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Mit einer neuen Brücke bei Kertsch wird die Krim mit dem russischen Festland verbunden © cm

Hier kommen sich Krim und Russland noch näher (Krim Teil III)

Christian Müller /  Kertsch, eine Stadt ganz im Osten der Krim, war immer schon Russland-orientiert. Eine neue Brücke bringt zusätzliche Chancen.

Dieser Artikel ist nach einem Überblick und einem der Stadt Sewastopol gewidmeten Beitrag der dritte in einer mehrteiligen Serie über die Krim heute. Alle Berichte basieren auf einem dreiwöchigen Aufenthalt des Autors auf der Krim im Mai/Juni dieses Jahres mit Recherchen vor Ort (cm).

Nur wenigen in Westeuropa ist der Name Kertsch ein Begriff. Kertsch ist mit knapp 150’000 Einwohnern weniger gross als Sewastopol, hatte, im Gegensatz zu Sewastopol, nie einen politisch-staatsrechtlichen Sonderstatus und liegt am anderen Ende der Krim, am östlichsten Punkt und ist gewissermassen eine Stadt auf einer Halbinsel der Halbinsel.

Aber Kertsch ist für den politisch und geschichtlich Interessierten eine hochinteressante Stadt – aus drei Gründen:

  • Die Stadt hatte beim Einmarsch der deutschen Truppen zur Eroberung Russlands eine Schlüsselstellung inne und war deshalb mehr als nur hart umkämpft. Hier wurden die Brutalität der deutschen Wehrmacht und die Bereitschaft der Sowjetsoldaten und der russischen Zivilbevölkerung zur Verteidigung bis zum Letzten besonders gut sichtbar.
  • Als Reaktion auf das Referendum im März 2014, als die Bevölkerung der Krim entschied, wieder zu Russland gehören zu wollen, schloss die Ukraine den Kanal, der Wasser vom Fluss Dnjepr in die Krim brachte. Eine Wasserzufuhr schliessen aber heisst, die Bevölkerung langfristig dem Hunger auszusetzen oder ganz aus dem Land zu vertreiben.
  • Die Reaktion Russlands auf solche Aktionen der Ukraine war, so schnell wie überhaupt möglich vom russischen Festland eine Brücke nach Kertsch zu bauen. Sie ist mittlerweile fertiggestellt und für den freien PKW- und LKW-Verkehr offen.

    Widerstand gegen die deutsche Wehrmacht bis zum Hungertod

    Am 22. Juni 1941 hatten die Truppen von Hitler-Deutschland – für viele überraschend – die Sowjetunion überfallen. Bereits im November war die Wehrmacht auch daran, die Krim zu erobern, um auch im Süden ins Innere der Sowjetunion einmarschieren zu können. Es gab heftige Kämpfe insbesondere auch um die Stadt Kertsch im äussersten Osten der Krim, die schon bald eingenommen wurde.

    In besonderer Erinnerung ist der Umgang der deutschen Truppen mit den dortigen Juden. Am 27. November 1941 meldete der Kommandant vor Ort an die Rückwärtigen Dienste: «Die Liquidation der Juden wird wegen der gefährdeten Ernährungslage der Stadt beschleunigt durchgeführt.» Tatsächlich wurden bereits tags darauf die Juden der Stadt angewiesen, sich am folgenden Morgen auf dem sogenannten Heumarkt zu versammeln. Von dort wurden sie in ein nahegelegenes Dorf transportiert und in einem Panzergraben kurzerhand erschossen. Etwa zweieinhalbtausend Juden aus Kertsch wurden so innerhalb weniger Stunden ermordet.

    Die sowjetischen Truppen konnten allerdings auf der Halbinsel Kertsch wieder landen, die Wehrmacht musste sich kurz zurückziehen. Doch bereits im Mai 1942 wurde Kertsch im Rahmen des sogenannten Unternehmens Trappenjagd erneut erobert. Knapp 30’000 sowjetische Soldaten kamen ums Leben und über 150’000 gerieten in Gefangenschaft.

    Zum Bild: Die alten Kalksteinbrüche Adschi-Muschkai bestehen aus kilometerlangen unterirdischen Gängen, oft keine zwei Meter hoch, ohne Licht, ohne Wasser. Hier hatten sich etwa 14’000 Russen in der Abwehr gegen die Nazi-Deutschen verschanzt. Diese Höhlen können unter Führung besichtigt werden – mit Taschenlampen. Eine installierte Beleuchtung würde den Eindruck völlig verfälschen. (Blitzlicht-Aufnahme Christian Müller)

    Etwa 14’000 sowjetische Soldaten und Zivilisten konnten sich in den dortigen unterirdischen Kalksteinbrüchen Adschi-Muschkai – den sogenannten Katakomben – verschanzen und verstecken. Da es dort weder Licht noch Wasser noch etwas zu essen gab, mussten die Verschanzten zur Versorgung der Versteckten immer wieder aus den Höhlen ausbrechen – und oft kamen nur wenige zurück. Sie wurden von den deutschen Truppen meistens entdeckt und erschossen. Die Deutschen begannen dann giftiges Gas in die unterirdischen Gänge einfliessen zu lassen und sie versuchten, das zur Festung gewordene Kalksteinwerk auch mit Bomben aufzubrechen. Mehr als fünfeinhalb Monate lang harrten die sowjetischen Soldaten dort aus, ohne sich zu ergeben. Schliesslich verdursteten oder verhungerten die meisten von ihnen in den dunklen Höhlen. Erst am 30. Oktober gelang es den Deutschen, die unterirdischen Gänge wirklich einzunehmen. Es waren keine hundert Überlebende mehr darin, und von diesen wurden die meisten in den Tagen darauf in Simferopol hingerichtet. Im Jahr darauf waren es keine zehn Männer mehr – von den ursprünglich etwa 14’000 – , die diesen Hort des Widerstandes gegen die Truppen Hitler-Deutschlands überlebten und der Nachwelt davon berichten konnten.

    Zum Bild: Wenn Wasser- und Nahrungsbeschaffer verletzt in die Höhlen zurückkamen, galt es sie zu verarzten. Oft mussten hier sogar Beine- oder Arme amputiert werden – ohne Elektrizität, im besten Fall bei Kerzenlicht. (Blitzlicht-Aufnahme Christian Müller)

    Ob sich dieser Widerstand gelohnt hat? In Kertsch erinnert sich auch die heutige Generation noch sehr gut an die Kämpfe mit den angreifenden Deutschen. Von den über 100’000 Einwohnern der Stadt Kertsch verloren um die 15’000 ihr Leben, die meisten anderen wurden deportiert oder vertrieben, nur ganz wenige Einwohner überlebten in der Stadt selber. Es war ein horrend hoher Preis, den da die Zivilbevölkerung und die sowjetischen Soldaten zur Verteidigung ihres Vaterlandes bezahlen mussten, aber sie verzögerten damit den Weitermarsch der deutschen Truppen tatsächlich um fast ein halbes Jahr – und dieses halbe Jahr Zweitgewinn wiederum war für die Rote Armee zur Vorbereitung der Abwehr der deutschen Truppen im Innern Russlands unendlich wichtig.

    Wundert es da, dass zur Erinnerung dieses Widerstandes der 14’000 sowjetischen Soldaten und Zivilisten aus der Gegend ein grosses Monument errichtet wurde, oder dass diese unterirdischen Gänge heute – unter Führung – zugänglich sind, oder dass noch heute die Leute aus der Umgebung Blumen bringen: zur Erinnerung an ihre Gross- und Urgrossväter, die sich damals zur Abwehr der deutschen Wehrmacht geopfert haben? Wir selbst waren an einem Sonntag dort und haben viele solche Menschen mit Blumen gesehen, und viele kamen mit ihren Kindern. Es liegt ihnen daran, dass auch ihre Nachkommen diese fürchterliche Geschichte nicht so schnell vergessen.

