Sperberauge
»Goldener Reis» in den USA: Anbau verboten, Importe erlaubt
Seit im Jahr 2000 das Time-Magazin auf dem Cover mit einer grossen Schlagzeile verbreitete, der genveränderte «Goldene Reis» könnte in Entwicklungsländern jedes Jahr Millionen Kindern das Leben retten, wenn er nur zugelassen würde, sind bald zwanzig Jahre verstrichen. Unzählige Medien haben das Thema in dieser Zeit euphorisch aufgegriffen.
Beim Produkt mit dem glänzenden Adjektiv «Golden» handelt sich um eine Reissorte, die durch gentechnische Verfahren erhöhte Mengen an Beta-Carotin (Provitamin A) enthält. Denn Unterversorgung mit Vitamin A ist in armen Gegenden ein grosses Problem. Einer der Entwickler war der Biologe Ingo Potrykus.
Doch die hochtrabenden Versprechen haben sich aus verschiedenen Gründen nicht erfüllt (siehe auch auf Wikipedia unter «Hintergründe»). Über vergangene und laufende Versuche mit Testanbauten hinaus ist die Entwicklung bis heute nicht weiter gekommen. Trotzdem haben dieses Jahr die US-Behörde für Lebensmittelsicherheit sowie die kanadischen Behörden den Goldenen Reis zum Verzehr zugelassen. Grund: Falls Importe von natürlichem Reis in die USA mit «Goldenem Reis» aus Testanbauten «verunreinigt» sein sollte, müssen solche Chargen künftig nicht mehr aus dem Markt zurückgerufen werden.
Der kommerzielle Anbau von «Goldenem Reis» hingegen bleibt in den USA wie in praktisch allen Ländern verboten. Damit entsteht die paradoxe Situation, dass zwei Staaten den Import eines Produkts erlauben, dessen Anbau sie im eigenen Land nicht zulassen.
Vitamingehalt geht bei der Lagerung verloren
Das International Rice Research Institute IRRI fand heraus, dass der Gehalt an Beta-Carotin des Goldenen Reises während der Lagerung deutlich sinkt. Gemäss einer 2017 veröffentlichten Untersuchung sinkt der Gehalt an Beta-Carotin nach drei Wochen Lagerung bereits auf 60 Prozent des ursprünglichen Gehalts, nach zehn Wochen auf bescheidene 13 Prozent.
Greenpeace hält den Goldenen Reis für eine «gefährliche Illusion».
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine