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Statt alte Autos zu entsorgen, werden sie nach Afrika verschifft. © Joëlle Ortet / Pixabay

Schrottautos aus Europa verschmutzen die Luft in Afrika

Monique Ryser /  Alte Fahrzeuge aus «entwickelten» Ländern werden in ärmere Länder verschifft. Dort verpesten sie die Luft und führen zu Unfällen.

Millionen von gebrauchten Autos werden jährlich von Europa, den USA und Japan in ärmere Weltregionen exportiert. Dort tragen sie signifikant zu Luftverschmutzung bei und behindern die Bemühungen, den Klimawandel zu bekämpfen. Das ergab ein erstmalig erstellter Bericht des UN-Umweltprogramms UNEP. Im untersuchten Zeitraum zwischen 2015 und 2018 wurden 14 Millionen gebrauchte Personenfahrzeuge, SUVs und Minibusse exportiert (ausgenommen von der Statistik sind schwere Fahrzeuge wie Lastwagen). 80 Prozent davon gingen in Länder mit tiefen und mittleren Einkommen. 40 Prozent der Autos landeten in Afrika, 24 Prozent in Osteuropa, 15 Prozent in der asiatisch-pazifischen Region, 12 Prozent im Mittleren Osten und ein Prozent in Lateinamerika.
Wie eine Untersuchung in den Niederlanden ergab, hatten die meisten dieser Gebrauchtwagen in ihren Ursprungsländern keine Fahrerlaubnis mehr und waren bereits zwischen 16 und 20 Jahre alt. Nur die wenigsten erfüllten den europäischen Emissionsstandard EURO4. Das Durchschnittsalter der nach Gambia verschifften Fahrzeuge betrug fast 19 Jahre, und ein Viertel der in Nigeria landenden Autos war bereits 20 Jahre alt.

Weltweite Fahrzeugflotte steigt auch wegen Altautos
Der Transportsektor ist für fast einen Viertel der Treibhausgase verantwortlich und ist damit ein entscheidender Faktor der Klimaerwärmung. Der Export von ausgemusterten Gebrauchtwagen führt nun aber zur Erhöhung der Gesamtheit der weltweiten Fahrzeugflotte und hat deshalb einen direkten Effekt auf die Luftverschmutzung und den Ausstoss von vor allem Feinstaub und Stickoxiden, die in städtischen Ballungsräumen die Luft verpesten. «Die weltweite Fahrzeugflotte sauberer zu machen muss eine Priorität sein, um die globalen und lokalen Ziele zur Luftreinhaltung und die Klimaziele zu erreichen», sagt Inger Andersen, Direktorin der UNEP. «In den letzten Jahren haben reichere Länder ihren Export von Gebrauchtwagen erhöht. Da es fast keine Regeln über diese Exporte gibt, kommt es zum Export von Luftverschmutzung durch dreckige Autos.»

Die Schrottautos sind aber nicht nur für die Umwelt schädlich, sie gefährden auch Menschenleben: Malawi, Nigeria, Zimbabwe oder Burundi haben nicht nur sehr schwache Importregeln betreffend Umweltschutz, sie haben auch überdurchschnittlich viele Verkehrstote. Im Gegensatz dazu haben Länder mit strengeren Importregeln sichere Fahrzeugflotten und weniger Unfälle.