    Zum Bild: Beim Eingang in die Katakomben legen die Besucher oft Blumen hin. Und sie zeigen die Höhlen auch ihren Kindern. Die Kinder sollen wissen, wofür sich ihre Gross- und Urgrossväter geopfert haben. (Foto Christian Müller)

    So versucht die Ukraine, die Krim in die Knie zu zwingen

    Am 16. März 2014 beschlossen die Krimeer gegen den Willen der neuen Regierung in Kiew in einem Referendum, sich von der – nie geliebten – Ukraine zu verabschieden und wieder zu Russland zu gehören, nicht zuletzt als Folge der blutigen Auseinandersetzungen auf dem Euromaidan in Kiew. Als Reaktion darauf blockierte die Ukraine schon wenige Tage nach dem Referendum die Zuleitung von elektrischem Strom auf die Krim und – fast noch einschneidender: Sie stoppte einen Monat später die Wasserzufuhr aus dem Fluss Dnjepr und blockierte den 1961 bis 1971, also zu Sowjetzeiten erbauten Kanal, der bislang bis zu 1,8 Milliarden Kubikmeter Wasser pro Jahr in den nördlichen, steppenartig trockenen Teil der Krim führte, und dies bis nach Kertsch. Es konnten mit diesem Wasser rund 3000 Quadratkilometer landwirtschaftliches Land bewässert werden, eine Fläche, die etwa der des Schweizer Kantons Waadt entspricht (*).

    Zum Bild: So sah der in Sowjetzeiten erbaute Kanal mit Wasser vom Dnjepr für die Nord-Krim aus: vor dem Referendum vom März 2014.

    Die Ukraine meinte wohl, mit solch harten Massnahmen die Bevölkerung der Krim zurückgewinnen zu können. Eine totale Fehleinschätzung! Während unseres fast dreiwöchigen Aufenthalts auf der Krim und trotz vielen Gesprächen mit Leuten aus allen Bevölkerungsschichten und in den verschiedensten Regionen, haben wir den Mann oder die Frau nicht gefunden, die gerne wieder zur Ukraine gehören möchten. Vermeintliche Strafmassnahmen wie die Blockierung des elektrischen Stromes oder das Trockenlegen des Nord-Krim-Kanals haben vor allem eines bewirkt: eine bestärkte Überzeugung, dass es richtig war, sich wieder mit Russland zu vereinigen.

    Zum Bild: Und so sieht der Kanal jetzt aus, nachdem die Ukraine den Zufluss von Wasser auf die Krim mit einem neuen Damm gestoppt hat. Will man die Krimeer mit Hunger zur Rückkehr bewegen?

    Endlich eine Brücke zum russischen Festland

    Wenn westliche Fernseh-Zuschauer den Namen Kertsch schon gehört haben, dann vermutlich wegen der neuen Brücke, die Russland in Rekordzeit baute und die für den PKW-Verkehr bis 3,5 Tonnen schon am 15. Mai 2018 eröffnet wurde. Seit Oktober 2018 dürfen nun auch schwere LKWs darüber fahren. Die Eröffnung der Eisenbahn-Brücke, die parallel zur Strassenbrücke, jedoch offensichtlich aus Sicherheitsgründen beim 227m weiten Brückenbogen technisch vollständig von der Strassenbrücke getrennt verläuft, ist für den Herbst 2019 vorgesehen.

    Tatsächlich gab es, etliche Kilometer weiter nördlich und auf seismisch deutlich weniger sicherem Boden, bereits früher eine Brücke zwischen der Krim und dem russischen Festland. Viele ihrer Pfeiler hielten aber am 20. Februar 1945 den treibenden Eisschollen nicht stand und die Brücke stürzte ein – nur eine Woche, nachdem Josef Stalin auf der Heimreise von der Konferenz auf Jalta die Brücke noch benutzt hatte.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es immer wieder Projekte für eine Brücke zwischen Kertsch und dem russischen Festland, konkret zwischen Kertsch und der Halbinsel Taman. Seit 1991, der Unabhängigkeitserklärung der Ukraine, war die Priorität solcher Projekte aber kaum mehr gegeben, da die Ukraine an einer verkehrstechnisch engeren Anbindung der Krim an Russland wenig Interesse zeigte. Das änderte sich schlagartig im März 2014, als die Bevölkerung der Krim in einem Referendum beschlossen hatte, sich von der Ukraine zu lösen und sich wieder mit Russland zu vereinen.

