Sperberauge
Saudi-Grossmufti: Fatwa gegen Schach
Saudi-Arabiens Grossmufti Abdul-Aziz al Sheikh hält das Schachspiel für unvereinbar mit dem Islam. Bereits kurz vor Weihnachten hatte der oberste islamische Gelehrte des Landes während einer TV-Sendung Schach als «Glücksspiel» eingeordnet. Es könne süchtig machen, Streit entfachen und sei deshalb unislamisch.
Die Fatwa ist ein islamisches Rechtsgutachten, das nicht im Rang eines Gesetzes steht, aber eine religiöse Handlungsempfehlung ist, die viele Anhänger der jeweiligen religiösen Richtung als bindend betrachten. Königreich folgt dem Wahhabismus, einer besonders rigiden Auslegung des Islam.
Schachtournier in der saudischen Küstenstadt Dschidda
Nach Angaben von Spiegel-online hatte bereits Gross-Ajatollah Ali al-Sistani, der bedeutendste Schiitenführer im Irak, Schach für verboten erklärt.
Ein Mitglied des saudischen Schachverbands, Musa BinThaily, hat Schach auf Twitter verteidigt, berichtet die «New York Times». Er verbreitete Bilder von Schachturnieren, bei denen auch arabische Prinzen anwesend waren.
Prinz Khalifah bin Sultan der Vereinigten Arabischen Emirate mit Vertretern des saudischen Schachverbands.
Der langjährige Weltmeister Garri Kasparow (Russland) kritisierte den Grossmufti: «Dass Saudi-Arabien versucht, Schach zu verbieten, ist dumm», verbreitete er auf Twitter. «Wir sollten uns allerdings mehr Sorgen machen über die Haltung Saudiarabiens in Fragen der Menschenrechte und der Demokratie.»
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Schon unter Khadaffi wurde im September 1969 das Schachspiel in Tripoli verboten. Ich musste damals mit meinem damaligen Sonatrac-(Algerien)-Spielpartner am Quai von Tripoli die revolutionäre Wartezeit mit abgedecktem Schachbrett verbringen.
Ich erhielt trotzdem einen kleinen Kaffee, wenn ich meine Partie verlor.