Kommentar
Dumme, willkürliche Machtpolitik
Ich wähle diese Worte als jahrzehntelanger, kritischer Iran-Beobachter. Man kann dem Regime in Teheran manches vorwerfen: Ja, es trägt Mitschuld daran, dass Assad in Syrien seine Macht wieder konsolidieren konnte. Aber taten, tun das die USA nicht ebenso, indem sie (ebenfalls) islamistische Oppositionskräfte unterstützten oder gewähren liessen?
Iran hilft, in allerdings begrenzter Weise, den Huthi-Rebellen in Jemen – ist das schlimmer als die aktive Hilfe der USA für die Luftwaffe Saudiarabiens, das in Jemen einen Flächenbombenkrieg gegen die jemenitische Bevölkerung führt? Iran liefert Material für den Raketenbau der Hamas respektive des islamischen Jihad in Gaza und noch intensiver für Hizballah in Libanon. Aber Iran hat, durch seine al-Quds-Brigaden, auch entscheidend dazu beigetragen, dass der terroristische „Staat“ IS, in Irak und teils in Syrien, weitgehend besiegt wurde.
Iran ist schwierig, eigensinnig, widerspenstig – es ist nicht harmlos. Aber Iran hat sich bisher an das gehalten, was unterschrieben wurde. Im Gegensatz zu Trumps USA, die willkürlich Machtpolitik betreiben. Und dabei die ganze Welt als Geisel nehmen – indem sie die Industrie und die Banken, auch bei uns, in der Schweiz, daran hindern, legitime Geschäfte mit Iran zu betreiben. Von Bekannten in Teheran vernehme ich, dass in den Apotheken selbst Aspirin nicht mehr erhältlich ist.
Entspricht das Standards, die wir bis vor kurzem noch für allgemeingültig erachtet haben? Nein.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Einmalig gutes Statement. Es gibt sie noch, die realistische und unabhängige Journalisten. Und auch ein Medium, das solche Meinungen publiziert.
Ich kann mich hier Paul Stolzer nur anschliessen.
Eine kurze, prägnante und gleichwohl differenzierte Analyse von Erich Gysling, von dessen analytischem Verstand so mancher Möchtegern-Journalist lernen könnte.
Hallo Infosperber
Super dieser Bericht von Erich Gysling
Bis jetzt war ich der Meinung solche Berichte nur von Dr. Daniele Ganser
lesen zu können.
Macht weiter so.
Ich kann diesen klaren und nüchternen Kommentar von Herrn Gysling – trotz der bedrohlichen Situation – nur als wohltuend empfinden. Was sich die jetzige USA-Spitze herausnimmt, ist nicht nur Vertragsbruch auf Regierungsebene, sondern hat vor allem schlimme Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung dieses gebeutelten Landes . Selbst die Medikamente gehen langsam aus. Wie nebenbei und aus der Hüfte schiesst die Trump-Herrschaft damit auch gegen die europäische Wirtschaft, die die Handelsbeziehungen mit einem isolierten Land wieder zum Laufen brachte. Sein Motto: «Wir diktieren, ihr spurt» scheint zu funktionieren. Wie lange noch?