    Die ganze Brücke ist 19 km lang, die Spannweite der weitesten Öffnung 227m breit und die Durchfahrt 33m hoch. Dadurch können nicht mehr beliebig grosse Schiffe ins Asowsche Meer einfahren. Russland wird vorgeworfen, damit die Meerenge von Kertsch nicht nur völkerrechtswidrig zu beherrschen, sondern die Durchfahrt für gewisse Schiffe auch bewusst zu verzögern, was bei den betroffenen Reedereien zu grossen Mehrkosten führe.

    Schon kurz nach der Wiedervereinigung wurde auch mit dem Bau einer neuen Autobahn von Kertsch über Simferopol und Bachtschyssaraj nach Sewastopol begonnen: die Tavrida. Bereits sind viele Streckenabschnitte einseitig befahrbar. Mit der – überfälligen – besseren Erschliessung der Krim auch für kommerzielle Transporte soll der wirtschaftliche Aufschwung auch ausserhalb der Hafenstädte intensiviert werden.

    Es gibt stichprobenartige Kontrollen

    Wir, meine Frau und ich, überquerten die neue Brücke mit unserem Mietwagen in beiden Richtungen – mit einer Nacht dazwischen auf der Halbinsel Taman in der russischen Region Krasnodar. Bei der Rückfahrt wurden wir bei der Auffahrt zur Brücke angehalten, zur Seite dirigiert und dann kontrolliert. Es war offensichtlich eine stichprobenartige Kontrolle, vergleichbar den Stichproben, wie sie auch an den Zoll-Übergängen etwa zwischen Deutschland und der Schweiz vorgenommen werden. Überraschend war das für uns schon deshalb nicht, weil in der Ukraine selbst namhafte Politiker eine baldige Sprengung der Brücke durch ukrainische Milizen in Aussicht stellten.

    Als die drei Beamtinnen mich baten, auch die Motorhaube zu öffnen, musste ich passen, ich hatte das bei einem Hyundai noch nie machen müssen. Aber auch die Beamtinnen wussten nicht wie, also holten sie drinnen im Bürogebäude einen technisch versierten Mann. Dieser kam, öffnete die Motorhaube – und was kam zum Vorschein? Der Motor! Wir lachten alle sechs, das Eis war gebrochen, die Beamtinnen wünschten uns eine unfallfreie Weiterfahrt und winkten uns zum Abschied.

    Und selbstverständlich wollte ich die Brücke auch fotografieren, mangels Hubschrauber halt von einer nahegelegenen Landzunge aus. Den Ratschlag, wo das am besten möglich sei, erhielten wir von der einheimischen Bevölkerung, der Weg dorthin war ohne Vierradantrieb wirklich kaum zu schaffen, aber alles verlief schliesslich reibungslos. Und wie bestellt passierten in der halben Stunde, in der wir dort standen und die technische Meisterleistung bestaunten, auch mehrere grosse und kleine Schiffe die enge Durchfahrt vom Asowschen Meer ins Schwarze Meer. Siehe dazu das Foto am Kopf dieses Artikels. Auf der Brücke selbst ist fotografieren ohne spezielle Bewilligung nicht erlaubt.

