Klimaanlagen: Umluftgeräte verteilen die Viren im Raum
Infosperber hatte bereits im März auf das Problem der Klimaanlagen in Zusammenhang mit der Verteilung des Coronavirus hingewiesen. Ein deutsches Forschungsteam aus Greifswald und Bochum hatte aus aktuellem Anlass bei der Auswertung verschiedener Studien gefolgert: (Journal of Hospital Infection), Zwar lasse sich nicht ganz ausschliessen, dass sich das Virus über Klimaanlagen verbreite, aber das Risiko sei bei Klimaanlagen mit Filter relativ klein, da die Tröpfchen, an denen die Viren hängen, in den Filtern zurückgehalten würden.
Nach heutigem Stand des Wissens ist aber ebenso wichtig, dass Frischluft eine eventuelle Konzentration mit Viren oder Aerosolen in der Luft verringert. An der TU Berlin untersucht ein Forscherteam, wie sich SARS-CoV-2-Virus in der Raumluft verhält. «Für das Verhalten von Viren in der Luft ist die Größe der Träger-Aerosole entscheidend, aber ebenso das Raumklima, die Luftwechselrate und die Art und Weise, wie gelüftet wird. Größere Partikel sinken schneller zu Boden. Kleinere Partikel folgen dem Luftstrom und können lange in der Luft verbleiben», erklärt Forschungsleiter Martin Kriegel. Ganz klar sei aber schon Folgendes, so Kriegel: «Ganz grundsätzlich kann man festhalten, dass bei typischen Luftwechselraten in Wohn- und Bürogebäuden die Erreger über Stunden im Raum verbleiben. Die Sinkgeschwindigkeit und auch die Lufterneuerung dauern sehr lange. Jede Erhöhung der Aussenluftzufuhr ist daher generell sinnvoll.»
Nur Umluftanlagen in Ladengeschäften
Das Konsumentenmagazin Kassensturz von SRF hat die Probe aufs Exempel gemacht und hat mit dem Gebäudetechniker und Lüftungsexperten Christian Stäuble verschiedene Geschäfte besucht. Dabei stellten sie fest, dass in den meisten der besuchten Läden Umluftgeräte im Einsatz sind. Diese saugen die Raumluft an und blasen sie gekühlt wieder aus. Im Raum zirkuliert aber immer dieselbe Luft. Das sei beunruhigend, sagte Stäuble. Der Verband der Gebäudetechniker suissetec, empfiehlt seinen Mitgliedern denn auch, Umluftgeräte abzustellen: «Es wird empfohlen, eine zentrale Umluftführung während SARS-CoV-2- Episoden zu vermeiden: Schliessen Sie die Umluftklappen. Falls dies zu Problemen mit der Kühl- oder Heizleistung führt, muss dies in Kauf genommen werden, da es wichtiger ist, Kontaminationen zu verhindern und die öffentliche Gesundheit zu schützen als den thermischen Komfort zu gewährleisten.»
Auch der von «Kassensturz» befragte Walter Zingg, Spezialist für Infektionsprävention und Spitalhygiene am Unispital Genf und Mitglied der wissenschaftlichen Task-Force des Bundesrates, sagt: «Ein Umluft-Klimagerät, welches die Luft nicht reinigt und eher austrocknet, die Luft dazu noch kühlt – das sind alles Faktoren, die eine Aerosol-Übertragung begünstigen.» Im Prinzip gelte: Ein geschlossener Raum mit mehreren Personen und wenig Frischluft sei ein grösseres Risiko.
Die Lösung wäre der Einbau von UV-C-Systemen in Umluftanlagen. Damit würde mit UV-Licht die Luft keimfrei gemacht. Der Einbau in bestehende Anlagen wäre gut machbar, erklärte Lüftungsexperte Stäuble. Und auch Walter Zingg erachtet dies als sinnvoll, das sei kein Hokuspokus sondern die Wirkung sei erwiesen.
Situation wird beobachtet
Wieso also fordert das Bundesamt für Gesundheit BAG nicht den Einbau solcher UV-C-Systeme? Der «Kassensturz» fragte beim Leiter des Fachbereichs Wohngift, Roger Waeber, nach: Zurzeit untersuche das BAG diese Möglichkeit. Bei der Flächendesinfektion hätten sich UV-Geräte bewährt, bei der Luft gebe es aber noch Fragen. Zudem sei der Umgang mit UV-Strahlen nicht ungefährlich. Auf die Umluftanlagen in den Geschäften angesprochen sagte Waeber: «Das Infektionsrisiko hängt von der Konzentration und der Nähe zur Infektionsquelle ab. Die meisten Infektionen passieren im Nahbereich und auf das haben Lüftungen keinen Einfluss.» Bei Aerosolen in der Luft wisse man noch relativ wenig, sicher aber sei das Risiko in kleinen Räumen mit vielen Personen grösser. Deshalb müsse in solchen Situationen unbedingt viel Frischluft zugeführt werden. «Bei einer Umluftanlage gibt es dann natürlich keine Frischluft, das ist natürlich kein Schutz.» Das BAG verweist ebenfalls auf die Empfehlungen von suissetec und will die Situation vor allem auch auf die kältere Jahreszeit laufend untersuchen..
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Klimaanlagen und Corona: Es ist kompliziert
DOSSIER: Coronavirus: Information statt Panik
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
In diesem Zusammenhang ist einfach die Studie von Prof. Dr. Streeck interessant. In der Studie konnte das Coronavirus auf Oberflächen und in der Luft nachgewiesen werden. Es gelang dem Team rund um Prof. Dr. Streeck aber nie, intakte Viren heranzuzüchten, die sich vermehren konnten. Oder anders ausgedrückt: Die Viren waren nicht mehr ansteckend. Versuche zeigten, dass das Virus ausserhalb des menschlichen Körpers nach etwa 30 Sekunden «absterben» und keine Gefahr mehr darstellen. Andere Studien kamen zu ähnlichen Resultaten. Das Risiko sich mit dem Coronavirus durch Aerosole anzustecken ist als sehr gering. Das sagt übrigens auch die WHO. Gemäss der WHO ist bis heute kein Fall nachgewiesen, wo die Ansteckung auf diesem Weg erfolgte.
Die Aussagen vom Forschungsteam aus Greifswald und Bochum und die Empfehlung von Suissetec sind irrelevant, da sie richtige Klimanlagen und nicht die «Umluftgeräte» betreffen.
Zitat:«gibt es dann natürlich keine Frischluft, das ist natürlich kein Schutz.» und «Ein geschlossener Raum mit mehreren Personen und wenig Frischluft sei ein grösseres Risiko». Die Frischluft-Funktion muss aber die Fensterlüftung oder die Lüftungsanlage übernehmen! Wenn dies nicht gemacht wird, wäre die Nutzung erstens illegal und zweitens wegen abgestandener Luft für den Kunden unangenehm.
Aber ob die Umluftanlagen die Viren verteilen, das ist die entscheidende Frage.
«Größere Partikel sinken schneller zu Boden. Kleinere Partikel folgen dem Luftstrom und können lange in der Luft verbleiben». Anders gesagt, steigen tun sie nicht. Die Luft wird aber meist oben angesaugt! Das Ansaugen hat keine Fernwirkung. Versuchen Sie mal eine Flamme auszusaugen. Ausserdem würde die Aerosole beim Abkühlen teilweise kondensieren und somit würden die Viren mit dem Kondensatwasser abgeführt.
Dazu sei auf die Studie von Prof Dr Steeck verwiesen: Vermehrungs- und somit ansteckungsfähige Viren konnten in der Luft nicht nachgewiesen werden. Also auch nicht in der Luft, die angesaugt würde.
Dazu passt auch folgendes Zitat: «Die meisten Infektionen passieren im Nahbereich und auf das haben Lüftungen keinen Einfluss.»