Sperberauge
Nestlé-Whistleblowerin warnt
«Lieber Herr Gates, es kann Ihnen nicht entgangen sein, dass sich in den sozialen Medien ein wachsender Widerstand gegen einen Coronavirus—Impfstoff aufbaut. In diesem Zusammenhag wird oft ihr Name erwähnt.»
So beginnt der Brief, den Yasmine Motarjemi an den Gründer von Microsoft geschickt hat und der von der Newsplattform Infoméduse veröffentlicht wurde.
Die ehemalige Verantwortliche für die Lebensmittelsicherheit bei Nestlé wurde bekannt, weil sie einen Mobbingprozess gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber gewonnen hatte. Die gebürtige Iranerin ist Spezialistin für Lebensmittelsicherheit und hat vor ihrem Engagement bei Nestlé bei der Weltgesundheitsorganisation WHO gearbeitet und Standardwerke über Lebensmittelsicherheit verfasst. Bei Nestlé wurde sie zuerst gefördert und gelobt. Doch ihre Warnungen – unter anderem wegen gefährlicher Kinderbiscuits in Frankreich – wurden nicht ernstgenommen, sie wurde ausgegrenzt und nach zehn Jahren 2010 schliesslich fristlos entlassen. «Ich war ihnen lästig, weil ich meinen Finger immer wieder von neuem auf die wunden Punkte in der Lebensmittelsicherheit legte», sagte sie gegenüber der «Annabelle».
Sie klagte wegen Mobbing und missbräuchlicher Kündigung und bekam vor Bundesgericht recht.
Vertrauen zentral …
Yasmine Motarjemi ist sensibilisiert auf Machtkonzentrationen und befürchtet, dass dadurch das Vertrauen der Menschen in die Institutionen leidet. «Im Berufsumfeld ist eine gewisse Abnahme von moralischen und ethischen Werten festzustellen, ebenso eine nachsichtige Haltung gegenüber Lügen und Korruption. Dadurch erodiert das Vertrauen der Menschen in die Verantwortungsträger», so Motarjemi. Das sei auch der Grund, weshalb sie sich hier einsetze, ihre Geschichte sei ihre Legitimation. Mit ihrem Brief spricht sie gegenüber Bill Gates offen aus, was in verschiedenen Kreisen zu Kritik an ihm und an der WHO führt: Die Bill und Melinda Gates-Stiftung ist nach den USA der grösste Geldgeber der Uno-Organisation. «Wie ehrenhaft seine Beweggründe auch sind, für einige Menschen beeinflusst sein Image als erfolgreicher Businessmann seine heutigen Engagements.» Deshalb lösten Gates’ Interventionen für die Öffentliche Gesundheit, im Speziellen für eine Impfung gegen den Coronavirus, Bedenken aus. «Die Bedenken gegen eine Person führen dann bei einigen Menschen zu Zweifeln gegen eine Impfung», so Motarjemi in ihrem Brief, den sie als Diskussionsgrundlage versteht und mit dem sie Bill Gates zu einer Stellungnahme auffordert.
Als Expertin und Kämpferin für öffentliche Gesundheit, sehe sie die Entwicklung eines Impfstoffes gegen Covid-19 als Teil der Lösung, um die Pandemie rasch und effizient kontrollieren zu können.
… Bedenken ernst nehmen
«Aber wir haben zur Kenntnis zu nehmen, dass eine zunehmende Zahl an Menschen Bedenken gegen die Sicherheit einer solchen Impfung haben und versteckte Motive vermuten.» Ein Teil der Bevölkerung befürchte, dass dahinter nur Geschäftsinteressen stünden. Wie etwas wahrgenommen werde sei in einer Krise aber entscheidend: «Wenn die Menschen den Informationen glauben und Entscheide akzeptieren sollen – vor allem wenn es um die Gesundheit geht – muss nicht nur die Information wissenschaftlich verbrieft sein, sondern sie muss auch durch vertrauenswürdige Personen verbreitet werden.» Neben Fragen der Wahrnehmung kämen auch ganz reale Interessenkonflikte zum Tragen: Motarjemi befürchtet, dass die WHO durch die Zusammenarbeit mit und die Finanzhilfen von der Gates-Stiftung in ihrer Rolle geschwächt werde: «In einer Zeit, in der Leadership und Vertrauen in die WHO entscheidend ist, kann das für die WHO schädlich sein.»
