Leistungsdruck in Schule und Kindergarten
Zwar hörte man oft hinter vorgehaltener Hand von Eltern und Lehrpersonen, es gebe eine unabsehbare Flut von Tests und neuerdings auch von Checks, die einen Konkurrenzdruck schaffen, der sich nicht nur negativ auf Schülerinnen und Schüler auswirkt, sondern je länger desto mehr auch auf Lehrpersonen und nicht zuletzt auf Eltern. Doch öffentlicher oder politischer Protest war kaum zu hören. Jetzt scheint sich das zu ändern.
Im vergangenen Sommer wehrten sich Lehrerinnen und Lehrer mit Unterstützung von zahlreichen Eltern im Quartierschulhaus Gotthelf gegen die 2013 eingeführten neuen Beurteilungskriterien in den ersten Primarschuljahren und notabene im Kindergarten. Sie stellten den Antrag an das Erziehungsdepartement, in einem Schulexperiment keine Lernberichte mehr abgeben zu müssen. Dieses Ansinnen wurde rundweg abgelehnt. Im Herbst beschlossen die Lehrerinnen und Lehrer, das Experiment trotzdem durchzuführen.
Laut den neuen Beurteilungskriterien sollten zwar keine Noten gesetzt werden, doch in den Lernberichten der ersten drei Primarschuljahre werden die Kinder in vier Kategorien bewertet; sie heissen lapidar «hohe Anforderungen erreicht», «Grundanforderungen gut erreicht», «Grundanforderungen erreicht» bis «Grundanforderungen nicht erreicht». Was – allen Beteuerungen zum Trotz – nichts anderes heisst als die Noten aus längst vergangenen Zeiten. Aufgrund dieser lapidaren Klassifizierung sollen im obligatorischen Elterngespräch Wege gesucht werden, wie Kinder individuell zu fördern seien und was die Eltern dazu beitragen könnten, das wird in einer Vereinbarung festgehalten und beiderseits unterschrieben. Unter diesen Prämissen sind die Rollen bereits verteilt, was einem offenen Dialog zwischen Eltern und Lehrerschaft nicht zuträglich ist. Eltern werden für den Schulerfolg ihrer Kinder mitverantwortlich gemacht, ihre Unterstützung oft umgedeutet in eine aktive Lern- und Aufgabenhilfe, die wiederum den Leistungs- und Konkurrenzdruck fördert sowie den ausserschulischen Alltag belastet. Da erstaunt es nicht, dass Kinder aus dem so genannt bildungsfernen Milieu erneut benachteiligt werden, obwohl man gerade für sie mehr Chancengerechtigkeit versprach.
Völlig abwegig sind jedoch die Beurteilungsberichte, mit denen Kindergartenkinder neuerdings bewertet werden. Es seien lediglich Momentaufnahmen zur Entwicklung des Kindes, heisst die Schutzbehauptung der Erziehungsbehörden. Zu dieser Mogelpackung gehörte auch der Versuch, die Kindergartenjahre in erste Primarschule umzubenennen, was sich allerdings nicht durchsetzen liess. Hierzulande bleibt man bei der Bezeichnung Kindergarten, auch wenn die Teilnahme jetzt überall obligatorisch ist.
Groteske Bewertungskriterien
Nie aber gab es bisher im Kindergarten Zeugnisse oder schriftliche Beurteilungen. Das widerspricht dem Bedürfnis nach Vertrauen und Geborgenheit, das für Kinder in diesem Alter fundamental ist. Und eigentlich widerspricht es auch dem gesunden Menschenverstand. Bekräftigt wird diese Sicht von namhaften Pädagogen, darunter auch vom bekannten Kinderarzt und Buchautor Remo Largo. Er hält von diesen Beurteilungen nichts und findet sie gar schädlich. Umso grotesker mutet der siebenseitige (!) Fragebogen mit standardisierten Beurteilungspunkten an, der von der Lehrperson ausgefüllt und angekreuzt werden muss. Da heisst es etwa hochtrabend: «Kann Frustrationen aushalten», «hat ein angemessenes Nähe-Distanz-Verhalten», «Kann natürliche Phänomene angeleitet erforschen und erklären» oder «kann flexibel zählen». Es sind Dutzende von derartigen Beschreibungen; sie müssen angekreuzt und bewertet werden. Auch hier nach einer Viererskala. Diese Detailbeschreibungen unterstellen sowohl den Lehrpersonen als auch den Eltern, dass sie die Entwicklung eines Kindes nicht eigenständig beschreiben könnten, und sie suggerieren, dass nur Experten wissen, wie sich ein angeblich normales Kind zu entwickeln habe. Auch dieser Lernbericht muss mit einer Zielvereinbarung unterschrieben werden.
