Modekonzern H&M lässt Näherinnen im Stich
2013 hatte der Textilmulti H&M medienwirksam angekündigt, dafür zu sorgen, dass die Zulieferunternehmen innerhalb von fünf Jahren existenzsichernde Löhne zahlen. Fünf Jahre später hat jetzt die «Kampagne für Saubere Kleidung» Beschäftigte in Fabriken in Bulgarien, Kambodscha, Indien und der Türkei befragt und musste feststellen: H&M hat sein Versprechen nicht eingehalten.
Tiefstlöhne und überlange Arbeitstage
In Indien sagte eine Näherin: «Die Löhne sind so niedrig, dass wir ohne Überstunden nicht einmal unsere Grundbedürfnisse decken können.» In Bulgarien berichtete eine Näherin von überlangen Arbeitstagen: «Wir betreten die Fabrik um 8 Uhr früh, aber wir wissen nie, wann wir gehen dürfen. Manchmal wird es 4 Uhr morgens.» Im Recherchebericht heisst es, dass die Löhne für die reguläre Arbeitszeit meist unter dem gesetzlichen Mindestlohn und auch unter der Armutsgrenze liegen. Überstunden und die zusätzliche Hausarbeit bringen Näherinnen an den Rand des Zusammenbruchs. Jede dritte befragte Arbeiterin in Indien und zwei von drei der Interviewten in Kambodscha sind schon einmal am Arbeitsplatz in Ohnmacht gefallen. «Eine Kollegin wurde gefeuert, nachdem sie in Ohnmacht gefallen war», sagte eine Arbeiterin aus Bulgarien.
H&M schweigt lange
Die «Kampagne für Saubere Kleidung» hat nach eigenen Informationen H&M mehrmals aufgefordert, über die Entwicklung der Löhne seit 2013 zu berichten. Doch erst kurz vor der Veröffentlichung des Berichtes habe der Modekonzern reagiert und behauptet, die «Grundlage für existenzsichernde Löhne» gelegt zu haben. Gegenüber der «Süddeutschen Zeitung» teilte H&M mit, man habe keinen direkten Einfluss auf die konkreten Löhne. «Wie hoch diese sind, müssen die Arbeiter mit ihren Regierungen aushandeln – das ist nicht die Rolle von H&M und wir haben hier auch keine Handhabe.» Im Dezember will der Konzern einen eigenen Bericht veröffentlichen.
«Etwas vom Milliardengewinn abgeben»
H&M ignoriere das ursprüngliche Versprechen, dafür zu sorgen, dass Zulieferbetriebe bis 2018 existenzsichernde Löhne zahlen, kritisiert die «Kampagne für Saubere Kleidung»: «Es wäre ein Leichtes für H&M, von seinem Milliardengewinn etwas mehr für die Lohnkosten auszugeben, die nur einen sehr kleinen Teil des Ladenpreises ausmachen.» Stattdessen habe der Konzern sein Versprechen mehrmals aufgeweicht und es mittlerweile aus der Kommunikation gestrichen.
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Zur Petition der Kampagneplattform WeMove.EU. Sie fordert H&M auf, sofort existenzsichernde Löhne zu zahlen und faire Arbeitsbedingungen zu garantieren.
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Infosperber hatte bereits darüber berichtet:
«H&M: Existenzlöhne versprechen – Hungerlöhne zahlen»
«H&M verbietet ‹NZZ am Sonntag› den Fabrik-Zugang»
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine. Barbara Marti ist Redaktorin und Herausgeberin der Online-Zeitung «FrauenSicht».
H+M verdient Milliarden. Aber hält sich an die Gesetze. Mit Goodwill kann man keine Veränderung erzwingen. Die 1. Ursache dieser Ausbeutung liegt am globalen Raub-Kapitalismus. Es wird fabriziert wo es am billigsten ist. Dieses System wird man kaum ändern können. Die 2. Ursache sind die fehlenden Gesetze in den ausgebeuteten Ländern. Korruption, keine Gewerkschaften, kein Mindestlohn. Einen kleinen Lichtblick gibt es für diese Länder: Lieber schlecht bezahlte Arbeit, als gar keine.
"Lieber nackt als H&M», sorry, da habe ich mich wohl zu Recht geirrt.
"Lieber Pelz von gesunden Tieren» als nackt mit «H&M» sollte es heissen!
Ein weiteres Beispiel für das Versagen des aktuellen Systems:
Wir lieben Dinge (Geld und vergängliche Klamotten), nicht die Menschen, die diese Dinge herstellen.
Diese Menschen werden nur benutzt.
In diesem System sind Lügen normal, sonst müssten wir ja etwas ändern.
Wir möchten wieder humanistische Werte ins Zentrum stellen: Menschen lieben und Dinge (achtsam) benutzen.
https://www.friedenskraft.ch/
@Paul Stolzer würdest du das auch einen Sklaven fragen ? Also wer von morgens bis spät in die Nacht arbeitet und immer noch nicht genug zum Leben hat könnte als moderner Sklave durchgehen.