USA zeigen überraschende Merkmale eines Drittweltlandes
upg. Robert Reich ist Professor für öffentliche Politik an der Goldman School of Public Policy der University of California. Berkeley. Er war US-Arbeitsminister unter Präsident Bill Clinton.
In vielen Ländern der Dritten Welt gebe es besonders grosse Ungleichheiten, eine Anzahl Oligarchen und wenig Chancen für Arme. Die USA seien auf dem Weg dazu, wenn man folgende sechs Kriterien betrachte, erklärt Robert Reich.
1. Konzentration der politischen Macht
In den USA liegt die politische Macht in den Händen von wenigen Superreichen sowie von Konzernen, «ähnlich wie in einer Bananenrepublik».
2. Sehr tiefe Löhne
Unternehmen in den USA können die Löhne der Arbeiter und Angestellten äusserst tief halten. Die Reallöhne (Kaufkraft unter Berücksichtigung der Inflation) der Arbeiter waren im Jahr 2019 lediglich 12 Prozent höher als vor über fünfzig Jahren im Jahr 1964 (Quelle: Pew Research Center).
3. Schüren innergesellschaftlicher Konflikte
Diejenigen, die an der Macht sind, schüren in der Bevölkerung rassistische, ethnische und religiöse Konflikte, damit sich die Unterprivilegierten nicht gemeinsam gegen die Herrschenden mobilisieren.
4. Schlecht geschützte Menschenrechte
In keinem andern Land befinden sich so viele Menschen hinter Gitter wie in den USA. Es sind dort mehr Leute auch wegen gewaltloser Vergehen im Gefängnis als in China oder Russland.
5. Je reicher, desto weniger Steuern
Die reichsten Personen und Konzerne zahlen fast keine Steuern. Noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg mussten sie so wenig von ihren Einkommen und Gewinnen versteuern wie heute.
6. Geringe Aufstiegschancen
Wer in Armut geboren wird, hat in den USA immer schlechtere Aufstiegsmöglichkeiten. Die Mobilität von unten nach oben ist in den USA viel kleiner als in Kanada, Dänemark oder in Grossbritannien. (Quelle: Pew Research Center)
Zum Video-Klartext von Robert Reich:
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Volker Pispers:
Wir sitzen in einem Zug und rasen auf einen Abgrund zu. Wie der Abgrund aussieht, das wissen wir, wenn wir ehrlich sind: das sind die Vereinigten Staaten von Amerika. (…) Die USA sind eine komplett entsolidarisierte Gesellschaft, das ist Kapitalismus im Endstadium. (…) Das untere Drittel sitzt komplett im Dreck, die sind entweder obdachlos oder sitzen in Quartieren, wo sich keine Polizei mehr reintraut. Die einzige sozialpolitische Massnahme ist: wegsperren. In den USA sitzen pro 1000 Einwohner mehr Menschen im Knast als in jedem anderen Land der Welt, inklusive Nordkorea und China. Und obwohl so viele Menschen in den USA eingesperrt sind – ist ein Geschäftsmodell, private Gefängnisse, da kann man richtig Geld damit verdienen – ist die Haupttodesursache für junge Amerikaner Mord. Jedes Jahr werden über 30‘000 Amerikaner auf offener Strasse erschossen. Das sind über 80 am Tag. 80 Tote am Tag – das nennen die im Irak Bürgerkrieg. Das ist es in den USA auch: Kapitalismus im Endstadium ist Bürgerkrieg. Nur dass nicht die Armen gegen die Reichen kämpfen, sondern die Armen schiessen sich gegenseitig über den Haufen mit den Waffen die die Reichen ihnen noch verkauft haben. Das ist Kapitalismus: Teile und Herrsche, Dividende et Impera.
https://www.youtube.com/watch?v=-mRQ0AcoCkI#t=2h17m27s
Schwellenland wäre wohl treffender.
Schwellenländer zeichnen sich dadurch aus, dass sie sowohl Merkmale von Industrieländern wie auch Merkmale von Entwicklungsländern aufweisen.
Die sechs Merkmale, die Robert Reich aufzählt, treffen für die USA ohne Zweifel zu. Daneben findet man aber auch viele Merkmale von Industrieländern. Nur keinen ordentlichen Sozialstaat.
«Diejenigen, die an der Macht sind, schüren in der Bevölkerung rassistische, ethnische und religiöse Konflikte, damit sich die Unterprivilegierten nicht gemeinsam gegen die Herrschenden mobilisieren.»
Eine klassische und sehr primitive Verschwörungstheorie. Damit wird die moderne (und sicher nicht immer erfreuliche) Entwicklung in Richtung «Identitätspolitik» auf die billigst mögliche Art «wegerklärt».