Kommentar

Holzmedien und AfD sind Quotenkumpels

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Regula Stämpfli /  Am 13.3.2016 wurde in drei deutschen Bundesländern gewählt. Mediales Hauptthema: Der Sieg der AfD. Realität oder Konstruktion?

Red. Regula Stämpfli hat Geschichte, Philosophie und Politologie studiert. Sie arbeitet als Autorin und Dozentin in der Schweiz, Deutschland und Frankreich. U.a. ist sie Kolumnistin des «Klein Reports».

Symptomatisch die Süddeutsche vom 15. März 2016: «Seehofer: Merkel riskiert Absturz.». Flächendeckend werden die Wahlen vom 13. März zum Referendum für oder gegen die Bundeskanzlerin inszeniert. Einzig The Guardian weist auf den Unterschied zwischen Wahlen und Referendum hin. Gleichzeitig schaffte der Datablog des linksliberalen britischen Blattes eine Klarheit, die sämtlichen deutschen Leitmedien fehlt.

Erstens: Merkels Flüchtlingspolitik wird vom Grossteil der Bevölkerung getragen, unterstützt und gutgeheissen. Zweitens: Der Wahlerfolg der Grünen in Baden-Württemberg ist auch auf die Unterstützung von Merkels Flüchtlingspolitik zurückzuführen. Drittens: Auch der Wahlerfolg von Malu Dreyer (SPD) in Rheinland-Pfalz hängt explizit mit der Unterstützung von Merkels Flüchtlingspolitik zusammen. Doch die deutschen Leitmedien behaupten das Gegenteil.

Die Wahlresultate der Alternative für Deutschland AfD entsprechen exakt den Öffentlichkeitsquoten in den Holzmedien (Printmedien) und im öffentlich-rechtlichen Fernsehen im letzten Jahr. Der «für Merkel verlorene Süden Deutschlands» (Süddeutsche) wird von den Grünen regiert, die explizit nicht nur Merkels Flüchtlingskurs folgen, sondern mit Muhterem Aras eine der profiliertesten Politikerinnen (mit Migrationshintergrund) haben. Doch was wird daraus in den deutschen Leitmedien gemacht? AfD-Petry wird (gemessen an ihrem WählerInnen-Anteil) überproportional durch sämtliche Studios geschleift, mit Bild und Pose in alle Zeitungen gekleistert, überall kommentiert und karikiert. Muhterem Aras, die sage und schreibe mit 42,5% Stimmen aus dem «Supersonntag» hervorging und damit bestgewählte Politikerin ist, schaffte es knapp in eine Kurzmeldung.

Wer Wahlen zu einem Referendum über Flüchtlingspolitik hochstilisiert, macht sich zum Wahlkomplizen der AfD. Wer die grosse Unterstützung all jener PolitikerInnen, welche die Flüchtlingspolitik Merkels gutheissen und so auch gewählt wurden, grobschlächtig verneint, unter den Tisch kehrt und verleugnet, betreibt Wahlpropaganda für die Rechtsextremen und –populistInnen. Höchste Zeit, den Qualitäts- und Leitmedien sowie ihrer Quotenkumpanei mit der AfD energisch zu widersprechen.

Dieser Kommentar erschien zuerst auf www.kleinreport.ch.


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12 Meinungen

  • am 21.03.2016 um 12:17 Uhr
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    Hmmm, legt sich Frau Stämpfli nicht selber mit rechtsextremen hardcore Zionisten und mit rechtsextremen Burka-Gegnern ins Bett?

