Unabhängige Informationen lassen sich verkaufen
Die Test-Zeitschriften der unabhängigen deutschen «Stiftung Warentest» (Stiwa) sind frei von Inseraten und finanzieren sich mit Einnahmen der Abonnentinnen und Abonnenten. Soeben meldet die Stiwa einen «Rekordumsatz» mit ihren Online-Angeboten. Mit kostenpflichtigen Online-Abonnementen sowie den kostenpflichtigen Online-Abrufen von Testresultaten (für Nicht-Abonnenten) erzielte die Stiwa im Jahr 2016 einen Umsatz von 4,36 Millionen Euro. Das sind zehn Prozent mehr als ein Jahr zuvor und entspricht über zehn Prozent des Gesamtumsatzes.
Das «Test»- und das «Finanztest»-Magazin sind die beiden wichtigsten Publikationen der deutschen «Stiftung Warentest» (Bild Stiwa).
Die Auflagen der grossen gedruckten Zeitschriften «Test» (über 400’000 Exemplare) und «Finanztest» (über 200’000 Exemplare) gehen zwar kontinuierlich leicht zurück, doch waren die verbleibenden Abonnentinnen und Abonnenten bereit, einen höheren Preis zu zahlen. Deshalb konnte die Stiwa die Abo-Einnahmen der Printprodukte konstant halten.
Die Online-Besuche nahmen wie die Online-Einnahmen zu
Die Zahl der Online-Besuche lag mit 72,8 Millionen um 10 Prozent über dem Vorjahr, teilt die Stiwa mit. Um Kunden trotz der schnellen Modellwechsel, zum Beispiel bei Produkten wie Smartphones, Fernsehern oder Autokindersitzen, aktuelle Testergebnisse bieten zu können, ergänzt die «Stiftung Warentest» die Datenbanken kontinuerlich. Die aktualisierten Datenbanken sind im sogenannten Produktfinder zu finden. Inzwischen gibt es 31 Produktfinder mit Ergebnissen zu 943 Fernsehern, 171 Tablets oder 400 Kameras, aber auch zu den besten aktuellen Zinskonditionen und Bewertungen für 3890 aktiv gemanagte Fonds und ETF aus 39 Fondsgruppen. «Mit den Produktfindern bieten wir in fast allen relevanten Produktkategorien zu jeder Zeit aktuelle Testergebnisse. Mit oft nur drei Klicks finden die Nutzer von test.de darin das für sie persönlich am besten geeignete Produkt», erklärt Andreas Gebauer, Chefredakteur von test.de. Am meisten konsultiert werden übrigens seit Jahren Testresultate von Matratzen.
Die Publikationen der Stiwa gehörten zu den ersten Zeitschriften, die ihre Inhalte kostenpflichtig ins Netz stellten. «Die Strategie, von Anfang an auf kostenpflichtige Abrufe zu setzen, hat sich ausgezahlt», sagt Hubertus Primus, Vorstand der «Stiftung Warentest».
Stiftungskapital statt Subventionen
In den letzten Jahren erhielt die Stiwa vom Staat jährlich 5 Millionen Euro Subventionen als Ausgleich dafür, dass keine Inserate platziert werden. Diese Subventionen machen lediglich rund zehn Prozent des Stiwa-Budgets aus.
Jetzt erhöht der Staat das anfänglich fehlende Stiftungskapital um 100 Millionen auf 180 Millionen Euro. Im Gegenzug werden die jährlich 5 Millionen Subventionen in Zukunft wegfallen. Für Bundesverbraucherschutzminister Heiko Maas (SPD) und Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) ist das Aufstocken des Stiftungskapitals und der Verzicht auf Subventionen ein wichtiger Schritt, «mit dem die Unabhängigkeit der Stiftung gesichert wird».
Zum Vergleich: In der Schweiz erhielt die «Stiftung für Konsumentenschutz» SKS im Jahr 2015 Subventionen von 261’000 Franken. Es gab nie einen Beitrag der öffentlichen Hand an das Stiftungskapital. Das «Konsumentenforum» lässt sich im Gegensatz zur SKS für ihre Aktivitäten auch von der Wirtschaft bezahlen.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine