Die Rolle des Schiffbau-Konzerns Privinvest im Mosambik Skandal
Red. Die Credit Suisse hatte zusammen mit einer russischen Bank die Veruntreuung Hunderter Millionen Dollar ermöglicht. Namentlich Thomas Kesselring hat auf Infosperber seit 2016 über den Fall berichtet. Er unterrichtete jahrelang als Professor an einer Universität in Mosambik.
In den Skandal um die Kredite an Mosambik sind drei Akteurgruppen verwickelt: Banken mit Sitz in der Schweiz (Credit Suisse) und Russland (VTB), hohe Politiker Mosambiks und die Schiffbauerfirma Privinvest mit Sitz in Abu Dhabi. Nachdem Infosperber in mehreren Beiträgen über die Rolle der Banken und der mosambikanischen Politiker berichtete, steht diesmal der Schiffsbaukonzern Privinvest des Franko-Libanesen Iskandar Safa im Fokus.
So wurde das dubiose Mosambik-Geschäft eingefädelt
Mit der Anklage des New Yorker Gerichts sind zwei führende Mitarbeiter der Schiffbaufirma Privinvest, Jean Boustani (Verkaufsleiter) sowie Najib Allam (chief financial officer) ins Scheinwerferlicht der US-Ermittlungen geraten.
Zwei der angeklagten Investmentbanker der Credit Suisse, Andrew Pearse und Detelina Subeva, arbeiteten spätestens seit August 2013 für die laut Kroll-Bericht zu Privinvest gehörende Firma Palomar Capital Advisors mit Sitz in Zürich.1,1a Von dort aus betrieben sie das Mosambik-Geschäft weiter und beteiligten sich unter anderem gegen saftige Gebühren bei der Umschuldung des Ematum-Kredits im März 2016. Privinvest bestreitet nicht, dass Safa’s Firma Privinvest «Teilhaberin von Palomar Capital Advisors» war, erklärt jedoch gleichzeitig, letztere sei eine «getrennte Firma» gewesen.
Nach aktuellem Kenntnisstand begann das Privinvest-Mosambik-Geschäft im Jahr 2011. Ein Südafrikaner namens Joe Mokgokong rief den Chef der Planungsabteilung des mosambikanischen Geheimdienstes, Cipriano Sisínio Mutota, an und bat um ein persönliches Gespräch in einer wichtigen Angelegenheit. Das geht aus der Anklageschrift der mosambikanischen Generalstaatsanwaltschaft gegen 20 Mosambikaner hervor.2
Am anschliessenden Treffen in Maputo nahm auch eine Frau namens Batsetsane Thlokoane teil – als Repräsentantin der Firma Abu Dhabi Mar, die zur Privinvest-Gruppe gehört. Bei späteren Treffen machte sie Mutota und seinem Bürokollegen Teófilo Nhangumele die Firma Abu Dhabi Mar schmackhaft und empfahl diese als Partner für den Aufbau eines Küstenschutzprojekts. Es kann vermutet werden, dass Frau Thlokoane im Auftrag von Firmenchef Iskandar Safa handelte. Mutota leitete den Vorschlag an den Chef des mosambikanischen Geheimdienstes, Gregório Leão, weiter, der dieselbe Botschaft bereits von Mitarbeiter Antônio do Rosário erhalten hatte.
Die Sache blieb eine Weile liegen. Nhangumele griff sie wieder auf und reichte den Projektvorschlag über einen Freund, Bruno Langa, an den Präsidentensohn Ndhambi Guebuza weiter.3
Im Dezember 2011 reisten Ndhambi Guebuza und Kollegen nach Kiel, wo sie Werften von Iskandar Safas Privinest besichtigten, insbesondere die Werft Nobiskrug. Im Januar 2012 trafen sie sich mit dem Privinvest-Verkaufsleiter Jean Boustani in einer Werft in Abu Dhabi.4 Parallel dazu entwickelte sich ein reger E-Mail-Kontakt zwischen einigen der Beteiligten.