Erstaunlich ist die Tatsache, dass bei der Einführung dieser neuen Beurteilungsformen für den Kindergarten und die ersten Schuljahre vorerst keine Proteste laut wurden. Erst ein paar Jahre danach und in Konfrontation mit der Praxis begriffen Eltern und Lehrpersonen die Tragweite: Der Leistungsdruck ist mittlerweile im Kindergarten angekommen, denn die Lehrerinnen wurden sozusagen zu den Bewertungen der Kinder gezwungen und die Eltern aufgefordert, sich damit auseinanderzusetzen. Kein Wunder, dass die obligatorischen Elterngespräche für beide Seiten eher zur Belastung, denn zur Hilfe wurden.
Mit einiger Verspätung manifestiert sich jetzt aber Widerstand, wie die Protestaktion im Gotthelfschulhaus zeigte: Eine kleine Revolte, die augenblicklich zu Gegenreaktionen von ganz oben – sprich der kantonalen Schulleitung und der Erziehungsdirektion – führten. Die rebellierenden Lehrerinnen und Lehrer wurden zurückgepfiffen und mit Sanktionen bedroht. Pikant an dieser Verteidigungsstrategie ist, dass weder der heute zuständige Regierungsrat noch der Leiter Volksschulen des Kantons für die Einführung dieser umstrittenen Lernberichte verantwortlich sind. Das besorgten ihre Vorgänger.
Nachdem die Sache publik wurde (vergl. Tageswoche 42/20.10.17) gab es eine Art Protestkundgebung mit einem von weit über 100 Eltern und Lehrpersonen besuchten Anlass im Kleintheater Teufelhof, zu dem auch der Leiter Volksschulen, Dieter Bauer, eingeladen war und – zumindest verbal – leisere Töne anschlug: Er rechtfertigte, dass Kinder in andern Bereichen – zum Beispiel beim Sport – durchaus Spass am Wettbewerb hätten. Immerhin versprach er, man werde die Kritik ernst nehmen. Abzuwarten bleibt, welche Konsequenzen die Behörden daraus ziehen.
Leistungschecks flächendeckend
Ein weiteres Kampffeld sind mittlerweile die Checks, die ebenfalls neu in der Volksschule Einzug gehalten haben. Sie wurden im Zuge der Harmos-Reformen im eher harzig funktionierenden Bildungsraum Nordwestschweiz eingeführt. Auch hier schritt der Kanton Basel-Stadt entschlossen voran, während die anderen Kantone Aargau, Solothurn und Baselland zögerlich folgten. Die Checks sollten – nach dem Versprechen der Schuldirektionen – zur Standortsbestimmung der Schülerinnen und Schüler dienen sowie zu ihrer individuellen Förderung beitragen; damit würde die Chancengleichheit erhöht. Auch das eine Mogelpackung, denn die Checks wurden unter anderem als Gegenmassnahme gegen die Leistungschecks von einzelnen Lehrbetrieben gedacht, die den Schulabgängern eine derartige Prüfung bei der Lehrstellenbewerbung abverlangen – notabene auf eigene Kosten. Ein derartiger Check kostet ca. 100 Franken und ist von den Lehrstellensuchenden selbst zu bezahlen. Die Checks seien eine nötige Massnahme, so argumentieren Firmenverbände, weil das Schulniveau bedenklich gesunken sei. Solche zweifelhaften Behauptungen sind der Versuch, mehr Einfluss auf die Schule zu gewinnen. Im Zuge der Reformen um Harmos wurden die Checks dann gerade flächendeckend über die ganze obligatorische Schulzeit eingeführt, als probates Mittel zur Standortbestimmung von Schülerinnen und Schülern und ihrem Lehrkörper. Sie werden obligatorisch in das Abschlusszertifikat eingetragen, was der Chancengerechtigkeit nicht zuträglich ist, da sie nur für die einen eine Empfehlung darstellen, die Leistungsschwachen aber weit über die Schulzeit hinaus abgewertet werden. Und es gibt keine Zusicherung, dass Lehrfirmen auf eigene Checks verzichten.
