End_Islamophobia

Stoppt den Hass! Stoppt die Islamophobie! Demonstration in Minnesota / USA © AWC

So wird heute die Islamophobie propagiert

Christian Müller /  Um die zunehmende Kritik an der Siedlungspolitik Israels zu schwächen, fördern Israel-freundliche Plattformen die Islamophobie.

«Rechtsextremer Antisemitismus bleibt weiterhin in vielen Teilen Europas ein Problem, ebenso wie in den recht kleinen Kreisen der Alt-Right-Bewegung in den USA. Doch linksradikaler und islamisch motivierter Antisemitismus ist das weitaus grössere Problem im heutigen Amerika, vor allem an Universitäten.»

Antisemitismus von Rechtsextremen sozusagen ganz normal, Antisemitismus von Linksextremen aber viel gefährlicher? Was steckt hinter dieser nicht leicht zu verstehenden Differenzierung?

Alan M. Dershowitz, der den oben zitierten Satz auf der Plattform des Gatestone Institute geschrieben hat, kritisiert als emeritierter Harvard-Professor der Rechtswissenschaft und als aktiv politisierender Jude in seinem Artikel nicht etwa Sean Spicer, Trumps Pressesprecher, der vor ein paar Tagen erklärte, nicht einmal Hitler habe Gas eingesetzt, um «seine Leute» umzubringen, im Gegensatz zu Assad, der das mache (infosperber berichtete). Nein, Dershowitz kritisiert die Demokraten, die Spicer jetzt kritisieren und zum Teil sogar dessen Rücktritt fordern. Dershowitz wörtlich: Spicers «Entschuldigung folgte schnell und war aufrichtig. Von Antisemitismus war in seiner historisch falschen Aussage nichts zu spüren und mit einer Entschuldigung hätte die Angelegenheit beendet werden sollen. Stattdessen nahmen seine politischen Gegner den Fauxpas zum Anlass, Stimmung unter den Juden zu machen. Damit machten sie sich der Instrumentalisierung des Holocausts während des Pessach-Festes schuldig.»

Warum diese Kehrtwendung? Warum darf Sean Spicer Hitlers millionenfachen Mord an Juden mit Gas vergessen oder verdrängen oder sich sogar erlauben, davon noch nie etwas gehört zu haben? Warum aber, auf der anderen Seite, ist es eine «Instrumentalisierung des Holocaust», wenn er, Sean Spicer, nun kritisiert wird?

Es geht nicht um Antisemitismus, es geht um die «Islamophobie»

Wer sich die Mühe nimmt, über einige Zeit die Publikationen des Gatestone Institute zu lesen, der weiss, wie das kommt. Gatestone lässt keinen Tag verstreichen, ohne Stimmung gegen die Muslime zu machen. Da kommen so penetrante Islam-Kritiker zu Wort wie der Italiener Giulio Meotti von der Zeitung Il Foglio oder auch Geert Wilders aus Holland. Es geht immer darum, die Muslime schlecht zu machen. Achtung: nicht etwa nur die Islamisten, die Dschihadisten, die muslimischen Fundamentalisten, sondern die Muslime generell!

Deshalb: Rechtspopulisten und Rechtsextreme sind zwar Antisemiten, aber sie hassen immerhin auch die Muslime. Deshalb sind sie halb so schlimm. In den USA aber gibt es mehr und mehr Gruppierungen, die sich klar und deutlich gegen jede Art von Rassismus, also auch gegen die Islamophobie aussprechen – und sogar dafür demonstrieren (siehe Bild oben). Deshalb sind diese «Linksextremisten», wie Dershowitz sie nennt, so gefährlich, viel gefährlicher als Rechtsextreme: Sie engagieren sich gegen die Islamophobie!

Und warum darf man nicht gegen die Islamophobie sein?

Die Erklärung kommt aus Israel

Man schaue sich wieder einmal die Website des BESA Center for Strategic Studies in Tel Aviv an. Dort findet man einen aktuellen Artikel von Max Singer. Im Executive Summary, der Zusammenfassung des Artikels, steht da wörtlich: «We need a new word, ‹Islamophobia-phobia› (IPP), or excessive fear of Islamophobia. The term ‹Islamophobia› was coined to refer to hostility to, or excessive fear of, Islam. Avoiding prejudice against Muslims is a noble cause, but carried too far, the fear of Islamophobia prevents a realistic response to Islamism’s attacks on the West.»

(«Wir brauchen ein neues Wort: ‹Islamophobie-Phobie› oder exzessive Ablehnung der Islamophobie. Das Wort ‹Islamophobie› ist kreiert worden, um die Angst vor dem Islam, die Ablehnung des Islam, zu bezeichnen. Vorurteile gegenüber dem Islam zu vermeiden ist zwar eine noble Haltung, aber führt zu weit weg. Die Ablehnung der Islamophobie verhindert eine realistische Antwort auf die Angriffe des Islamismus auf die westliche Welt.»)

In Kurzform: Es braucht, so Singer, die Islamophobie, die Ablehnung des Islam, weil diese Ablehnung des Islams zur Verteidigung der westlichen Welt notwendig ist. Oder noch klarer: Antisemitismus ist inakzeptabel, Islamophobie aber ist erwünscht.

Religiöse Toleranz, einer der sogenannten Werte der westlichen Welt, sieht allerdings anders aus.



Zum Text von Max Singer stellte die Plattform des BESA Center for Strategic Studies dieses Bild aus den USA. Sie, die gegen die Islamophobie demonstrieren, sind für Israel die Gefährlichen, denn Israel braucht, so Singer, die Islamophobie. (Bild Fibonacci/Flickr)

Gatestone propagiert die Islamophobie

Letztlich geht es, einmal mehr, um Israel. Weil Israel zur Kenntnis nehmen muss, dass seine Siedlungspolitik vor allem in Europa, mehr und mehr aber auch in den USA kritisiert wird, muss als Abwehr Muslim-Hass kreiert werden. Zu diesem Zweck gibt es denn auch eine ganze Reihe von Plattformen mit recht prominenten Kommentatoren. Und viele von ihnen arbeiten eng zusammen. Ein echtes Netzwerk. So gibt es zum Beispiel auch zwischen dem Gatestone Institute und der Schweizer PR-Plattform Audiatur online eine enge Zusammenarbeit. Auf der Audiatur-Plattform erscheinen Artikel der Gatestone-Plattform und auf der deutschen Ausgabe der Gatestone-Plattform steht sehr oft: «Übersetzung Audiatur Online.» Zum Beispiel auch bei dem oben zitierten Artikel von Alan M. Dershowitz. Und viele Übersetzungen von englisch geschriebenen Artikeln, zum Beispiel solchen von Giulio Meotti, stammen vom Schweizer Computerfachmann Daniel Heiniger. Daniel Heiniger schreibt Übersetzungen sowohl für Audiatur online wie auch direkt für das Gatestone Institute. Für die Plattform des Gatestone Institute zum Beispiel am 22. Dezember 2016 einen Artikel des holländischen Rechtsaussen-Politikers Geert Wilders. Daraus nur drei Sätze: «Wir müssen unsere Gesellschaften ent-islamisieren … Doch alles beginnt mit Politikern, die den Mut haben, sich der Wahrheit zu stellen und sie auszusprechen. Immer mehr Bürger sind sich dessen bewusst. Deshalb braut sich in Europa eine politische Revolution zusammen. Patriotische Parteien wachsen rasant. Sie sind Europas einzige Hoffnung für eine bessere Zukunft.»

Daniel Heiniger betreibt auch noch eine zweite persönliche Website, Politisches. Blog-Net.ch. Dort erklärt er, dass die von ihm übersetzten Texte in etwa auch seine eigene Meinung wiedergeben.

Alles in allem ziemlich widerlich. Trotzdem, für unverbesserliche Optimisten vielleicht sogar zum Schmunzeln: Auf der Website des schreibfreudigen Schweizer IT-Spezialisten findet man auch einen Text zum Thema Frieden. Headline: Friede bedingt Liebe. In den von Daniel Heiniger übersetzten Texten für Audiatur online und Gatestone sucht man diese Weisheit allerdings vergeblich …

Instrumentalisierung des Holocausts zu politischen Zwecken

Doch zurück zu Dershowitz. Der emeritierte Harvard-Professor ist hochgeachtet, als Publizist berühmt, allerdings auch umstritten. So etwa stiess sein Vorschlag, bei von Palästinensern verübten Selbstmord-Anschlägen deren Dörfer dem Erdboden gleichzumachen, nicht nur auf Begeisterung. Und auch seine Befürwortung der Folter als Drohung nach 9/11 löste eine hitzige Debatte aus.

Einer von Dershowitz› Lieblings-Feinden ist Norman G. Finkelstein, selber Sohn einer polnisch-jüdischen Familie, die den Holocaust überlebt hat. Bekannt geworden ist Finkelstein wegen seiner Bücher. In diesen wehrt er sich immer wieder gegen die «Instrumentalisierung des Holocaust» – nicht durch die US-Demokraten, wie jetzt von Alan M. Dershowitz beklagt, sondern durch die Juden selber. Titel seines bekanntesten Buches: «Die Holocaust-Industrie.» – In Deutschland ist das Thema heikel. Hier musste Finkelstein im Jahr 2010 aufgrund zahlreicher Proteste auf geplante und bereits angekündigte öffentliche Auftritte verzichten.

Die von Max Singer empfohlene Politik – Islamophobie dient der Verteidigung der westlichen Welt – wird mittlerweile von der israelischen Regierung aggressiv umgesetzt. Wer gegen Islamophobie auftritt, wird ausgegrenzt. Der Nicht-Empfang des deutschen Aussenministers Sigmar Gabriel durch Netanyahu vor zwei Tagen ist das jüngste Beispiel. Mit der Organisation «Breaking the Silence» zu reden, nach europäischen Wertmassstäben schon fast ein Muss, hat nicht mehr Platz.

* * * * * * * * *

Nachtrag vom 28.4.2017:

Heute morgen hat sich die Redaktion von Audiatur-online bei mir per Email gemeldet. Meine «Behauptung», so die Redaktion, «dass Audiatur-Online mit dem Gatestone-Institute ‹zusammenarbeite’», sei «falsch. Audiatur-Online übernimmt lediglich gewisse Texte von Gatestone-Institute und übersetzt diese in Eigenregie.»

Fakt ist: Ein Klick auf die Suchfunktion der Website Audiatur-online zeigt, dass seit April 2012 nicht weniger als 275 (!) Artikel von Gatestone übernommen wurden. Gibt man im Suchfeld der Website des Gatestone Institute umgekehrt «Audiatur Online» ein, meldet das System 71 Beiträge, die von Audiatur-online ins Deutsche übersetzt wurden.

Keine Zusammenarbeit?

Auf der Website des Gatestone Institute erscheinen viele Artikel nicht nur in englischer, sondern auch in deutscher Sprache. Dann steht, wer das übersetzt hat, wie hier sichtbar. Oft steht da: Übersetzung: Audiatur Online. Eine «Zusammenarbeit» ist das nach Ansicht der Redaktion von Audiatur-online aber nicht.

Ausserdem schreibt die Redaktion von Audiatur-online, Daniel Heiniger habe «noch nie Texte für Audiatur-Online übersetzt.» In den beiden auf der Website zu sehenden Fällen habe «Herr Heiniger nicht für Audiatur-Online, sondern für die jeweiligen Autoren der Texte» übersetzt.

Die Redaktion von Audiatur-online bittet mich, meine «Falschmeldungen» auf Infosperber zu berichtigen. Diesem Wunsch sei hiermit Folge geleistet.

Christian Müller

PS: Bei dieser Gelegenheit bitte ich den Stiftungsrat der Audiatur Stiftung, insbesondere den ehemaligen Grenchner Stadtpräsidenten und ehemaligen Nationalrat Boris Banga und meine ehemalige Kollegin im Haus Ringier Beatrice Tschanz, sich einmal die Quelle von 275 Artikeln auf Audiatur-online, das Gatestone Institute, genauer unter die Lupe und dabei zur Kenntnis zu nehmen, welchen Geist diese Plattform täglich verbreitet. Geert Wilders, einer der Gatestone-Autoren – «Europas einzige Hoffnung für eine bessere Zukunft» – lässt grüssen.
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14 Meinungen

  • am 27.04.2017 um 10:38 Uhr
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    Wer instrumentalisiert die Vorgänge wärend des zweiten Weltkrieges um sich Vorteile erhalten zu können und wer ist dazu Weltweit in einer dafür einzigartigen Position diese Deutungshoheit mit Unterstützung von Medien immer wieder zu verkünden?

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 27.04.2017 um 12:01 Uhr
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    Ich wurde eben in einer Diskussionsgruppe einer renomierten US-Diplomatenschule belehrt, dass Israel das einzige nicht-rassistische, bzw. anti-Apartheit-Land im Mittleren Osten sei.

    Etwas erstaunlich, wenn man die «bantustans» in den besetzten Gebieten Cis-Jordaniens betrachtet. Die Neuinterpretationen der Geschichte betreffen offensichtlich nicht nur traditionelle «Revisionisten» und andere Holocaust-Leugner.

    Aber «Fake-News» hat offenbar Hochkultur. Schade nur, dass solche Leute schliesslich glauben, was sie immer wieder sagen…

  • am 27.04.2017 um 16:05 Uhr
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    Das Wort „Islamophobie“ halte ich insofern für unpassend, als es sich bei dieser Erscheinung meist nicht um eine Phobie, eine Angststörung, im psychologischen Sinne handelt, sondern um eine häufig aggressive Abneigung. Das Wort „Islamophobie“ verharmlost das Problem. Die meisten „Islamophoben“ möchten dem Islam nicht in einer Angstreaktion ausweichen, sondern fordern, daß er aktiv bekämpft wird oder erklären sogar ihre Bereitschaft dazu, das zu tun: den Koran verbieten, den „politischen“ Islam verbieten, „die Muslime dahin zurückschicken, woher sie gekommen sind“, oder sogar ausrotten usw. Ich spreche daher lieber von „Islamfeindlichkeit“, so wie ich auch nicht den unpassenden Ausdruck „Antisemitismus“ verwende, sondern „Judenfeindlichkeit“.

  • am 27.04.2017 um 22:42 Uhr
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    Ich bin mittelmässig begeistert von diesem Artikel. Klar, die zitierten Islamfeinde von rechtsaussen sind keine angenehmen Zeitgenossen. Wussten wir das vorher noch nicht?

    Lässt sich daraus ableiten, dass auf der anderen Seite alles nur Waisenknaben am Werke sind?

    Die Israelische Siedlungspolitik ist völlig daneben, da bin ich mit Christian Müller ganz einer Meinung. Dass die Motive der Gegenseite deshalb alle gut und edel seien, ist aber ein ganz abenteuerlicher Fehlschluss. Wer, wie zum Beispiel die Hamas, Israel von der Landkarte ausradieren will, muss sich nicht wundern, wenn er von Israel als Feind eingestuft wird.

    Es gibt hier im sicheren Westeuropa schon Leute, die ein sehr unkritisches Verhältnis zu palästinensischen Organisationen wie der Hamas pflegen. Und Leute, die dies bemängeln, werden gerne mit der Islamophobie-Keule bearbeitet. Das wäre auch einen Gedanken wert, wird im Artikel aber leider überhaupt nicht angeschnitten.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 28.04.2017 um 14:09 Uhr
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    Im 19. Jahrhundert gab es die Katholophobie, mit dem Feindbild Jesuiten, welche aber in der Schweiz in einiger Hinsicht durchaus der Beförderung des gesellschaftlichen und politischen Fortschrittes dienen sollte. Selbstverständlich war die Praxis brutaler, z.B. bei der Klosteraufhebung, hier vertrieb man 1841 im Aargau bei 12 Grad minus scharenweise Einheimische. Von Wiedergutmachung war nie die Rede.

  • am 28.04.2017 um 18:05 Uhr
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    Soweit mir bekannt, hat die Hamas nicht mehr das Ziel, „Israel von der Landkarte ausradieren“ zu wollen, sondern als Pragmatiker würden sie sich mit einem Palästina in den Grenzen von 1967 zufrieden geben, auch wenn sie das in ihrer Charta noch nicht geändert haben.
    Es ist erstaunlich, daß die falsche Übersetzung eines Ausschnitts aus einer Rede des früheren iranischen Präsidenten Ahmadinedschad, wonach er angeblich dazu aufrief, „Israel von der Landkarte zu tilgen“, bis heute, lange nach ihrer Aufdeckung, von einigen Medien immer noch papageienhaft nachgeplappert wird.
    Selbst die extremsten palästinensischen Organisationen gestehen den Juden, die vor 1918 in Palästina lebten, und deren direkten Nachkommen, ein Existenzrecht in Palästina zu.
    Viele Leute meinen, man müsse die Hamas beseitigen, damit auch in Gaza wieder die PLO-geführte „gemäßigte“ Selbstverwaltung von Mahmud Abbas und seiner Clique herrschen solle. Es sollte bekannt sein, daß Mahmud Abbas und seine Leute in der bisher einzigen freien demokratischen Wahl im Jahre 2006 zugunsten der Hamas abgewählt wurden, und daß sie für ihre Korruption und als Handlanger der israelischen Besatzer bekannt sind und jegliche Proteste gegen sich brutal unterdrücken. Die Hamas konnte damals in Gaza einen Putschversuch gerade noch rechtzeitig niederschlagen. Bei einer Beseitigung der Hamas in Gaza käme nicht mehr die PLO-Clique, sondern es kämen noch weitaus extremere Leute, die niederzuhalten der Hamas gerade noch gelingt.