Die ersten E-Mails, welche die New Yorker Anklageschrift vom 19. Dezember 2018 dokumentierte, wurden im November 2011 zwischen Jean Boustani und Teófilo Nhangumele gewechselt: «Ab etwa 2011 versuchte der Angeklagte JEAN BOUSTANI (…), mosambikanische Regierungsbeamten zu überzeugen, durch einen Vertrag mit Privinvest ein Küstenüberwachungssystem aufzubauen. Fast sofort verhandelten BOUSTANI und [Nhangumele oder Ndambi Guebuza] über die erste Runde der Bestechungsgelder und Kickback-Zahlungen, die Privinvest an die mosambikanischen Regierungsbeamten würde zahlen müssen, damit das Projekt genehmigt wird.»5
Finanzielle Belohnungen
Mitte November schrieb Mosambiks Präsidentensohn Ndambi Guebuza an Boustani, der «HoS» (Head of State) von Mosambik, Armando Guebuza, müsse für sein Einverständnis zum Schiffbau-Geschäft finanziell belohnt werden.6 Es wurde vereinbart, «50 chickens», d.h. 50 Millionen Dollar, für Schmiergelder an mosambikanische Politiker und Regierungsbeamte zu reservieren.
Erste Schmiergelder wurden gemäss Anklageschrift der mosambikanischen Generalstaatsanwaltschaft nach Vertragsunterschrift fällig und spätere sobald die konkrete Umsetzung des Projekts begonnen habe.7
Die grobe Verteilung dieser 50 Millionen unter den mosambikanischen Akteuren wurde anlässlich des Besuchs in Abu Dhabi festgelegt. Den Löwenanteil von 33 Millionen erhielt der Präsidentensohn Ndambi Guebuza, der damit auch seinen Vater und weitere zugewandte Orte beglücken sollte.8 Boustani seinerseits bediente sich gemäss New Yorker Anklageschrift (Ziff. 92 a.-c.) mit 15 Millionen, das «Deal Team» der Credit Suisse-Investmentbanker mit 45 Millionen (Andrew Pearse), 4,5 Millionen (Surjan Singh) und 2,2 Millionen (Detelina Subeva).
Die Gesamtsumme, welche die Banker für sich selbst in Anspruch nahmen, übersteigt die 50 Millionen Dollar für die mosambikanischen Akteure.
Privinvests Londoner Anwaltskanzlei Simkins behauptete in einer Gegendarstellung zum Infosperber-Artikel vom 2. August 2017: «Privinvest, its management and shareholders were and are in no way involved in any kind of financing corruption. Neither in the Kroll-Report nor elsewhere indications of this sense can be found.» Diese Darstellung steht im Widerspruch zum Inhalt des in der US-Anklageschrift zitierten Email-Austauschs.
«Auftrag des Jahrhunderts»
Privinvest beschränkte sich im Mosambik-Geschäft nicht auf den Schiffbau. Die Schiffbaufirma suchte eine kreditgebende Bank und wurde bei der Credit Suisse London fündig. Diese unterhielt zu den Golf-Emiraten schon seit einiger Zeit gute Beziehungen.9a
Die Credit Suisse sorgte für Kredite von insgesamt 1,04 Milliarden Dollar für das Mosambik-Projekt und gab die heisse Kartoffel dann an die russische Staatsbank VTB ab, die weitere Kredite von insgesamt 1,03 Milliarden Dollar beisteuerte.
Laut Jon Oakley von der Londoner Anwaltskanzlei Simkins hat «Jean Boustani Informationen von einer Seite an die andere weitergegeben, um die Diskussionen zu erleichtern.»
