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Im Fluss Aisne verendeten Tausende Fische. Verantwortlich soll eine Nestlé-Fabrik sein © Fédération de pêche des Ardennes

Nestlé-Fabrik löst Fisch-Massensterben aus

Tobias Tscherrig /  Eine Milchpulver-Fabrik des Schweizer Nahrungsmittelkonzerns Nestlé hat in Frankreich ein Fisch-Massensterben ausgelöst.

Schon oft geriet der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé wegen bestätigten oder vermuteten Umweltvergehen in die Schlagzeilen. Nun sorgt ein neuer Fall in Nordfrankreich für Aufsehen: In der Nacht vom 9. auf den 10. August hat eine Fehlfunktion in einer Nestlé-Milchpulverfabrik den Fluss Aisne in einem Bereich von rund sieben Kilometern verschmutzt. Die Folge sind Tausende tote Fische, darunter auch geschützte Arten. Der Nahrungsmittelkonzern hat die Fehlfunktion in der Zwischenzeit bestätigt.

Der Fischereiverband der Ardennen hat eine Beschwerde wegen Umweltverschmutzung und Verstössen gegen Umweltgesetze eingereicht.


Tausende tote Fische treiben auf der Aisne. Ein technisches Problem in einer Nestlé-Milchpulverfabrik soll daran schuld sein.

«Alles innerhalb von sieben Kilometern ist tot»
Es sind erschreckende Bilder, die der Fischereiverband der Ardennen auf Facebook veröffentlicht hat: Die verendeten Fische treiben am Ufer des Flusses, in Haufen liegen sie auf den angrenzenden Wiesen. Es waren der Fischerei- sowie der Jagdverband und Mitglieder der Feuerwehr, die die verendeten Tiere während einer dreitägigen Säuberungsaktion aus dem Fluss gefischt und anschliessend in Containern entsorgt haben. «Innerhalb eines Bereichs, der sieben Kilometer lang ist, ist alles tot», berichtet Michel Adam, Präsident des Fischereiverbandes der Ardennen, gegenüber der «BBC». «Wir haben bereits drei Tonnen toter Fische geborgen. Aber es sind immer noch welche im Wasser.» Wie französische Medien berichten, sollen insgesamt rund fünf Tonnen tote Fische geborgen worden sein.

Rund 14 Arten sollen von dem Massensterben betroffen sein, darunter auch geschützte Arten wie zum Beispiel Aale und Neunaugen. «Es dauert zehn Jahre, um solche Fische zu finden», sagt Daniel Drivière, Präsident der Fischereigesellschaft von Challerange gegenüber «franceinfo».

Mit Handnetzen gingen die Freiwilligen den Fluss ab und sammelten die verendeten Tiere ein. Die im Wasser verbleibenden Tiere würden der natürlichen Verwesung überlassen, schreibt der Fischereiverband in einem Facebook-Beitrag. «In vierzig Jahren habe ich noch nie so eine Verschmutzung gesehen», sagt Adam gegenüber «BBC». Um die Ausbreitung der Verschmutzung zu verhindern, musste auch ein Damm errichtet werden.

Die Fische seien im Zustand der totalen Verwesung gewesen, sagten Mitglieder des Fischereiverbandes gegenüber französischen Medien. Wenn man Fische in der prallen Sonne lasse, würden sie in der Regel starr werden. Nun seien sie weich.

Um Nestlé zur Verantwortung zu ziehen, hat der Fischereiverband eine Beschwerde wegen Umweltverschmutzung und Verstössen gegen Umweltgesetze eingereicht.

Nestlé bestätigt Ausfluss von Klärschlamm
Für das Massensterben der Tiere ist eine chemische Veränderung im Fluss verantwortlich. Weil sich der Sauerstoffgehalt im Wasser verändert habe, seien die Tiere erstickt, schreibt die örtliche Präfektur in einer Medienmitteilung. Die zuständige Präfektur verbot im verschmutzten Flussabschnitt alle nautischen, sowie alle Freizeitaktivitäten. Auch die Zugänge zu den Ufern waren gesperrt – einzig der Zugang für landwirtschaftliche Tätigkeiten war noch gestattet. Für das Trinkwasser habe aber keine Verschmutzungsgefahr bestanden. Trotzdem wurden die Einwohner, die an der Wasserentnahmestelle von Olizy-Primat angeschlossen sind, gebeten, das Wasser vor der Verwendung vorsichtshalber abzukochen.

Für das Massensterben wird eine Fabrik von Nestlé verantwortlich gemacht, die in der Stadt Challerange Milchpulver produziert. In der Kläranlage der Fabrik sei es zu einem «einzelnen und unfreiwilligen Überlauf von biologischem Schlamm, der keine Chemikalien beinhaltete» gekommen, so Nestlé in einem Statement. «Sobald wir darüber informiert wurden, haben wir die Produktion eingestellt um das Auslaufen zu verhindern», sagt der Konzern gegenüber «Franceinfo». Gemäss Nestlé-Angaben habe der Vorfall drei Stunden gedauert, die Arbeit in der Fabrik sei daraufhin für einige Tage eingestellt worden.
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Infosperber-Dossier: Gifte und Schadstoffe in der Umwelt


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