  • am 28.04.2017 um 18:29 Uhr
    Permalink

    @ Frank Bubenheim:
    "Die Hamas hat u.a. das Ziel, den Staat Israel mit militärischen Mitteln zu beseitigen und einen islamischen Staat zu errichten."
    Zitat aus dem Wikipedia-Artikel zur Hamas.
    Dieses Ziel ist, ebenfalls gemäss diesem Artikel, in der Grundungscharta der Hamas explizit festgehalten.

    Haben Sie irgendwelche Belege für ihre gegenteilige Behauptung?

  • am 29.04.2017 um 10:58 Uhr
    Permalink

    Das New America Institute veröffentlicht regelmässig Studien über die US-Islamophobie-Industrie

    SITE: https://www.americanprogress.org/issues/religion/reports/2015/02/11/106394/fear-inc-2-0/
    PDF : https://cdn.americanprogress.org/wp-content/uploads/2015/02/FearInc-report2.11.pdf

    Das David Horowitz Freedom Center und andere 7 Top-Spender haben 2001-2012 zusammen $56,900,440 für muslimfeindliche Zwecke ausgegeben (Tabelle TABLE A1 The top eight funders of Islamophobia)

    MfG
    Werner T. Meyer

  • am 2.05.2017 um 18:05 Uhr
    Permalink

    Ist doch alles ganz einfach: Wenn ein Jude Israel kritisiert, dann ist er ein Selbsthasser. Wenn ein anderer das tut, ist er ein Antisemit. Man kann von der Hamas halten, was man will, aber sie ist genauso ein Produkt des Zionismus wie die PLO. Ohne Landraub und Vertreibung der Palästinenser durch die Israeli, gäbe es diese Widerstandsorganisationen nicht. Die Israelis sind schizophren: Sie sehnen sich nach Frieden und tun alles, um ihn zu verhindern!

  • am 3.05.2017 um 11:09 Uhr
    Permalink

    @Paul Jud
    Es ist alles nicht ganz so einfach. Vor der Gründung von Israel war dort bekanntlich kein freier palästinensischer Staat. Das Gebiet war unter englischer Herrschaft, noch früher unter türkischer.
    Ob 70 Jahren nach einen Landraub die Forderung nach Rückgabe noch legitim ist, möchte ich gar nicht moralisch beurteilen. Sie ist einfach ein bombensicheres Rezept für ewige Konflikte. Stellen sie sich einmal vor, in Osteuropa würden alle Volksgruppen, die nach dem zweiten Weltkrieg vertrieben wurden, mit gewalttätigen Mitteln die Rückkehr in ihr angestammtes Land betreiben.
    Wenn man Forderungen aufgrund von Vertreibungen vor 70 Jahren gutheisst: Wer sagt dann, dass solche, die 100 oder 150 Jahre zurückreichen, ungültig sind? Was tun, wenn sich die 70- und die 100-jährigen Forderungen widersprechen?
    Ihr Schlusssatz trifft wohl schon zu, allerdings nicht nur für die Israelis, sondern auch für die Palästinenser: Sie sehnen sich nach Frieden und tun alles, um ihn zu verhindern!

  • am 3.05.2017 um 17:23 Uhr
    Permalink

    Ginge es nur um das Palästina der fruchtbaren Küstenebene mit seinen Städten, dann könnte man vielleicht sagen: Nun ja, die Palästinenser sind von dort vertrieben worden und müssen sich mit dem weniger fruchtbaren Bergland zufriedengeben und damit als Minderheit in einigen Städten wie Haifa und Akka oder als Mehrheit im sog. Dreieck mit Städten wie Nazareth unter israelischer Herrschaft leben.
    Die religiös-nationalen Zionisten bestehen auf dem gesamten biblischen Palästina und darauf, daß dieses weitestgehend ohne nichtjüdische Bevölkerung sein soll, während die Muslime auf der Aqsa-Moschee in Ostjerusalem bestehen, die ihnen jüdische Extremisten wegnehmen und niederreißen wollen, um dort ihren antiken Tempel wiederzuerrichten.
    Solange die religiös-nationalen Zionisten die Oberhand haben, wie derzeit, ist ein Friedensprozeß jedoch unmöglich. Anstatt die Resolutionen der UNO zu erfüllen, hat Israel auf den 1967 besetzten Gebieten eine Siedlung nach der anderen errichtet, die nach dem Völkerrecht alle illegal sind. Ohne Beseitigung eines Großteils dieser Siedlungen ist die Errichtung eines lebensfähigen Palästinenserstaates heute gar nicht mehr möglich. Palästinenser in anderen arabischen Staaten, wie in den Flüchtlingslagern im Libanon, nehmen nicht deren Staatsangehörigkeiten an, um nicht ihr ihnen völkerrechtlich zustehendes Rückkehrrecht zu verlieren.
    Insofern ist die Situation nur schwer mit derjenigen z. B. der aus den Ostgebieten vertriebenen Deutschen vergleichbar.