    Zum Bild: Die Krimbrücke, rechts die bereits eröffnete Strassenbrücke, links die sich noch im Bau befindliche Eisenbahnbrücke, die im September oder Oktober ebenfalls eröffnet werden soll. (Foto Russian Construction)

    Siehe zur Situation auf der Krim heute

    (*) Die zu findenden Zahlen zum Nord-Krim-Kanal sind sehr unterschiedlich und deshalb wenig vertrauenswürdig. Als Menge wird an vielen Stellen 380 Kubikmeter pro Sekunde angegeben. Das wären dann 12 Milliarden Kubikmeter Wasser im Jahr. Als Jahresmenge werden aber 1,2 bis 1,8 Milliarden Kubikmeter Wasser genannt, also zehn- bzw. siebenmal weniger. Vermutlich sind schon die 380 Kubikmeter Wasser pro Sekunde falsch, denn die wären nur möglich, wenn der Kanal bei einer Breite von 10 Metern und einer Tiefe in der Mitte des Kanals von 6 Metern mit ca. 20 km pro Stunde fliessen würde – und das in einem Kanal mit nur minimalstem Gefälle. Mehr oder weniger übereinstimmend aber sind die Angaben, dass mit diesem Wasser zwischen 2’700 und 3’300 Quadratkilometer ehemaliges Steppenland in landwirtschaftlich nutzbares Land verwandelt werden konnte.

    Recherche vor Ort auf der Krim

    Der Autor Christian Müller, Mitglied der Redaktionsleitung von Infosperber.ch, ist promovierter Historiker und Staatsrechtler und arbeitete über Jahrzehnte als Journalist und Redakteur und zuletzt als Medienmanager. Er besuchte die Krim zum ersten Mal im Jahr 2006 und wollte wissen, was sich seither verändert hat und wie die Situation auf der Krim für die dort lebenden Menschen heute ist: vor Ort auf der Krim recherchiert.

    Um unabhängig zu sein und unabhängig informieren zu können, bestimmte Christian Müller alles selber: den Zeitpunkt seiner Reise, die Reiseroute, die Aufenthaltsorte (inkl. Hotels), von wem er sich informieren lassen und mit wem er reden wollte. Und er hat die ganze dreiwöchige Informationsreise aus eigener Tasche bezahlt. Das einzige, wozu er die Unterstützung der Krim-Administration brauchte, waren der Besuch der neuen Schule für die Tataren in Simferopol, der Besuch des TV- und Radio-Senders der Tataren in Simferopol und die Besichtigung der sich noch im Bau befindlichen Moschee der Tataren (auch im Inneren), ebenfalls in Simferopol. Und aufgrund des aufgenommenen Kontakts mit den Behörden wurde er, da zeitlich zufällig übereinstimmend, zum fünften Forum zum Thema russische Sprache in Jalta eingeladen.

    Als Dolmetscherin diente Christian Müller seine Ehefrau Anna Wetlinska, die die russische Sprache studiert hat, sie lückenlos versteht und ebenso perfekt spricht. Etliche der Gesprächspartner auf der Krim waren aber ihrerseits in der Lage, auch englisch zu kommunizieren.

    Christian Müller hat auch die in den Krim-Konflikt involvierten Länder Russland und die Ukraine seit Mitte der 1980er Jahre mehrmals besucht.


    Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

    Es gibt keine Interessenkollisionen. Siehe dazu die farbige Box. Zum Autor siehe hier.

  • Zum Infosperber-Dossier:

    KrimSchwalbennest

    KRIM Annexion oder Selbstbestimmung

    Der Volkswille auf der Krim zählt nicht, weil die Ukraine an die Volksabstimmung nicht gebunden ist.

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    8 Meinungen

    • am 3.08.2019 um 12:13 Uhr
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      Kertsch ist auch noch aus einem anderen Grund sehr interessant. Kertsch war lange Zeit eine Genueser Kolonie unter dem Namen Vesporo. Auch Balaklava, Yalta, Alusta, Sudak und Feodossija waren von den Genuesen als Handelskolonien ausgebaut worden. 2008 wurde unter dem Vorsitz von Giulia Giacchetti Boico der Verein CERKIO (Comunità degli Emigrati in Regione di Krimea – Italiani di Origine – Gemeinschaft der Auswanderer in der Region Krim – Italienischer Herkunft) gegründet. Mit 3 Freunden bin ich letztes Jahr von Abchasien kommend zweimal über die Kertsch – Brücke gefahren, ohne kontrolliert zu werden. Was ist das für eine Erleichterung im Vergleich zur Fähre im Jahr 2012 und den korrupten Ukrainischen Zöllnern und Schiffsbesatzungen. Heute braucht man dank Russland nur 10 Minuten statt 4 Stunden. Gegenüberliegend von Kertsch gibt es übrigens sehr interessante Schlammvulkane die zum Verweilen einladen. Dank der neuen Autobahn ist Kertsch auch bald sehr gut mit Simferopol verbunden. Die Wasserzurückhaltung der Ukraine, abzweigend vom Dneper kann ich nur bestätigen. Es ist ein Verbrechen, das Wasser der Krim – Bevölkerung vorzuenthalten. Damit hat die Ukraine die Krim endgültig verloren. Sie haben auch alle Zugverbindungen und die Stromversorgung auf die Krim gekapert. Vorbei sind die Zeiten, wo man Direktzüge von Berlin nach Simferopol hatte. Den gut 300 Italiener in Kertsch mit Namen Bianchi, Fabiano, Giacchetti, Pergalo, Petroni und allen anderen wünsche ich viel Kraft.

    • am 4.08.2019 um 09:08 Uhr
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      Für Leser, die sich mal abseits des üblichen deutschsprachigen «Mainstreams» über die Situtation auf der Krim und die besonderen historischen Umstände informieren wollen, ist Christian Müllers kleine Bericht-Serie wirklich interessant. Ein Grundproblem bei all diesen Berichten, ist immer das «übergeordnete Schwarz-Weiss-Denken» auch hier. Wer wie Christian Müller die speziellen bedingungen auf der Krim und die historische Vergangenheit dazu näher beleuchtet, ist sofort Vorwürfen ausgesetzt, das sei «zu Russlandfreundlich» berichtet. Intelligente Menschen können solchen Berichten wie hier von der Krim zustimmen, ohne daß man sie deswegen auch gleich verdächtigen muß, etwa die gestrigen massiven Verhaftungen von friedlichen Kommunalwahl-Demonstranten in Moskau, zu beschönigen oder gut zu finden. Pauschalurteile, die Alles über einen einzigen Kamm scheren, sind nirgendwo gut und fair.

      Historisch sollte ergänzend zur Artikelreihe von Christian Müller noch auf die russische Stadt Asow hingewiesen werden. Diese Stadt an der Mündung des Dons in das nach der Stadt benannte «Asowsche Meer» war nämlich Russlands allererste Hafenstadt überhaupt im Bereich des Schwarzen Meers. Zwischen 1559 und 1774 war Asow umkämpft, mit mehrfachen Besitzerwechseln zwischen dem Osmanischen Reich und Russland. Die Ursprünge von Asow, legten aber schon lange vorher, die alten Griechen, als Handelsposten Tanais.

    • am 4.08.2019 um 13:01 Uhr
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      Ein klassisches beispiel von schönsprech. Die begeisterung für seine abenteuerreise in den osten hat den autor auf einem auge blind gemacht. «Die bevölkerung hat beschlossen, sich wieder mit russland zu vereinigen». Mehr schönfärben geht kaum noch.

    • Christian Müller farbig x
      am 4.08.2019 um 13:13 Uhr
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      @Christian von Burg: Darf man wissen, woher Sie Ihre Kenntnisse zur Krim haben? Etwas gelesen dazu? Wo? Wann? Russisch-Kenntnisse? Aufenthalte auf der Krim? Danke für Transparenz betreffend Ihr Wissen zur Krim. Mit freundlichen Grüssen, Christian Müller

    • am 4.08.2019 um 14:36 Uhr
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      Vielen Dank, Herr Müller, für die hochinteressante, lehrreiche, fesselnde Berichterstattung. Sie verdiente, weit über den Infosperber hinaus publik zu werden!