Das Gesamtpaket umfasste den Bau von Marineverteidigungsschiffen (naval defence vessels) und Schnellbooten, eine Thunfischfangflotte, Überwachungsgerät (einschließlich Radarstationen und Satellitenüberwachung) und Flugzeuge.9b Die Kosten betrugen über zwei Milliarden Dollar. Laut dem Büro Simkins gehörten zum Paket auch „IP- und Technologietransfer sowie geistiges Eigentum, eine Seefahrtsschule, Instandhaltungswerkstätten und eine Zusage, zwei Jahre lang Ersatzteile für die gesamte Flotte zu liefern.“
Den «Auftrag des Jahrhunderts» (so Iskandar Safa anlässlich einer Werftbesichtigung 2013) gewann Privinvest nicht über einen Bieterwettbewerb (Quelle: Redacted Kroll Report, S.20), sondern dank der Zahlung hoher Summen an ausgewählte mosambikanische Beamte.
Privinvests Anwaltskanzlei Simkins hatte am 23. August 2017 in einer Gegendarstellung zum Infosperber-Artikel vom 2. August 2017 behauptet: «…there are no indications whatsoever for irregularities or anomalies, neither regarding the tender procedure nor regarding the cash flow to the mentioned companies or away from them.» – Der Inhalt der US-Anklageschrift (kein Bieterwettbewerb; Zahlungen an Beamte) lässt aber das Gegenteil vermuten.
Der Kroll-Bericht fasste die Aktivitäten von Privinvest wie folgt zusammen:
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«Der Auftragnehmer [Firma Privinvest] sowie Palomar, eine Firma der Privinvest-Gruppe, spielten im Projekt Mosambik eine wachsende Rolle. Der Auftragnehmer hatte folgende Aufgaben: Strukturierung der Projekte; Einführung der Credit Suisse als Kreditgeber; Vereinbarung der Vertragsgebühren (um den Zinssatz der mosambikanischen Gesellschaften für die Kredite zu verringern); Bereitstellung von Mitteln für die mosambikanischen Gesellschaften zur Deckung der operativen Ausgaben und des Grundkapitals; und Finanzierung von Kredit-Rückzahlungen. – Palomar hatte folgende Aufgaben: Vermittlung des MAM-Darlehensvertrags mit [der russischen Staatsbank] VTB Capital; Vertrag mit den mosambikanischen Gesellschaften und dem Finanzministerium zur Umstrukturierung der Ematum- und Proindicus-Darlehensverträge (unter Entgegennahme von Gebühren); und für ProIndicus die Verantwortung dafür, Einnahmen zu erzielen und durch Vereinbarung den Erhalt eines Teils sämtlicher künftiger Einnahmen sicherzustellen.» 10 (Redacted Kroll-Bericht, S.18f.)
Die Kosten der an Mosambik gelieferten Schiffe musste die Firma Kroll von einem Sachverständigen schätzen lassen, da die von Privinvest eingesandten Dokumente zur Kostenberechnung völlig unzureichend waren. Ergebnis: Die Schiffe waren um nicht weniger als 713 Millionen Dollar überteuert (Redacted Kroll-Bericht, Ziffer 3.6).
Privinvest bestreitet das. Ihr Anwalt Jon Oakley vom Londoner Anwaltsbüro Simkins erklärte am 23. August 2017: «Es stimmt nicht, dass sich der Schiffbau um 713 Millionen Dollar überteuert erwiesen hätte. Die Schätzung von Kroll beruht – wie im Report von Kroll selber eingeräumt wird – auf unvollständigen Informationen und belegt keineswegs eine Differenz der behaupteten Höhe.»
Drei für die Umsetzung der Projekte in Mosambik eigens gegründete halbstaatliche Firmen sollten die Infrastruktur für die Schiffe bereitstellen, die Mannschaften dazu ausbilden und Werften in Maputo und Pemba bauen. Die kreditgebenden Banken zahlten jedoch sämtliche Gelder abzüglich Bankspesen an Privinvest aus. Die Milliarden flossen also gar nicht an den Staat Mosambik.
