoff für dissidente Journalisten, die den medialen Mainstream der Voreingenommenheit und Einseitigkeit bezichtigten. Schauplatz dieses auch von eitler Selbstvermarktung geprägten Meinungsstreits waren nicht zuletzt die sozialen Netzwerke, wo mancher Chronist die Contenance oder zumindest die Übersicht verlor – nicht zum Vorteil seiner journalistischen Glaubwürdigkeit. Twitter ist nun eine Fundgrube für verblichene Blitzurteile, die im Rückblick viel Material für eine Mediensatire hergäben.

Die Pessimisten könnten nun mit Genugtuung zurückblicken und ihre frühe Weitsicht loben. Der befürchtete schlimmste Fall trat allerdings nicht ein. Die amerikanische Demokratie ist nicht untergegangen. In der Ära der von Trump so erfolgreich vermarkteten «Fake News» war es aber bloss eine Frage der kurzen Zeit, bis die These herumgeisterte, Trumps Gegner hätten den Überfall aufs Capitol inszeniert. Erste Spekulationen kursierten bereits am Mittwoch. Das birgt Potenzial für Hollywood-Drehbücher. Willkommen in der totalen Simulation.


Themenbezogene Interessen (-bindung) der Autorin/des Autors

Keine.

Zum Infosperber-Dossier:

Bildschirmfoto20160505um11_21_10

Wahlen in den USA

Wahlkreise werden willkürlich festgelegt. Lobbys greifen ein. Viel Lärm um Einfluss aus dem Ausland.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

Eine Meinung zu

  • am 11.01.2021 um 07:48 Uhr
    Permalink

    Sorry, ein wirklich unnötiger Artikel mit Informationswert 0. Oder ist es ein versteckter Fragebogen, in dem man Punkte sammeln und zuletzt herausfinden kann, ob man eher zu den Optimisten oder den Pessimisten gehört hat?

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...