    • am 5.08.2019 um 12:09 Uhr
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      @ Christian von Burg, Mitreden, so glaube ich, kann man nur, wenn man vor Ort war und mit den Leuten direkt auf Russisch oder mit Uebersetzer gesprochen hat. Man muss sich halt die Mühe machen, dorthin zu gehen, auch abseits von TUI und anderen Pauschalreisen. Leider stimmt die Wahrnehmung die wir hier in der Schweiz haben mit den realen Gegebenheiten vor Ort nicht überein. Das habe ich in Abchasien, Iran, Syrien, Rusland und vielen anderen Ländern erlebt. Man WILL auch die «andere» Sicht nicht hören. Das haben mir alle 25 Reiseteilnehmer der letztjährigen Syrienreise bestätigt. Wenn wir täglich mit einem Narrativ durch die fast gleichgeschalteten Medien bombardiert werden, so ist es schwer, aus dieser Kompoftzone herauszukommen und die Informationen auch von der Gegenseite nur schon anzuhören.

      Wenn Sie Herr Christian von Burg einen echten Beitrag über Ihre Erlebnisse auf der Krim mitteilen können, so wäre dies sicher eine Bereicherung für dieses Forum. Mit unsubstantivizierten Anschuldigungen tragen Sie zu einem echten DIA – LOGOS nicht bei. Mit einem freundlichen agromne sbaciba für Ihren konstruktiven Beitrag.
      Vital Burger

    • am 5.08.2019 um 14:19 Uhr
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      Will man politische Vorgänge verstehen und nicht nur nachplappern müssen, was einem täglich auf dem Tablett serviert wird, macht es Sinn unterschiedliche Erfahrungen zu kennen.
      Was erfahren wir ohne alternativen Journalismus wie dem des Info-Sperber über die Ukraine, was über Palästina, was über Nordkorea, was über Syrien? Wir erfahren das, was die von den Chefs der Medienkonzernen nach Kriterien der politischen Zuverlässigkeit ausgesuchten Chefredaktoren ihren lohnabhängigen Berichterstattern erlauben. Das reicht mir nicht, um mir eine unabhängige Meinung zu bilden. Es gibt keinen Grund für besondere Sympathie mit autoritären Regimes, aber für Blicke hinter die Kulissen aktueller Konflikte sollte man Christian Müller und seinen Kollegen immer wieder dankbar sein.

    • am 6.08.2019 um 14:54 Uhr
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      @hr. Müller, und andere: meine kenntnisse zur krim stammen aus den medien, nzz, zeit, bis hin zu sputnik. Und aus diskussionen mit einem freund, der in russland studiert hat. Ausschlaggebend zu diesem thema sind jedoch nicht die kenntnisse zur krim. Sondern das wissen um die bedeutung des völkerrechts. Damit befasse ich mich seit vielen jahren. Ausgehend von der moralphilosophie. Da es über dem menschengesetzten (völker) recht nichts verbindliches mehr gibt (moral ist individuell), ist das völkerrecht zwingend einzuhalten. Wer es verletzt kann keine ehrenwerten gründe geltend machen. Er begibt sich auf das gebiet der willkür und des faustrechts. Gilt natürlich überall, auch bez. Usa/irak. Ihre infos sind bereichernd. Die schlussfolgerung, dass die sanktionen ungerechtfertigt seien, ist jedoch gefährlich. Etwa so wie das appeasement der achsenmächte zu beginn der hitlerzeit. Auf einen groben klotz gehört ein grober keil. Putin lacht sich ins fäustchen ob den «nützlichen idioten» im westen, die es an der gebotenen härte fehlen lassen.
      Fazit: nicht die optik der betroffenen und die kenntnis der geschichte sind entscheidend. Sondern die internationalen ordnungsprinzipien. Daran orientieren sich die «westlichen» staaten bei ihrer russlandpolitik. Und das ist auch richtig so und soll so bleiben.

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