Sperberauge
Onkologe attackiert Berufskollegen
Das kommt selten vor unter Ärzten. Normalerweise verteidigen sie ihre Berufskollegen sogar wider besseres Wissen. Das gehört zu den Standesregeln.
Doch jetzt ist Onkologie-Professor Martin Fey ausgerastet wegen des emotionalisierten Themas «Früherkennung von Brustkrebs». Seinem Bülacher Onkologie-Kollegen Jürg Nadig, Präsident der «Schweizerischen Gesellschaft für Medizinische Onkologie» SGMO wirft Fey ein «unsachgemässes Pamphlet» vor. Man müsse sich fragen, ob Nadig als Präsident der SGMO «weise ausgewählt wurde». Es stehe dem Präsidenten einer Fachgesellschaft nicht zu, «seine Position für persönliche Stellungnahmen zu missbrauchen». Fey präzisiert seine Kritik nicht, wie es Gegendarstellungen vorschreiben würden.
Onkologe Martin Fey: «unsachgemässes Pamphlet»
Die kaum kaschierte Forderung nach Absetzung Nadigs als Präsident der SGMO publizierte Martin Fey in der neusten Ausgabe des «Schweizer Krebsbulletin».
Stein des Anstosses ist ein Artikel Nadigs in der vorletzten Ausgabe des «Krebsbulletin». Der Onkologe hatte festgestellt, dass flächendeckende Mammographie-Screeningprogramme «zu keiner nachgewiesenen Lebensverlängerung führen».
Onkologe Jürg Nadig: «Keine nachgewiesene Lebensverlängerung»
Nach Angaben der Krebsliga stirbt zwar eine Frau weniger an Brustkrebs, wenn sich 1000 gesunde Frauen im Laufe von zehn Jahren fünfmal röntgen lassen. Etwa vier der 1000 Frauen werden aber ohne Nutzen gegen Brustkrebs behandelt. Das hat zur Folge, dass wahrscheinlich eine der Frauen zusätzlich an einer andern Todesursache stirbt. Jedenfalls gibt es bis heute keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass die Gesamtsterblichkeit der Frauen, die am Screening teilnehmen, abnimmt. Diese Meinung vertritt auch Professor Peter Jüni, Epidemiologe am Institut für Sozial- und Präventivmedizin in Bern.
Erinnerung an die propagierte und bezahlte sogenannte Hormonersatztherapie
Jürg Nadig stellte in seinem Artikel die Frage, ob das Screening aus dem Leistungskatalog der Sozialversicherung zu streichen sei. Er erinnerte an die kassenpflichtige Hormonersatztherapie, die nachweislich Brustkrebs verursachte. Weniger Medizin habe sich in diesem Fall als mehr erwiesen. Wahrscheinlich sei dies auch beim Screening gesunder Frauen der Fall.
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Siehe:
- «Brustkrebs-Screening: Das müssen Frauen unbedingt wissen», Infosperber vom 9.2.2014
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Man könnte noch den Link anfügen:
http://www.infosperber.ch/Artikel/Gesundheit/Aspirin-gegen-Darm–Prostata–und-Brustkrebs:
"Aspirin rettet nach jetzigem Kenntnisstand mehr Frauen vor dem Brustkrebstod als die Früherkennung mit Screenings. Es senkt bei Frauen mit Brustkrebs auch das Risiko von Metastasen in andern Organen."
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