Teuer und fragwürdig
Die Checks sind ebenfalls standardisierte Fragestellungen, die nicht etwa von den kantonalen Schulbehörden erstellt werden oder gar situativ von den zuständigen Lehrpersonen, sondern sie werden von privaten Firmen entwickelt und für teures Geld eingekauft. Gerade diese Tatsache beanstandete auch ein parlamentarischer Vorstoss von Kerstin Wenk (SP), der viele kritische Fragen zu den Checks aufwarf. Die Checks kosten den Kanton jährlich ca. 630‘000 Franken, wenn man die Entwicklungs- und Betriebskosten der externen Firma von jetzt 290‘000 Franken pro Jahr berücksichtigt und die Kosten für die schulinternen Aufwendungen dazu zählt.
Die Checks sollen objektive Resultate bringen, die Vergleiche zwischen den einzelnen Schülern, zwischen den einzelnen Lehrkräften, zwischen den einzelnen Schulen, ja sogar zwischen den Kantonen erlauben.
Ein Topinstrument für Wettbewerb und Rankings jeder Art
Nein, es gehe nicht darum, ein Ranking zu veranstalten, beteuerte der damalige Erziehungsminister Christoph Eymann, sondern um eine interne Optimierung. Die Resultate würden nie öffentlich zugänglich gemacht. Fraglich bleibt, ob diese Transparenz nicht gerichtlich erzwungen werden kann, wenn zum Beispiel Eltern das verlangen, um die Qualität eines Schulstandorts zu beurteilen.
Unter den Lehrerinnen und Lehrern gibt es zunehmend kritische Stimmen. Sie befürchten darüber hinaus mehr Kontrolle: Was passiert, wenn ihre Klasse den «normalen» Durchschnitt nicht erreicht? Werden sie sanktioniert, kommen sie ihrerseits unter Druck? Zudem wird ihre Rolle verändert, sie werden zu Vollzugsbeamten, denn die Checks sind auch mit Aufgabenhilfen verbunden, die so den Schulablauf und den Inhalt beeinflussen. Zudem verursachen sie einen grossen administrativen Aufwand und nehmen viel Raum ein, sodass sich das Lernen immer stärker auf die Checks konzentriert und damit die eigentliche, nicht messbare Bildung vernachlässigt wird.
An der letzten Schulsynode (neu KSBS) haben sich 90 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer mit einer Resolution ans Erziehungsdepartement gewandt und gefordert, die Checks abzuschaffen. Die Antwort des neuen Erziehungsdirektors Conradin Cramer kam ebenso rasch wie jene auf den Protest gegen die Bewertungen in der Primarschule: Es sei undenkbar, die Neuerungen rückgängig zu machen; man sei an interkantonale Verträge gebunden, da die Checks mit den Partnerkantonen gemeinsam eingekauft würden. Doch das letzte Wort ist auch hier noch nicht gesprochen. Der Widerstand geht weiter – sowohl unter der Lehrerschaft als auch auf parlamentarischer Ebene.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Wenn man das so liest und an die kürzlich am Radio gehörte Problematik einer Schule voller Lehrerinnen aber keiner Lehrer (Männer) denkt, stellt sich die Frage; A) Könnte es sein, die Männer pfeifen drauf, sich einem solchen Berufs-Quatsch auszusetzen oder B) die Frauen haben einfach mehr Geduld und Tragfähigkeit, diesen Behörden-Quatsch auszuhalten?
Bei der Staats-Pädagogik der Schweiz ist ein Unterricht, der der Entwicklungsstufe des Kindes gerecht wird, einfach nicht möglich. Es spielt zuviel Politik mit. Bei Schule und Lehrplänen sollten Politiker und die Wirtschaft generell ausgeschlossen werde.
Wozu ein Topinstrument für Wettbewerb und Rankings jeder Art?
