Instagram zensiert Frauenkörper
Komikerin Celeste Barber parodiert in den sozialen Medien Fotos von Prominenten. Kürzlich fiel eines ihrer Fotos der Zensur von Instagram zum Opfer. Das Originalfoto blieb unbehelligt.
Instagram blockiert Parodie
Es zeigt Model Candice Swanepoel, die nur dürftig mit einer Jacke bekleidet ist. Mit der linken Hand verdeckt sie ihre nackte rechte Brust. Barber stellte die Pose nach. Im Unterschied zur dünnen Swanepoel hat sie einen normalen Körper und trägt eine String-Bikini-Hose. Doch für Instagram ist das trotzdem zu viel nackte Haut. Obwohl auf beiden Fotos die gleichen Körperteile nackt zu sehen sind, blockierte Instagram Barbers Post mit der Begründung, dass das Foto «gegen unsere Community-Richtlinien zu Nacktheit und sexueller Aktivität» verstösst. Die über 7 Millionen Followerinnen und Follower von Barber konnten das Bild deshalb nicht mehr teilen. Das Foto von Candice Swanepol hingegen liess sich weiterhin problemlos teilen.
Instagram spricht von «Versehen»
Followerinnen und Follower von Barber warfen Instagram Zensur vor. Instagram beschäftigt Tausende Angestellte, welche die Einhaltung der Richtlinien überwachen sollen. Demselben Zweck dienen auch Algorithmen. «Es ist unverständlich, dass nach wie vor Vorurteile den Algorithmus prägen», kritisierte der «Guardian». Laut Barber entschuldigte sich Instagram und sprach von einem «Versehen». Man wolle nun die Richtlinien überarbeiten. Instagram-Chef Adam Mosseri hatte bereits im Sommer in einem Blog-Eintrag versprochen, mehr zu tun, «um Verzerrungen aus unseren Entscheiden zu verbannen». Die Zensur des Fotos von Celeste Barber zeigt, dass sich bisher nicht viel geändert hat.
«Instagram normiert Frauenbild»
Soziale Medien wie Facebook und Instagram geraten immer wieder in die Kritik, weil sie Fotos von Frauen eher löschen, wenn ihre Körper nicht der Norm entsprechen. Die Künstlerinnen Arvida Byström und Molly Soda veröffentlichten vor drei Jahren in einem Buch Fotos von Frauen, die Instagram gelöscht hatte. Die Instagram-Zensur sei willkürlich, sagte damals Molly Soda: «Ein Bikinifoto, auf dem man Schamhaare sieht, wird zum Beispiel mit höherer Wahrscheinlichkeit gelöscht als eins ohne.» Dieses Beispiel zeige, wie das Unternehmen das Frauenbild normiere. Die Gesellschaft sei dieser Kontrolle ausgeliefert, da sie nach unklaren Kriterien und auf intransparenten Wegen erfolge.
Technologien zementieren Vorurteile
Instagram ist eine beliebte Foto- und Videoplattform mit weltweit über einer Milliarde Nutzerinnen und Nutzer. Richtlinien legen fest, welche Fotos erlaubt sind und welche nicht. Der Interpretationsspielraum ist jedoch gross und Instagram wird deshalb immer wieder Willkür vorgeworfen.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine. Die Autorin ist Redaktorin und Herausgeberin der Online-Zeitschrift «FrauenSicht».
Ich habe schon vor 30 Jahren habe feministische Wissenschaftstheorie und Genderstudies studiert und mich in gleichberechtigter Partnerschaft geübt, habe mich freiwillig (im sozialen Sinne) als Mann kastriert (ja, ich bekenne, ich war auch einer dieser heuchlerischen Softies, die jeden Satz mit einer Entschuldigung an die Frauen anfangen).
Wie in diesem Artikel Frauenfeindlichkeit unterstellt wird, hat Mann 1000 Gründe, sich in die reaktionäre Ecke zu trollen… Die Bilder sind beileibe nicht identisch, es wird nicht gleichviel preisgegeben. Und dass Schamhaare, die beim Bikini raushängen, zu automatischer Zensur führen, ist noch lange keine Frauenfeindliche Haltung. Dieser Artikel hingegen beinhaltet alles, was mich davon überzeugt hat, diese (pseudo)feministische Aufgeregtheit links liegen zu lassen .
Lieber Pedro Toth. Obwohl ich Ihre Grundaussage unterstütze, möchte ich trotzdem wissen, inwiefern die beiden Darstellungen nicht identisch sind. Sehen Sie den Unterschied in der Grösse des Busen? Ist der Kontext des Bildes von Candice Swanepol ein gesellschaftlich akzeptierter? Wenn ja: dann wäre doch die Darstellung von Celeste Barber eben eine Parodie, die ebenfalls gesellschaftlich legitimiert ist (wenn nicht sogar mehr).
Und würden Sie noch ausführen, wie Sie Ihre Einschätzung zur automatischen Zensur von Bildern mit Schamhaaren meinen? Irgendjemand muss diesen Algorithmen ja Entscheidungskritieren einbläuen. Meine Vermutung wäre, dass sie davon ausgehen, dass in so einem Fall erst einmal die gesellschaftliche Norm ins Gewicht fällt und dies keinen Rückschluss auf Frauenfeindlichkeit zulässt. Bin ich auf der richtigen Spur?
Ich bin ernsthaft an Ihren Ausführungen interessiert.