    Und Frau Merkel ist eines der effizientesten und langlebigsten aller schwarzen Löcher. Als perfekte Puppenspielerin schafft sie es immer wieder, ihr Gravitationszentrum als «alternativlos» darzustellen, andere für sie die Drecksarbeit erledigen zu lassen, alle ihrer scheinbaren Verbündeten, zuerst die SPD, dann die FDP, nun wieder die SPD, zum Nachtisch zu verspeisen und sich der sie immer wieder wählenden Öffentlichkeit als vergleichsweise kompetent und als Behüterin von Demokratie und Menschenrechten zu verkaufen.
    Jeder empathische halbwegs vernünftige Mensch würde die Ursachen der «Flüchtlingskrise» bekämpfen, nämlich die eigenen Waffenlieferungen und Angriffskriege sistieren. Stattdessen schloss sie einen Teufelspakt mit dem türkischen Sultan, wodurch sie sich sogar gegenüber Hinz und Kunz selbst entlarvt hat.
    Deutschland wacht endlich auf. Sie ist bereits im freien Fall…

  • am 21.03.2016 um 12:20 Uhr
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    Nein, ich bin kein Rechtsextremist. Ich bin genauso ein Gegner des Rechtsextremismus wie des asozialen (neo)feudalen globalen Neoliberalismus, der derzeit Griechenland filetiert und das halbe Morgenland ins Mittelalter zurückbombt. Wir müssen uns endlich bewusst werden, dass die Mehrheit der Wähler der Urständ feiernden Rechtsextremisten Globalisierungsgegner ist, denen noch niemand den dritten Weg als Alternative angeboten hat, denjenigen zurück zur sozialen Marktwirtschaft, welche für den Menschen da ist und nicht umgekehrt.

  • am 21.03.2016 um 20:33 Uhr
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    Ein Viertel der Stimmen rechtsextrem im Maximum im Osten, ein Achtel oder wenig mehr in Ländern mit etwas gefestigterer demokratischer Tradition – davon kann man in der Schweiz (oder Österreich) nur träumen.
    In Deutschland haben es die demokratischen Parteien bisher geschafft, den rechten Rand zu isolieren und zurückzudrängen Im Gegensatz zur Schweiz und Österreich, wo man sie fröhlich hat mitspielen lassen. Die Kommentare in deutschen TV-Diskussionen mit Politprominenz am Wahlabend lassen hoffen, dass das weiter geschieht.
    Bereits im freien Fall ist ein anderes Land.
    MfG
    Werner T. Meyer

  • am 22.03.2016 um 09:25 Uhr
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    Liebe Frau Stämpfli ja, Sie haben es auf den Punkt gebracht. Warum wurde Muhterem Aras links liegen gelassen und nur noch einen Blick nach rechts gewagt? Wo bleiben da die mutigen Medienmacher? Oder geht es tatsächlich um Auflagenzahlen und Einschaltquoten? Auf Einheitsbreie verzichte ich gerne.
    Un so ist denn Frauke Petry in aller Munde und kommt auch überall mittels Interview-Einladungen zu Wort. Und wenn es ihr zeitlich nicht ausgeht, wird Beatrix von Storch oder Alice Weile vor die Kamera geschupst, die immer schön lächeln und dabei unverfroren Unwahrheiten oder Abscheulichkeiten in die Welt setzen. Mich «tschuderets». Und wenn das Volk solchen Menschen auch noch zujubelt, dann werden bei mir böse Erinnerung wachgerüttelt. Es scheint, dass die AfD schon einiges von ihrer «Schwesterpartei» der SVP abgekupfert hat im Hinblick auf Strategien zu Wahlpropagandazwecken.
    Tatsächlich ist zu erkennen, dass ein sehr grosser Teil der Medien sich als Steigbügel für derartige Volksparteien hergibt und nicht darüber nachdenkt, welche Folgen daraus entstehen könnten. Die Frage bleibt: Wollen wir wirklich eine Welt voller Hass und Menschenfeindlichkeiten – geschürt von rechtspopulistischen, unmenschlichen Politikerinnen und Politikern? Eines ist sicher, wir Europäer sind nicht bessere Leute als jene Menschen die um ihr Leben rennen um zu überleben.

  • am 22.03.2016 um 22:54 Uhr
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    Regula Stämpfli ignoriert ein Wahlergebnis, das glasklare Zeichen gesetzt hat. Ein regelrechter Wink mit dem Zaunpfahl war das! Und Frau Stämpfli zerredet das Ganze in einem Text, der inhaltlich und argumentatitv alles andere als überzeugt.
    Als Politologin sollte sie eigentlich analysieren und nicht ihre eigene Ideologie, welche sich offenbar mit derer der Bundeskanzlerin deckt, schönreden.
    Frau Merkel betreibt gesinnungsethische, realitätsfremde, kurzsichtige und damit unverantwortliche Flüchtlings- und Zuwanderungspolitik. Wie übrigens die Schweiz auch (noch).
    Viele Bürger in Deutschland haben das erkannt. Weitere werden folgen. Bis es ändert. Das Gros der AfD-Wähler ist nicht rechtsextrem und schon gar nicht dumm. Sie haben einfach nur Weitblick. Im Gegensatz zu ihrer Regierungschefin.
    Hoffen wir für Deutschland und für Europa, dass es handelt bevor es zu spät ist. Und das, bevor WIRKLICH extreme Politiker die Macht ergreifen. Und hoffentlich lassen sie sich nicht von als Politologen getarnten Ideologen blenden…

  • am 23.03.2016 um 08:26 Uhr
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    Herr Seiler: Regula Stämpfli hat schon recht:
    1) Demokratische Parteien können in den 3 Ländern problemlos regierungsfähige Koalitionen ohne die Nazis bilden.
    2) Die «Holz"-Medien und Sie bauschen die (im Vergleich zur Schweiz) mageren Stimmenzahlen der letzteren auf.
    MfG
    Werner T. Meyer

  • am 25.03.2016 um 21:07 Uhr
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    Die AfD wird langfristig «eingebunden» werden.
    Einst, als die Grünen zur Gefahr für die etablierten Parteien wurden, war die Empörung genau so gross. Doch heute sind die Grünen fester Teil des politischen Establishment.
    Es geht hier nicht um Überzeugungen, sondern um die Angst vor dem Machtverlust. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, die bestimmende Triebfeder für politisches Handeln und politische Veränderung.
    Genau deshalb funktioniert Demokratie.
    Ihr innerster Kern ist Zynismus, und das ist nicht einmal abwertend zu verstehen.

  • am 26.03.2016 um 09:04 Uhr
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    Lieber Herr Kerzenmacher,
    "Die AfD wird langfristig «eingebunden» werden.» A la Schweiz/Österreich ?
    Nein, die Deutschen haben von der Nazi-Zeit eines gründlich gelernt: Faschisten bindet man nicht ein. Ihre NSDAP-Nachahmer wie Republikaner, NPD etc. halten sie unter Verbotsdrohung. Das wird auch mit der AfD geschehen.
    MfG
    Werner T. Meyer

  • am 26.03.2016 um 09:21 Uhr
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    Ach Herr Meyer, hören Sie doch auf mit Ihrer ständigen Nazi-Keule. Das ist lächerlich. Indem Sie die AfD mit der NSDAP vergleichen, verhöhnen Sie alle rechtsbürgerlich denkenden Menschen als Ungeheuer. Oder Sie verharmlosen umgekehrt die Taten der Nazis. Meinen Sie das wirklich ernst? Sie Armer.
    Das Parteiprogramm der AfD ist absolut vernünftig verfasst. Bei der Partei hat es zwar ein paar Spinner oder Ideologen dabei und es hat peinliche oder missverstandene Aussagen gegeben. Wenn ich aber die wirren Aussagen der Bundeskanzlerin von letzter Zeit und das Personal von SPD, Grünen und «Linke» anschaue, darf sich die AfD mit einigen Ausnahmen durchaus sehen lassen….
    Herr Kerzenmacher, Sie bringen die Sache auf den Punkt. Danke.