Einzige Ausnahme: Nach Mosambik flossen die 50 Millionen an Schmiergeldern, welche die US-Anklageschrift zusammenrechnet. Ob weitere Schmiergelder aus den Krediten der russischen Bank VTB an Privinvest abgezweigt wurden, ist (noch) nicht bekannt. An die drei neu gegründeten halbstaatlichen Firmen in Mosambik leitete Privinvest lediglich 18,2 Millionen Dollar weiter. Diese Summe liegt unter einem Prozent der gesamten Kredithöhe. Der Audit-Bericht der Firma Kroll vom Juni/Juli 2017 hält dazu fest:
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«Kein Teil der Kredite (no loan proceeds) wurde von Credit Suisse oder [der russischen Bank] VTB Capital direkt an die mosambikanischen Gesellschaften überwiesen. Der Auftragnehmer hat den mosambikanischen Gesellschaften lediglich Transfers in Höhe von insgesamt 18,2 Mio. USD für Betriebsausgaben geleistet.» Und: «Der Auftragnehmer hat den mosambikanischen Gesellschaften Zahlungen für Betriebsausgaben in Höhe von insgesamt 18,2 Millionen Dollar ausgerichtet.»11
«Üblich, dass Kredite direkt an die Unternehmen fliessen»
Privinvests Londoner Anwaltskanzlei Simkins lieferte für dieses Vorgehen am 7. August 2017 folgende Begründung: «Im Kontext von Grossprojekten, die von Drittbanken finanziert werden, ist es üblich, dass von den Banken verlangt wird, dass die Gelder direkt zu den Unternehmen fliessen.» In der englischen Version: «It is quite standard in the context of large scale projects being financed by third party banks, for the banks to require that the funds flow directly to the contractor, rather than via under – capitalised project entities.» [Hervorhebung TK]
Es erstaunt nicht, dass Firmen, die nicht mit den nötigen Mitteln ausgestattet wurden, unterkapitalisiert blieben. Privinvest sagt, davon ausgegangen zu sein, dass die Firmen durch die Regierung Mosambiks finanziert würden.12 Laut der Audit-Firma Kroll ist aus verschiedenen Gründen «kein Teil der Ausrüstungsgegenstände voll einsatzbereit, unter Anderem auch mangels geschultem Personal für den Betrieb der Schiffe» („none of the assets are fully operational for several reasons, including a lack of trained crew to operate the vessels“; Redacted Kroll Report, S.34).
Die Schiffe, heisst es in Mosambik, seien nicht hochseetauglich. Die Schiffsflotte, die Thunfisch für die EU liefern sollte, genügt den EU-Bestimmungen nicht, obwohl die Schiffe in der EU gebaut wurden. Unter anderem lassen sich die Fische nicht auf die vorgeschriebene Temperatur herunterkühlen. – Dies bestreitet Privinvests Londoner Anwalts-Büro Simkins allerdings: «It is absolutely not true that a large part of the material provided by Privinvest turned out to be useless. (…) Rather the costumers of Privinvest are satisfied with the goods and services provided by Privinvest, which was explicitely confirmed by EMATUM and the Fisheries ministry.» Jedenfalls rostet die Thunfischflotte heute in einem Hafen von Maputo vor sich hin.
Klagen und Gegenklagen
Privinvest beklagte sie sich im Audit-Verfahren über die schlampige Arbeit und geringe Kooperationsbereitschaft der halbstaatlichen mosambikanischen Firmen.13 Ende Februar 2019 jedoch reichte Mosambik auf Basis der durch die US-Anklage offenbarten Tatsachen seinerseits in London Klage gegen Privinvest und auch gegen Credit Suisse ein. Privinvest lancierte daraufhin eine Retourkutsche und deponierte am 17. April 2019 beim Genfer Schiedsgericht eine Schadenersatzforderung über 200 Millionen Dollar gegen den Staat Mosambik und die drei halbstaatlichen Firmen.14 Bei einem Pariser Schiedsgericht doppelte Privinvest mit einer weiteren, offenbar noch höheren Forderung unbekannter Grössenordnung nach.15
Die Untauglichkeit der Thunfischflotte, für die Mosambiks halbstaatliche Ematum-Firma vermutlich in hohem Masse mitverantwortlich ist, stellt sich für das südostafrikanische Land nun als fatal heraus: Inzwischen bringt sich eine ganze Armada chinesischer Schiffstrawler vor den Küsten Mosambiks in Stellung, um von den thunfischreichen Gewässern zu profitieren.16 In Analogie zum Ausdruck «Land Grabbing» kann man hier von «Sea Grabbing» sprechen.
Einschüchterung von Medien
Nachdem im Juni 2017 die Ergebnisse des Audit-Verfahrens publiziert waren, reichte Privinvest einige wichtige Dokumente nach und verlangte, dass diese im Bericht berücksichtigt werden. Anfang August erschien deswegen eine überarbeitete («redacted») Version des Kroll-Berichts.
Bei manchen Presse- und Online-Berichten über die Audit-Ergebnisse intervenierten Londoner Anwälte von Privinvest und Palomar mittels geharnischter Drohungen, um redaktionelle Änderungen oder Gegendarstellungen im Interesse der Firma Privinvest zu veranlassen. In der Schweiz waren neben Infosperber auch Rat-Kontrapunkt und Finews davon betroffen. Infosperber hat die umfangreichen Druckversuche vollumfänglich veröffentlicht.
«Keine Waffenlieferungen»
Der Kroll-Bericht widerlegte zwar nicht zweifelsfrei den Verdacht, es seien neben der militärischen Ausrüstung der Küstenschutzflotte auch weitere Waffen angeschafft worden, entzog ihm aber doch weitgehend den Boden. Der Verdacht war aufgekommen und hielt sich jahrelang, weil Mosambiks Regierungspartei Frelimo zur Zeit des Ematum-Vertragsabschlusses Krieg gegen die Gegenpartei Renamo führte (2014 flohen deswegen bis zu 15‘000 Mosambikaner nach Malawi) und weil über die Verwendung von fast 600 Millionen Dollar des Kredits ein undurchdringlicher Schleier gebreitet ist – bis heute.
Der Kroll-Report schreibt dazu: «Der Auftragnehmer hat Kroll kategorisch erklärt, dass (…) [über den Ematum-Kredit] keine Waffen geliefert wurden.» 17
Neben Schiffbau und Konstruktion von Werften regte Privinvest die Schaffung eines souveränen Staatsfonds an, der mit den Mitteln aus der bevorstehenden Gasförderung finanziert werden sollte und den Privinvest selber managen wollte.18 Die Ausführung dieses Plans wäre für die mosambikanische Bevölkerung eine Katastrophe gewesen. Aber so weit kam es dann doch nicht…
Die Verantwortung von Privinvest-Besitzer Iskandar Safa
Es ist davon auszugehen, dass das Angebot an die mosambikanische Regierung, eine Küstenschutzflotte zu bauen, von Iskandar Safa selbst stammte, denn ein so gigantisches Geschäft ist in aller Regel Chefsache. Sein Name wird in der New Yorker Anklageschrift zwar nicht genannt. Auf ihn verweist sie aber indirekt: In Ziffer 41 wird erwähnt, dass Angestellte der «Bank 1» (Credit Suisse, London) im März 2012 während des Compliance-Prozesses Bedenken gegen den ProIndicus-Deal äusserten: «Investmentbank 1 employees identified allegations of corruption associated with Privinvest Co-Conspirator 2.» Dieser sei von «Investmentbank 1 Employee 1» als «an undesirable client» bezeichnet worden. Ein Bankangestellter habe danach 10 Zeitungsartikel gesammelt «containing potentially derogatory information regarding Privinvest Co-Conspirator 2». Unter Ziff.42 steht: «Investmentbank 1 maintained a report in its due diligence files describing Privinvest Co-Conspirator 2 as a ‹master of kickbacks›.» Im November 2012 wiederholte ein «Senior Executive» der CS London diese Warnung (Anklageschrift, Ziff. 42). – Das Centro de Integridade Pública, (CIP), Mosambik, will «Co-Conspirator 2» mit Iskandar Safa identifiziert haben.9
Privinvests hat dies nicht dementiert. Sie erklärte dazu am 12. April gegenüber Infosperber: «Was das Verfahren in den Vereinigten Staaten angeht, auf das Sie sich beziehen, so möchten wir Sie daran erinnern, dass weder Herr Safa noch irgendeine Gesellschaft der Privinvest Group in diesem Verfahren als Beklagter auftritt. Darüber hinaus bestreiten unsere Mandanten jede Behauptung eines Fehlverhaltens bezüglich der Projektverträge in Mosambik (…).»
