Kommentar
Fifa: Pech für die Schweiz, wieder ein Walliser
Die Delegierten des Weltfussballverbandes Fifa haben den Walliser Gianni Infantino, und nicht Scheich Salman Al Khalifa aus der Golf-Diktatur Bahrein zum Nachfolger von Präsident Sepp Blatter gewählt. Im Vorfeld wurde die Wahl als Entscheid zwischen Pest und Cholera beschrieben (z.B. in der NZZ).
Der Schweizer Rechtsanwalt Gianni Infantino ist bekannt als geschmeidiger Opportunist. Der Generalsekretär des europäischen Fussballverbandes Uefa hatte sich im Fahrwasser von Uefa-Präsident Michel Platini und Fifa-Präsident Blatter jahrelang folgsam gegen ernsthafte Reformforderungen gesperrt. Scheich Salman Al Khalifa stand als Mitglied der Herrscherdynastie von Bahrein und als Öl-Multimilliardär im Ruf, Günstlinge reich zu belohnen und Kritiker und Oppositionelle ohne Rücksicht auf Menschenrechte zu unterdrücken. Unter dem Druck der US-amerikanischen Justiz, die gegen zahlreiche Spitzenleute des Blatter/Platini-Netzwerks ermittelt, hatten sich Infantino und Salman verbal für lauwarme Reformen ausgesprochen. Aber die beiden im Rennen um die Gunst der Delegierten erfolgreichsten Kandidaten passten bestens ins autoritäre und intransparente bisherige Fifa-Herrschaftssystem.
Sepp Blatter hat im jahrelangen Kampf um seine Macht nicht nur dem Welt-Fussballverband, sondern auch Zürich und der Schweiz als Standort grossen Schaden gebracht: Auf ausländischen Fernsehkanälen sah man den Walliser und den pompösen Fifa-Sitz am Zürichberg immer wieder als Symbol für Korruption. Zwar wäre auch Scheich Salman kaum der Mann gewesen, der die Fifa in absehbarer Frist aus dem Sumpf gezogen hätte. Aber für die Schweiz wäre es sicher von Vorteil gewesen, wenn künftige Fifa-Schmiergeschichten nicht wieder von einem mit allen Wassern gewaschenen Schweizer Präsidenten schöngeredet würden.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine.