Sperberauge

Falsche Vergewaltigungsvorwürfe

Barbara Marti © zvg

Barbara Marti /  Falsche Anzeigen von Frauen wegen Vergewaltigung und häuslicher Gewalt sind viel seltener als angenommen.

Falsche und erfundene Anzeigen bei häuslicher Gewalt und Vergewaltigung sind viel seltener als spektakuläre Fälle vorgeben und antifeministische Männerorganisationen behaupten. Doch Vorurteile, solche Anschuldigungen seien häufig falsch, beeinflussen die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden. Dies geht aus einem Bericht des «Crown Prosecution Service» hervor, berichtet der «Guardian». Diese Behörde untersucht im Auftrag der britischen Regierung Kriminalfälle und berät die Strafverfolgungsbehörden.
Fast 20’000 Anklagen untersucht
Für den Bericht wurden alle Anklagen in England und Wales in einer Zeitspanne von 17 Monaten (2011/2012) aufgelistet. Es gab knapp 112´000 Anklagen wegen häuslicher Gewalt und fast 5700 Anklagen wegen Vergewaltigung. Nur 35 Anklagen gab es wegen erfundener Vergewaltigung, 6 wegen erfundener häuslicher Gewalt und 3 wegen erfundener Vergewaltigung und häuslicher Gewalt.

Der Bericht analysiert vertieft 159 Anzeigen wegen mutmasslich falscher Beschuldigung, die in den 17 Monaten bei den Behörden eingingen. In 92 Prozent dieser Fälle sind Frauen die Beschuldigten. Fast die Hälfte ist unter 21 Jahre alt. Bei fast jeder zweiten zeigte eine andere Person den angeblichen Täter an, meist ein Elternteil.
Keir Starmer, oberster britischer Staatsanwalt, warnt die Ermittlungsbehörden davor, bei häuslicher Gewalt und Vergewaltigung aus Angst vor einer Falschanschuldigung «übervorsichtig» zu ermitteln. «Die Opfer von Vergewaltigung und häuslicher Gewalt dürfen nicht von einer Anzeige abgeschreckt werden», hält Keir Starmer im Vorwort des Berichtes fest. Falsche Anschuldigungen müssten ernst genommen werden, sie seien aber sehr selten und kämen meist nur in komplexen Fällen vor.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Die Autorin ist Redaktorin und Herausgeberin der Zeitschrift «FrauenSicht».

Zum Infosperber-Dossier:

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2 Meinungen

  • am 8.08.2013 um 16:39 Uhr
    Permalink

    Frau Marti will wohl von dieser Studie für die gesamte Gesellschaft oder zumindest für die Leserschaft verallgemeinern (d.h. eine allgemein verbindliche Aussage suggerieren). Dies ist unseriös. Nach der sorgfältigen Lektüre der Studie, ist klar, dass eine Verallgemeinerung der Ergebnisse unverantwortlich und polemisch ist und den Qualitätsanforderungen dieses Forums nicht entspricht.
    Die Studie selbst taxiert sich selbst «nicht exakt wissenschaftlich", ergo für eine Verallgemeinerung nicht qualifiziert. Es fehlen zB gänzlich Angaben zum gesellschaftlichen Kontext der ausgewerteten Daten. Dies ist sehr erheblich, weil der Umgang zwischen Mann und Frau stark kulturell, religiös und Wohlstands abhängig ist.
    In der Studie werden exemplarisch Fälle beschrieben. In einem zieht eine Frau ihre Anzeige wegen Vergewaltigung durch ihren Mann nach der Versöhnung zurück, um ihm das Verfahren zu ersparen. Ein solcher Fall wird zu echten und unechten Vergewaltigungsanzeigen hinzugezählt. Weitere Fälle beschreiben Umstände mentaler Instabilität der Kläger.
    Jede Vergewaltigung oder jeder Fall häuslicher Gewalt ist abscheulich. Ebenso ist jeder Missbrauch einer Anschuldigung dieser Art zu verurteilen. Zu oft haben diese zum Stellenverlust und gesellschaftlichen oder familiären Auschluss geführt. Deshalb ist eine oberflächliche Behandlung des Themas unverantwortlich.
    Die Studie hingegen beschreibt äusserst differenziert und sorgfältig die Schwierigkeiten und Gefahren von Fehlbeurteilungen bei der Ermittlung von solchen Anzeigen.
    Einfach zusammengefasste Zahlen für eine Aussage in einem flüchtig geschriebenen Artikel auszudeuten, ist nicht seriös und wird dem Thema nicht gerecht. Hat Frau Marti sich die Mühe genommen, die Studie zu verstehen oder missbraucht sie einfach selektiv passende Elemente für eine ‹gender Kampagne› ?

  • am 9.08.2013 um 11:48 Uhr
    Permalink

    Und hier noch eine seriöse, wissenschaftlich fundierte und sehr ausführliche Untersuchung zum Thema Falschanschuldigung und missbräuchliche Anzeigen aus Bayern – die kommt dann zum Schluss, dass zwar mutmasslich sehr viele Vergewaltigungen nicht zur Anzeige gebracht würden, doch bei jenen, die zur Anzeige gebracht werden, handelt es sich bei rund einem Drittel um Falschanschuldigungen (aus verschiedensten Motiven); allerdings kommt es auch in offenkundigen Fällen nur zu einem Strafverfahren wegen falscher Anschuldigung, wenn die Täterin geständig ist. Alex Baur. http://www.polizei.bayern.de/content/4/3/7/vergewaltigung_und_sexuelle_n_tigung_in_bayern_bpfi.pdf

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