Nicole_Gugliucci_sac

Astrophysikerin Nicole Gugliucci hat «Hepeating» populär gemacht. © sac

«Hepeater» kapern Ideen von Frauen

Barbara Marti /  Ein Mann sagt das Gleiche wie vorher eine Frau, aber nur er erhält Aufmerksamkeit. «Hepeating» ist der Name für dieses Phänomen.

Das Wort ist ein Kofferwort aus «he repeated» – er wiederholte. Den Begriff hat die Astrophysikerin Nicole Gugliucci vom Saint Anselm College in den USA populär gemacht. Auf Twitter schrieb sie: «Meine Freundinnen haben ein Wort kreiert: hepeated. Wenn eine Frau eine Idee äussert, die ignoriert wird, aber wenn ein Mann das Gleiche sagt, finden es alle toll.»

Weniger Aufmerksamkeit
Der Tweet von Gugliucci sorgte im englischsprachigen Raum für viele Reaktionen, weil Frauen das Phänomen gut kennen. Eine Userin schrieb: «Ich kann überhaupt nicht mehr zählen, wie oft ich in meiner Karriere gesagt habe: Habe ich das nicht gerade gesagt?» Eine andere Userin berichtete von ihren Erfahrungen mit dem Thema Gleichberechtigung. Wenn sie sich dazu äussere, bekomme sie weniger Aufmerksamkeit und Zustimmung, als wenn ein Mann sich dazu äussere. Viele Studien beschreiben: Aussagen von Frauen werden oft anders wahrgenommen als Aussagen von Männern. Wenn Frauen nicht lautstark auftreten, werden sie weniger wahr- und ernst genommen. Doch wenn sie bestimmt auftreten, gelten sie rasch als aggressiv und weniger kompetent.

Weniger Sympathie
Die Psychologinnen Melissa Williams (Emory University) und Larissa Tiedens (Stanford University) haben vor zwei Jahren eine Meta-Analyse von 71 Studien veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass Männer Dominanz und Selbstbewusstsein offen ausdrücken dürfen, ohne an Sympathie einzubüssen. Für Frauen gilt das nicht. Wenn sie ihre Dominanz offen beispielsweise mit einer lauten Stimme ausdrücken, verstossen sie gegen traditionelle Rollenbilder. Hingegen verlieren Frauen keine Sympathien, wenn sie ihr Selbstbewusstsein indirekt zeigen, zum Beispiel durch Körpersprache und Gesichtsausdruck. Das löse das Problem der Vorurteile gegenüber Frauen nicht, schrieben die Studienautorinnen in der Fachzeitschrift «Psychological Bulletin». Aber die Erkenntnisse seien ein Hinweis für Frauen, wie sie berufliche Ziele erreichen können.

Mansplaining und Manspreading
Der Begriff «Hepeating» passt in die Reihe ähnlicher Kofferworte, die in den letzten Jahren aufgekommen sind:

  • Mansplaining (man + explaining): Männer erklären Frauen von oben herab Sachverhalte, als hätten diese keine Ahnung. Das Wort ist mittlerweile im Wörterbuch «Oxford English Dictionary», das vergleichbar mit dem deutschsprachigen Duden ist.
  • Manspreading (man + spreading): Breitbeinige Sitzhaltung in öffentlichen Verkehrsmitteln.

——————————————
Dieser Artikel erschien in der Online-Zeitschrift «FrauenSicht».
********************************************************************

  • Weitere Artikel zur Diskriminierung von Frauen hier.

********************************************************************


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine. Barbara Marti ist Herausgeberin und Redaktorin der Online-Zeitschrift «FrauenSicht».

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

2 Meinungen

  • am 11.10.2018 um 15:45 Uhr
    Permalink

    Die genannten Begriffe Hepeater, Mansplaining und Manspreading leiten sich vom Tun des Mann ab.

    Bei der Wortwahl haben sich die Frauen (leider und wieder einmal) über den Mann definiert. Das ist eigentlich das, was im Artikel kritisiert wird und was frau eben nicht mehr will.

  • am 12.10.2018 um 17:06 Uhr
    Permalink

    äääääh, herr blomeyer, wie war das jetzt schon wieder mit dem begriff
    «mansplaining»? hm, eben!
    rosalie roggen

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...