- Es gilt für alle Vermutungen eines rechtswidrigen Verhaltens bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung oder Eingeständnissen in einem Vergleich die Unschuldsvermutung.
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Ein bald folgender Beitrag beantwortet die Frage
Wer ist Privinvest-Chef Iskandar Safa?
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FUSSNOTEN
1Pearse übernahm am 10.10.2013 eine bereits existierende Zürcher Firma Palomar und nannte sie Palomar Capital Advisors. Unter seiner Führung wurde sie ins Privinvest-Firmengeflecht integriert. Seit November 2016 befindet sie sich in Liquidation.
1a „Palomar (…) is part of the Privinvest Group”, so der Redacted Kroll Report, S.51). Dazu auch Zitamar News vom 11.05.2016 (https://zitamar.com/revealed-credit-suisse-banker-now-pay-ematum-ship-builder/): “Andrew Pearse (…) went into business with Iskandar Safa at the same time as the bulk of the money that [as a banker employed by Credit Suisse] he raised for Mozambique was transferred to Safa’s shipbuilding company in the United Arab Emirates, called Abu Dhabi Mar.” “Shortly after EMATUM and Proindicus deals closed in 2013, Pearse took up directorships at a number of companies owned by Iskandar Safa, all using name Palomar. (…) In October, he was appointed director of Zurich-based financial advisory company, Palomar Capital Advisors, and a month later took over chairmanship of the company from Christopher Langford, a UK lawyer who is a director of a number of Iskandar Safa’s companies – including Abu Dhabi Mar Europe, and Abu Dhabi Mar UK.” Der Artikel nennt noch weitere Verbindungen zwischen Pearse und Safa.
2Anklageschrift der mosambikanischen Generalstaatsanwaltschaft gegen 20 Mosambikaner (nicht im Internet verfügbar), §§ 31-34.
3Anklageschrift der mosambikanischen Generalstaatsanwaltschaft, §§ 35-38.
4Anklageschrift der mosambikanischen Generalstaatsanwaltschaft, §§ 52-54.
5„Beginning in or about 2011, the defendent JEAN BOUSTANI (…) attempted to persuade Mozambican Government officials to establish a coastal monitoring system through a contract with Privinvest. Almost immediately, BOUSTANI and (…) negociated the first round of bribe and kickback payments that Privinvest would have to make for the benefit of Mozambican government officials for the project to be approved.” (New Yorker Anklageschrift, Ziff. 31).
6Anklageschrift der mosambikanischen Generalstaatsanwaltschaft, § 43-45.
7New Yorker Anklageschrift, Ziff. 31 a.-c. Die Bedingung,dass Bestechungsgelder an den Präsidenten ausgerichtet werden müssten, hat ursprünglich Sohn Ndambi Guebuza vorgebracht: Anklageschrift der mosambikanischen Generalstaatsanwaltschaft § 43.
8Anklageschrift der mosambikanischen Generalstaatsanwaltschaft, § 54.
9CIP, Edição No 1/2019 – Janeiro: Aspectos-chave do ‘golpe’ da dívida illegal…, S.4/5: https://cipmoz.org/wp-content/uploads/2019/01/Aspectos-chave-do-%E2%80%9Cgolpe%E2%80%9D-da-di%CC%81vida-ilegal.pdf
9aMehrere hohe Banker wechselten von der Credit Suisse zur Falcon Private Bank, die seit ihrem Verkauf im Jahr 2009 an Aabar Investments, Abu Dhabi, in hohem Mass von den Entscheidungen der arabischen Geldgeber abhängig ist. Über die Vertreter von Aabar Investments im Verwaltungsrat geriet die Bank in den Strudel des Skandals um den malaysischen Staatsfonds 1MDB, was eine harsche Intervention der eidgenössischen Finanzmarktaufsicht provozierte. Walter Berchtold, der 2004-2011 den Chefposten des Private Banking der CS innehatte, war 2015-17 Mitglied des Verwaltungsrates der Falcon Bank. Martin Keller, seit 2011 Chef des Credit Suisse Asset Management, wechselte 2017 ebenfalls zur Falcon Private Bank und wurde kurz darauf, nach dem Abgang von Walter Berchtold, CEO der Bank. Luzerner Nachrichten, Ex-CS-Banker Walter Berchtold steigt bei Baarer Vicenda ein (30.08.18): https://www.luzernerzeitung.ch/wirtschaft/ex-cs-banker-walter-berchtold-steigt-bei-baarer-vicenda-ein-ld.1049056 und Inside Paradeplatz/Lukas Hässig: Falcon – Jetzt geht auch noch Rechtschef (22.09.17): https://insideparadeplatz.ch/2017/09/22/falcon-jetzt-geht-auch-noch-rechtschef/
9b Es handelte sich um sechs Remos GX-Maschinen, deren Preis die Audit-Firma Kroll auf je 135‘000 Dollar bzw. inklusive Ausrüstung zur Küsten- und Meeresüberwachung (Kameras, Radaranlagen usw.) auf je 735‘000 Dollar schätzte, die Mosambik aber mit je 7,9 Millionen Dollar in Rechnung gestellt wurden (Redacted Kroll-Bericht, S.49).
10Redacted Kroll Report, S.18f.: https://www.infosperber.ch/data/attachements/KROLL_REPORT.Redacted.pdf
11Redacted Kroll Report, S.14 und S.17: www.infosperber.ch/data/attachements/KROLL_REPORT.Redacted.pdf
12Die drei halbstaatlichen Firmen nahmen zusätzlich 70 Millionen Dollar von (überwiegend mosambikanischen) Gläubigern auf. Redacted Kroll Report, S.17.
13Redacted Kroll Report, S.17f.
14Ag. Bloomberg: Borges Nhamire, Shipbuilder Seeks Compensation From Mozambique Over Hidden-Debt Scandal (15./16.04.19) https://www.bloomberg.com/news/articles/2019-04-15/privinvest-seeks-compensation-from-mozambique-over-hidden-debts
15Jeune Afrique: Mathieu Olivier, Dette cachée du Mozambique : Privinvest réclame plusieurs centaines de millions de dollars à Maputo (17.04.19) https://www.jeuneafrique.com/764314/societe/scandale-de-la-dette-cachee-privinvest-reclame-plusieurs-centaines-de-millions-de-dollars-au-mozambique/
16Carta de Moçambique (05.12.2018): Assalto chinês aos mares do Moçambique: https://cartamz.com/index.php/economia-e-negocios/item/300-assalto-chines-aos-mares-de-mocambique
17«The Contractor has categorically stated to Kroll that (…) [über den Ematum-Kredit] no weapons were provided». Redacted Kroll-Report, S.16.
18Carta do Moçambique: Dívidas ocultas: As lavanderias do ‘filantropo’ Renato Matusse (27.03.19): https://cartamz.com/index.php/politica/item/1442-dividas-ocultas-as-lavandarias-do-filantropo-renato-matusse
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Beim Lesen wird mir schwindelig, ob dieser komplizierten und versteckten Machenschaften. Sie sind wahrscheinlich kein Einzelfall.
Ausnahmsweise stimme ich der amerikanischen Justiz zu. Normalerweise ist ihr Hauptzweck, die Europäischen Banken und Industrie-Konzerne anzuklagen. Wäre das nicht ein Fall für den internationalen Gerichtshof?