Nette News aus der Ukraine – und Europa schaut weg
Infosperber hat am 18. Februar 2018 darauf aufmerksam gemacht, dass in der Ukraine mittlerweile eine staatsunabhängige Nationalgarde der Bevölkerung in Aussicht gestellt hat, sie werde nun für Ordnung sorgen (siehe hier). Haben die deutschsprachigen Mainstream-Medien das zwischenzeitlich auch zur Kenntnis genommen?
Nein, nicht wirklich. So absurd es tönen mag: Man muss das russische Fernsehen anschauen, wenn man diese Nationalgarde in Aktion sehen will.
Heute, am 5. März, war wieder Todestag von Roman Schuchewytsch. Schuchewytsch, geboren 1907 in Krakowitz bei Lemberg in Galizien, war im Zweiten Weltkrieg ein echt übler Kriegsmann, lange auf der Seite der deutschen Nazis im Einsatz, bis Hitler merkte, dass ukrainische Nationalisten auch nicht so richtig in seine Idee eines Grossdeutschen Reichs passten. Später kämpfte Schuchewytsch im Verbund mit Stepan Bandera gegen die Sowjetunion und liess sich auch vom formellen Kriegsende im Frühling 1945 nicht beeindrucken. Die Untergrund-Kämpfe gingen in jener Gegend mehrere Jahre über 1945 hinaus weiter. Es ging gegen die Juden, gegen die Polen und gegen die Russen. Am 5. März 1950 fiel Schuchewytsch in einer Schiesserei mit Truppen der Sowjetunion.
Während die Ostukraine Roman Schuchewytsch als Kriegsverbrecher einstuft – und damit, unabhängig der von Schuchewytschs vertretenen Parteien, Recht hat – werden im Westen der Ukraine, vor allem in Galizien, Roman Schuchewytsch zusammen mit Stepan Bandera als Nationalhelden verehrt, heute wieder mehr denn je.
So fand denn auch in diesem Jahr am gestrigen Sonntag in Lviv in der Westukraine, dem ehemaligen Lemberg, zum Gedenken an diesen Schurken eine grosse Feier statt. Und natürlich waren nun auch die Mitglieder der neuen Nationalgarde vor Ort. Mit Fahnen und Fackeln, Trommeln und allem, was es zur Aufheizung der Stimmung und zur Erzeugung von Hass auf das Fremde braucht. Und, man weiss es, diese Methode funktioniert.
Es lohnt sich, dieses für westliche Medien zu vernachlässigende Ereignis eine halbe Minute lang anzuschauen: Hier, von Position Minute 2.50 bis Minute 3.15. (Das Video zeigt im vorhergehenden und restlichen Teil die russische Infosendung «60 Minuten» vom 5. März, wo Politologen verschiedener Provenienz die Ereignisse der letzten Tage interpretieren und kommentieren. Hier anklicken und den Zeiger auf Minute 2.50 vorrücken.
Auf dem von den Demonstranten getragenen Transparent steht zu deutsch: «Kviv ist keine Stadt für die polnischen Herren».
Wann gehen Europa die Augen auf, was in der Ukraine abläuft?
- Siehe auch: «Stepan Bandera ist wieder ein Held» auf Infosperber, hier anklicken.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine Interessenkollisionen.
In allen europ�ischen und osteurop�ischen Staaten gibt es rechtsnationalistische Bewegungen, welche wenn man sie gew�hren l�sst, sich �ffentlich gruppieren und Angst machen. In der Ukraine scheinen im Moment die Regierung und Zivilgesellschaft diese Kr�fte gew�hren zu lassen, zumindest laut den russischen Quellen. Zuf�lligerweise passt dies genau ins russische Narrativ �ber die Ukraine. Man erf�hrt in diesem Artikel aber nichts �ber Anzahl der Teilnehmenden, noch wie stark die Rechtsnationalen in der ukrainischen Politik tats�chlich sind.
Dass auch in Russland solche Bewegungen existieren siehe hier:
http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/234664/neonazis-in-russland
Und ich bin sicher, man findet Berichte �ber solche Gruppierungen in allen L�ndern abendl�ndischer Kultur, wenn man nur sucht inkl. USA, Italien (gerade erst wurden Sch�sse aus einem fahrenden Auto auf Migranten abgefeuert), Frankreich (ein Teil des FN), Deutschland (ein Teil der PEGIDA, die NPD, Aktionen gegen Asylanten), Benelux-Staaten, Skandinavien, der CH, etc.
In den meisten Staaten geben sich diese Gruppierungen /- bedeckt und diskret, aber sobald die Politik und Zivilgesellschaft geschw�cht werden, ist die Stunde der rechtsnationalen Populisten gekommen, um sich wieder in Szene zu setzen.
Lieber Christian M�ller, wie w�re es mit einer gesamteurop�ischen Sichtweise des Ph�nomens?
@Thomas Oberh�nsli: Zur Erinnerung: Infosperber versteht sich ausdr�cklich als erg�nzendes Medium und erhebt in keiner Weise Anspruch auf Vollst�ndigkeit. �ber die rechtsextreme Szene in etlichen westlichen L�ndern wird �fter und ausf�hrlicher berichtet, wobei das Problem auch dort oft verharmlost wird. Wir bleiben auch da am Ball. mfG, Christian M�
Zuerst einmal Kompliment und grossen Dank an Infosperber, dass er den Mut hat, entgegen der Berichterstattung der «West(kriegs)blätter» über den wahren Zustand der Ukraine zu berichten.
Der aufkeimende Nationalismus in der Ukraine ist meiner Meinung nach gewollt. Die Ukraine ist seit dem Putsch im Jahr 2014, den die Amerikaner mit viel Geld und Logistik unterstützt haben, de facto eine US-Besatzungszone geworden. Die Amerikaner haben zwischen den beiden Brudervölker einen Keil getrieben und wissen genau, dass mit Nationalismus und Russophobie der Hass auf Russland verstärkt werden kann. (Teile und hersche-Prinzip). Darum lässt man diese Leute gewähren. Und das US-Marionetten-Regime in Kiew schaut grosszügig weg, wenn Neonazis kriminellen Handlungen begehen. Die Nationalgarde, die im Bericht angesprochen wurde, kann man durchaus mit der damaligen SA im Dritten Reich vergleichen. Diese Entwicklung zeigt, dass das Regime immer mehr die Kontrolle über solche Elemente verliert und es früher oder später erneut zu einem Putsch kommen wird.
Die neuen Besatzer hatten nie vor, die Ukraine nach westlichem Vorbild zu demokratisieren. Die Amerikaner sind nur aus rein militärischen Gründen dort. Sie wollen die Ukraine in eine Abschussrampe in Richtung Russland verwandeln und die Neonazis sollen das Vorhaben unterstützen und dereinst wie tollwütige Hunde auf Russlsnd losgelassen werden.
Darum müssen die Westmedien schweigen, ansonsten ihr Plan nicht in Erfüllung gehen kann.
Russisches Staatsfernsehen, Kanal 1 – offenbar für den Autor eine absolut zuverlässige Quelle.