EU ist auch verantwortlich
Im UNEP-Bericht wurden 146 Länder untersucht, zwei Drittel von ihnen haben «schwache» oder «sehr schwache» Regulierungen zum Import von Gebrauchtwagen. Es gibt aber auch Ausnahmen: Marokko beispielsweise erlaubt nur den Import von Fahrzeugen, die weniger als fünf Jahre alt sind und die EURO4-Abgasnorm erfüllen. Regeln wie in Marokko erlaubten so auch den ärmeren Ländern, zu relativ kostengünstigen Hybrid- oder Elektroautos zu kommen . Die niederländische Umweltministerin Stintje Van Veldhoven sieht aber auch die EU in der Pflicht: «Wir brauchen dringend Regeln, um die Qualität der exportierten Fahrzeuge zu erhöhen. Dazu brauche es eine enge Partnerschaft zwischen Europa und Afrika. Die UNEP will zusammen mit dem UN-Strassensicherheitsfonds ebenfalls aktiv werden. Dabei geht es darum Minimalstandards festzulegen. In einer ersten Runde sollen strengere Importregeln, wie sie bereits in Marokko, Algerien, Elfenbeinküste, Ghana oder Mauritius gelten, auf andere Länder erweitert werden. Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS hat bereits einen ersten Schritt gemacht und will ab nächstem Jahr strengere Regeln vor allem über das Alter der Fahrzeuge einführen.

Westafrika will handeln
«Der Einfluss von alten schmutzigen Autos auf die Umwelt ist klar. Luftqualitätsdaten in Accra zeigen, dass es der Verkehr ist, der vor allem zu Luftverschmutzung in der Stadt beiträgt. Deshalb will Ghana strengere Standards festlegen», erklärt Umwelt- und Technologieminister Kwabene Frimpong-Boateng. Ghana plant nicht nur den Einsatz von Elektrobussen, sondern auch die Förderung von schwefelarmem Treibstoff. Importierte Autos dürfen zudem nicht älter als zehnjährig sein. «Wir müssen damit aufhören, alte, dreckige und unsicher Autos in ärmere Länder abzuschieben», fordert auch die UNEP-Direktorin Andersen.


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9 Meinungen

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 31.10.2020 um 13:20 Uhr
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    Ich wusste nicht, dass Burundi Gebrauchtwagen importiert. In den 70er Jahren hatte Tanzania den Sansibaris den Import von Gebrauchtwagen verboten. Damit könnte der Occasionsmarkt auf dem Festland verbilligt werden.

    Natürlich sprach damals noch niemand vom Klimaschutz. Aber selbst ich war in der Lage den Solex-Unterbrecher in meinem Brasilianer-VW zu ersetzen und so, nach einer Panne mitten im «Bush» doch noch bis nach hause weiterzufahren. Ältere Autos sind für viele Leute noch reparierbar, was bei den neuen «Highg-tech-Vehikeln» kaum mehr der Fall ist.

    Haben Sie schon mal versucht in ihrem Städte-Suv den Vergaser zu ajustieren ?

  • am 31.10.2020 um 13:45 Uhr
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    … und unsere «sauberen» Autos werden in Ländern hergestellt, in denen kaum oder wenig gegen die Verschmutzung und Ausbeutung getan wird. Altwaren werden weniger Fussabdrücke hinterlassen als Entsorgung und Neuanschaffungen.

  • am 31.10.2020 um 14:27 Uhr
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    Viel schlimmer ist der Elektroschrott der nach Afrika verschifft wird, um dort zerlegt zu werden. Dies ist die neue Sklavenarbeit, müsste strikte verboten werden! Autos sichern immerhin Mobilität, wo vorher gar keine war.

  • am 31.10.2020 um 14:49 Uhr
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    Na und? Ist doch logisch und passt zum System. Die südliche Welt ist unser Abfalldepot. Für alles. CO2, Kunststoffe, Sondermüll. Warum sollen da Autos ausgenommen sein? Der arme Teil der Welt ist gut für Rohstoffe, billige Arbeitskräfte (manche sogar gratis!) und Absatzmärkte für unseren Schrott. Dafür sorgen die Finanzmonopole mit Hilfe der imperialistischen Regierungen. Eine davon ist die schweizerische.