„Internetkonzerne und Geheimdienste wollen den determinierten Menschen.“ schrieb EU-Präsident Martin Schulz schon 2014.“ Wenn wir weiter frei sein wollen, müssen wir uns wehren und unsere Politik ändern.“ Das gilt besonders für die Bildungspolitik, die sich von der Fixierung auf Digitaltechnik lösen und sich wieder den Menschen und ihren Lern- und Bildungsprozessen zuwenden muss, damit auch die kommenden Generationen eine humane und demokratische Zukunft haben.» (Gesamt – Stellungnahme auf http://www.bildung-wissen.eu)
„Es kann gut sein, dass der Lehrplan 21 damit der Privatisierung der Schweizer Schulen Vorschub leistet, weil er es internationalen Anbietern ermöglicht diese Dienstleistung zu übernehmen“. Jürg Brühlmann, Leiter der pädagogischen Arbeitsstelle beim LCH, Beobachter vom 20.2.2015
Die D-EDK wollte nicht, dass der Lehrplan 21 wie Harmos scheiterte. Sie schuf für den LP 21 eine «Verwaltungsvereinbarung» als Rechtsgrundlage, die weder den kantonalen Parlamenten noch dem Volk vorgelegt werden musste. Beim LP21 wurden die kantonalen Lehrpläne nicht harmonisiert (!), sondern es wurde mit der OECD «Kompetenzorientierung» (nach Weinert) ein völlig neuer Lehrplan geschaffen, mit dem das bewährte Bildungssystem an die Wand gefahren wird.
Der Artikel führt berechtigterweise die Frage der Messbarkeit ins Feld. Das ist eine wichtige Kritik. Ich teile diese im Bezug auf die P3, P6 und S3-Checks, die in der gesamten Nordwestschweiz durchgeführt werden. Hier werden Schulhäuser miteinander verglichen. Aber auch LehrerInnen sind stolz zu zeigen, wie ihre Klasse abgeschnitten hat.
Die Lernberichte sind für altgediente Pädagogen ein Mühsal, denn sie wissen aus Erfahrung, welche Entwicklungsschritte z.B. ein Kind gegen Ende des Kindergartens machen sollte, um für die Schule bereit zu sein. Jüngere LehrerInnen sind oft dankbar für den relativen Rahmen, den der Lernbericht bietet. Gewisse Unterkategorie sind teils lachhaft und können nicht beantwortet werden, speziell zum Thema Mathematik. Hingegen ist das im Artikel angesprochene Distanz-Nähe-Verhältnis ein Indikator für Vertrautheit eines Kindes im Kindergarten. Das wird nicht bewertet, sondern geschildert. Vier Sterne bedeutet nicht verschmust und umgekehrt. Der Lernbericht ist insofern kein Leistungsvergleich zwischen den SchülerInnen, sondern ein relativ umfangreicher Fragebogen zum Festhalten der individuellen Entwicklung. Er dient älteren LehrerInnen als Gedankenstütze, resp. Notizblatt. Für jüngere ist er durchaus ein Fragebogen von dem sie sich mit der Zeit emanzipieren werden und in die Erfahrung übergehen.
Dass sowas überhaupt möglich ist – besonders die abstrusen Bewertungen im Kindergarten – kommt von der heutigen Illusion einer «wissenschaftlichen» Beurteilung der Psyche und, was noch fragwürdiger ist, von der Illusion, diese Beurteilung sei förderlich für die Entwicklung das Kindes.
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Die Schule ist genauso mit neoliberalistischem Gedankengut durchzogen, wie die westliche Politik oder die Banken. Um wirklich mündige Bürger «zu erziehen» müsste die Schule die Talente und Interessen jeder einzelnen SchülerIn erkennen und fördern (können). Was heute passiert ist das Gegenteil: Man «erzieht» sich Humankapital, welches nur darauf abgerichtet wird, wie und wo es in der Wirtschaft dann «verbraucht» werden kann.
Die Staatsschulen, wie wir sie heute bei uns kennen, sind nichts anderes als eine Skinner Box 2.0 (Internetsuche: Frederic Skinner). Das ist behavioristisch (der Herr Skinner war ein grosser Anhänger des Behaviorismus) und nichts anderes als ein operantes Konditionieren um die gewünschten Verhaltensmuster in die SchülerInnen «einzuschleifen».
Prof. Mausfeld von der Uni Kiel zeigt auf, auch mit historischen Belegen, dass es nie die Absicht war, in den Schulen mündige und selbstständig denkende Bürger (die schwer handzuhaben sind) entstehen zu lassen.
https://hcfricke.com/2017/02/26/prof-mausfeld-ueber-tiefenindoktrination-und-zweck-unseres-schulsystems/
Bertrand Russel, ein britischer Philosoph und Vordenker, sagte einst:
"Ohne ein raffiniertes Täuschungssystem in den Schulen wäre es unmöglich, den Schein der Demokratie zu wahren"
Zum Glück gibt es noch alternative Schulmodelle: Steiner-Schule, Motessori u.a. Ebenso immer mehr Eltern, die ihre Kinder zu Hause unterrichten. Aber leider können sich das nicht alle Eltern leisten, die sich eine kindgemässere Schulung wünschen würden.
