Sperberauge

Tübingen mit 9 Altersheimen: Bisher nur 1 Corona-Opfer

Urs P. Gasche © Peter Mosimann

Urs P. Gasche /  In Tübingen mit 89'000 Einwohnern kam es seit Mai zu nur einem Todesfall in Altersheimen und zu einem im betreuten Wohnen.

Infosperber hat schon zweimal darüber berichtet: Tübingen sorgt nicht nur dafür, dass sich gefährdete ältere Menschen sehr gut schützen können, sondern ermöglicht ihnen auch ein möglichst gutes Leben.

Bisher wurde viel über die geringe Zahl der positiv Getesteten berichtet. Auf Anfrage von Infosperber teilte die Stadtverwaltung mit, dass es in den neun Pflegeheimen der Stadt seit Mai nur zu einem einzigen Todesfall wegen Corona gekommen sei. Eine weitere Person sei in einer Einrichtung des betreuten Wohnens an oder mit Corona gestorben. In einem der neuen Pflegeheime sei es im Moment allerdings zu einer grösseren Zahl positiv Getesteter und Erkrankter gekommen.

Die wichtigsten Massnahmen der Stadt

Infosperber hat über die Massnahmen bereits am 9. Dezember informiert:

  • Kostenlose Abgabe von FFP2-Masken für Seniorinnen und Senioren. Um die Masken zu erhalten, mussten die Betagten nichts unternehmen. Sie wurden per Post an die rund 15’000 Tübingerinnen und Tübinger verschickt, die 65 oder älter sind. Für diese Aktion bewilligte die Stadt 50’000 Euro. Der Oberbürgermeister sagte, «Arme können sich die Masken nicht leisten».
  • Alle Bewohner und Beschäftigte in Altersheimen – und seit einiger Zeit auch Besucherinnen und Besucher – können sich kostenlos regelmässig testen lassen.
  • Seit kurzem können sich Angehörige, die ihre hochbetagten Verwandten besuchen möchten, auch auf dem Marktplatz mit einem ebenfalls kostenlosen Schnelltest testen lassen. Die Sonntags-Zeitung stellt dieses Angebot in Frage: «Ein vorbildliches Modell?»
  • Öffnungszeiten von Geschäften von 09.00 bis 11.00 Uhr exklusiv für Seniorinnen und Senioren im Alter von über 65 Jahren. 
  • Für Seniorinnen und Senioren gibt es Rufbusse und Taxis, die sie 30 Minuten vorher anfordern können. Die sogenannten «Sammel-Anruf-Mietwagen» holen die Anrufenden dann an der Bushaltestelle ab. Sie kosten gleich viel wie ein Busticket und mit einer Abo-Karte sind sie gratis. Das Sammeltaxi fährt zu den regulären Abfahrtszeiten der jeweiligen Bushaltestelle. Näheres über diese Dienstleistung hier.

Geld auch für Alters- und Pflegeheime statt nur für Fluggesellschaften

Die Stadt Tübingen macht es besser als viele andere Orte. Häufig fehlt es an Geld, damit Alters- und Pflegeheime sichere Kontaktmöglichkeiten in angenehmer Atmosphäre einrichten können. Regelmässige Schnelltests sind nur mit zusätzlichem Personal zu bewältigen. Auch Unterstützung beim Nutzen von Handys, iPads oder Laptops, um Kontakte mit Angehörigen und Bekannten zu erleichtern, kostet Geld, das vielen dieser Einrichtungen fehlt.

Für alleinlebende Betagte kann man die Dienstleistungen wie Hauslieferdienste usw. an vielen Orten noch verbessern. Man muss auch ihnen Hilfe anbieten, mit Skype, Facetime, Zoom etc. zu kommunizieren. Und vielen ohnehin gebeutelten Kultureinrichtungen fehlen die Mittel, um bei Betriebsaufnahme Gefährdeten spezielle Zutritte und Plätze anzubieten.
Mit etwas Initiative, Kreativität und Geld gäbe es noch etliche Möglichkeiten, um Gefährdete sozial nicht abzuhängen und ihnen im Alltag mehr Freude zu bereiten.


Themenbezogene Interessen (-bindung) der Autorin/des Autors

Keine.

Zum Infosperber-Dossier:

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5 Meinungen

  • am 24.12.2020 um 12:20 Uhr
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    Hierzu würde ich mir einen Kontertext wünschen. Ich denke es ist eine Herausfoderung herauszuarbeiten, was die Chancen und Risiken einer – hier von einem starken Mann – (könnte ja auch Frau sein) gepushte in diesem Falle lokale Gesundheitspolitik demokratietheoretisch einzuordnen, abzuwäagen, Urteilsbildung zu fördern.

  • am 24.12.2020 um 15:17 Uhr
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    Ihre Beiträge über die Corona Situation in Tübingen, genau wie die Beiträge von Herrn Vontobel über die Wirkung von Ivermectin oder Vitamin D, zeigen in aller Deutlichkeit, dass viele Opfer dieser Krise unnötig sind. Warum reagieren die Verantwortlichen (BAG und Taskforce) nicht? Entweder kennen sie die hier beschriebenen Sachverhalte und Fakten nicht, (das würde Fragen zur fachlichen Kompetenz der verantwortlichen Personen aufwerfen) oder die Fakten werden ignoriert und viele unnötige Opfer bewusst in Kauf genommen.

    • am 29.12.2020 um 13:07 Uhr
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      BAG und Taskforce können nicht reagieren weil hier die SVP regiert! Das zeigte sich auch während der Zeit, als die Kantone für die Massnahmen zuständig waren. Entsprechend entwickelten sich die Fallzahlen: in vier Fünfteln der Kantone mit hohen Ansteckungszahlen (>550 pro 100’000 Einwohner während 2 Wochen Stand 11.12. Quelle Blick) hatte die SVP einen hohen Wähleranteil bei den Nationalratswahlen 2019 (>21%) und in ungefähr zwei Dritteln der Kantone mit niedrigen Ansteckungszahlen (<550) hatte die SVP einen niedrigen Wähleranteil (<21%). Und das Ausland wundert sich, denn der tagesspiegel.de schrieb am 12. Dezember: "Wie kann die reiche, durchorganisierte Schweiz mit einem international herausragendem Gesundheitssystem in der Pandemie so scheitern?" und antwortet: "Politisches TOTALVERSAGEN!"

  • am 25.12.2020 um 12:04 Uhr
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    @ Beywl – Es ist eigentlich erschreckend, wie in diesem Land der – zur Zeit – besten Demokratie der Welt so wenige Menschen die Grundsätze der modernen Demokratie verstehen, deren drei Säulen Freiheit, Gleichheit und Solidarität lautenerfolgt . Doch die Reihenfolge ist umgekehrt, denn ohne Solidarität gibt es keine Gleichheit, und ohne Gleichheit keine Freiheit. Die Freiheit kommt zuletzt, nicht zuerst, sonst können wir das Gerede von ‚Westlichen Werten‘ vergessen. Was dann passiert führt uns die USA gerade prächtig vor Augen.

  • am 26.12.2020 um 01:02 Uhr
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    Sie könnten noch die Tatsache anführen, dass der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer – als Macher hinter der ganzen Sache – zum Dank den folgenden Beschluss seiner Grünen-Partei erhielt: «Für uns Tübinger Grüne ist vor allem wichtig, daß Boris Palmer nicht mehr grüner Oberbürgermeister-Kandidat 2022 wird» (Quelle: https://jungefreiheit.de/allgemein/2020/gruene-wiederwahl-boris-palmer/ ).

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