Arena_Thierry_CarrelKopie

Thierry Carrel: «Gute Ärzte und gute Spitäler werden nicht belohnt» © srf

Brisante Aussagen blieben ohne Antworten

Urs P. Gasche /  Zu den steigenden Gesundheitskosten gab es in einer kürzlichen «Arena» klare Voten, die leider verpufften.

Mit der Schlagzeile «Wieder ein Prämienschock» begann die SRF-Arena vom 7. Oktober. Doch im Laufe der Sendung hüpften die Teilnehmenden hin und her, von den prämienrelevanten Kosten der Grundversicherung zu freiwilligen Zusatzversicherungen bis zu sämtlichen Ausgaben für die Gesundheit, inklusive Pflaster , Rasierwasser und Hautcrèmen («10 Prozent aller Ausgaben in der Schweiz»).
Auch über die Gründe der steigenden Prämien (der obligatorischen Grundversicherung) und was dagegen zu tun wäre, verschoben sich Fragen und Antworten von unnötigen Behandlungen, ineffizienten teuren Robotern über höhere Selbstzahlungen für Raucher, Trinker oder Fettleibige zu Rationierungen im Alter bis zu unnötigen Besuchen der Notfallstationen von Spitälern etc.
Aus diesen Gründen blieben einige brisante Aussagen unbeantwortet. Es lohnt sich, einige davon hier zu zitieren und schriftlich festzuhalten:
Professor Tilman Slembeck:
«Zwanzig Prozent der Leistungen sind überflüssig.»
«Wir haben haben hohe Kapazitäten an Ärzten und Spitälern, die ausgelastet werden müssen.»
«Heute gibt es unter den Spitälern einen Investitions- und Ausstattungswettbewerb, aber keinen Wettbewerb um die beste Qualität.»

Herzchirurg Thierry Carrel vom Inselspital Bern:
«Gewisse Mediziner machen etwas lockere Diagnosen, um gewisse Eingriffe vorzunehmen.»
«Auf Druck von Patienten oder Hausärzten macht ein Chirurg mehr als vernünftig wäre.»
«Spezialisten, die schlecht sind oder unnötige Leistungen verordnen, müssten sanktioniert werden.»
«Das Mortalitätsrisiko kann von Spital zu Spital im Verhältnis 1:6 unterschiedlich sein, aber Konsequenzen hat dies nicht. Diese Zahlen finden die Patienten im Internet nur sehr schwer.»
«Gute Ärzte und gute Spitäler werden nicht belohnt. Qualität wird nicht belohnt.»

Santésuisse-Präsident Heinz Brand:
«Wir müssen für sehr gute medizinische Leistungen gleich viel zahlen wie für Pfusch.»
——-
Alles Aussagen, über welche die Zuschauenden gerne mehr erfahren hätten.

Weiterführende Informationen


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

Zum Infosperber-Dossier:

Bildschirmfoto20120125um10_27_01

Gesundheitskosten

Jeden achten Franken geben wir für Gesundheit aus – mit Steuern und Prämien. Der Nutzen ist häufig zweifelhaft.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

Eine Meinung zu

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 20.10.2016 um 20:44 Uhr
    Permalink

    Diese Aussagen von qualifizierten Akteuren des CH-Gesundheitswesens sollten auch politisch verantwortliche zur vertieften Analyse aufmuntern.

    Die Institutionalisierung vergangener Praktiken macht die Tarifsysteme nicht effizienter. Alle politisch verantwortlichen sollten sich über das gegebene «Anreizsystem» entsprechend Gedanken machen.

    Lösungen liegen nicht immer auf der Hand, aber zumindest sollte versucht werden, in «kleinen Schritten» dem Optimum etwas näher zu kommen.

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...