SBBGottthardBasistunnel

Neat-Basistunnel bringt kürzere Reisezeiten ins Tessin und nach Italien © sbb

Bahnfahrt in den Süden wird schneller, aber…

Hanspeter Guggenbühl /  Wer mit der Bahn ins Tessin reist, ist künftig schneller am Ziel. Wer sein Velo mitnimmt, zahlt den höchsten Tarifaufschlag.

Am 11. Dezember wechseln die Bahnen ihren Fahrplan. Die wichtigsten Änderungen bringt der neue Gotthard-Basistunnel, dessen Bau 12 Milliarden Franken verschlungen hat. Darüber informierten die SBB gestern in Zürich.

Gleich viele Züge durch den Gotthard

Trotz zusätzlichem Tunnel bleibt die Zahl der Personenzüge durch den Gotthard (Basis- plus Bergstrecke) unverändert, das heisst: An Werktagen brausen je 24 Züge (EC, IC und ICN) pro Richtung durch den Basistunnel, nämlich jene Züge, die bisher auf der Bergstrecke ohne Halt zwischen Arth Goldau und Bellinzona verkehrten.

Dazu kommt weiterhin je ein Zug pro Stunde auf der Bergstrecke mit Halt an mehreren Stationen. Neu aber müssen die Reisenden auf der Bergstrecke in Erstfeld in den Regionalzug Tilo (Tessin-Lombardei) umsteigen. Dieser Zug, der heute als S10 zwischen Milano/Chiasso und Biasca verkehrt, wird damit von Süden her bis Erstfeld verlängert. Einzig an Wochenenden gibt es einige zusätzliche Züge.

Kürzere Reisezeiten dank Basistunnel

Der neue Fahrplan durch den Basistunnel bringt jedoch beträchtliche Reisezeit-Verkürzungen und eine Umverteilung der direkten Verbindungen. Hier die wichtigsten Änderungen:

  • Für Reisende aus dem Raum Zürich verkürzt sich die Bahnfahrt nach Lugano gegenüber heute um 33 Minuten, die Fahrt nach Milano Centrale um 37 Minuten. Zudem profitieren Reisende ab Zürich von mehr direkten Zügen nach Lugano und Milano.
  • Für Reisende ab Basel und Luzern verkürzt sich die Fahrt nach Lugano um 37, jene von Luzern nach Milano um 38 bis 47 Minuten. Gleichzeitig verlieren Luzernerinnen und Basler einige der (langsameren) Direktverbindungen in den Süden; sie müssen also in Arth Goldau öfter in die IC- und EC-Züge aus Zürich umsteigen. Trotz diesem Zeitgewinn haben Behörden in der Zentralschweiz lauthals gegen die Reduktion der Direktverbindungen protestiert. Doch für die Verschiebung der Direktverbindungen spricht die Nachfrage. Denn ab HB Zürich reisen doppelt so viele Fahrgäste durch den Gotthard in den Süden als ab Basel und Luzern zusammen.
  • Für Leute aus Basel, die nach Mailand reisen, bleibt die Route über Bern-Lötschberg-Simplon weiterhin die schnellere (4.06 Stunden) als via Luzern durch den Gotthard (4.28 Stunden)

Vor- und Nachteile fürs Velo

Für Passagiere, die ihr Velo ins Tessin oder nach Italien mitnehmen, war das Angebot auf der Gotthardlinie schon immer prekär. Mit der neuen Basislinie und der Vielfalt an Zugsmodellen gibt es für sie folgende Verbesserungen und Verschlechterungen:

  • Die Velomitnahme durch den Gotthard-Basistunnel erfordert im Sommerhalbjahr (21. März bis 21. Oktober) in allen Zügen eine Platzreservation; bisher galt diese Reservationspflicht nur in EC- und ICN-Zügen.
  • Pro Fahrtrichtung und Tag verkehren 6 italienische und 3 Schweizer EC-Züge der Marke ETR 610 durch den Basistunnel nach Mailand. Die italienischen ETR 610 nehmen gar keine Velos mit. In den drei Schweizer Zügen gibt es je nach Komposition nur 2 oder 4 Veloplätze. Bei grösserem Andrang nimmt weiterhin nur der Regionalzug S10 Velos von Lugano Richtung Milano mit.
  • In den ICN-Zügen nach Lugano gibt es wie bisher je nach Komposition 6 oder 12 Veloplätze.
  • In normalen IC-Zügen stehen 30 bis 38 Veloplätze zur Verfügung. Weil solche Züge künftig häufiger eingesetzt werden als ICN-Kompositionen, stellt das eine Ausweitung des Angebots dar.
  • In den Tilo-Zügen, die über die Bergstrecke von Erstfeld bis Chiasso, teilweise bis Mailand verkehren, stehen 12 Veloplätze zur Verfügung. In Panorama-Zügen, die an Wochenenden über die Bergstrecke fahren, gibt es 9, in einem Zug 36 Veloplätze.

Tarifaufschläge trifft Velo am stärksten

Wie schon früher angekündigt, erhöhen die Bahnen ab 11. Dezember ihre Tarife. Das Generalabonnement (GA) schlägt um 5,5 (1. Klasse) und 5,6 Prozent (2. Klasse) auf. Einzelfahrten verteuern sich im Schnitt um 2,5 Prozent, auf der Gotthardroute etwas mehr. Der Preis fürs Halbtax-Abo bleibt gleich.

Am stärksten, nämlich um 8,3 bis 11.1 Prozent, schlagen die Velobillets auf. Wer ein GA oder Halbtax-Abo besitzt, zahlt für die Velomitnahme (Tageskarte) künftig 13 statt 12 Franken, ohne Halbtax und GA 20 statt 18 Franken. Das GA für die Velomitnahme («Velopass») kostet künftig 240 statt 220 Franken, also 9,1 Prozent mehr. Die häufigere Reservationspflicht verteuert die Velomitnahme zusätzlich.


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