Sperberauge
Köppels Nachruf auf einen «Freund»
Der FDP-Politiker und Wirtschaftsanwalt Jörg Rappold (1935 – 2015) gehörte zur freisinnigen Zürcher Elite und auch zu den Aktionären der «Weltwoche». Er nahm sich vor zwei Jahren das Leben, nachdem ihm die finanziellen Probleme über den Kopf wuchsen und ihm ein Strafverfahren drohte.
Ende Januar schrieb der «Tagesanzeiger» über Rappold: «Um sein luxuriöses Leben zu finanzieren, griff Anwalt Jörg Rappold in die Taschen von Freunden und Kunden.» Dabei zitierte der «Tagesanzeiger» ausführlich aus einem Papier des zuständigen Konkursamtes Zürich-Riesbach. Darin steht, dass Rappold «zur Bestreitung seines Lebensunterhaltes und Bezahlung von Schulden» auf «ihm anvertraute Vermögenswerte» zurückgreifen musste. Zu den Geschädigten gehört eine befreundete Witwe, die Rappold «blind vertraut hatte» und ihm «eine tiefe zweistellige Millionensumme» anvertraute, wie der «Tagesanzeiger» weiter schreibt.
«Er hatte Stil, Klasse, Substanz und Humor»
Der «Tagesanzeiger» erwähnt auch, dass die Medien den langjährigen Zürcher FDP-Kantonsrat unmittelbar nach dessen Ableben als «freisinniges Vorbild» gelobt hatten. Dann aber sei «ein anderes Bild zutage» gekommen. In seinem Nachruf besonders dick aufgetragen hatte der «Weltwoche»-Chef Roger Köppel: Beim ersten Zusammentreffen mit dem «Zunftmeister und Ehrenzunftmeister des Kämbel» sei ihm sofort klar geworden,
«dass es sich bei diesem distinguierten, jovial lächelnden Mann Ende sechzig nicht um einen publizistischen Frührentner handelte, sondern um einen verbindlich argumentierenden Unternehmer, dem es nicht egal war, was da geschrieben und verbreitet wurde. Es gibt Menschen, bei denen spürt man gleich die eindringliche Präsenz. Mit der Zeit lernten wir uns kennen, schliesslich wurden wir Freunde».
Und weiter in pathetischer Rede:
«Rappold verkörperte die besten Traditionen der bürgerlichen Schweiz. Zusammen mit seiner zauberhaften Frau Minouche war er aber auch ein grosser Choreograf interessanter Tischrunden. Als Gentleman mit einer ihm irgendwie geburtsmässig eingepflanzten Noblesse bewegte er sich schwebend zwischen politischen Schützengräben und den Sphären der Kultur. Er hatte Stil, Klasse, Substanz und Humor. Alle, die ihn kannten und liebten, werden ihn sehr vermissen.»
Diese Lobrede konnte man in der «Weltwoche» vom 19. Februar 2015 lesen. Seither schweigt Köppels Blatt. Auch von der «Weltwoche»-Kolumnistin Hildegard Schwaninger war in der «Weltwoche» nichts zum Fall Rappold zu lesen, obwohl sie auf ihrer eigenen Webseite «Schwaninger Post» viel Pikantes aus dem Privatleben des Gestrauchelten zu berichten weiss.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine
So, Herr Marti, das was Sie hier schreiben, ist ja nicht gerade «über-schlau». Ob man Roger Köppel mag oder nicht (Sie mögen ihn ja ganz offenbar nicht), ist einerlei, aber hier in Ihrem Artikel so vorführen zu wollen, über etwas, das wir alle vorher nicht wussten, ist es etwas gar simpel. Macht keinen Eindruck, auf mich jedenfalls nicht.
Peter C Frey
Eine neue, erstaunliche Facette des Starjournalisten Roger Köppel ! Seine Hymne auf den Witwenfledderer Rappold – ein wahres Meisterwerk von reinster, zarter Poesie ! – «Als Gentleman mit einer ihm irgendwie geburtsmässig eingepflanzten Noblesse bewegte er sich schwebend zwischen politischen Schützengräben und den Sphären der Kultur.» – Herrlich !