  • am 31.10.2020 um 17:05 Uhr
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    Das abgebildete Auto, ein Citroën 2 CV bzw. Döschwo, ist nun das absolut ungeeignetste Beispiel für eine Dreckschleuder! Abgesehen davon, dass die Döschwos längst Kultstatus erlangt haben und kaum je exportiert sondern recht teuer bei uns gehandelt werden, verbrauchen sie mit ihren Motörchen von 325 bis 600 cm3 Hubraum gerade einmal 4 – 5 Liter Benzin und produzieren demgemäss vergleichsweise wenig Luftschadstoffe, sie sind auch einfach zu reparieren und damit verkehrssicher zu betreiben. Das weitaus grössere Problem stellen die in den fraglichen Ländern beliebten grossen und schweren alten Schlitten mit Hubräumen zwischen 2 und 6 Litern aus dem damals oberen Preissegment dar, wie BMW, Mercedes, Amifässer, etc. Diese sind echt problematisch, kaum einwandfrei zu unterhalten bzw. zu reparieren, und sie sind um Zehnerpotenzen grössere Dreckschleudern als ein alter Döschwo!

  • am 31.10.2020 um 20:54 Uhr
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    Seit einiger Zeit dürfen keine Occasionen die älter als 10 Jahre sind in vielen Ländern in Osteuropa eingeführt werden. Über Mittelsmänner werden immer noch solche Fahrzeuge verschoben, die leider auch von grossen Schweizer Importeuren stammen. Die waschen aber ihre Hände in Unschuld. Die Infos stammen von Mitarbeitern solcher Firmen. Die werden natürlich ohne Konsequenzen davon kommen, da zu viele Dividenden im Spiel sind…

  • am 1.11.2020 um 15:41 Uhr
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    Bei neueren Autos werden von den Händlern häufig zuerst die Katalysatoren ausgebaut und separat verkauft. Das fehlende Auspuffstück wird dann mit irgend einem Stück Rohr oder Schlauch überbrückt. Wird das überhaupt vor dem Export überprüft?

  • am 4.11.2020 um 20:15 Uhr
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    Dringend benötigte Fahrzeuge /(Mercedes 503, Unimog, alte mechqanisch gut gebaute Wagen) sind heuite im Westen Sammlerobjekte geworden. Es sind diejenigen Modelle, die in Afrika noch überall repariert werden können. Wir benötigen dringend für unser Projekt in Kilueka (MBINZO) solche mechanische, robuste Fahrzeuge. Aber die wohlstandverwahrlosten Sammler in Europa haben sie unerschwinglich gemacht. Und nun kommt nur noch der elektrisch-elektronisch unreparierbarer Schrott nach Afrika. Die Eupäer haben gut reden über Umweltschutz, denn sie haben die Umweltverschmutzung out gesourced in die armen Länder, die man nun kritisiert. Welche Heuchelei!

  • am 6.11.2020 um 20:41 Uhr
    Permalink

    einst konnte ich meinen damals 17-jährigen ford transit nur noch dem schrotthändler für 700fr verkaufen. Er werde dann nach Kamerun verschoben, meinte dieser. Der motor war einwandfrei sauber, bestand den test problemlos. Leider war in den kotflügeln und unter trittbrettern rost, somit kam er bei der MFK nicht durch. Den zu reparieren war (mir) beim CH-garagisten, dank astronomischen stundenlohn, nicht möglich. Schade. Bin sicher er leistet in afrika noch jahrelang gute dienste, ohne dass 1500kg materialien weggeschmissen -sorry, recycelt! werden. Neigen sehr zum übertreiben, die herren beim schweizer TÜV, teilweise extrem ‹pinkelig› – gibt es irgendwo zahlen, wieviele unfälle wegen technischem versagen alter autos passieren? Ich kenne die teils chaotischen verhältnisse im strassenverkehr von “Entwicklungsländern”: der grössere hat vortritt, fahrzeuge auch extrem überladen, oft ohne ausbildung am steuer, etc – ist nicht eher das schuld an den vielen unfällen? Geht auch anders, wie hier in Spanien: den nächsten “Rosttransit” exportierte ich vor 11 jahren hierhin – beim ITV (span.TÜV) wird das wichtige kontrolliert, rost eher unwichtig. Find ich gut. Sollten CH-behörden mal vorbeischauen und LERNEN.

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