Ich beobachte die Entwicklung im staatlichen Schulsystem und deren Unterrichtsmethoden seit vielen Jahren. Immer mehr Kinder leiden unter psychosomatischen Problemen; sogar Depressionen bis Suizide sind keine Seltenheit. (Fragen Sie Remo Largo).
Meine drei erwachsenen Kinder konnten jeweils kaum warten, bis sie wieder in die Schule gehen konnten, wenn sie krank waren. So sollte es doch sein !
Sie hatten auch ganz tolle, engagierte Lehrer in der Rudolf Steiner Schule. Ein Glück. Und ALLE sind erfolgreich und zufrieden in ihren Berufen. Es brauchte KEINE NOTEN, aber einfühlsame Berichte, inwelchen das Kind in seiner Entwicklung beschrieben wurde, aber nicht verglichen oder bewertet.
Ich sorge mich echt um meine Grosskinder. Wie soll das weitergehen ?
Daniela Rütti ( ehemalige Kindergärtnerin…..es war einmal….
https://tageswoche.ch/form/interview/das-kind-ist-doch-keine-knetmasse-remo-largo-zum-basler-schulsystem/
Damit auch die unterste Mittelschicht zu Wort kommt, hier ein Zitat eines Kollegen türkischer Herkunft: «Ihr Schweizer seid nicht normal. Ihr behandelt eure Kinder und eure Alten wie Dreck. Alles was ihr im Kopf habt, ist Geld, Geld, Geld. Ihr werdet zuerst aussterben."
Weil ich den Familiensinn meiner ausländischen Kollegen jeweils mit Respekt und stiller Wehmut betrachte, hatte ich dem nichts beizufügen.
Was möchte man selbst sein? Mensch oder Human Resource? Bitte kreuzen Sie an!
Bitte das Kind nicht mit dem Bad ausschütten! Bei jedem Test und Check stellt sich die Frage, was damit gemacht wird. Der Check S2 ermöglicht den Lehrpersonen eine Rückmeldung auf die Frage, wo ihre Klasse im Vergleich mit anderen Klassen steht und den Schülerinnen und Schülern gibt er eine Rückmeldung in welchem Bereich sie leistungsmässig gerade sind. Mehr nicht. Was soll daran falsch sein? Und die Berichte in der Primarschule – früher genügte es, wenn der Lehrer den Eltern sagte, wie er das Kind einschätze. Heute möchten viele Eltern jedoch eine fundierte Rückmeldung und fragen nach der Grundlage der Einschätzung und der Vergleichbarkeit. Hier kann ein standardisierter Beobachtungsbogen eine gute Grundlage bieten. Falsch wäre es jedoch, wenn man unberücksichtigt liesse, dass Kinder und Jugendliche in einem permanenten Veränderungsprozess stecken und sich entwickeln.
Es mag zutreffen, dass diese Formulare auch hilfreich sein können, vor allem für weniger erfahrene Lehrerinnen und Lehrer.
Sie zur Verfügung zu stellen wäre o.k.
Von den Lehrkräften eine Einstufung aller Kinder gemäss allen Kriterien zu verlangen halte ich jedoch für schädlich. Damit wird die Aufmerksamkeit viel zu stark auf die Bewertung gelegt. Zeit und Energie, die für diesen Papierkrieg aufgewendet werden, fehlen an anderen Orten.
Für Kindergärten böte sich folgende Lösung an: Eine Bewertungsstufe (beispielsweise «Grundanforderungen gut errreicht") wird als Standard definiert. Im Normalfall sind alle Kreuzchen dort. Nur in jenen Fällen, wo wirklich handfeste Indizien für eine andere Einstufung vorliegen, wird das Kreuz an einer anderen Stelle gemacht. Dann könnte man die Elterngespräche wieder so durchführen, wie gute Lehrerinnen und Lehrer es immer schon machten: Man diskutiert das, was wirklich diskussionswürdig ist, und verliert keine Zeit damit, unwesentliche Kreuzchen zu rechtfertigen.
Es wäre wohl auch sinnvoll, die höchste Note überhaupt nicht einzusetzen, sondern besondere Leistungen des Kindes im Gespräch verbal zu würdigen.