Zudem: «Der private Sektor hält die Wissenschaft durch Finanzierung, Jobs und Karrieremöglichkeiten im Würgegriff.» Es herrsche ein Ungleichgewicht zwischen Risiko und Nutzen, die rasche Entwicklung eines Impfstoffes könne zu Druck auf die Forscher und führen und die Sicherheitsmassnahmen verringern, warnt Motarjemi.
Situation klären
Als Grundsatz sollten Anstrengungen für die öffentliche Gesundheit und Geschäftsinteressen nicht vermischt werden. «Denn wer wird für die Sicherheitsprüfung einer Impfung verantwortlich sein, wenn die Forschung dazu von der Gates-Stiftung gesponsert wurde und Gates auch mit der WHO verbunden ist?» Um das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Integrität der offiziellen Organe und die Produktsicherheit zu gewährleisten, müsse diese «ungesunde Situation» geklärt werden. «Damit die Welt weiterhin von den grosszügigen Leistungen der Gates-Stiftung profitieren kann, aber das Risiko minimiert wird, dass damit die Agenda für die öffentliche Gesundheit bestimmt wird.»
Yasmine Motarjemi ist nicht die einzige, die auf Konflikte hinweist, die durch die finanzielle Macht der Gates-Stiftung ausgelöst werden. Laut einem Artikel des «Tages Anzeigers» kritisieren auch Experten für Entwicklungszusammenarbeit und Öffentliche Gesundheit die Macht der Stiftung in gewissen Bereichen und die Ausrichtung auf Effizienz und Kurzfristigkeit der Hilfe.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Sehr guter und wicjtiger Bericht!
und was soll bill gates jetzt machen? sich nicht mehr für impstoffe einsetzen und kein geld mehr an die WHO senden? klar: die finanzierung der WHO ist ein grosses problem, das die mitgliedländer dringend lösen sollten. auch über priorisierung und ausrichtung von programmen lässt sich diskutieren. aber mit der negativ bewerteten verbindung von impfung und gates werden absurde verschwörungstheorien eher noch befeuert. der druck auf forscher besteht sowieso. da kann bill gates wenig dafür. auch wenn yasmine motarjeni in jedem einzelnen punkt recht haben mag, ist die aktion höchst unbefriedigend.
Ich halte es im Gegenteil für wichtig, dass sich kruder Theorien unverdächtige Menschen, die etwas von der Sache verstehen, so klar und direkt an Bill Gates wenden, und es ist zu hoffen, dass er die nötige Selbstdistanz hat, sich mit seiner Rolle und deren Wahrnehmung ernsthaft auseinanderzusetzen.
Das Beste, was Gates tun könnte, wäre es, das Geld zur Verfügung zu stellen, ohne über dessen Einsatz mitzubestimmen. Das einfachste Modell für die Trennung von privatem Reichtum und Entscheidungsmacht in öffentlichen Angelegenheiten sind sehr hohe Steuern für Superreiche, wie das in den USA bis zu Reagans Amtsantritt üblich war. Die Frage bleibt allerdings im Raum stehen, was die USA in ihrer aktuellen Verfassung mit dem vielen Geld machen würde…
Ein «saubere» Lösung (für mich die einzige saubere) besteht darin, dass Firmen und Private durch redliche Ausübung ihrer Steuerpflicht den (demokratischen, nicht korrupten) Staaten die Möglichkeit geben, wissenschaftliche Forschung unabhängig von der Wirtschaft zu finanzieren. Wenn z.B. eine Bank ein Hochschulinstitut für Forschungen über die Wirtschaft sponsert, lässt sich der Verdacht nicht zerstreuen, die Ergebnisse seien nicht wissenschaftlich neutral.
Leider kein Wort darüber, dass Gates scheinbar nur eine Art von Fortschritt kennt: technische Entwicklungen. Der Mensch ist jedoch keine Maschine o.Ä., sondern jeder Mensch ist einzigartig, unvergleichbar. Von daher ist der Impfgedanke, vor allem wenn er jetzt auch noch ein gentechnisches Eingriff wird, nicht zwingend zielführend. Die sogenannte Ausrottung, eigentlich eine Reduzierung, von TBC etc ist in erster Linie veränderten hygienischen Bedingungen zu verdanken. Ein kritischer Blick in die Impf-Geschichte gibt diesbezüglich genügend Material.
Ebenfalls nicht thematisiert sind leider auch Fragen bzgl. einer Gerechtigkeit o.Ä. des Vermögens von Gates …