Aletschgletscher_Heute_Morgen

Auch wenn das 1,5/2-Grad-Ziel erreicht wird: Aletschgletscher im Jahr 2100 (rechts) © ZHdK, Knowledge Visualization

Aletschgletscher schrumpft selbst bei schärfster Klimapolitik

Urs P. Gasche /  Weil Gletscher auf eine Klimaveränderung verzögert reagieren, wird der Aletschgletscher vermutlich auf einen Drittel zurückgehen.

Es geht ausserordentlich lange, bis sich Gletscher an Veränderungen des Klimas anpassen. Die Gletscherforschung sei sich einig, «dass der Gletscherschwund, wie wir ihn heute beobachten, bloss ein Vorzeichen für das darstellt, was notwendigerweise noch kommt». Schöne Talgletscher «wird es in den Alpen nicht mehr geben», erklärt Andreas Linsbauer, Gletscherforscher am Geografischen Institut der Universität Zürich und am Departement für Geowissenschaften der Universität Freiburg.
Linsbauer führt dazu weiter aus, dass nur «ein Drittel des Gletschervolumens» erhalten bleibt, selbst wenn das Ziel erreicht würde, dass sich das Klima höchstens um 1,5 bis 2 Grad erwärmt: «Man würde die Gletscher also noch finden – weit hinten in den Tälern.» Sollte sich das Klima aber um 4 Grad erwärmen, «bliebe von den Gletschern nicht mehr viel übrig, höchstens ein paar Eiszungen in hohen Lagen an den Bergflanken».
Kommentar des Magazins der Universität Zürich: «Was die Alpenmythologie und die Tourismusindustrie als ‹Gletscher› bezeichnet, wird in den nächsten Jahrzehnten nach und nach verschwinden».

Mehr Hochwasser und Schlammlawinen

Die Erwärmung des Klimas und der starke Rückgang der Gletscher haben folgenschwere Konsequenzen, schreibt das Uni-Magazin: «Die schmelzenden Gletscher werden künftig zu Hochwasser und Murgängen, also Schlammlawinen führen. Die Gefahrenkarten müssen deshalb angepasst werden, und das bereits heute.» Weil die Gletscher die natürliche Speicherfunktion von Wasser immer weniger übernehmen, werde es neue Speicherseen brauchen.
Andreas Linsbauer fordert deshalb zweierlei: «Wir müssen die Emissionen konsequent reduzieren und gleichzeitig Anpassungsszenarien entwickeln.»

Virtuelle Reise ins Jahr 2100

Um die Erkenntnisse plastisch und emotional zu vermitteln, hat ein interdisziplinäres Team der Universitäten Freiburg und Zürich, der Zürcher Hochschule für Künste, der Pädagogischen Hochschule Graubünden und der Besucherzentren des Nationalparks in Zernez und des World Nature Forum in Naters eine virtuelle Reise durchs Gebirge von gestern, heute und morgen entwickelt. Ausgerüstet mit 3D-Brillen kann man die Zeitreise in der Aletschregion an folgenden Orten verfolgen:

  • Bis Ende August im Nationalparkzentrum Zernez;
  • Ab September bis Januar 2020 im World Nature Forum in Naters bei Brig.

Die «Expedition 2 Grad» ist auch anlässlich folgender Events zu sehen:

Der Aletschgletscher heute

Der Aletschgletscher im Jahr 2100

Bilder: ZHdK, Knowledge Visualization


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

Zum Infosperber-Dossier:

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Die Klimapolitik kritisch hinterfragt

Die Menschen beschleunigen die Erwärmung der Erde. Doch kurzfristige Interessen verhindern griffige Massnahmen.

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2 Meinungen

  • am 6.07.2019 um 17:09 Uhr
    Permalink

    Vor ca. 10 Jahre habe ich mit meinen 2 Enkeln eine geführte Aletsch-Gletscher-Wanderung gemacht, der damalige Einstiegsort ist heute 400 Meter weiter oben, da kein Eis mehr vorhanden ist…

  • am 30.07.2019 um 19:49 Uhr
    Permalink

    Wäre es nicht sinnvoll, für die Gegenüberstellung der Situation heute und der Situation im Jahre 2100 die genau gleichen Bildausschnitte zu wählen? Die Dramatik würde darunter nicht leiden.

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