Antarktis_NASA

Das rasche Schmelzen des Antarktik-Eises erhöht den Meeresspiegel (Bild NASA) © NASA

Südpol-Eis schmilzt dreimal schneller als vor zehn Jahren

Daniela Gschweng /  Eine Studie zeigt: Die Antarktis trägt immer mehr zum Anstieg des Meeresspiegels bei.

Zwischen 60 und 90 Prozent des Süsswassers der Erde sind im antarktischen Eisschild gebunden. Würde dieses Eis vollkommen schmelzen, hätte das einen Anstieg des Meeresspiegels von etwa 60 Metern zur Folge.

Davon ist im Moment noch nicht die Rede, aber das antarktische Eis schmilzt. Und es schmilzt immer schneller. Laut einer Studie, die am 13. Juni im Wissenschaftsmagazin «Nature» veröffentlicht wurde, dreimal so schnell wie noch 2007. Bis zum Ende des Jahrhunderts wird diese Eisschmelze den Meeresspiegel voraussichtlich um 15 Zentimeter ansteigen lassen.

Drei Billionen Tonnen Eis in 25 Jahren

«In Brooklyn gibt es vielleicht einmal im Jahr eine Überschwemmung. Wenn der Meeresspiegel um 15 Zentimeter steigt, wird es zwanzigmal im Jahr sein», verdeutlicht Andreas Shepherd, Professor für Erdbeobachtung an der Universität Leeds und Hauptautor der Studie, die Auswirkungen gegenüber der «New York Times».

In der Bilanz hat die Antarktis zwischen 1992 und 2017 drei Billionen Tonnen Eis verloren, was zu einem Meeresspiegel-Anstieg von etwa 7,6 Millimetern geführt hat. Das klingt nach wenig, doch zwei Fünftel davon sind in den Jahren 2012 bis 2017 verloren gegangen. Und dieser Anstieg rührt nur vom antarktischen Eisschild her. Grönland beispielsweise hat zwischen 2011 und 2014 ebenfalls eine Billion Tonnen Eis verloren. Zudem nimmt warmes Wasser mehr Platz ein als kaltes, was ebenfalls zu einem Anstieg führt.


Im 2017 abgebrochene Westkante eines der grössten Eisberge der Antarktis. (Bild: NASA)

Das Eis der Antarktis zu quantifizieren, ist nicht ganz einfach: Schnee, der auf die Oberfläche trifft, wird zu Eis. Gletscher schmelzen und das Wasser läuft ab, sie verschieben sich und kalben. Zudem gibt es in der Antarktis nur wenige Messstationen. Für die in «Nature» veröffentlichte Studie werteten mehr als 80 Wissenschaftler Satellitendaten aus verschiedenen Quellen aus.

Nebenbei räumten sie mit einem Argument der Klimaleugner auf, die immer wieder behaupten, das Eis der Antarktis verändere sich über mehrere Jahre gesehen wenig. Tatsächlich hat der Eisschild in der Ost-Antarktis in der Vergangenheit zu- und abgenommen. Keiner der Zuwächse konnte jedoch die Verluste in der West-Antarktis sowie der antarktischen Halbinsel kompensieren. Unter dem Strich verliert die Antarktis Eis und trägt jedes Jahr mehr zum Anstieg des Meeresspiegels bei. An den Rändern des Kontinents, wo die Gletscher auf das Schelfeis treffen, ist der Verlust am grössten.


In den Eisfeldern öffnen sich Lücken mit offenem Meerwasser. (Bild: NASA)

Vor fünf Jahren hat Shepherd eine ähnliche Studie durchgeführt. Damals rechnete er mit einem kontinuierlichen aber gleichbleibenden Verlust an Eis.
«Jetzt [mit jüngeren Daten] ist das komplett anders», sagt er. Die Abtau-Geschwindigkeit steige an. Durch die verbesserte Satelliten-Messung wurde auch die These wiederlegt, dass wärmere Luft für mehr Niederschlag und so für mehr Eis sorge.

Demnächst wird aber anscheinend alles wieder gut, datenseitig zumindest. Die Trump-Administration hat in ihrem letzten Budget-Vorschlag eine drastische Reduktion der Ausgaben für Erdbeobachtungs-Satelliten gefordert. Daten, die Wissenschaftler wie Shepherds Team benötigen, um den Anstieg des Meeresspiegels zu berechnen, würden dann nicht mehr erfasst.
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Diesen Beitrag hat Daniela Gschweng aufgrund eines Berichts der «New York Times» und anderer Quellen erstellt.
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

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