  • am 26.03.2016 um 11:19 Uhr
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    Herr Kerzenmachen, sie glauben doch nicht ernsthaft, dass seinerzeit die Grünen eine vergleichende Gefahr für etablierte Parteien bedeutete wie heute die AfD. Allein wenn ich an die bekannten Aussagen der zwei Hardlinerinnen Petry und von Storch denke, «lüpft» es mir den Hut. Es sind genau die beiden Frauen, die ständig und ewig in den Medien erscheinen und als Vorstandsmitglied in der bundesweiten AfD auch für das Parteiprogramm verantwortlich zeichnen. Inzwischen haben die beiden dazu gelernt: Sie versuchen sich etwas moderater auszudrücken, was allerdings nichts an ihrer Geisteshaltung ändert.
    Und Sie, Herr Seiler, verharmlosen Sätze wie «an der Grenze notfalls von der Schusswaffe Gebrauch zu machen». Der Vorschlag von Petra erinnert sehr an den Schiessbefehl an der Grenze der DDR – in einem Land, in dem Petry gross geworden ist. Jetzt wird er in umgekehrtem Sinne benutzt. Damals durften Menschen nicht raus aus dem Land – heute dürfen Menschen nicht rein ins Land – Menschen die sich in äusserster Notlage befinden – wohlverstanden. Aus dieser Zeit wird Petry wohl auch gelernt haben: Immer schön lächeln auch wenn die Situation Scheisse ist. Und dies hat nichts aber auch gar nichts mit rechtsbürgerlichem Denken zu tun. Und wenn Sie Herr Seiler schon von Parteiprogramm der AfD schreiben, dann wissen Sie wohl nicht, dass ein solches noch gar nicht steht und beispielsweise Vorstandsmitglied Alice Weidel keine Ahnung hat, welche Vorschläge bereits zur Diskussion im Raum stehen.

  • am 26.03.2016 um 11:49 Uhr
    Permalink

    Also Frau Beyeler, Sie widersprechen sich offensichtlich selbst. Oben schreiben Sie vom Parteiprogramm, für das sich Petry und Storch verantwortlich zeichnen und unten sagen Sie, dass es noch gar keines gibt. Wie auch immer. Ich hab nachgeschaut. Es heisst «Programmatik & Leitlinien», um korrekt zu sein. Entschuldigen Sie bitte meinen Fehler.
    Die offenen Grenzen sind ein riesengrosses Problem in Europa, Schengen/Dublin ist für die Katz, wie sich immer deutlicher zeigt.
    Waffengewalt an der Grenze und das Gewaltmonopol des Staates überhaupt sollen nur im äussersten Notfall zur Anwendung kommen. Das sieht auch Frau Petry so, auch wenn sie es sicher nicht glücklich kommuniziert hat. Bei ihr suchen die Medien regelrecht nach Fehlern, um von der Richtigkeit ihrer Positionen abzulenken. Bei Merkel werden die Fehler und danebengeratene Aussagen jedoch verschwiegen oder verniedlicht.
    Leute, die mit einer Schleppermafia via Landweg über mehrere sichere Länder bis vor Deutschland gelangen, sind in nicht (mehr) in grösster Not. Sie entstammen dem Mittelstand ihrer Länder und suchen sich die besten Bedingungen aus. Dass sie es versuchen, ist ihnen nicht übel zu nehmen. Aber Deutschland wie auch andere westeuropäische Länder müssen sie nicht alle aufnehmen und erst recht nicht für immer behalten.
    Die härtere, aber schlussendlich richtige Linie in diesem Thema vertreten derzeit nur die AfD und eine Mehrheit in der CSU. Deshalb gewinnen diese Parteien richtigerweise die Wahlen.

  • am 26.03.2016 um 12:55 Uhr
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    Sie haben recht Herr Seiler, es klingt nach einem Widerspruch – aber auch wenn noch kein Parteiprogramm steht, sind die Vorstandsmitglieder verantwortlich was bei ad hoc Programm gelebt und in die Welt hinaus posaunt wird. Soviel zur Erklärung wie ich das meinte. Ich verzichte gerne auf weitere Ausführungen zu ihren Zeilen. Sie haben ihre Meinung – ich habe meine eigenen Vorstellung von Demokratie und von einem friedlichen Zusammenleben. Ob die härtere Linie wirklich das Richtige ist, wird sich in Zukunft zeigen.

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