  • am 4.05.2017 um 09:53 Uhr
    Permalink

    @Frank Bubenheim
    In Osteuropa wurden nicht nur Deutsche vertrieben.
    Polen wurde zu Beginn des Zweiten Weltkrieges von Deutschland und der Sowjetunion gleichzeitig überfallen (siehe auch Hitler-Stalin-Pakt, geheimes Zusatzprotokoll). Die an die Sowjetunion verlorenen Gebiete hat es nicht zurückerhalten. Eine polnische Forderung, diese Gebiete wieder zu erhalten, wäre in einem gewissen Sinne ziemlich legitim. Aber ein Friede wäre ausgeschlossen, wenn man mit Forderungen dieser Art zu operieren beginnen würde.

    Es geht mir nicht um einen direkten Vergleich des nahen Ostens mit Osteuropa. Es geht um die Veranschaulichung eines Prinzips. Wenn man jahrzehntealte territoriale Veränderungen wieder rückgängig machen will, wird Frieden sehr schwierig.

  • am 4.05.2017 um 16:59 Uhr
    Permalink

    @ Daniel Heierli
    Es macht einen Unterschied, ob sich jemand mit seiner Vertreibung, bzw. derjenigen seiner Vorfahren, abfindet oder nicht. Die meisten Palästinenser würden sich wohl mit einem palästinensischen Staat in den Grenzen von 1967 abfinden. Sie bestehen jedoch selbst in den folgenden Generationen auf einem Rückkehrrecht in die 1948 verlorenen Gebiete, auch wenn sie in der Realität wohl kaum in die Heimat ihrer Vorfahren zurückkehren würden, wenn sie dort inmitten einer ihnen kulturell und sprachlich fremden jüdischen Umgebung leben müßten, von der sie diskriminiert und angefeindet werden.
    Ein wesentlicher Unterschied zur Vertreibung von Menschen unterschiedlicher Volkszugehörigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg besteht darin, daß die israelische Landnahme bis heute unvermindert – ja sogar verstärkt – weitergeht, bis die Errichtung eines unabhängigen Palästinenserstaates auf den winzigen verbliebenen, voneinander isolierten Gebietsstücken nicht mehr möglich ist.
    Israel hat alle von der UNO ergangenen Resolutionen zum Rückzug aus den 1967 besetzten Gebieten und den Golanhöhen und zum Siedlungsstopp nicht erfüllt, und die „Weltgemeinschaft“, bzw. UNO, hat nichts unternommen, es dazu zu zwingen, diese zu erfüllen, wie sie bspw. in anderen Fällen von Verweigerung mit Wirtschaftssanktionen oder gar militärischen Eingriffen reagiert. Diese Ungerechtigkeit ist es, die einen Frieden verhindert.

  • am 5.05.2017 um 11:17 Uhr
    Permalink

    Sie beschreiben eigentlich korrekt, dass beide Konfliktparteien wesentliche Schuld am heutigen Teufelskreis tragen.

    Dieser Teufelskreis wird durch verschiedene Faktoren verstärkt. So nützen zum Beispiel die Scharfmacher beider Seiten innenpolitisch den Scharfmachern der jeweils anderen Seite. Nach einem Auftritt eines Hamas-Aktivisten der radikalen Sorte wird es für einen Israelischen Politiker schwierig, für Verhandlungen und mit den Palästinensern einzustehen. Nach einer neuerlichen Siedlungserrichtung wird es für einen palästinensischen Politker schwierig, sich für eine Anerkennung Israels auszusprechen.

    Das Durchbrechen dieses Teufelskreises wird auch erschwert, wenn Aussenstehende unreflektiert Partei für eine Konfliktpartei ergreifen. Denn dadurch wird diese ja in ihrer Haltung, nur die andere Seite sei schuld, bestärkt. Die Bereitschaft zu Konzessionen wird entsprechend geschwächt. Genau diese Bereitschaft wäre aber auf beiden Seiten nötig, um dem Frieden eine Chance zu geben.

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